Wettkampf Topalov gegen Nisipeanu

von ChessBase
06.04.2006 – Heute beginnt in Bukarest ein Wettkampf zwischen dem amtierenden FIDE-Weltmeister Veselin Topalov und dem amtierenden Europameister Liviu-Dieter Nisipeanu. An den kommenden Tagen werden vier Partien mit klassischer Bedenkzeit gespielt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Schachs treten ein Weltmeister und ein Europameister in einem Wettkampf gegeneinander an. Auch für den organisierenden rumänischen Schachverband ist es eine der bedeutendsten Schachveranstaltung in seiner Geschichte, da man in dem Wettkampf auch eine willkommene Werbung für den geplanten EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens im Jahr 2007 sieht. Schirmherr ist der rumänische Staatspräsident Traian Basescu, der heute auch den symbolischen ersten Zug machen wird. Die Partien werden auf der Turnierseite und im Fritzserver übertragen (ab 13.30). Remis durch Vereinbarung ist verboten. Turnierseite mit Liveübertragungen...Bilder und Informationen...

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Liviu-Dieter Nisipeanu gegen Veselin Topalov

Der Wettkampf in Bukarest wird über vier Partien gespielt. Spieletage sind der 6., 7., 8. und 9. April . Partiebeginn ist jeweils 14.30 Ortszeit (=13.30 MESZ). Austragungsort ist das World Trade Center Sofitel Hotel in Bukarest. Gestern wurde zur Eröffnung eine Pressekonferenz abgehalten.

Bilder von der Ankunft und der Pressekonferenz
Fotos: Doru Ionescu


Topalov-Manager Silvio Danailov


Pressetraube um den FIDE-Weltmeister


Die Pressekonferenz


Nisipeanu (li.) und Topalov


Der FIDE-Weltmeister


Rumänien und Bulgarien wollen in die EU


Die Auslosung


Topalov gibt Autogramme




Begutachtung des Spielmaterials


Bilder aus Bukarest


Triumphbogen aus römischer Zeit


Teile der Bukarester Altstadt mussten den protzigen Regierungsbauten Ceausescus weichen


Prunkplatz und Prunkstraße vor dem Regierungspalast


Der Ceaucescu-Palast


Moderne Passagen


(Nicht ganz) moderne und...


...klassische rumänische Fahrzeuge.


Die rumänische Gegenwart hat sich inzwischen von den üblichen Klischee weit weg entwickelt


Statt Korruption und Vorteilnahme...


... stehen Westorientierung und kühle Überlegung im Vordergrund. Schach ist genau das richtige Vehikel zur Darstellung.


Ein kurioses Beispiel für einfallsreiche Architektur


Kleiner Ausflug in die Rumänische Geschichte

 

Siebenbürgen und das Banat wurden 106 n. Chr. von Traian zur römischen Provinz Dacien, nach den dort lebenden Bewohnern, den Dakern benannt. Auf den starken römischen Einfluss geht die enge Verwandtschaft der rumänsichen Sprache mit dem Lateinischen zurück. 271. n Chr. zogen sich die Römer nach wiederholten Einfällen germanischer Stämme in Dacien zurück. 375 verdrängten die einfallenden Hunnen die nun hier ansiedelnden ostgotischen Terwingen. Im 7.Jahrhundert wandert Slawen ein. Im 10. Jh. dehnten die die Magyaren ihre Herrschaftsgebiet auf Siebenbürgen aus. Der ungarische König Stephan I. holte verstärkt auch deutsche Siedler zur Kolonisation ins Land. Bis 1225 war hier auch der aus Palästina zurückgekehrte Deutsche Ritterorden aktiv, bevor er nach einem Konflikt mit dem König an die Ostsee umgesiedelt wurde.

Im Jahr 1241 fielen die Mongolen im Norden und Osten ein und ermordeten einen Teil der Bevölkerung. Nachdem sie sich im Jahr darauf plötzlich wieder zurück zogen. Unter Béla gab es ein Wiederaufbauprogramm, durch das sich die Machtverhältnisse änderten und Siebenbürgen selbstständig wurde. Bereist i 10. und 11. Jh. bildeten sich auf dem Gebiet Rumäniens kleine Walachen-Königreiche. Im 13. Jh. entstanden die Fürstentümer der Moldau und Walachei. 1290 soll der rumänische Adelige Negru-Voda zwischen den Karpaten und der Donau das Fürstentum "Tara Româneasca" (Rumänisches Land) gegründet haben. Dieses wurde als Walachei bekannt. Die slawische Bezeichnung Vlach bedeutet "Fremder" bzw. dann "Latein sprechender".

Nach einer kurzen Zeit der Blüte erschienen 1389 die Osmanen auf dem Balkan. 1352 hatten diese den Bosporus überquert, im Jahr 1389 schlugen sie die Serben im Kosovo in der Schlacht auf dem Amselfeld. Auch ein rumänisches Heer war auf Seite der Serben beteiligt. 1393 eroberte Bayezid I. den bulgarische Tzarat von Tarnovo. Von nun sind die Rumänen in ständige Kämpfe mit den Osmanen verwickelt. 1402 mussten diese zunächst ihren Versuch, die Walachei zu erobern, zurückstellen, da die Mongolen unter Tamerlan von Osten in Kleinasien eingefallen waren. 1416 wurde die Walachei jedoch tributpflichtig, blieb aber noch politisch selbständig. Nachdem die Osmanen 1453 Konstantinopel erobert hatten, wurden die rumänischen Schwarzmeerhäfen vom bisherigen Handel mit den Venezianern und Genuesern abgeschnitten.

Auf den gegen die Türken erfolgreichen ungarisch-rumänischen Fürst Johann Hunyadi folgte der nach Ceausescu wohl bekannteste Rumäne: Vlad Tepes. Er verweigerte den Türken die Tributzahlungen und ließ seine Feinde pfählen. Bram Stoker ließ sich später von Vlad Tepes zu seiner Figur Dracula inspirieren.

Im ausgehenden 14. und 15.Jh. wurde Siebenbürgen mehr und mehr zum Vasallenstaat des Osmanischen Reiches, bewahrten sich allerdings ein gewisses Maß an Eigenständigkeit. Nach dem Niedergang des Osmanisches Reichs im 19.Jh. übernahm Österreich-Ungarn im Wettbewerb mit Russland die Rolle als Hegemonialmacht im Balkan.

Am 8. Dezember 1861 verkündete Alexandru Ioan Cuza die Bildung des Staates Rumänien aus den Donaufürstentümern Moldau und Walachei. Nach dem russisch-türkischen Krieg von 1877-78 wurde wurde Rumänien im Berliner Vertrag 1878 als unabhängig anerkannt. In Balkankrieg von 1812/13 blieb Rumänien neutral. Im Ersten Weltkrieg trat es 1916 auf Seite der Entente in den Krieg ein, in der Hoffnung Siebenbürgen eingliedern zu können. Allerdings war bald die ganze Walachei von deutschen Truppen besetzt und der Vormarsch der Deutschen konnte nur mühsam gestoppt werden. Am 7. Mai 1918 schloss Rumänien mit den Mittelmächten Frieden, um aber im November erneut den Krieg zu erklären und von der inzwischen günstigeren militärischen Situation zu profitieren. Siebenbürgen, Bessarabien die Bukowina traten nach Abstimmungen Rumänien bei.

Die Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges ist durch starke politische Unruhen geprägt. Rumänien verlor einen Großteil seines Staatsgebietes an die Sowjetunion, Moldawien und die Ukraine, und an Ungarn. Im Inneren übernahmen die Faschisten, darunter die besonders antisemitisch ausgerichtete Eisernen Garde, die Macht. Auf der Seite der deutschen Wehrmacht nahm Rumänien am Überfall auf die Sowjetunion teil und stellte dort mit 14 Divisionen das weitaus größte Kontingent der Verbündeten. Nach einem Staatsstreich im August 1944 wechselte Rumänien die Seite.

In der Konferenz von Jalta war Rumänien von Roosevelt und Churchill Stalin bei der Neuordnung Europas als sowjetisches Einflussgebiet zugestanden worden. Am Ende des Krieges standen Truppen der Roten Armee auf Rumänischem Staatsgebiet. 1945 vergrößerten die Kommunisten unter  Dr. Petru Groza ihren Einfluss in der Regierung. Bis zum Ausruf der Rumänischen Volkrepublik und Inkrafttretenn der Verfassung am 13. April 1948 wurden Zehntausende politische Gegner hingerichtet und alle übrigen Parteien aufgelöst oder zwangsvereinigt. Innerhalb der Kommunistischen Partie gab es heftige Richtungswechsel und Machtkämpfe. Nach dem Vorbild der Sowjetunion wurden die Wirtschaft verstaatlicht und Zwangsarbeiter als billige Arbeitskräfte eingesetzt. Allein beim gescheiterten Bau eines Donau-Schwarzmeerkanals starben etwa 100.000 Zwangsarbeiter.

Während  Rumänien unter Gheorghiu-Dej weitgehend stalinistisch blieb, machte sich sein Nachfolger Nicolae Ceauşescu zunächst als Reformer einen Namen. In seiner Außenpolitik bewahrt er sich gegenüber der UdSSR eine gewisses Maß an Unabhängigkeit, doch seine Politik im Innern nahm dann bald groteske Züge an. Ein Versuch, die Geburtenrate ua.. durch das Verbot der Abtreibung zu steigern, führte dazu, dass viele behinderte Kinder geboren wurden, weil Mütter aus den armen Schichten dennoch mit Medikamenten Abtreibungen versuchten. In den Waisenhäusern herrschten menschenunwürdige Zustände. Zur besseren Überwachung wurde ganz Bukarest von einem Tunnelsystem untergraben. In den öffentlichen Restaurants waren auf den Tischen Abhörmikrofone in künstlichen Blumen versteckt. Große Teil Bukarest, darunter Teil der historischen Altstadt, ließ Ceauşescu abreißen und durch gesichtslose Betongebäude ersetzen. Weil Rumänien unter Energiemangel litt war die Beheizung nur zu bestimmten Zeiten erlaubt. In den Nachrichten wurden im Wetterbericht dann zur Täuschung höhere Außentemperaturen angegeben.

1989 kam es in Rumänien in der Folge der Gorbatschow-Revolution zu einem Aufstand, in dessen Verlauf Ceauşescu umgebracht wurde. Danach setzte sukzessive eine Demokratisierung des Landes ein. Seit 1989 wurden 200 politische Parteien. Der amtierende Staatspräsident  Traian Basescu hat sich vor allem den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben. 2007 will Rumänien der EU beitreten.

André Schulz

 

 

 

 


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