Wesley So schlägt Magnus Carlsen

von André Schulz
01.12.2020 – Auch am zweiten Finaltag des Skilling Opens endete das Match zwischen Magnus Carlsen und Wesley So mit einem 2:2. Den folgenden Stichkampf gewann dann Wesley So - und damit auch das Turnier. | Foto: Niki Riga

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Am Montag saßen sich die beiden Finalisten des Skilling Opens zum zweiten Mal nicht wirklich gegenüber, denn Magnus Carlsen spielte das Online-Turnier vermutlich aus der Nähe von Oslo und Wesley So aus den USA - aber virtuell auf ihren Monitoren.

Am ersten Tag gab es es keinen Sieger. Viermal gewann Weiß, Magnus Carlsen und Wesley So im Wechsel, in kämpferischen Partien, die zum Teil durch grobe Fehler entschieden wurden. Die Zuschauer sind bei den Online-Schnellschachturnieren das hohe Niveau gewohnt, das die Spitzenspieler auch bei diesen kurzen Bedenkzeiten abliefern, und so sind sie überrascht, wenn auch hier dann einmal solche Fehler passieren.

Für Magnus Carlsen ist der 30. November ein besonderer Tag, denn es ist sein Geburtstag. Diesmal feierte der Norweger, geboren 1990, seinen 30. Geburtstag. Damit ist er immer noch jung, gehört aber durch seine lange Präsenz im Turnierschach trotzdem schon zu den Veteranen der Szene.

Und er hat das Schach in den letzten 15 Jahren geprägt wie kein Zweiter. Mit 17 Jahren erreichte Magnus Carlsen die Weltspitze, mit 20 Jahren wurde er Weltranglistenerster und mit 22 Jahren Weltmeister. Seit zehn Jahren dominiert er das Spitzenschach, hat Schach in seinem Heimatland zum Volkssport gemacht und es außerdem mit seinen Erfolgen und seiner Präsenz auch gegenüber anderen Sportarten marktfähig gemacht. Um ihn herum gibt es nun die Play Magnus Group und die Campions Chess Tour mit ihm als Aushängeschild wird live von Eurosport in über 50 Ländern gezeigt.

Doch am Brett muss der Erfolg jedes Mal neu erkämpft werden. Und auf der anderen Seite sitzt immer jemand, der das verhindern will.

Nachdem am ersten Finaltag des Skilling Opens nur Weiß gewonnen hatte, gab es diesmal zwei erkämpfte Schwarzsiege. Als erster punktete Carlsen.

 

16.c4 dxc4 17.Dxc4 Sxd4! [Etwas Taktik.]

18.Dxd4 [18.Sxd4? Sxe5 kostet zwei Bauern: 19.Db3 (19.Dc3 Lb4) 19...Dxb3 20.Sxb3 Sxd3 21.Sxd3 Lxd3]

18...Dxb3 19.Lxg6 fxg6 20.De4 0–0 [Die maschinelle Lösung ist 20...Kf7!? 21.Df4+ Kg8 mit schwarzem Vorteil.]

21.Lxh6 Tf5 [Nicht 21...gxh6? 22.Dxg6+ Kh8 23.Dxh6+ Kg8 24.Tc1 gefolgt von 24...-- 25.Tc3 und Schwarz wird Matt.]

22.Le3 Dd5 23.Dxd5 [23.Dc2!?=]

23...exd5 24.f4

 

24... g5 25.e6 [25.g4!? Tff8 (25...gxf4 26.gxf5 fxe3 27.Sd3 ist hier nicht so effektiv für Schwarz.) 26.Sd3 gxf4 27.Lxf4 mit schwarzem Vorteil.]

25...Sc5

 

26.g4 gxf4! [26...Tff8?! 27.f5=]

27.gxf5 fxe3 [Mit einem mächtigen schwarzen Freibauernpaar im Zentrum. Die Partie ist nun entschieden.]

28.Tf4 Lf6 29.Sc2 e2 30.Tf2 d4 31.Txe2 d3 32.Td2 dxc2 33.Txc2 Td8 34.Te1 [34.Txc5? Ld4+]

34...Sxa4 35.Ta1 Sxb2 36.Txa5 Sd3 37.Kh2 Sb4 38.Tc1 Sd5 39.Ta7 Tb8 40.Kg3 Se7 41.Kg4 b5 42.Td1 b4 43.Tad7 b3 44.Td8+ Txd8 45.Txd8+ Kh7 46.Tb8 b2 47.Kf4 Sd5+ 0–1

 

Würde sich der Weltmeister also an seinem Geburtstag selber ein schönes Geschenk machen können? Wesley So hatte etwas dagegen.

 

 

Schwarz ist mit einem Mehrbauern aus der Eröffnung gekommen und verwandelt seinen Vorteil in der Folge souverän in einen Punkt.]

28.Ld2 Sfd5 29.a3 Sd3 30.b3?! [Zäher war 30.f3!? Sc5 31.Kf2]

30...Kd6 31.f3 Sc5 32.fxe4 Sxe4 33.Lc1 e5 34.b4 Sec3 35.Lf1 e4 36.Kf2 Ke5 37.Lh3 b6 38.Lb2 Kd4 39.Lf1 b5 40.Ke1 Ke3 41.Lc1+ Kd4 42.Lb2 e3 43.La1

 

[Die beiden weißen Läufer auf der Grundreihe zeugen von ihrer Wirkungslosigkeit.]

43...g6 44.Lh3 Kd3 45.Lc8 Sb1 46.Lb2 Sd2 [Droht Matt nach Sf3+.]

47.Lg4 Sc3 48.Lxc3 Kxc3 49.Ke2 Sc4 50.Lc8 Sxa3 51.Lxa6 Kd4 52.h4 Sb1 53.Kd1 Sc3+ 54.Kc2 g5 55.hxg5 hxg5 56.g4 Kc4 57.Lc8 Kxb4 58.Kd3 e2 59.Kd2 Ka3 60.Lf5 b4 61.Ld3 b3 0–1

Danach war die Luft aber raus und merkte den Spielern, ganz besonders Magnus Carlsen, ihre Müdigkeit an. Die beiden restlichen Schnellschachpartien endeten recht kraftlos remis. Die beiden Spieler hatten offenbar stillschweigend vereinbart, die Angelegenheit im Stichkampf zu entscheiden.

Hier unterlief Magnus Carlsen in der ersten Partie in einem komplizierten Endspiel ein folgenreicher Fehler.

 

34.c6 d4? [Verliert. Richtig war 34...bxc6 35.Lxc6 Th8+ 36.Kg1 Ke7 37.a6 Kd6 38.b5 g4 39.a7 Th1+ 40.Kf2 Th2+ 41.Ke3 d4+ 42.Kxd4 Lxc6 43.bxc6 Ta2 44.c7 Ta4+ (44...Kxc7 45.Txe6+–) 45.Kc3 Kxc7]

35.Tf1! [35.cxb7 Lxb7 taugt im Gewinnsinne nichts.]

35...Th8+ [35...g4 36.Txf3+ gxf3 37.cxb7 und das weiße Freibauernrudel entscheidet.]

36.Kg1 Th1+ 37.Kf2 Txf1+ 38.Lxf1 Lxc6 39.b5 Ld7 40.a6 bxa6 41.bxa6 d3 [41...Lc6 42.Lg2]

42.Lxd3 Ke5 43.a7 Lc6 44.Lf1 1–0

Die zweite Blitzparte endete nach komplizierten Endspielkampf remis und so heißt der Sieger des Skilling Opens 2020 Wesley So. 

Opening package: 1.b3 and Black Secrets in the Modern Italian

Wesley So hat bei ChessBase 2 Eröffnungs-DVD veröffentlicht: 1.b3, der so genannte Nimzowitsch-Larsen-Angriff, aus weißer Sicht und seine Geheimnisse im modernen Italienisch (mit c3 und d3) aus schwarzer Sicht.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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