Wijk: Magnus Carlsen gewinnt das "Tata Steel Masters"

von Klaus Besenthal
31.01.2016 – Nach 99 Zügen stand das Remis zwischen Magnus Carlsen und Ding Liren endgültig fest. Dem Weltmeister reichte das Unentschieden zum souveränen Turniersieg, weil sein Konkurrent Fabiano Caruana im Bemühen um Vorteil gegen Evgeny Tomashevsky die Stellung überzog. Das "Challengers" sah Baskaran Adhiban als Sieger - der Inder schaffte damit den "Aufstieg" ins nächste Masters. Mehr...

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Draußen ging es heute stürmisch zu

Das Medienzentrum

Ding Liren wartet auf seinen Gegner...

... der dann auch sogleich ans Brett kam

Am letzten Tag des "Tata Steel Chess Tournaments" bekamen die zahlreichen Zuschauer noch einmal großen Schachsport geboten, wofür wieder einmal hauptsächlich der Weltmeister Magnus Carlsen verantwortlich zeichnete. Fast hundert (!) Züge lang versuchte er, wie so oft, mit unglaublichem Einfallsreichtum und perfekter Technik aus einer eigentlich verflachten Stellung etwas zu machen. Seinem Gegner Ding Liren gebührt umgekehrt höchste Anerkennung dafür, dass er diesem Druck bis zum Schluss standhalten konnte - spielerisch und nervlich! Die Zeiten, in denen Großmeister mehr an der Tabelle herumrechneten, statt einfach zu spielen und zu kämpfen, scheinen inzwischen tatsächlich vergessen zu sein. Fabiano Caruana stand dem in nichts nach: Auch er kämpfte verbissen um den Turniersieg, doch sein Konzept ging überhaupt nicht auf. Am Ende stand eine ziemlich klare Niederlage gegen Evgeny Tomashevsky - die Sache war entschieden. 

Runde 13:

Mamedyarov, S. - Karjakin, S. ½-½
Van Wely, L. - Wei, Y. ½-½
Tomashevsky, E. - Caruana, F. 1-0
Eljanov, P. - Navara, D. 1-0
Carlsen, M. - Ding, L. ½-½
Adams, M. - So, W. ½-½
Giri, A. - Hou, Y. ½-½

 

Carlsen - Ding Liren

Der offene Spanier zwischen Carlsen und Ding verlief kurioserweise bis über den zwanzigsten Zug hinaus analog zur Partie zwischen Adams und So. Doch dann kamen die Unterschiede: Während Adams und So auf einen schnellen Remisschluss hinarbeiteten, "knete" Carlsen seinen Gegner in einer vollkommen ausgeglichenen, harmlosen Stellung so lange, bis der ihm einen Läufer überließ bzw. überlassen musste. Pech für Carlsen: Er hatte keinen Bauern mehr und musste mit T+L sein Glück gegen den Turm von Ding versuchen. Das tat er dann auch bis zum 99. Zug - erfolglos. Der Chinese führte die Verteidigung gekonnt, so dass Carlsen die Partie schließlich beendete, indem er seinen Gegner pattsetzte.

 

Tomashevsky - Caruana

Man muss es ganz klar sagen: Caruana wollte gewinnen, aber schon früh überzog er seine Stellung. Am Ende war er dann chancenlos gegen seinen russischen Gegner. Damit ergibt sich sogar noch punktemäßiger Gleichstand zwischen Caruana und Ding Liren: Beide liegen in der Abschlusstabelle mit jeweils 8 Punkten einen vollen Zähler hinter Magnus Carlsen. Dennoch war es ein großer Kampf, und zumindest für eine gewisse Zeit stand zwischendurch nicht fest, ob Carlsen sich im Kampf um Platz 1 tatsächlich würde durchsetzen können. Es war ziemlich genau das Spektakel, das die Zuschauer sich für den letzten Turniertag erhofft hatten! Und Evgeny Tomashevsky wird es gefreut haben, konnte er sich doch zumindest noch um einen halben Punkt von den "Schlusslichtern" Michael Adams und Loek van Wely absetzen.

 

Adams - So

Es war noch nicht einmal 14 Uhr, da hatte die Partie zwischen Michael Adams und Wesley So bereits ein friedliches Ende genommen. Wesley So blieb in diesem Turnier also tatsächlich ohne Niederlage; allein für einen Platz auf dem "Treppchen" reichte es nicht: Zwölf Remis bei nur einem Sieg (gegen Giri) waren dafür zu wenig. Michael Adams verlor vier Partien und brachte es insgesamt auf 5 Punkte - für ihn sicher ein enttäuschendes Resultat.

 

Giri - Hou Yifan

Die Partien von Carlsen gegen Ding und von Caruana gegen Tomashevsky waren die letzten Begegnungen, die noch liefen - und eben jene zwischen Anish Giri und Hou Yifan, was die Dramaturgie des Kampfes um den Turniersieg fast ein wenig "störte". Giri hatte die Eröffnung auf seltsame Weise verkorkst und musste stundenlang eine schlechtere Stellung verteidigen. Als Zuschauer verstand man eigentlich nicht, warum die Partie so lange dauerte, aber das Endspiel war offenbar viel komplizierter, als es zunächst ausgesehen hatte. Und je länger es dauerte, desto mehr verdichtete sich die Ahnung zur Gewissheit: Hou Yifan würde diese eigentlich gewonnene Partie nicht gewinnen können. So brachte es Anish Giri mit 7 Punkten bei nur einer Niederlage letztlich doch noch auf eine sehr solide Leistung. Hou Yifan hingegen hatte das Turnier zwar stark begonnen, dies aber nicht dauerhaft durchhalten können. Sie musste sich am Tabellenende zu Michael Adams und Loek van Wely gesellen.

 

van Wely - Wei Yi

Loek van Wely zeigte sich noch einmal angriffslustig, indem er im ganz frühen Partiestadium seinen h-Bauern vorpreschen ließ. Es langte zum Remis gegen den jungen Chinesen Wei Yi - van Wely dürfte damit ganz gut leben können. Der Chinese verlor nur eine Partie (gegen Caruana); gegen Navara konnte er gewinnen. 50 Prozent sind für den Sechzehnjährigen ein ganz starkes Ergebnis, mit dem er seine Zugehörigkeit zur Weltspitze eindrucksvoll unterstrichen hat.

 

Mamedyarov - Karjakin

Bei beiden Spielern war spürbar die Luft raus: Ihre Partie wirkte - mit Verlaub - etwas lustlos. Am Ende landeten beide im Mittelfeld, Karjakin wohl obendrein noch mit einem kleinen Verlust an Elopunkten geschlagen. Die Musik spielte heute eindeutig woanders.

 

Eljanov - Navara

Gestern noch schwach, heute stark: So verliefen die beiden letzten Auftritte von Pavel Eljanov in Wijk. David Navara wollte seine Dame lieber behalten, was ein Fehler war, denn danach wurde der Positionsvorteil des Weißen erdrückend und entlud sich in einer Art "Angriffssieg". 7 aus 13 sind ein schönes Resultat für Eljanov, das umso höher zu bewerten ist, als er gegen die drei Führenden Carlsen, Caruana und Ding gar nichts Zählbares zustande brachte. Gegen den "Rest" hat er also überdurchschnittlich punkten können. Navara hingegen kam nur auf 5,5 aus 13, siegte aber immerhin gegen Fabiano Caruana, der anderenfalls vielleicht doch das Turnier hätte gewinnen können.

 

Tabelle:

Partien:

 

 

Challengerturnier

Im Challengerturnier lagen am Ende drei Spieler punktgleich auf Platz 1: Der Inder Baskaran Adhiban, Eltaj Safarli aus Aserbaidschan und Alexey Dreev aus Russland. Was bedeutet das? Ein Blick in die "Rules" des Turniers klärt uns auf: "The winner of the Tata Steel Challengers will receive an invitation for the Tata Steel Masters of next year." Der Gewinner des Challengerturniers darf also am Mastersturnier des Jahres 2017 teilnehmen. Und der Gewinner ist Baskaran Adhiban, denn in den "Rules" geht es weiter: "The mutual result", also die Resultate der punktgleichen Spieler untereinander, wird als Erstes herangezogen, um den Turniersieger zu identifizieren. Und da ist der Inder eindeutig vorne, denn er hat sowohl Safarli als auch Dreev geschlagen. Baskaran Adhiban ist 23 Jahre alt und hat noch nicht so viel in Europa gespielt; aufgrund seiner Zugehörigkeit zur erfolgreichen indischen Nationalmannschaft ist er aber auch bei uns nicht vollkommen unbekannt. Spätestens im nächsten Jahr dann wird er im Januar im großen Rampenlicht stehen. 

Runde 13:

Nisipeanu, L. - van Foreest, J. ½-½
Batsiashvili, N. - Safarli, E. 0-1
Sevian, S. - Baskaran, A. ½-½
Abasov, N. - l'Ami, E. ½-½
Admiraal, M. - Dreev, A. ½-½
Bok, B. - Antipov, M. ½-½
Ju, W. - Haast, A. 1-0

Tabelle:

Partien:

 

 

Fotos: Joachim Schulze

 

Spielplan, Masters und Challengers

Runde Datum
1. Runde Samstag, 16 Jan
2. Runde Sonntag, 17 Jan
3. Runde Montag, 18 Jan
4. Runde Dienstag, 19 Jan
5. (Challengers) Mittwoch, 20 Jan
5. (Masters)** Donnerstag, 21 Jan (Amsterdam)
6. Runde Freitag, 22 Jan
7. Runde Samstag, 23 Jan
8. Runde Sonntag, 24 Jan
Ruhetag Montag, 25 Jan
9. Runde Dienstag, 26 Jan
10. (Masters)** Mittwoch, 27 Jan (Utrecht)
Ruhetag Donnerstag, 28 Jan
11. Runde Freitag, 29 Jan
12. Runde Samstag, 30 Jan
13. Runde Sonntag, 31 Jan
* Rundenbeginn 13.30, außer der letzten Runde. Diese beginnt um 12.00 Uhr.
** Die Runden in Amsterdam und Utrecht beginnen um 14 Uhr

 

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Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.

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