Wo sind Israel und Bulgarien?

von André Schulz
17.11.2015 – 35 europäische Verbände sind mit 36 Mannschaften im Allgemeinen Turnier und mit 30 Mannschaften im Frauenturnier der Mannschafts-Europameisterschaften in Reykjavik vertreten - ein großes Schachfest an historischer Stätte: Hier wurde der WM-Kampf von 1972 zwischen Fischer und Spassky gespielt. Doch zwei Top-Mannschaften fehlen: Israel und Bulgarien. Aber warum? Die Gründe...

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Wer sich die Liste der Mannschaften bei den Mannschafts-Europameisterschaften anschaut, stellt bald fest, dass zwei bedeutende Verbände und ihre Mannschaften fehlen: Israel und Bulgarien.

In Israel hat man wohl noch bis zuletzt um eine Teilnahme auf Island gekämpft. Der Grund für das Fehlen der israelischen Mannschaft, die mit ihrem Vizeweltmeister von 2012 Boris Gelfand immer zu den Spitzenteams in diesem Wettbewerb gehörte, ist finanzieller Natur. Der israelische Schachverband ist klamm und wies in seinem Haushalt ein Defizit auf. Nachdem sich abzeichnete, dass der Verband keine Mittel zur Verfügung hatte, um seine Mannschaften zur Europameisterschaft nach Reykjavik zu entsenden, kam der Vorgang sogar im israelischen Parlament zur Sprache. Die Spieler- und Spielerinnen der Mannschaften, standen bereit, sich noch kurzfristig auf den Weg in die isländische Hauptstadt zu machen. Letztlich konnten aber die notwendigen Gelder von der Regierung nicht mehr fristgerecht bewilligt werden.

Alex Kaspi äußerte sich gegenüber chess-news.ru: "Wir haben zwei Probleme: zu wenig Unterstützung vom Staat und keine Sponsoren. Und das, obwohl Gelfand hier seit seinem WM-Kampf gegen Anand praktisch ein Nationalheld und Schach sehr populär ist ."

Auch in Bulgarien wurden fehlende Mittel als Grund für die Abwesenheit der bulgarischen Mannschaften angegeben. Doch der Fall liegt hier noch etwas anders. Der vormalige Präsident der Europäischen Schachunion (ECU) Silvio Danailov, auch amtierender Präsident des bulgarischen Schachverbandes, hat sich und den bulgarischen Schachverband nach Ansicht der meisten bulgarischen Spitzenspieler in der internationalen Schachgemeinschaft isoliert.

In jüngster Zeit wurde das bulgarische Schach von einer Reihe von Skandalen erschüttert. Während der Amtszeit von Danailov als ECU-Präsident wurde eine mysteriöse Firma European Chess Union plc gegründet, die Geld, das eigentlich für die ECU bestimmt war, entgegen genommen haben soll. Die Rede ist von 450.000 Euro. Auch bei den Verbandswahlen soll es Unregelmäßigkeiten gegeben haben. Nachdem GM Kirill Georgiev, Stoinev und Stoichkov diese Vorgänge in einer Pressekonferenz publik gemacht hatten, wurden sie umgehend von der Verbandsführung gesperrt.

Nun haben sich die führenden bulgarischen Spieler in einem offenen Brief an den Sportminister des Landes gewandt:

 

Quelle: chessdom

Israeli Team Won't Come to Reykjavik Despite All Efforts to Raise Funds...

ETCC woes for the Bulgarian Chess Federation amid investigations...

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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