Wijk: Adhiban schlägt Karjakin, So setzt sich an die Spitze

von Johannes Fischer
19.01.2017 – Runde fünf des Tata Steel Turniers fand in Rotterdam statt und dieser Ausflug brachte eine interessante Runde. Für die größte Überraschung sorgte dabei der Inder Adhiban Baskaran, der nominell schwächste Spieler im Feld. Er hatte Schwarz gegen Sergey Karjakin und spielte das erste Mal in seinem Leben Französisch - und dieses Experiment führte zu einem überzeugenden Sieg. Neuer Spitzenreiter ist Wesley So, der eine taktisch interessante Partie gegen Pentala Harikrishna gewann, während Pavel Eljanov gegen Levon Aronian verlor. Bericht und Analyse...

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Runde 5

Ian Nepomniachtchi und Magnus Carlsen waren in Runde 5 am schnellsten fertig. Carlsen spielte mit Schwarz und opferte in der Eröffnung einen Bauern für Entwicklungsvorsprung und aktives Figurenspiel. Das brachte ihm ausreichend Kompensation für seinen Bauern, aber auch nicht mehr als das. Es folgte zahlreicher Abtausch, der in ein Turmendspiel mündete, in dem Weiß seinen Mehrbauern nicht halten konnte - und so endete die Partie nach 28 Zügen mit Remis.

Doch dann gab es eine Überraschung: Adhiban Baskaran, der nominell schwächste Teilnehmer im Masters, gewann mit Schwarz gegen Sergey Karjakin. Adhiban spielte Französisch, das, wie er nach der Partie sagte, "erste Mal in meinem Leben". Dennoch brachte er in einer Variante des klassischen Franzosen im elften Zug mit 11...Sd7!? eine interessante Neuerung und spielte auch danach unternehmungslustig weiter. Mit 16...g5 schwächte er seinen Königsflügel, aber gewann dafür einen Bauern. In einem Versuch, die Schwächung des schwarzen Königsflügels auszunutzen, opferte Karjakin wenig später einen zweiten Bauern, aber auch das brachte ihm keine Kompensation. Karjakin versuchte noch im Trüben zu fischen, aber Adhiban spielte weiter aktiv und verwandelte seinen Vorteil schnell in einen ganzen Punkt.

Adhiban Baskaran feierte ein überzeugendes Debüt im Franzosen

Partie des Tages: Karjakin - Adhiban

Zu einem souveränen Sieg kam Radoslaw Wojtaszek gegen Loek Van Wely. Wojtaszek hatte nach der Eröffnung einen kleinen, aber soliden Vorteil, und den baute er im weiteren Verlauf der Partie in Ruhe aus. Das führte bald zu Bauerngewinn und wenig später zum Gewinn der Qualität. Schwarz hatte keinerlei Kompensation und Wojtaszek keine Probleme, seinen Vorteil zu verwerten.

Tabellenführer Pavel Eljanov musste in Runde 5 seine erste Niederlage hinnehmen. Er verlor mit Weiß gegen Levon Aronian. In einem Katalanen wurde Eljanov nach der Eröffnung am Königsflügel aktiv, aber Aronian zeigte sich unbeeindruckt und brachte seine Figuren im Zentrum in Stellung. Eljanovs Initiative am Königsflügel verpuffte schnell und mit seinen zentral postierten Figuren übernahm Aronian das Kommando. Mit knapper werdender Zeit unterlief Eljanov im 37. Zug ein Schnitzer, der ihn Material kostete. Eljanov verzichtete aufs Weiterspielen und gab sofort auf.

Ein faszinierendes Remis spielten Wei Yi und Anish Giri. Wei Yi opferte früh einen Bauern, doch konnte Giri nicht ernsthaft unter Druck setzen. Aber als die Lage für Weiß allmählich kritisch zu werden schien, rettete sich Wei Yi mit einem Turmopfer, das den Auftakt zu einer weit und genau berechneten Dauerschachkombination bildete.

Neuer Spitzenreiter im Masters ist Wesley So, der seine gute Form aus 2016 ins Jahr 2017 hinübernahm. Er spielte mit Weiß gegen Pentala Harikrishna und opferte in der Eröffnung einen Bauern, was nach frühem Damentausch zu einem taktisch komplizierten damenlosen Mittelspiel führte, in dessen Komplikationen sich So besser zurechtfand. Ein ungenauer Zug Pentala Harikrishnas kostete den Inder Material und bald danach auch die Partie. Nach diesem Sieg liegt So jetzt mit 4 Punkten aus 5 Partien alleine an der Spitze des Feldes. Im Live-Rating verbesserte er sich auf 2819 Punkte und liegt damit auf Platz drei der Weltrangliste, 8 Punkte hinter Fabiano Caruana.

Neuer Spitzenreiter im Masters: Wesley So

Die längste Partie der Runde spielten Dmitry Andreikin und Richard Rapport. Andreikin hatte sich in der Eröffnung den Vorteil des Läuferpaars gesichert und setzte Rapport in der Folge mit den beiden Läufern unter Druck. Doch Rapport konnte alle schwarzen Gewinnversuche abwehren und rettete sich am Ende ins Remis.

Ergebnisse der 5. Runde

Runde 5 - Donnerstag, 19. January, 14.00
Eljanov, P.
0-1
Aronian, L.
Karjakin, S.
0-1
Adhiban, B.
So, W.
1-0
Harikrishna, P.
Wojtaszek, R.
1-0
Van Wely, L.
Andreikin, D.
½ - ½
Rapport, R.
Wei, Y.
½ - ½
Giri, A.
Nepomniachtchi, I.
½ - ½
Carlsen, M.

Partien der Runden 1 bis 5

 

Stand nach fünf Runden

Challenger

Im Challenger Turnier endete die Siegesserie von Markus Ragger, der mit 4 aus 4 ins Turnier gestartet war. In Runde fünf spielte Ragger mit Weiß gegen Lu Shanglei und diese Partie endete nach interessantem Verlauf mit Remis. Doch Ragger bleibt alleiniger Tabellenführer, denn auch Ilya Smirin kam gegen Nils Grandelius über ein Remis nicht hinaus.

Ergebnisse der 5. Runde

Runde 5 - Donnerstag, 19. Januar, 14.00
Smirin, I
½ - ½
Grandelius, N.
Tari, A.
1-0
Guramishvili, S.
Bok, B.
0-1
Jones, G.
Ragger, M.
½ - ½
Lu, S.
van Foreest, J.
1-0
Dobrov, V.
l'Ami, E.
½ - ½
Hansen, E.
Xiong, J.
1-0
Tingjie, L.

Partien der Runden 1 bis 5

 

Stand nach fünf Runden

Fotos: Alina l'Ami (Turnierseite)

Turnierseite Tata Steel Chess...


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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