ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Schach schauen macht mehr Spaß, wenn man für einige Spieler die Daumen drücken kann. Zu diesem Zweck betrachten wir das Turnier der jüngsten vier Spieler beim Worldcup und deren möglichen Weg zum Kandidatenturnier. Angeführt wird die Gruppe von vier Junioren:
Alireza Firouzja, der iranische Superstar des Jahres 2019 und die Nummer drei bei den Junioren weltweit. Der Russe Andrey Esipenko ist zurzeit die Nummer zehn der Juniorenliste. Nihal Sarin bekam eine Präsidenten-Wildcard für seine Teilnahme und ist die aktuelle Nummer 14 bei den Junioren. Zudem nimmt der Uzbeke Nodibek Abdusattarov am Worldcup teil. Er ist die aktuelle Nummer 16 bei den Junioren. Die Zahl der teilnehmenden Junioren ist natürlich umfangreicher und beginnt bereits mit den Geburtsjahrgängen 1999.
Alireza Firouzja (geboren am 18. Juni 2003) ist mit seiner Rating von 2702 in der ersten Runde klarer Favorit gegen den Armenier Pashikian (2599).
Alireza Firouzja | Foto: Fiona Steil-Antoni
Auf dem Weg von Alireza Firouzja könnte in Runde 2 Daniil Dubov (2699) als Gegner folgen. Danach stellt sich mit Ding Liren (2811) vermutlich die aktuelle Nummer drei der Welt in Alirezas Weg.
Andrey Esipenko (geboren am 22. März 2002, 2624) hat das vermutlich härteste Programm zu absolvieren.
Andrey Esipenko | Foto: Alina l'Ami
Es beginnt für ihn mit dem ehemaligen Fide-Weltmeister Ruslan Ponomariov (2675), in Runde 2 könnte Peter Svidler (2729) folgen und in der dritten Runde wäre dann vermutlich Hikaru Nakamura (2745) im Weg.
Nihal Sarin (geboren am 13. Juli 2004, 2610) startet mit der Nummer 1 aus Peru, Jorge Cori (2676).
Nihal Sarin | Foto: Frederic Friedel
In Runde 2 wartet vermutlich der US-Amerikaner Sam Shankland (2705) und in Runde drei könnte Shakriyar Mamedyarov (2767) folgen.
Nodirbek Abdusattorov (geboren am 18. September 2004, 2608) beginnt mit dem Russen Maxim Matlakov (2716), um bei Erfolg in der zweiten Runde mit Boris Gelfand (2686) die Klingen kreuzen zu können.
Nodirbek Abdusattorov | Foto: Gerd Densing
In der dritten Runde käme dann wahrscheinlich Levon Aronian (2758) als Gegner auf den Usbeken zu.
Die Paarungen sind schon längere Zeit bekannt, so dass von umfangreicher Vorbereitung der Spieler zumindest in Runde eins auszugehen ist. Von Alireza, Andrey und Nihal ist bekannt, dass die beiden ausgezeichnete Blitzspieler und Rapidspieler sind. Nihal ist amtierender Asienblitzmeister und Alireza war Zweiter.
Gespielt wird mit Zeitkontrolle nach 40 Zügen. Spieler erhalten dafür 90 Minuten und danach gibt es einen weiteren Zeitaufschlag von 30 Minuten. Hinzu kommt ab dem ersten Zug eine Inkrementzeit von 30 Sekunden je Zug. Remisangebote sind erst ab Zug 30 erlaubt. Für den Fall eines Gleichstandes nach den gespielten zwei Partien (mit Farbwechsel) folgen zwei Schnellschachpartien mit 25 Minuten und 10 Sekunden je Zug. Erneuter Gleichstand hat Schnellschachpartien mit 10+10 zur Folge. Danach würde geblitzt (5+3) und erst dann folgt eine Armaggeddon-Partie mit 5 gegen 4 Minuten und 2 Sekunden ab Zug 60, die der Weiße gewinnen muss.
Profis haben untereinander den Vorteil, dass ihre Gegner mit Weiß in der Regel versuchen, Vorteil zu erringen. Zudem sind die meisten Partien von Großmeistern erfasst und daher bekannt. Anders ist das bei Amateuren, die oft als Wundertüte antreten. Die Folge aus diesem Informationsvorteil ist, dass man sich auf einen Profi besser vorbereiten kann und der eigentliche Wettkampf oft erst im Mittelspiel beginnt. Der Nachteil ist, dass die meisten ambitionierten Spieler ein gut gepflegtes Eröffnungsrepertoire mit gewissen Abweichungsmöglichkeiten besitzen. Folgen wir den Gegnern unserer Protagonisten ein wenig. Das macht die Sache beim Zuschauen spannender und ist eine gute Übung, um den Umgang mit der Datenbank zu trainieren. Exemplarisch bereiten wir das Aufeinandertreffen von Alireza vor.
Alireza gegen Pashikian
Alirezas Gegner ist ein Armenier. Von Arman Pashikian, Jahrgang 1987, sind Partien seit 1997 in der Mega-Database zu finden. In dem Jahr lebte Alireza noch nicht einmal. Beschränken wir uns zunächst auf 2018 und das Rumpfjahr 2019. Der Armenier spielte relativ wenige Partien und hatte längere Pausen während des letzten Jahres. 2019 hat er 29 bei der Fide gewertete Partien gespielt. Beim World-Open in Philadelphia ist der Armenier zuletzt mit 6,5 aus 9 auf Platz 7 gelandet. Die einzig verlorene Partie war sein Aufeinandertreffen mit Quang Liem Le (2713).
Dies ist zugleich die einzige Partie seit 2018, die er mit den weißen Steinen verloren hat. Zuvor hat er die europäischen Einzelmeisterschaften mit +2 absolviert und dabei zwei Schwarzpartien verloren. Davor hat Arman in diesem Jahr die armenische Landesmeisterschaft mit 6,5 aus 9 ohne Niederlage gewonnen. Qualifiziert hat sich der Armenier bei der Individualmeisterschaft Europas 2018 mit 7,5 aus 11.
Die erste Frage lautet: Welcher Aufschlag des Gegners ist wahrscheinlich? Die überwiegende Zahl der Partien von Arman beginnt mit 1.d4 oder 1.Sf3. Wobei der Armenier mit dem Königsbauern schottisches Vierspringerspiel und Französisch Tarrasch auf dem Brett hatte. Der Bildschirmausschnitt sieht so aus:
Auffällig ist am grundsoliden Repertoire des Armeniers (17 Siege, 1 Niederlage), dass er grünfeldindische Strukturen vermeidet, indem er meist zunächst 1.d4 und 2.Sf3 spielt und nach 3.c4 den Zug Sc3 zunächst zurückstellt.Ein Blick in die gesamten Partien des Armeniers deutet zudem an, dass er gegen Damenindisch ein eher schlechtes Ergebnis hat. Ob das an der eigenen Eröffnungsbehandlung liegt, müsste man noch genauer untersuchen. Vielleicht liegen ihm die entstehenden Stellungen auch nicht.
Alireza spielt allerdings gegen die Zugfolge seines Gegners eher Königsindisch. Auch wenn Arman zuletzt meist g3-Systeme gegen Königsindisch spielte, hat der Armenier dennoch gute Erfahrungen mit der Hauptvariante gemacht.
Das Risiko dieses weißen Systems ist allerdings, dass Alireza seinen Gegner in einen Grünfeldinder verwickeln könnte. Die Eröffnungsphase würde dann mit 1.d4 Sf6 2.Sf3 g6 3.c4 Lg7 4.Sc3 d5 eingeleitet werden.
Alireza hat Weiß
Der junge Iraner greift bevorzugt zum e-Bauern. Allerdings hatte er zusätzlich immer wieder mit dem Damenbauern begonnen. Arman antwortet gegen den Spanier seines Gegners in der Regel mit der Berliner Verteidigung. Alireza reagiert darauf in der Regel mit 4.d3 und sein Gegner hat bereits umfangreiche Erfahrung mit 4...Lc5 gesammelt. Schauen wir uns diese gemeinsamen Erfahrungen einmal in der Datenbank an.
Anzumerken ist, dass die Ergebnisangaben aus weißer Sicht sind. Der Armenier punktet also recht ordentlich mit diesem System der abgelehnten Hauptvariante. In dem von Alireza bevorzugten System mit 5.c3 0-0 6.Lg5 hat Arman erst eine Partie vorzuweisen. Diese ist etwas älter und wurde von Evgeny Postni ausführlich kommentiert. Die Niederlage von Alireza gegen Wang Hao stammt aus einer Blitzpartie, die Alireza etwas grob verlor. Die Partie gegen Cheparinov war eine Rapidpartie.
Aufmerksamkeit dürften beide Spieler der Partie Topalov gegen Nakamura widmen. 4.d3 ist übrigens die Hauptwaffe von Fabiano Caruana gegen die Berliner Verteidigung. Allerdings scheint man in der Weltspitze nach 4...Lc5 5.c3 zu dem Zug 5...d5 zu tendieren. Es wird interessant sein zu sehen, welche Variante die beiden Kontrahenten beim Worldcup vortragen. Aber vielleicht spielt Alireza mit den weißen Steinen auch 1.d2-d4. Dann kommt es entweder zu einem Duell im Dameninder, im Nimzoinder oder ein Katalane käme auf das Brett.
Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass man auf den Ausgang des Matches Wetten abschließen kann. Alireza ist bei den Buchmachern klarer Favorit. Für einen Sieg gibt es 1.86 Euro für einen Euro und 2.61 Euro bei Unentschieden. Ein Sieg des Armeniers brächte 6.40 Euro (abgerufen am 06. September 2019).
https://de.wikipedia.org/wiki/Arman_Paschikjan