Unterwerfungserklärung des Deutschen Schachbundes stößt auf Widerstand
In den letzten Jahren wurden eine Reihe von Betrugsvermutungen im Schach publik. Die Betrüger, oder vermeintlichen Betrüger, verschafften sich, manchmal mit der Hilfe eines "Komplizen", manchmal auch ohne solche Hilfe, Zugang zu technischen Geräten, auf den Schachengines installiert sind. In einigen Fällen saßen Helfer zuhause am Rechner und übermittelten ihrer Züge per Mobiltelefon, manchmal genügte schon die Schachengine auf dem Handy selbst, um auf hohem Niveau mithalten zu können.
Einige Spieler standen schon seit Jahren unter Verdacht. Doch niemand wagte öffentlich, seinen Gegner des Computerbetrugs zu bezichtigen. Zum einen steht man immer als schlechter Verlierer da, zum anderen fehlt jede Handhabe, um den Verdächtigten einwandfrei zu enttarnen und selbst dann gibt es kein juristisch unanfechtbares Verfahren, einen enttarnten Betrüger zu belangen.
Auf der anderen Seite steht die große Mehrzahl der normalen ehrlichen Schachspieler, Vereins- und Turnierspieler oder Profis, die im Traum nicht daran denken würde, jemals den Versuch zu unternehmen, mit Hilfe eines Rechners oder Mobiltelefons zu betrügen. Mit der Ausnahme der ganz wenigen Betrüger möchten diese Schachspieler einfach nur ihrem Hobby, ihrer Leidenschaft oder auch ihrer Profession nachgehen und selber gute Leistungen erbringen und ungestört eine schöne Partie spielen.
Leider haben die Verbände, insbesondere der Weltschachbund, das Problem des Computerdopings jahrelang ignoriert und sich stattdessen mit dem völlig überflüssigen medizinischen Doping auseinandergesetzt und die Spieler, in Deutschland dem Wunsch des DOSB folgend, mit unsinnigen Dopingproben belästigt. Dies rächt sich nun.
Der Schachbund befindet sich nun aber in einem Dilemma. Unternimmt er nichts, wird er in gehässigen Kommentaren ausgelacht, weil er sich von den Foulspielern auf der Nase herum tanzen lässt. Unternimmt er etwas und erlässt neue Regeln, gibt es Widerstand von den Spielern, die nur in Ruhe etwas Schachspielen möchten und überhaupt keine zusätzlichen Regeln brauchen. Bei der Betrachtung dieses Vorgangs sollte man aber nicht aus den Augen verlieren, dass nicht die Verbände "die Bösen" sind, die das Schach mit neuen Regeln "kaputt" machen, sondern die Foulspieler, die mit ihren Betrügereien die - zum Teil bisher ungeschriebenen, aber zwischen Gentlemen dennoch gültigen - Regeln brechen.
In der letzten Saison wurde der Bundesligaspieler Falko Bindrich dabei ertappt, wie er verbotenerweise sein Mobiltelefon mit auf die Toilette genommen hatte. Eine Überprüfung des Telefons, die die von ihm behauptete Unschuld leicht bewiesen hätte, verweigerte Bindrich. Gemäß den Regeln der Bundesliga wurde die Partie für ihn nun als verloren gewertet. Eine vom Schachbund ausgesprochen Sperre musste aber wieder aufgehoben werden, nachdem Bindrich mit seinem Anwalt dagegen vorgegangen war. Zudem hat Bindrich den Schachbund für die knapp drei Monate Verdienstausfall auf 68.000 Euro Schadensersatz verklagt. Bei diesen Einkünften fragen sich sicher viele, warum sie nicht auch Schachprofi geworden sind.
Der Schachbund hat dadurch festgestellt, dass er sein Spielbetrieb juristisch nicht gut abgesichert ist und hat für die nächste Saison eine Unterwerfungserklärung (Spielervereinbarung) vorbereitet, die Abhilfe schaffen soll. Allerdings gibt es Widerstand gegen diese Erklärung. Insbesondere der Godesberger Schachklub ist dagegen vehement vorgegangen.
Bodo Schmidt, 2. Vorsitzender des GSK hat in seinen Schreiben an Bundesturnierdirektor Ralph Alt und dessen Stellvertreter Jürgen Kohlstädt die Einwände des Klubs formuliert. Die Antwortschreiben der Vertreter des Schachbundes wurden vom Godesberger Schachklub ebenfalls zur Veröffentlichung weitergereicht und können per Link aufgerufen werden.
Alle Schachfreude sind eingeladen, in der Kommentarfunktion (am Textende) Beiträge zu diesem Thema beizusteuern.
Die Unterwerfungserklärung (Spielervereinbarung)
Die Schriftwechsel zwischen dem Schachbund und dem Godesberger Schachklub
Mitteilung von Jürgen Kohlstädt...
Antwortschreiben mit Stellungnahme von Ralph Alt...
Anwaltliche Stellungnahme durch den Godesberger SK...