Zeitnotspektakel beim Armageddon in Berlin

von Johannes Fischer
08.03.2023 – Wer beim Schach Spektakel und Drama liebt, der kam an Tag 2 der Armageddon Championship Series in Berlin auf seine Kosten. Vor allem im Wettkampf zwischen Andrew Tang (Bild) und Leinier Dominguez, den Tang im Armageddon gewann. Zum Schluss hatte er noch eine Sekunde auf der Uhr, Dominguez hatte die Zeit überschritten. Im zweiten Match des Tages setzte sich José Martinez gegen Ray Robson durch. | Foto: World Chess

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Der Event erstreckt sich über sieben Tag in einem doppelten K.o.-Format. Die Spieler treten in kleinen Matches mit zwei Blitzpartien an (3+2). Bei Gleichstand folgt eine Armageddonpartie (fünf Minuten für Weiß, vier für Schwarz). Die Sieger sind nicht automatisch aus dem Turnier ausgeschieden, sondern nehmen in einer Trostgruppe weiter teil Der Sieger der Trostgruppe tritt am Ende gegen den Sieger der Gewinnergruppe an.

Der Preisfonds umfasst 50.000 Euro. Beide Finalisten qualifizieren sich für das Finalturnier, das im September, ebenfalls in Berlin, stattfinden wird.

Im ersten Viertelfinale des zweiten Tages spielte Jose Martinez gegen Ray Robson. Die erste Partie endete ohne große Aufregung mit Remis, aber in der zweiten Partie gelang es Martinez, der Schwarz hatte und nach der Eröffnung klar schlechter stand, Robson allmählich zu überspielen und seinen Vorteil auch nach Hause zu bringen.

 

 

Für mehr Aufregung sorgte das zweite Match des Tages, in dem Leinier Dominguez, mit einer Zahl von 2743 aktuell die Nummer 14 der Welt, gegen Andrew Tang antrat. Tang, der unter dem Namen "penguingm1" beim Onlineschach immer wieder durch seinen schnellen Umgang mit der Maus verblüfft und als der beste Hyperbullet-Spieler der Welt gilt, setzte sich nach drei dramatischen Partien am Ende mit viel Glück durch.

In der ersten Partie hatte Tang Vorteile, aber konnte am Ende ein Endspiel mit Mehrbauern nicht verwerten.

In der zweiten Partie hatte Dominguez zwischenzeitlich drei Bauern im Endspiel mehr, aber bei knapper werdender Zeit verlor er allmählich die Nerven und dann auch die Bauern, so dass sich Tang am Ende noch ins Remis retten konnte.

 

 

So kam es zum Armageddon und zu einer weiteren Nervenschlacht. Tang hatte den Großteil der Partie über Vorteile, aber da beim Armageddon ohne Inkrement gespielt wird, lief am Ende alles auf eine Zeitnotschlacht hinaus.

Zu der kam es dann auch: Figuren flogen über das Brett, die Züge wurden nicht mehr sauber ausgeführt, beide Seiten zogen mehr oder weniger auf Verdacht, doch am Ende war Tang ein wenig schneller und gewann mit nur noch einer Sekunde auf der Uhr nach Zeit.

 

 

Doch die Aufregung legte sich schnell und in den Interviews nach den Partien zeigten sich alle vier Spieler ruhig und gelassen - sie scheinen das Turnier zu genießen.

Fiona Steil-Antoni im Gespräch mit Andrew Tang

 

Fiona Steil-Antoni im Gespräch mit Leinier Dominguez

 

Fiona Steil-Antoni im Gespräch mit Ray Robson

 

Jose Martinez im Gespräch mit Jovanka Houska und Simon Williams

 

Live-Video des zweiten Tages

 

Partien 

 

 

Turnierseite...


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".