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Die so genannte Euro-Gruppe ist ein Gremium der EU, in dem alle Länder vertreten sind, die den Euro als Landeswährung verwenden. Die Euro-Länder koordinieren hier ihre Haushalts- und Steuerpolitik. Zu diesem Zweck treffen sich die Wirtschafts- und Finanzminister und hochrangige Beamte der betreffenden Länder, der Wirtschafts- und Währungskommissar der Europäischen Kommission (zur Zeit Pierre Moscovici), der Präsident der Europäischen Zentralbank (zur Zeit Mario Draghi), der Vorsitzende des Europäischen Wirtschafts- und Finanzausschusses sowie hohe EU-Beamte in informellen Sitzungen, meist am Vortag des Rats für Wirtschaft und Finanzen. In einigen Fällen sind auch die Staatschefs anwesend.
Die Euro-Gruppe wurde 1998 eingerichtet. Ihre Aufgaben und ihre Funktion sind im Vertrag von Lissabon (EU-Grundlagenvertrag bzw. -Reformvertrag, vom 13.Dezember 2007, seit dem 1. Dezember 2009 in Kraft) geregelt. Der Vorsitzende der Euro-Gruppe wird für die Dauer von zwei Jahren gewählt. 2004 übernahm Jean-Claude Juncker das Amt. Obwohl eigentlich nur zwei Amtszeiten vorgesehen sind, einigten sich die Länder auf eine Verlängerung von Junckers Amtzeit um zwei weitere Jahre bis 2010 und dann noch einmal um zwei Jahre bis 2012. Im Januar 2013 wurde der Niederländer Jeroen Dijsselbloem zum Nachfolger von Juncker gewählt. Er war der einzige Kandidat. 2015 gewann er eine Kampfabstimmung gegen den Spanier Luis de Guindos und bleib für zwei weitere Jahre im Amt.
Heute wählt die Eurogruppe den Nachfolger von Jeroen Dijsselbloem. Zur Wahl steht auch eine Schach-Großmeisterin, die lettische Finanzministerin Dana Reizniece-Ozola. Sie konkurriert mit drei Mitbewerbern, dem portugiesischen Finanzminister Mario Centeno, dem Slowaken Peter Kazimir und dem Luxemburger Pierre Gramegna. Reizniece-Ozola gehört der kleinen lettischen Mitte-Rechts-Partei "Latvijai un Ventspilij" (Für Ventspils und Lettland) an, Teil der lettischen Regierungsallianz "Bündnis der Grünen und Bauern", und ist seit 2016 Finanzministerin ihres Landes. Davor war sie von 2014-2016 Wirtschaftsministerin. In dieser Funktion sorgte sie für eine Liberalisierung des lettischen Energiemarktes, der zuvor zu 100% vom russischen Lieferanten Gazprom abhängig war. Dem lettischen Parlament gehört Reizniece-Ozola seit 2010 an. 2010/2011 war sie bereits Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium.
Mit dem Schach begann Dana Reizniece-Ozola im Alter von acht Jahren. 1992 spielte sie bei der U12-Mädchenweltmeisterschaft in Duisburg mit und nahm in den folgenden Jahren bis zur Altersgrenze in den verschiedenen Alterklassen an praktisch allen Mädchenwelt- und Europameisterschaften teil. Seit 1998 spielt Dana Reizniece in der lettischen Frauen-Nationalmannschaft und vertrat ihr Land bei acht Schacholympiaden (1998, 2000, 2004, 2006, 2010, 2012, 2014 und 2016).
Bei der Schacholympiade 2016 wollte sie eigentlich nur die ersten Partien spielen, um dann zu einem Treffen der EU zu reisen. Nachdem sie aber überraschend Weltmeisterin Hou Yifan schlagen konnte, blieb sie bei der Schacholympiade und schickte zum EU-Treffen einen Vertreter. Seit 2004 spielt Dana Reizniece-Ozola in der 2. Bundesliga und Oberliga Ost für die SG 1871 Löberitz.
Bei der Wahl zum Euro-Gruppen-Chef gilt Dana Reizniece-Ozola allerdings nur als Außenseiterin. Die Bundesregierung will laut Spiegel-online für den Portugiesen Mario Centeno stimmen.
Die Zeit: Die Schachkönigin von Riga...
Spiegel-Online: Portugiese Centeno soll neuer Euro-Gruppen-Chef werden...
Offizielle Homepage der Euro-Gruppe...