Purpur und Hermelin in Krasnojarsk
Von
Eugeny
Atarov
Die 56. russische
Meisterschaft in Krasnojarsk übertraf die kühnsten Erwartungen.
Ein glänzendes
Teilnehmerfeld, herrliche Organisation, hohe Qualität der Partien und die
Intrigen, die alle bis zum letzten Augenblick in Hochspannung hielten... Nicht
der schönen Worte wegen, und ohne jegliche Übertreibung, nur die nackten Fakten,
solch einer Meisterschaft hatten wir etwa 10 Jahre nicht mehr!

Krone und Medaillen
Als Quintessenz des Ereignisses, um seine besondere Wichtigkeit zu
unterstreichen, wurde der Sieger mit „der Krone des Schachchampions“ geschmückt.
So etwas gab es, so weit ich mich erinnern kann, noch nie, sogar die grandiosen
Matche zwischen Karpov gegen Kasparov mussten ohne Thron, Purpur und Mantel aus
Hermelin auskommen. Doch Svidler probierte die Krone, genauer gesagt, er hielt
sie in den Händen. Sein Haupt mit solch einem zerbrechlichen Bauwerk aus
natürlichem Quarz zu krönen, haben sich die Organisatoren nicht getraut, und
gaben dem Peter-Sieger die Reliquie auf dem Untergestell...

Dies ist natürlich kein Auto
als erster Preis, was schon mehrmals in der Geschichte der Meisterschaften
vorkam (übrigens war Svidler in dieser Hinsicht ein „Pionier“, als er 1994 aus
den Händen von Ilyumshinov die Schlüssel für einen neuen Hyundai bekam), aber
ein Preis, der mehr Pathos hat, und man kann sagen, besser zum Schach passt.

Wegen der Krone wurde sogar
extra eine Pressekonferenz einberufen (nach deren Vorstellung wurde dieses
Wunder der Krasnojarsker Fabrik der farbigen Metalle, unter Bewachung von
großschnäuzigen Wächtern, zum Safe gebracht, um dort auf seinen Besitzer zu
warten).
Der Leiter der Meisterschaft
Vladimir Chernych lobte mit Stolz die soeben präsentierte Krone vor den
Journalisten: „Richtet eure Aufmerksamkeit auf den Perimeter der Krone, der
gesamte Satz Schachfiguren aus künstlichen Quarz ist wie folgt aufgestellt, in
der Mitte der Bauer, der sich in die Dame verwandeln möchte. Auf den Giebeln die
Wappen von Russland und der Krasnojarsker Region! Die Krone des Schachkönigs ist
einzigartig, sie darf man weder kopieren, noch nachmachen...“
Auch die Medaillen wurden
gezeigt. Man könnte denken, was kann gewöhnlicher sein, aber auch hier war
„nicht alles so einfach“.
So war die
Goldmedaille nicht aus Gold, sondern aus Platin.
Auf der Schlusszeremonie
scherzte der Präsident der russischen Schachföderation Zhukov: „Wenn es für den
ersten Platz Platin gibt, dann sollte man für den zweiten Gold geben!“ Doch
Morozevich, der nur nach Wertung hinter Svidler landete, bekam Silber.
Mit „Bronze“ gab
es ein kleines Problem.
In der gesamten Region, in
der man ein Drittel des gesamten Goldschatzes Russlands fördert, fand man
einfach keine Bronze. Sie machten die Medaille einfach aus Silber und stäuben
sie dann etwas mit Gold nach.
Sah fast wie
Bronze aus...

Präsident Zhukov, Karpov
Selbstverständlich sprach
keiner über den Marktwert dieser Juwelierwerke, warum sollte man auch. Eine
Runde vor Turnierende gab es die Ergebnisse des „Sponsorenwettbewerbes“, wer
mehr Geld gibt, wird zum Hauptsponsor der Meisterschaft ernannt. Der
Hauptsponsor wurde die örtliche „SibChelenge“, sie überwies 3100000 Rubel in die
Kassen. Ihr könnt ja mal die Rechnermaschine in die Hand nehmen und die Summe
durch 30 und paar Zerquetschte teilen... Wenn allein der Hauptsponsor
Einhunderttausend Dollar (fast genau die Summe des Preisfonds) gibt, wie viel
stand dann insgesamt zur Verfügung?! Und dann hört man immer wieder, dass Schach
für Sponsoren nicht interessant sei!

Dazu kommen auch solche
Preise, wie z.B. ein Notebook, für den besten jungen Schachspieler, der während
des gesamten Turniers gegen das elektronischen Schachmonster im Musiktheater
gekämpft hat. Oder der „Weißer Turm“, andere Preise, Geschenke, Präsentationen
und die Erinnerungsbretter...

Und wie sollte man ohne
Bretter auskommen! Ein solches Zeichen wurde mit Hilfe von Exweltmeister Karpov
und dem Exgouverneur der Region Zubov auf der örtlichen Urlaubsinsel
aufgestellt.
Wie ihr euch sicher
erinnert, drehte sich in Krasnojarsk alles um die Zahl 56, die 56.
Meisterschafft, der 56. Breitengrad auf dem Moskau und Krasnojarsk liegen, und
schließlich stellte sich noch heraus, dass an diesem Turnier auch 56 Großmeister
teilgenommen haben! Jetzt ist auch diese Zahl auf Granit verewigt worden...


Und wahrscheinlich auch in
den Notizbüchern der örtlichen Kinder, neben dem Autogramm von A. Karpov. Es war
sehr wichtig, dass Anatoli Ewgeniewich (zusammen mit dem Präsident der
russischen Schachföderation Alexander Zukov), zwar nur für einen Tag, aber doch
hier zu Besuch war. Bekanntlich wird das Niveau eines Ereignisses nach dem
Niveau seiner Gäste beurteilt. Der zwölfte Weltmeister war zwar sehr
beschäftigt, und man munkelte, dass er nicht nach Krasnojarsk kommen würde, aber
er ist dennoch gekommen und hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

„Es ist mir sehr angenehm
festzustellen, dass die neue Spitze der Schachföderation mit einer ganz anderem
Einstellung arbeitet als die vorige.
Diese Einstellung
fühlen dann auch die Schachspieler.
Das ist besonderes angenehm,
da es genug Probleme gibt, sowohl bei der FIDE, als auch in der RSF“. Und
danach: „Wir gehen nach Osten, erweitern die Geografie des Schachs!“, erzählte
er den Zuschauern.

Karpovs Meinung wiederholten
die offiziellen Plakate der Meisterschaft, die überall in Krasnojarsk und der
Region zu sehen waren: „Sibir macht ihren Zug“ und danach, je nach Laune die
unterschiedlichste Anzahl von Ausrufezeichen am Ende eines wahrheitsgemäßen
Satzes.
P.S. Ich hoffe, dass wir uns
noch einmal am „Feld von Krasnojarsk“ sehen werden, wir müssen noch die
Turnierbilanz ziehen, nun aber kurz und knapp die Medaillengewinner...


Klar, das der Champion P.
Svidler, aus (viermaliger) Tradition die Glückwunsche von Alexander Zukov
persönlich entgegen nahm und eine kurze Rede hielt. Später, als sich die
Strapazen ein wenig gelegt hatten, und die Medaille und die Krone ihren Platz im
Gepäck gefunden hatten, nannte Peter dieses Turnier eines der besten seiner
Laufbahn.

In diesem Augenblick lächelt
auch A. Morosevich, aber auf der Schlusszeremonie hatte er vermutlich es am
schwersten, er gab in Krasnojarsk alles, kämpfte mit 100iger Konzentration,
erzielte genau so viele Punkte wie Svidler, und nur nach Buchholzzahl blieb ihm
der ewige Ruhm verwehrt.

Die Krone, Platin,
Autogramme und die Blicke der Zuschauer sind ihm nicht zugefallen...

Malakhov dagegen hatte etwas
Glück, nachdem es ihm nicht gelang Svidler zu bezwingen, hatte er nicht
ernsthaft auf etwas gehofft. Das gerade er der Beste von acht punktgleichen
Spielern wurde, die den dritten Platz geteilt haben, war für Volodja eine
angenehme Überraschung.

Der Bürgermeister
von Krasnojarsk beglückwünschte ihn dazu!
Impressionen:

Umlagerte Bretter



Semen Dvojris

Dmitrij Jakovenko

Alexander Khalifman

Evgeny Najer

Konstantin Sakaev

Sergei Shipov

Sergei Tiviakov

Pavel Tregubov

Sergey Volkov