Yifan Hou gewinnt in Korsika

von Alejandro Ramirez
24.10.2014 – Frauenweltmeisterin Yifan Hou hat es geschafft: Im Finale des "Corsican Circuit" gewann sie gegen Sergey Fedorchuk, der zuvor Ex-Weltmeister Vishy Anand geschlagen hatte, und gewann so das Turnier. Damit setzt die Chinesin ihre anhaltende Erfolgsserie fort und zeigt, dass sie auch in offenen Turnieren die Nachfolge von Judit Polgar antreten will. Mehr...

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Léo Battesti, der Präsident des korsischen Schachverbands, stimmt das Publikum auf das Finale ein.

Weder Sergey Fedorchuk noch Yifan Hou waren als Außenseiter ins Turnier gestartet, sondern gehörten aufgrund ihrer Elo-Zahl - beide haben 2673 - zum erweiterten Kreis der Favoriten. Einen klaren Favoriten für das Finale gab es allerdings nicht. Für Yifan Hou sprachen ihre phantastischen Ergebnisse in diesem Jahr für Fedorchuk vor allem sein Sieg gegen Anand im Halbfinale des Corsican Circuit.

Handschlag vor Beginn der ersten Partie

Nachdem die ersten Runden des Turniers in Bastia gespielt worden waren, fand das Finale in Ajaccio statt. Aber auch hier zeigte der korsische Schachverband, wie viel Wert er auf Jugendförderung legt. So gab es am ersten Tag ein großes Open für Jugendliche, das von der BNP Paribas gesponsert wurde. Im letzten Jahr kamen 190 Spieler zu diesem Open, dieses Jahr waren es 240 Jugendliche aus über 40 Vereinen. Und obwohl die Nachwuchstalente selber spielten, hatten sie auch die Möglichkeit, das Finale zwischen Yifan Hou und Fedorchuk zu verfolgen. Sie taten es mit Begeisterung.

Jugendturnier in Ajaccio

Probleme, die sich mancher Veranstalter wünscht: Unerwartet viele Teilnehmer

Nicht alle Gewinner waren gleichermaßen froh

Die Weltmeisterin bei der Preisverleihung im Jugendturnier

In der ersten Partie des Finales spielte die Chinesin mit Weiß und überraschte ihren Gegner wahrscheinlich mit ihrer Eröffnungswahl 1.e4 e5 2.Lc4. Fedorchuk reagierte gut, aber das kostete ihn Zeit und die fehlte ihm bei den späteren taktischen Komplikationen. Spätestens nach 33.e5! war klar, dass Weiß deutlichen Vorteil hatte. Yifan Hou übersah im weiteren Verlauf der Partie zwar einige Möglichkeiten, die Partie schneller zu beenden, aber nach einem Versehen Fedorchuks gewann sie schließlich nach 52 Zügen.

Ein guter Auftakt

Nach diesem Sieg brauchte Yifan Hou nur noch ein Remis in der zweiten Partie, um das Turnier für sich zu entscheiden. Doch sie konnte sogar gewinnen.

GM Alejandro Ramirez kommentiert die zweite Partie

Nachdem Fedorchuk aufgegeben hatte, erhielt die Turniersiegerin stehende Ovationen und lang anhaltenden Applaus. Yifan Hous Sieg ist ein bemerkenswerter Erfolg. Viele starke und erfahrene Großmeister waren in dem Schnellschachturnier an den Start gegangen, nicht zuletzt Anand, der in zwei Wochen um die Weltmeisterschaft spielt. Die Chinesin gehört seit kurzem zu den Top 100 der Weltrangliste, aber ob sie sich da dauerhaft halten könnte, wurde gelegentlich angezweifelt. Dieser Sieg dürfte auch die größten Skeptiker verstummen lassen.

Hou Yifan nimmt den Preis in Empfang

Die Finalisten und die Organisatoren

Partien des Offenen Turniers

Partien der K.O.-Phase

 
Yifan Hou ist die zweite Frau in der Geschichte des Schachs, die es unter die Top 100 geschafft hat. Den Großmeistertitel sicherte sie sich im zarten Alter von 14 Jahren, sechs Monaten und zwei Tagen. Seit 25 Jahren ist Judit Polgar die Nummer eins der Frauenrangliste, aber mit einer Elo-Zahl von 2673 liegt Yifan Hou mittlerweile nur noch zwei Elo-Punkte hinter der Ungarin. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Chinesin die Marke von 2700 überspringt - und wer weiß, wie weit sie danach noch kommen kann.

Der Weg ins Finale

Fotos: Turnierseite


Alejandro Ramirez wurde mit 15 Jahren Großmeister, qualifizierte sich 2004 und 2013 für die WM-Turniere und spielte 2002, 2004 und 2008 für Costa Rica bei der Schacholympiade. Er ist Autor einer Reihe populärer und erfolgreicher ChessBase-DVDs.

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