Liviu-Dieter Nisipeanu gegen Veselin
Topalov
Der Wettkampf in Bukarest wird über vier
Partien gespielt. Spieletage sind der 6., 7., 8. und 9. April . Partiebeginn ist
jeweils 14.30 Ortszeit (=13.30 MESZ). Austragungsort ist das World Trade Center
Sofitel Hotel in Bukarest. Gestern wurde zur Eröffnung eine Pressekonferenz
abgehalten.
Bilder von der Ankunft und der
Pressekonferenz
Fotos: Doru Ionescu
Topalov-Manager Silvio Danailov
Pressetraube um den FIDE-Weltmeister
Die Pressekonferenz
Nisipeanu (li.) und Topalov
Der FIDE-Weltmeister
Rumänien und Bulgarien wollen in die EU
Die Auslosung
Topalov gibt Autogramme
Begutachtung des Spielmaterials
Bilder aus Bukarest
Triumphbogen aus römischer Zeit
Teile der Bukarester Altstadt mussten den protzigen Regierungsbauten Ceausescus
weichen
Prunkplatz und Prunkstraße vor dem Regierungspalast
Der Ceaucescu-Palast
Moderne Passagen
(Nicht ganz) moderne und...
...klassische rumänische Fahrzeuge.
Die rumänische Gegenwart hat sich inzwischen von den üblichen Klischee weit weg
entwickelt
Statt Korruption und Vorteilnahme...
... stehen Westorientierung und kühle Überlegung im Vordergrund. Schach ist
genau das richtige Vehikel zur Darstellung.
Ein kurioses Beispiel für einfallsreiche Architektur
Kleiner Ausflug in die Rumänische Geschichte
Siebenbürgen und das Banat wurden 106 n.
Chr. von Traian zur römischen Provinz Dacien, nach den dort lebenden Bewohnern,
den Dakern benannt. Auf den starken römischen Einfluss geht die enge
Verwandtschaft der rumänsichen Sprache mit dem Lateinischen zurück. 271. n Chr.
zogen sich die Römer nach wiederholten Einfällen germanischer Stämme in Dacien
zurück. 375 verdrängten die einfallenden Hunnen die nun hier ansiedelnden
ostgotischen Terwingen. Im 7.Jahrhundert wandert Slawen ein. Im 10. Jh. dehnten
die die Magyaren ihre Herrschaftsgebiet auf Siebenbürgen aus. Der ungarische
König Stephan I. holte verstärkt auch deutsche Siedler zur Kolonisation ins
Land. Bis 1225 war hier auch der aus Palästina zurückgekehrte Deutsche
Ritterorden aktiv, bevor er nach einem Konflikt mit dem König an die Ostsee
umgesiedelt wurde.
Im Jahr 1241 fielen die Mongolen im Norden und Osten ein und
ermordeten einen Teil der Bevölkerung. Nachdem sie sich im Jahr darauf plötzlich
wieder zurück zogen. Unter Béla gab es ein Wiederaufbauprogramm, durch das sich
die Machtverhältnisse änderten und Siebenbürgen selbstständig wurde. Bereist i
10. und 11. Jh. bildeten sich auf dem Gebiet Rumäniens kleine
Walachen-Königreiche. Im 13. Jh. entstanden die Fürstentümer der Moldau und
Walachei. 1290 soll der rumänische Adelige Negru-Voda zwischen den Karpaten und
der Donau das Fürstentum "Tara Româneasca" (Rumänisches Land) gegründet haben.
Dieses wurde als Walachei bekannt. Die slawische Bezeichnung Vlach bedeutet
"Fremder" bzw. dann "Latein sprechender".
Nach einer kurzen Zeit der Blüte erschienen
1389 die Osmanen auf dem Balkan. 1352 hatten diese den Bosporus überquert, im
Jahr 1389 schlugen sie die Serben im Kosovo in der Schlacht auf dem Amselfeld.
Auch ein rumänisches Heer war auf Seite der Serben beteiligt. 1393 eroberte
Bayezid I. den bulgarische Tzarat von Tarnovo. Von nun sind die Rumänen in
ständige Kämpfe mit den Osmanen verwickelt. 1402 mussten diese zunächst ihren
Versuch, die Walachei zu erobern, zurückstellen, da die Mongolen unter Tamerlan
von Osten in Kleinasien eingefallen waren. 1416 wurde die Walachei jedoch
tributpflichtig, blieb aber noch politisch selbständig. Nachdem die Osmanen 1453
Konstantinopel erobert hatten, wurden die rumänischen Schwarzmeerhäfen vom
bisherigen Handel mit den Venezianern und Genuesern abgeschnitten.
Auf den gegen die Türken erfolgreichen
ungarisch-rumänischen Fürst Johann Hunyadi folgte der nach Ceausescu wohl
bekannteste Rumäne: Vlad Tepes. Er verweigerte den Türken die Tributzahlungen
und ließ seine Feinde pfählen. Bram Stoker ließ sich später von Vlad Tepes zu
seiner Figur Dracula inspirieren.
Im ausgehenden 14. und 15.Jh. wurde Siebenbürgen mehr und mehr zum Vasallenstaat
des Osmanischen Reiches, bewahrten sich allerdings ein gewisses Maß an
Eigenständigkeit. Nach dem Niedergang des Osmanisches Reichs im 19.Jh. übernahm
Österreich-Ungarn im Wettbewerb mit Russland die Rolle als Hegemonialmacht im
Balkan.
Am 8. Dezember 1861 verkündete
Alexandru Ioan Cuza die Bildung des Staates Rumänien aus den Donaufürstentümern
Moldau und Walachei. Nach dem russisch-türkischen Krieg von 1877-78 wurde wurde
Rumänien im Berliner Vertrag 1878 als unabhängig anerkannt. In Balkankrieg von
1812/13 blieb Rumänien neutral. Im Ersten Weltkrieg trat es 1916 auf Seite der
Entente in den Krieg ein, in der Hoffnung Siebenbürgen eingliedern zu können.
Allerdings war bald die ganze Walachei von deutschen Truppen besetzt und der
Vormarsch der Deutschen konnte nur mühsam gestoppt werden. Am 7. Mai 1918
schloss Rumänien mit den Mittelmächten Frieden, um aber im November erneut den
Krieg zu erklären und von der inzwischen günstigeren militärischen Situation zu
profitieren. Siebenbürgen, Bessarabien die Bukowina traten nach Abstimmungen
Rumänien bei.
Die Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges ist durch starke politische
Unruhen geprägt. Rumänien verlor einen Großteil seines Staatsgebietes an die
Sowjetunion, Moldawien und die Ukraine, und an Ungarn. Im Inneren übernahmen die
Faschisten, darunter die besonders antisemitisch ausgerichtete Eisernen Garde,
die Macht. Auf der Seite der deutschen Wehrmacht nahm Rumänien am Überfall auf
die Sowjetunion teil und stellte dort mit 14 Divisionen das weitaus größte
Kontingent der Verbündeten. Nach einem Staatsstreich im August 1944 wechselte
Rumänien die Seite.
In der Konferenz von Jalta war Rumänien von Roosevelt und Churchill Stalin bei
der Neuordnung Europas als sowjetisches Einflussgebiet zugestanden worden. Am
Ende des Krieges standen Truppen der Roten Armee auf Rumänischem Staatsgebiet.
1945 vergrößerten die Kommunisten unter Dr. Petru Groza ihren Einfluss in
der Regierung. Bis zum Ausruf der Rumänischen Volkrepublik und Inkrafttretenn
der Verfassung am 13. April 1948 wurden Zehntausende politische Gegner
hingerichtet und alle übrigen Parteien aufgelöst oder zwangsvereinigt. Innerhalb
der Kommunistischen Partie gab es heftige Richtungswechsel und Machtkämpfe. Nach
dem Vorbild der Sowjetunion wurden die Wirtschaft verstaatlicht und
Zwangsarbeiter als billige Arbeitskräfte eingesetzt. Allein beim gescheiterten
Bau eines Donau-Schwarzmeerkanals starben etwa 100.000 Zwangsarbeiter.
Während Rumänien unter Gheorghiu-Dej weitgehend stalinistisch blieb,
machte sich sein Nachfolger Nicolae Ceauşescu zunächst als Reformer einen Namen.
In seiner Außenpolitik bewahrt er sich gegenüber der UdSSR eine gewisses Maß an
Unabhängigkeit, doch seine Politik im Innern nahm dann bald groteske Züge an.
Ein Versuch, die Geburtenrate ua.. durch das Verbot der Abtreibung zu steigern,
führte dazu, dass viele behinderte Kinder geboren wurden, weil Mütter aus den
armen Schichten dennoch mit Medikamenten Abtreibungen versuchten. In den
Waisenhäusern herrschten menschenunwürdige Zustände. Zur besseren Überwachung
wurde ganz Bukarest von einem Tunnelsystem untergraben. In den öffentlichen
Restaurants waren auf den Tischen Abhörmikrofone in künstlichen Blumen
versteckt. Große Teil Bukarest, darunter Teil der historischen Altstadt, ließ
Ceauşescu abreißen und durch gesichtslose Betongebäude ersetzen. Weil Rumänien
unter Energiemangel litt war die Beheizung nur zu bestimmten Zeiten erlaubt. In
den Nachrichten wurden im Wetterbericht dann zur Täuschung höhere
Außentemperaturen angegeben.
1989 kam es in Rumänien in der Folge der Gorbatschow-Revolution zu einem
Aufstand, in dessen Verlauf Ceauşescu umgebracht wurde. Danach setzte sukzessive
eine Demokratisierung des Landes ein. Seit 1989 wurden 200 politische Parteien.
Der amtierende Staatspräsident Traian Basescu hat sich vor allem den Kampf
gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben. 2007 will Rumänien der EU
beitreten.
André Schulz