Willkommen in Portugal

von Stefan Löffler
13.12.2019 – Europas westlichstes Land hat nicht so eine reiche Schachtradition wie Spanien und lag bisher unter dem Radar von Schachliebhabern, die Turniere und Tourismus gerne verbinden. Das ändert sich nun dank der Portugal Chess Tour, einer jährlichen Serie von Schnell- und klassischen Turnieren, allen voran dem Portugal Open Ende Januar 2020 in Lissabon, schreibt Stefan Löffler. | Fotos: Portogiesischer Schachverband

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Schach in Portugal

Ein Freund hatte Maciei Klekowski überredet, mit ihm zum Open in Figueira da Foz zu reisen. Der junge polnische IM hat es nicht bereut. Er holte sich nicht nur den ersten Preis sondern erfüllte auch seine dritte und letzte Großmeisternorm. “Es war meine erste Reise nach Portugal aber bestimmt nicht die letzte. Nicht nur weil ich so gut gespielt habe, sondern weil es mir hier wirklich sehr gefällt“, sagt Maciei. Auch wenn die Herbstsonne nicht mehr stark genug war, um ihn zu einem Bad zu überreden, verbrachten Maciej und sein Schachfreund jede Menge Zeit am Strand und bewunderten den mächtigen Seegang des Atlantiks in der Nähe von Europas besten Surfspots. “Wir haben uns im Hotel Räder geliehen und sind die Küste entlang geradelt.”

Über Schach in Portugal wissen die meisten nicht mehr, als dass Alexander Aljechin 1946 in einem Hotelzimmer in Estoril an einem Hühnerknochen erstickt sein soll. Europas westlichstes Land hat nicht die reiche Schachtradition Spaniens und lag bisher unter dem Radar von Schachliebhabern, die das Turnierspiel gerne damit verbinden, die Welt zu entdecken. Das ist nun dabei sich zu ändern dank der Portugal Chess Tour, die 2018 von Dominic Cross erfunden wurde. Der dynamische Präsident des Portugiesischen Schachverbands mit väterlichen Wurzeln in Deutschland hat Veranstalter und Sponsoren zum Mitmachen überzeugt. Im ersten Jahr beteiligten sich bereits Spieler aus sechzig verschiedenen Ländern. Die diesjährige Tour began Ende August in Guimarães und verbindet bis Juli 2020 sowohl Schnellturniere als auch solche mit klassischer Bedenkzeit.

 

Figueira da Foz ist nicht das einzige Turnier auf der Tour mit exzellenten Chancen auf Titelnormen. Das gilt auch für das Open, das in wenigen Tagen in Ferreira do Alentejo ansteht (17.-21. Dezember, Schnellschach am 22. Dezember), mitten in der für ihre Küche und Weine bekannten Agrarregion. Es gilt auch für das größte portugiesische Turnier Ende Januar.

Das Portugal Open in Lissabon (25. Januar-1. Februar 2020, Schnellschach am 2. Februar) ist eine feine Gelegenheit, die portugiesische Hauptstadt zu entdecken, wenn sich gerade nicht von Touristen überflutet ist und Flüge und Hotelzimmer am wenigsten kosten.

Trotzdem darf man mit reichlich Sonnenstunden und viel internationaler Beteiligung rechnen. Als jemand, der in fußläufiger Entfernung vom Spielort wohnt, versichere ich Ihnen, dass Sie auf den im Winter besonders reichhaltigen Speisekarten neben jeder Menge exquisiter Fischgerichte wunderbare Feijoadas und Cozido à Portuguesa (Schlachtplatte) zu einem Bruchteil dessen finden, was Sie in Mittel- oder Nordeuropa bezahlen. Vielleicht besuchen Sie lieber im Frühling die Universitätsstadt Coimbra (30. April – 4. Mai 2020) oder machen sich auf Porto zu entdecken, entweder von Gaia (9.-14. Juni 2020) oder von Famalicão (19.-25. Juli 2020) aus. 

Seit ich der Liebe wegen nach Portugal gezogen bin, war mein erstes Turnier ein Schnellturnier in Viseu im Herzen des Landes. Dort hatte ich Glück, dass anders als kürzlich in Pampilhosa da Serra, wo neun Großmeister die ersten Plätze belegten, kein einziger Profi auftauchte und ich den ersten Preis einheimsen konnte. Die Portugal Chess Tour scheint Neulinge wie mich oder Maciej gut zu behandeln.

Hier kommentiert er seinen besten Zug aus Figueira da Foz (pdf)...

Portugal Chess Tour...

Schachfestival Figueira da Foz...

 


Stefan Löffler schreibt die freitägliche Schachkolumne in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ist in Nachfolge von Arno Nickel Herausgeber des Schachkalender. Für ChessBase berichtet der Internationale Meister aus seiner Wahlheimat Portugal.

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