Wie Tarrasch zum Dogmatiker wurde

von Stephan Oliver Platz
30.04.2020 – Siegbert Tarrasch ist als großer Dogmatiker in die Schachgeschichte eingegangen. Dies gilt im Besonderen für seine Ansichten zu verschiedenen Eröffnungen. Stephan Oliver Platz hat sich gefragt, wann Tarrasch seine rigorosen Ansichten entwickelt hat und auch die Antwort auf die Frage gefunden.

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Wie kam Tarrasch zu seiner Spielauffassung?

Der deutsche Schachgroßmeister Dr. Siegbert Tarrasch (1862 - 1934) war berüchtigt für seine dogmatisch anmutenden Lehrmeinungen. Besonders in der Eröffnungstheorie vertrat er Positionen, die vielfach auf Widerspruch stießen. Stets auf der Suche nach dem „besten Zug“ hielt er bereits nach 1.e2-e4 die Antwort e7-e5 für die „einzige theoretisch wie praktisch völlig befriedigende Entgegnung“. Wie kam er zu solchen Einschätzungen? Gibt es irgend etwas oder irgend jemanden, der seine Ansichten zur Eröffnungstheorie maßgeblich beeinflusste? In einem alten Buch fand ich einige Antworten auf diese Fragen.

Tarrasch und Tschigorin

Welche Eröffnungen empfahl Tarrasch?

Bevor wir uns den wahrscheinlichen Wurzeln von Tarraschs Spielauffassung zuwenden, wollen wir uns zunächst einmal ansehen, welche Eröffnungen er empfahl und welche er ablehnte. Da liegt es nahe, mit der „Tarrasch-Verteidigung“ anzufangen:

1.d2-d4 d7-d5 2.c2-c4 e7-e6 3.Sb1-c3 c7-c5! (das Ausrufezeichen stammt von Tarrasch)
 

 

Dazu schrieb der deutsche Großmeister in seinem bekannten Lehrbuch „Das Schachspiel“ folgendes:

„Im sogenannten Damengambit hat der Nachziehende eigentlich nur die Wahl zwischen den Sperrzügen 2. ... c7-c6 und 2. ... e7-e6. Mit dem letzteren sperrt man aber den Damenläufer nur ganz vorübergehend ein, denn nach 3.Sb1-c3 kann man durch 3. ... c7-c5! entweder bewirken, daß Weiß mit 4.e2-e3! den seinigen ebenfalls einsperrt, oder mit dem gebräuchlichen Zuge 4.c4xd5 e6xd5 den schwarzen befreit.“ (S. 329) Es mag etwas überraschen, warum 2. ... c7-c6 ein „Sperrzug“ sein soll. Die Bahn des Läufers c8 bleibt ja frei! Hier geht es Tarrasch darum, dass der Bauer dem Springer b8 das Entwicklungsfeld c6 versperrt, so dass er nach d7 ziehen muss, wo er eine geringere Wirkung entfaltet als von c6 aus.

Der „Sperrzug“ 2. ... e7-e6 ohne nachfolgendes c7-c5 führt nach Tarrasch zu einer schlechten Stellung für Schwarz, z. B. 1.d2-d4 d7-d5 2.c2-c4 e7-e6 3.Sb1-c3 Sg8-f6? 4.Lc1-g5 Lf8-e7 5.Sg1-f3 o-o

 

 

 

„Ich behaupte, daß schon jetzt Schwarz schlechter steht, denn sein Damenläufer ist eingesperrt, während der weiße gut im Spiel ist. Weiß braucht nur die auf der Hand liegenden Entwicklungszüge zu machen, um seinen Vorteil zu behaupten und zu verstärken.“ (Tarrasch) 6.e2-e3 Sb8-d7 „Ein häßlicher Zug jagt den anderen.“ (Tarrasch) 7.Ta1-c1 c7-c6 8.Dd1-c2 Tf8-e8 Zu der erreichen Stellung schrieb Tarrasch: „Diese Zusammendrängung der Figuren auf einen Haufen ist immer ein schlimmes Zeichen.“ (Das Schachspiel, S. 445)

Ganz anderer Meinung war übrigens Weltmeister Dr. Emanuel Lasker, der keinen Vorteil für Weiß erkennen konnte. Zu der Stellung nach 4.Lc1-g5 schrieb er folgendes: „Ein Vorteil ist dabei nicht ersichtlich, vielmehr wird Schwarz bei bestem Spiel nach kurzer Zeit völligen Ausgleich erlangen.“ (Gesunder Menschenverstand im Schach, S. 14)

Tarraschs Lieblingsverteidigungen gegen Spanisch

Gegen die spanische Partie empfahl Tarrasch ausschließlich die offene Variante 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-b5 a7-a6 4.Lb5-a4 Sg8-f6 5.o-o Sf6xe4!

 

und später auch die heute wieder sehr populäre Berliner Verteidigung 3. ... Sg8-f6 4.o-o Sf6xe4 5.d2-d4 Se4-d6 „Eine ganz einfache Verteidigung, die rasch zum Ausgleich führt.“

(Das Schachspiel, S. 375). Damit hat er offenbar genau ins Schwarze getroffen, wie Krammnik im WM-Kampf gegen Kasparow (London 2000) eindrucksvoll nachwies. Züge wie 3. ... d7-d6 oder 3. ... a7-a6 4.Lb5-a4 d7-d6 (Steinitz-Verteidigung) hielt Tarrasch für minderwertig, weil sie zur Einsperrung des Läufers f8 führen.

„Stumpfsinn mit Stumpfsinn beantworten“

Keine Gnade konnten in Tarraschs Augen Eröffnungen wie 1.c2-c4 (Englisch) oder 1.Sg1-f3 d7-d5 2.c2-c4 (Réti-System) finden. Überraschenderweise empfahl er in solchen Fällen, die weißen Züge einfach zu kopieren: „Schon der erste Zug von Schwarz [gemeint ist 1. ... d7-d5 als Antwort auf 1.Sg1-f3] gibt zur Kritik Veranlassung. Wie kommt Schwarz eigentlich dazu, nach dem Normalzug 1.Sg1-f3 die Führung der Partie übernehmen zu wollen? Das ist Sache des Anziehenden und nicht des Nachziehenden! (...) und wenn der Anziehende darin versagt, wenn er seine Mittelbauern vom Kampfe zurückhält und ihn damit unmöglich macht, wenn er von vornherein seine Direktiven vom Gegner erwartet, dann geschieht ihm nur recht, wenn dieser ihm mit gleicher Münze heimzahlt und Stumpfsinn mit Stumpfsinn beantwortet.“ (Das Schachspiel, S. 441)

Zwangsjacke „bester Zug“

Tarrasch war der Meinung, dass es fast in jeder Stellung nur einen einzigen „besten Zug“ gibt: „Jede Stellung muß man als ein Problem betrachten, bei dem es gilt, den richtigen Zug, den die Stellung erfordert und der fast immer ein einziger ist, zu finden. Nebenlösungen gibt es so gut wie gar nicht in der Schachpartie, mit Ausnahme der ersten Eröffnungszüge, wo die Wahl freisteht.“ (Das Schachspiel, S. 306) Was meint Tarrasch mit „erste Eröffnungszüge“?. Es drängt sich der Verdacht auf, dass er damit tatsächlich nur 1.e2-e4, 1.d2-d4 und 1.Sg1-f3 meinte, deren Wahl „freisteht“:

Nach 1.e2-e4 z. B. ist nach Tarrasch ausschließlich 1. ... e7-e5 „theoretisch wie praktisch völlig befriedigend“ (Das Schachspiel, S. 406). Zu 1. ... c7-c5 schrieb er: „Die sizilianische Partie gibt dem Nachziehenden ein besseres Spiel als die französische Partie sowie die andern minderwertigen Gegenzüge auf 1.e2-e4 (...) Gegen tadelloses Gegenspiel aber muß auch sie versagen.“ (S. 413-414)

Als Antwort auf 1.d2-d4 bespricht Tarrasch in „Das Schachspiel“ (S. 424 – 438) drei Gegenzüge: 1. ... d7-d5, was bei stärkstem Spiel zur Tarrasch-Verteidigung des Damengambits führt, 1. ... f7-f5 („Die holländische Partie ist, wie alle Spielweisen, in denen frühzeitig der f-Bauer gezogen wird, nicht korrekt.“) und 1. ... Sg8-f6 („Dadurch aber, daß Schwarz auf die Besetzung des Zentrums verzichtet, bekommt Weiß leicht größere Terrainfreiheit. (...) So ist eigentlich Weiß von vornherein in Vorteil.“) Also auch hier dasselbe Bild: Nur 1. ... d7-d5 ist „korrekt“.

Dass nach 1.c2-c4 nur 1. ... c7-c5 und nach 1.Sg1-f3 nur 1. ... Sg8-f6 gezogen werden sollte, hatten wir vorhin schon besprochen. Wer also Tarrasch nachfolgen möchte, gerät schon nach dem ersten Zuge von Weiß in eine Art Zwangsjacke, die ihm kaum noch eigenen Gestaltungsspielraum lässt. Eine psychologisch motivierte Eröffnungswahl scheidet damit ebenfalls aus.

Wenden wir uns nun der Frage zu, wer oder was Tarrasch und seine Ansichten geprägt oder wenigstens beeinflusst haben könnte. Da es im 19. Jahrhundert Fritz und die ChessBase-DVD's noch nicht gab, liegt eine andere Vermutung eigentlich nahe.

Tarraschs erste Schachbücher

Das erste Schachlehrbuch wird wohl jedem Schachfreund ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Wer Gefallen am königlichen Spiel findet, kauft sich gewöhnlich weitere, selten bleibt es bei dem einen. So war es auch bei dem jungen Siegbert Tarrasch. Welches Buch könnte ihn damals maßgeblich beeinflusst haben? Ein Zufall half mir, darauf eine Antwort zu finden. Als ich 1984 beim Open in Nürnberg spielte, hatte der Verleger Erich Münster dort einen Bücherstand. Neben vielen aktuellen Werken hatte er auch einige antiquarische Schachbücher ausliegen. Das älteste stammte aus dem Jahre 1872 und hieß „Leitfaden des Schachspiels“ von Johannes Hermann Zukertort und Jean Dufresne. Ich kaufte es, obwohl es sehr teuer war. Bald fand ich heraus, dass es von diesem Buch noch einen „großen Bruder“ gab, nämlich das „Große Schach-Handbuch“ von denselben Autoren. Die Staatsbibliothek in Bamberg hatte ein Exemplar dieses umfassenden Werkes, das man sich wegen seines ehrwürdigen Alters allerdings nur im Lesesaal ansehen durfte. Der „Leitfaden“ ist im Grunde nichts anderes als ein Auszug daraus, der das Wichtigste von dem enthält, was man wissen muss, wenn man es mit dem praktischen Spiel versuchen möchte. Dank der Digitalisierung kann man sich heutzutage das „Große Schach-Handbuch“ kostenlos herunterladen. (a) Inwieweit könnte dieses Werk den jungen Tarrasch beeinflusst haben?

Tarrasch lernte von Zukertort und Dufresne

Zunächst einmal muss die Frage geklärt werden, ob Tarrasch das „Große Schach-Handbuch“ kannte. Die Antwort gibt er selbst in seinem Werk „Dreihundert Schachpartien“: „Den eigentlichen Beginn meiner Schachlaufbahn muß ich von dem Moment ab datieren, wo mir ein Schulkamerad die überraschende Mitteilung machte, daß über das Schachspiel auch Bücher geschrieben seien, und mir das 'praktische Schachbüchlein von ALPHONS VON BREDA' lieh. Damit ging mir eine ganz neue Welt auf. (...) Ich aber war jung und studierte mit heißem Bemühen alle Schachwerke, deren ich nur habhaft werden konnte, außer mehreren kleineren Werken namentlich auch PHILIDOR, STAMMA, V. D. LASA und das große Handbuch von DUFRESNE-ZUKERTORT.“ (S. 2/3) Nachdem wir dies wissen, überrascht es uns nicht mehr so sehr, dass die vom „Großen Schach-Handbuch“ gegen das Damengambit empfohlene Verteidigung folgendermaßen aussah:

1.d2-d4 d7-d5 2.c2-c4 e7-e6 3.Sb1-c3 c7-c5

Das ist ausgerechnet die Variante, die heute unter dem Namen „Tarrasch-Verteidigung“ bekannt ist.

Die Annahme des Damengambits wird im „Großen Schach-Handbuch“ als inkorrekt bezeichnet und der Zug 2. ... d5xc4? folgerichtig mit einem Fragezeichen versehen (S. 669). Auch Tarrasch hielt nichts vom angenommenen Damengambit. In „Die moderne Schachpartie“ schrieb er dazu folgendes: „Das Damengambit anzunehmen, ist direkt fehlerhaft, da Schwarz damit das Zentrum aufgibt und den Weißen entwickelt.“ (S. 135) Und ebenso wie im „Großen Schach-Handbuch“ versah er den Zug 2. ... d5xc4? mit einem Fragezeichen.

Gegen die spanische Partie wird im „Großen Schach-Handbuch“ die offene Variante 3. ... a7-a6 4.Lb5-a4 Sg8-f6 5.o-o Sf6xe4 empfohlen, was auch Tarrasch für am stärksten hielt. Zum dritten Zuge von Schwarz bemerkt das „Große Schach-Handbuch“: „Dies ist die für Schwarz günstigste Fortsetzung in der spanischen Partie“ (S. 325). Daneben wird auch 3. ... Sg8-f6 4.o-o Sf6xe4 befürwortet, eine Variante, die Tarrasch ebenfalls schätzte. Die Steinitz-Verteidigung 3. ... d7-d6 bezeichnet das „Große Schach-Handbuch“ als „schwächste Verteidigung“ (S. VIII). Tarrasch schrieb dazu in „Die moderne Schachpartie“: „Eine der vielen ungenügenden Verteidigungen der spanischen Partie. Der Königsläufer wird eingeschränkt und damit das schwarze Spiel überhaupt beengt. Beengte Stellungen aber tragen bereits den Keim des Verlustes in sich.“ (S. 3)

Immer wieder findet man im „Großen Schach-Handbuch“ Bemerkungen wie „Weiß (Schwarz) hat das freiere Spiel“ oder „Weiß (Schwarz) hat das besser entwickelte Spiel“. Nun wissen wir, warum Tarrasch keine beengten Stellungen mochte und weshalb er besonderen Wert auf eine schnelle Entwicklung der Figuren legte. Auch die Beurteilung, dass 1. ... e7-e5 die „einzige theoretisch wie praktisch völlig befriedigende Entgegnung auf 1.e2-e4“ sei, dürfte ihren Ursprung in der Beschäftigung mit dem „Großen Schach-Handbuch“ von Zukertort und Dufresne haben. Dort heißt es nämlich auf S. 641: „Wir wissen keine bessere Antwort auf 1.e2-e4 als 1. ... e7-e5 und glauben, dass der Nachziehende mit jeder anderen dem Gegner Positionsvorteil einräumt“.

 

Dufresne

Zukertort

Wir können also davon ausgehen, dass das „Große Schach-Handbuch“ von Jean Dufresne und Johannes Hermann Zukertort einen entscheidenden Einfluss auf Tarraschs Spielauffassung ausübte. Ein weiteres Indiz spricht für diese Annahme: Nach eigenem Bekunden war Tarrasch 15 Jahre alt, als er anfing, sich ernsthaft mit dem Schachspiel zu beschäftigen, also irgendwann zwischen dem 5. März 1877 (seinem 15. Geburtstag) und dem 4. März 1878 (vgl. hierzu 300 Schachpartien, S. 2). Wer gewann wenige Monate später das große internationale Schachturnier in Paris 1878? Es war kein Geringerer als J. H. Zukertort, einer der beiden Autoren des „Großen Schach-Handbuches“. Ein Grund mehr für den jungen Tarrasch, sich an ihn zu halten.

Wo Tarrasch über Zukertort und Dufresne hinausging

Wir haben gesehen, dass sich in wesentlichen Punkten Tarraschs Eröffnungsansatz mit dem seiner Lehrmeister Zukertort und Dufresne deckt. Doch es gibt auch Bereiche, wo er von ihnen abwich, z. B. bei der Beurteilung des Königs- und Evans-Gambits. Dies dürfte eigenen Erfahrungen am Brett und der allgemeinen Weiterentwicklung der Eröffnungstheorie zuzuschreiben sein. Sehen wir uns hierzu ein besonders bezeichnendes Beispiel an:

Adolf Steif versenkt Tarrasch mit dem Muziogambit

Der Name Adolf Steif dürfte den meisten heutigen Schachspielern kein Begriff sein, obwohl er 1889 im Hauptturnier des 6. DSB-Kongesses in Breslau den späteren Weltmeister Emanuel Lasker besiegte. In diesem Hauptturnier gab es zunächst eine Vorrunde, in der sich Adolf Steif mit 5 aus 9 und Rang 4 für die sogenannte Siegergruppe qualifizierte. Dort wurde er mit 3 aus 6 wiederum Vierter, während Lasker nach Stichkampf gegen v. Feyerfeil den ersten Preis errang. Das Meisterturnier dagegen gewann Dr. Siegbert Tarrasch überlegen (9 Siege, 8 Remis, keine Niederlage).

Während und nach dem Turnier wurden in Breslau auch freie Partien gespielt wie z. B. die folgende:

 

 

Wer könnte es Tarrasch nach dieser fürchterlichen Klatsche verdenken, dass er Zukertorts Empfehlung, das Muzio-Gambit anzunehmen, nicht mehr folgen wollte. Die Auswirkungen zeigen sich noch 1931, als sein Buch „Das Schachspiel“ erstmals erschien. Dort schrieb Tarrasch auf S. 402/403:

„Als das Nonplusultra einer Verteidigung, die jeden gesunden Menschenverstandes bar ist, muß ich dem Lernenden das Muzio-Gambit namhaft machen, das durch folgende Züge charakterisiert wird: 1.e2-e4 e7-e5 (dies ist der einzige richtige Zug, den der Nachziehende in dieser Eröffnung macht!) 2.f2-f4 e5xf4? 3.Sg1-f3 g7-g5? 4.Lf1-c4 g5-g4?? 5.o-o g4xf3.“

Tarrasch spielte nicht immer den „besten Zug“

Glücklicherweise hielt sich Tarrasch nicht immer streng an seine eigenen Eröffnungsempfehlungen, sondern griff manchmal auch zu Varianten, die er für nicht ganz korrekt hielt, so z. B. als er in Monte Carlo 1903 gegen Harry Nelson Pillsbury das Jänisch-Gambit 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-b5 f7-f5!? spielte und im weiteren Verlauf der Partie einen ganzen Turm opferte, um einen starken Angriff auf die weiße Stellung zu erlangen. Sein Mut wurde belohnt, denn er gewann in 83 Zügen. Sehen wir uns abschließend die entscheidende Phase dieser Glanzpartie an:

 

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Quellen und Anmerkungen:

Tarrasch, „Das Schachspiel“ (Berlin 1947). Der Text ist ein unveränderter Nachdruck der ersten Auflage aus dem Jahre 1931.

Tarrasch, „Die moderne Schachpartie“, 2. verbesserte Auflage (Leipzig 1916).

Tarrasch, „300 Schachpartien“, Neuausgabe (Hamburg 2012).

Lasker, Emanuel, „Gesunder Menschenverstand im Schach“, 5. Auflage (Düsseldorf und Kempten 1980).

Dufresne, J. und Zukertort, J. H., „Grosses Schach-Handbuch“, 2. vermehrte und verbesserte Auflage (Berlin 1873).

(a) Hier kann man das „Große Schach-Handbuch“ in digitalisierter Form herunterladen: www.archive.org (Suchwort „Zukertort“ eingeben, dann erscheint als eines der Suchergebnisse das „Große Schach-Handbuch“)

 

 


Stephan Oliver Platz (Jahrgang 1963) ist ein leidenschaftlicher Sammler von Schachbüchern und spielt seit Jahrzehnten erfolgreich in der mittelfränkischen Bezirksliga. Der ehemalige Musiker und Kabarettist arbeitet als freier Journalist und Autor in Hilpoltstein und Berlin.

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