ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Ian Nepomniachtchi gegen Richard Rapport: Im Kellerduell der siebenten Runde traf der Zwölfte auf den Dreizehnten. Hinter sich wussten die beiden Großmeister nur noch Lokalmatador Loek van Wely, dem in diesem Jahr beim Tata Steel noch nicht viel gelungen ist. Die Partie zwischen Nepomniachtchi und Rapport endete Remis, auch wenn es kurzzeitig für Nepomniachtchi ganz gut ausgesehen hatte. Der Russe hatte sich gegen seinen ungarischen Gegner früh in den Besitz des Läuferpaars gebracht und mit zwei Bauerninseln gegen drei hatte er wohl auch die gesündere Struktur gehabt - allein Ansatzpunkte, um diese Vorteile ausbeuten zu können, waren nicht wirklich vorhanden gewesen. So wurden einfach Figuren getauscht, bis am Ende nichts mehr ging.
Ian Nepomiachtchi dürfte mit dem bisherigen Turnierverlauf nicht wirklich zufrieden sein...
... und Richard Rapport ist dies wahrscheinlich noch weniger. Trotzdem: Man darf künftig von ihm noch einiges erwarten.
Der beklagenswerte Loek van Wely verlor heute erneut. Gegen die Sizilianische Verteidigung des Niederländers kam dessen chinesischer Gegner Wei Yi mit einem beherzten Läuferopfer auf Position zum Erfolg. Van Welys Stellung hatte viele Löcher, seine Figuren standen unkoordiniert und der König befand sich immer noch in der Mitte. Wei Yi gelang die Abwicklung in ein Endspiel mit zwei Mehrbauern, das er sicher gewinnen konnte. Mit einem Punkt aus sieben Partien bleibt der sieglose van Wely Tabellenletzter, während Wei Yi mit nunmehr 4,5/7 den Aufstieg in die oberste Tabellenregion geschafft hat.
Loek van Wely spielt in Wijk keine tragende Rolle - trotzdem kann man sich das Masters nicht ohne ihn vorstellen.
In der obereren Tabellenregion sieht sich sicherlich auch der russische WM-Finalist Sergey Karjakin, der nach der sechsten Runde nur auf Platz 9 gelegen hatte. Heute änderte sich dies: Mit Weiß musste sich Karjakin zwar zunächst gegen die Angriffsversuche seines armenischen Gegners Levon Aronian verteidigen, doch am Ende konnte der seine schwachen Bauern nicht zusammenhalten. Aronian, vor der Runde noch auf Platz 4 liegend, hatte Karjakin damit schon einmal überholt.
Gegen Levon Aronian lieferte Sergey Karjakin heute eine starke Leistung ab.
Der Amerikaner Wesley So befindet sich in bestechender Form - das hat er unlängst mit seinem Sieg beim London Chess Classic bewiesen. Nicht ganz überraschend hatte er vor der Runde mit einem halben Punkt Vorsprung das Feld angeführt. Der ukrainische Großmeister Pavel Eljanov ist allerdings auch nicht schlecht: Er gewann im Oktober das bärenstark besetzte Open auf der Isle of Man. Zwei Spieler auf Augenhöhe, das darf man wohl sagen, und so war der Remisschluss nicht wirklich eine Überraschung. Bevor dieser in Form eines verflachten Doppelturmendspiels amtlich wurde, wurde aber noch recht gefällig kombiniert. Die Partie ist zum Nachspielen empfohlen!
Heute nur remis? Egal, für Wesley So läuft es in letzter Zeit hervorragend.
Das Duell zwischen Dmitri Andreikin und Pentala Harikrishna spielte sich im Niemandsland der Tabelle ab: Mit je 3,0/6 hatten die beiden Spieler nach der sechsten Runde die Plätze 7 und 8 innegehabt. Ändern konnten sie daran heute nichts: Andreikin hätte der dreimaligen Stellungswiederholung nicht entgehen können, weil ihn dies einen Turm gekostet hätte; Harikrishna wollte es nicht, weil er dann den Freibauern seines Gegners hätte laufenlassen müssen.
Die Begegnung zwischen dem Polen Radoslaw Wojtaszek und dem Inder Baskaran Adhiban hinderte die Zuschauer daran, sich ganz auf Magnus Carlsen und Anish Giri konzentrieren zu können, denn diese Partie lief lange. Wojtaszek verkalkulierte sich schließlich - in einem Endspiel, in dem jeder nur noch zwei Figuren hatte, das ansonsten aber höchst unübersichtlich war, kam ihm eine Figur abhanden. Der Pole verlor die Partie und konnte sich mit nunmehr 3,0/7 erneut nicht richtig vom Tabellenende absetzen. Adhiban Baskaran hat jetzt 50% (3,5/7) und liegt demgemäß auf einem Mittelplatz.
Adhiban Baskaran war im letzten Jahr Aufsteiger aus dem Challengers-Turnier.
Es blieben also noch Magnus Carlsen und Anish Giri. Carlsen wollte diese Partie unbedingt gewinnen, und so versuchte der Weltmeister alles, Mögliches und Unmögliches. Carlsen opferte Material, Carlsen gewann Material, Carlsen ließ zu, dass Giri eine neue Dame bekam - es nutzte alles nichts. Im 115 Zug war eine Stellung entstanden, von der eigentlich jedes Kind weiß, dass sie remis ist (Randbauer und "falscher" Läufer), doch Carlsen ließ es sich nicht nehmen, noch acht Züge zu machen, bis Giris König pattgesetzt war. Ob dies ein kleiner Scherz des Weltmeisters war, ob es Ausdruck seines Frusts war, ob es ein Zeichen an die Konkurrenz für die zweite Hälfte des Turniers bedeuten sollte: Wir wissen es nicht. Das eigentlich Sensationelle an dieser Partie hingegen war dem Autor dieses Artikels zunächst entgangen: Im 56. Zug hatte Carlsen tatsächlich einen einfachen Gewinn übersehen, er hätte statt 56.Lf7+ einfach nur 56.Tc8+ ziehen müssen. So etwas ist äußerst ungewöhnlich für den Weltmeister. Eine zusätzliche Kuriosität liegt bei diesem Vorfall sicherlich darin, dass 56.Tc8+ fast zu einer Art Zitat der letzten Partie des Weltmeisterschaftskampfes gegen Sergey Karjakin geworden wäre. Über diesen kurzen Verlust an Konzentration dürfte Carlsen sich jedenfalls mächtig geärgert haben. Diese Partie müssen Sie, liebe Leser, sich unbedingt ansehen!
Magnus Carlsen - dem Chronisten gehen langsam die Worte aus, um den eisernen Siegeswillen des Weltmeisters angemessen zu beschreiben. Ganz großer Sport war das heute aber allemal!
Anish Giri: Für die Podestplätze fehlt ihm irgendwie noch was, aber seine Verteidigungsleistung war wieder einmal grandios.
Runde 7 - Samstag, 21.01.2017 | |
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Karjakin, S. - Aronian, L. | 1-0 |
So, W. - Eljanov, P. | ½-½ |
Wojtaszek, R. - Adhiban, B. | 0-1 |
Andreikin, D. - Harikrishna, P. | ½-½ |
Wei, Y. - Van Wely, L. | 1-0 |
Nepomniachtchi, I. - Rapport, R. | ½-½ |
Carlsen, M. - Giri, A. | ½-½ |
Markus Ragger und Gawain Jones: Der Österreicher und der Brite sind die Männer der Stunde. Gegen seine georgische Gegnerin Sopiko Guramishvili, die bisherige Tabellenletzte, konnte Ragger bereits aus der Eröffnung heraus ein starkes Bauernzentrum entwickeln und die einzige offene Linie auf dem Brett besetzen. Das reichte, um Material zu gewinnen und ein gewonnenes Endspiel zu erreichen. Diese Partie sah rückblickend wie ein einfacher Sieg aus. Gawain Jones hatte es - mit Schwarz gegen den niederländischen Shootingstar Jorden van Foreest - ungleich schwerer, doch der Brite fühlte sich offenbar so stark, dass er das Angebot einer dreimaligen Stellungswiederholung ausschlug. Am Ende besaß Jones einen Springer und zwei Bauern für eine auf Position geopferte Qualität und stand dabei so gut, dass er van Foreests König ins Freie zerren und gar noch ein Mattnetz spinnen konnte. Das sah stark aus - unbedingt nachspielen! Ragger und Jones führen mit nunmehr 5,5/7 gemeinsam das Feld an.
Markus Ragger: Heute siegte der österreichische Großmeister mühelos. Seine Chancen auf eine Teilnahme am Masters 2018 sind intakt.
Gawain Jones tat es Magnus Carlsen gleich: Auch er legte unwiderstehlichen Siegeswillen an den Tag.
Runde 7 - Samstag, 21.01.2017 | |
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Tari, A. - Grandelius, N. | ½-½ |
Bok, B. - Smirin, I. | 0-1 |
Ragger, M. - Guramishvili, S. | 1-0 |
van Foreest, J. - Jones, G. | 0-1 |
l'Ami, E. - Lu, S. | ½-½ |
Xiong, J. - Dobrov, V. | 1-0 |
Tingjie, L. - Hansen, E. | ½-½ |
Fotos: Alina l'Ami (Turnierseite)