World Cup: Die Youngster als Musketiere

von Thorsten Cmiel
16.09.2019 – In Alexandre Dumas' Roman "Die drei Musketiere" (eigentlich sind es vier!) schied einer nach dem anderen aus. Am Ende blieb d'Artagnan übrig. Wer von den "jungen Wilden" wird der d'Artagnon des World Cups werden, fragt Thorsten Cmiel.

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Runde 2: Welcher Youngster macht das Rennen?

Alexandre Dumas (1802-1870) ist vor allem bekannt für den klassischen Historienroman. Die Romanfigur d'Artagnan, erstmals beschrieben von Gatien de Courtilz de Sandras (1644 – 1712), einem Schriftsteller und selber Musketier, nutzte Dumas als Vorlage für seinen Weltklassiker „Die drei Musketiere“. Darin geht es um die Abenteuer von eben jenem d'Artagnan, die dieser mit den drei Musketieren Athos, Portos und Aramis erlebt. Der Roman erzählt von Liebe, Intrigen, Spionage und einem Geschenk des französischen Königs an seine Frau, die diese wiederum ihrem Liebhaber, einem englischen Edelmann als Zeichen ihrer Liebe gibt. Die Musketiere wurden zu einer Rückholaktion des Schmuckstücks nach England geschickt und dabei von den Schergen des Kardinals bekämpft und schieden nacheinander aus dem Rennen aus. Nur d'Artagnan schaffte den ganzen Weg hin und zurück und brachte das Schmuckstück rechtzeitig nach Paris, rettete die Ehe der Monarchen und beschränkte dadurch den Einfluss eines missgünstigen Kardinals.

Im Worldcup 2019 wissen wir nicht, wer der vier Youngster am längsten im Turnier bleibt. Genauso wenig kennen wir die Rollenverteilung im Vergleich zur Romanvorlage. Wir wissen allerdings seit der ersten Runde, dass Nodirbek als erster aus dem Turnier ausschied und damit die Rolle von Porthos übernimmt. Der verlor ein Duell mit einem scheinbar betrunkenen Gegner. In dem Roman schied danach übrigens Aramis aus dem Rennen aus, der angeschossen wird, und danach folgte Athos, der als Falschmünzer unter Anklage gebracht wurde.

Alireza Firouzja überzeugt erneut

Der Iraner geriet in der ersten Partie mit Schwarz nach etwas riskanter Eröffnungsbehandlung zunächst unter Druck. In einem echten Straßenkampf zweier erfahrener Fighter gelang es Alireza zunächst einen ordentlichen Vorteil zu erzielen. Es reichte später nicht für einen vollen Punkt, aber die Rollenverteilung war klarer als gedacht. Dubov würde zu kämpfen haben. Die zweite Partie war ebenfalls sehenswert. Alireza gab sich im Endspiel nicht mit einem halben Punkt zufrieden, sondern gab in Form eines Figurenopfers immer weiter Gas und sein Gegner fand letztlich keine ausreichende Verteidigung und verlor am Ende recht deutlich die Partie und damit den Miniwettkampf.

 

Nihal Sarin überzeugt zunächst und fällt dann in Trauer

Die erste Partie der zweiten Runde brachte eine Weiß- und zwei Schwarzpartien. Das Ergebnis der verbliebenen Musketiere war professionell. Nihal gewann gegen die Breyer-Variante mit Weiß im Königsangriff ohne erkennbare Mühen. Er war vermutlich bestens vorbereitet und sein Zeitverbrauch diente eher zum Täuschen des Gegners oder zum Prüfen der Varianten.

Am zweiten Tag überraschte Eltaj Safarli Nihal mit dem Evans-Gambit. Der Inder verbrauchte danach viel Zeit, aber reagierte besonnen und hielt gut dagegen. Der aserische GM musste dem Remis ausweichen und Nihal konnte in der Folge sogar einen guten Vorteil erreichen. Dann folgte ein grobes Versehen, das bei Nihals sonstiger Sicherheit völlig überraschend kam und allen "sterblicheren" Spielern unter dem Begriff  "Schachblindheit" bekannt sein dürfte.

 

 

Der Schnellschachkampf am folgenden Tag stand offensichtlich unter dem Einfluss der Ereignisse vom Vortag. Nihal spielte für seine Verhältnisse schwach und verlor sein Duell klar. Er übernimmt damit die Rolle des angeschossenen Aramis. Ein überraschend gelungener Vergleich.

 

Andrey Esipenko ohne Chance gegen Peter Svidler

Peter Svidler drückte zunächst mit Weiß gegen die Caro-Kann-Verteidigung seines Gegners und remisierte danach mit Grünfeldindisch recht komfortabel.

The Fashionable Caro-Kann Vol.1 and 2

Das dynamische Spiel, basierend auf einem starken strategischen Fundament, hat mich von jeher fasziniert, und ich habe auf diesen DVDs die Varianten vorgeschlagen, die ich auch persönlich in der Praxis bevorzuge.

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Im Schnellschach spielte Peter Svidler seine ganze Erfahrung aus und gewann den Wettkampf recht deutlich nach zwei groben Versehen seines jungen Gegners. Andrey war etwas länger im Rennen als Nihal, hatte allerdings keine echte Chance gegen den achtmaligen Meister von Russland, noch. Athos wurde fälschlich als Falschmünzer angeklagt. Andrey ist sicher kein Hochstapler, sondern wird uns in Zukunft noch manche hervorragende Leistung vorlegen.

 

Wie es weiter geht

Während Alireza einen Ruhetag hatte, musste sein potenzieller Gegner, Ding Liren, in den Tiebreak nach einem schweren Kampf gegen Sergei Movsesian. Der Chinese setzte sich schließlich durch und wird das vermutlich intensivste Match der dritten Runde spielen. Alireza beginnt mit Weiß und übernimmt jetzt die Rolle des d‘Artagnan, eines etwas ungestüm agierenden Youngsters aus der Gascogne, einer Provinz in Südfrankreich.

 

 

 


Thorsten Cmiel ist Fide-Meister lebt in Köln und Milano und arbeitet als freier Finanzjournalist.

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