Ein Sieg in letzter Sekunde
Von Andreas Albers
Der Weg ins Finale war steinig: Erst kamen
Gerüchte auf, das Hochwasser der Elbe würde den einen oder anderen Großmeister
hinfort spülen.
Wenn der Dresdener nicht zur Elbe kommt, kommt die Elbe zu ihm
Auch der Vogelgrippealarm im Dresdner Zoo
sorgte für Aufregung, aber zum Glück viel doch keiner der Teilnehmer der
Stallpflicht zum Opfer. Aber schachlich ging es hoch her: In Runde 6 erwischte
es gleich mal die ersten 4 der Setzliste: Khenkin (im Tiebreak gegen
Mchedlishvili), Malakhatko in einem heißen Gefecht gegen Markowski, Baramidze
mit einer deutlichen Niederlage gegen Moradiabadi, Luther unglücklich gegen den
jungen Jakov Geller.
Das Aus für Baramidze gegen Moradiabadi
In der nächsten Runde stieg die Nervosität
von Moradiabadi, musste er doch auf ein baldiges Ausscheiden des Israelis Evgeny
Postny hoffen. Aus politischen Gründen ist es iranischen Staatsbürgern untersagt
in sportlichen Wettkampf mit Israelis zu treten, man stelle sich nur diese
Paarung als Finale vor und einen kampflosen Finalsieger. Doch das Schicksal
zeigte sich gnädig, beförderte Postny im Tiebreak der 7. Runde gegen den
Georgier Mchedlishvili aus dem KO-Turnier und eine Runde später erwischte es
auch den Iraner gegen eben jenen „tricky guy“ Mchedlishvili.
Mchedlishvili gewinnt seinen Tiebreak gegen Postny
Graf überschreitet gegen Markowski die Zeit im Blitztiebreak und scheidet aus
Moradiabadi lehnte ein frühes Remisangebot
ab, um die Schnellschachqualitäten seines Gegners nicht weiter zu testen. Der
Versuch, die Partie unbedingt zu gewinnen scheiterte und so zog Mchedlishvili
verdient ins Finale ein. Sein Gegner dort, der polnische Nationalspieler Robert
Kempinski, der sich im Tiebreak gegen seinen Freund Tomacz Markowski
durchsetzte. Wenn auf eines wetten kann beim Dresdener ZMD Open, dann auf
Spannung bis zu letzt.
Wie schon im letzten Jahr (damals im Finale
Malakhatko – Luther) endete die finale Turnierpartie schnell remis, wie im
letzten Jahr ging es in der Schnellschachpartie hin und her und am Ende wurde
Frieden geschlossen, erst in der Blitzpartie wurde der Turniersieger ermittelt.
Neben der Live-Übertragung im Internet übernahm der Dresdner Spitzenspieler
Volker Seifert das Demobrett, im Blitzfinish assistierte Melanie Ohme, so dass
alle Zuschauer das Geschehen verfolgen konnten.
Die beiden Finalisten, Robert Kempinski..
...und Mikheil Mchedlishvili
Volker Seifert zeigt die Finalpartien fürs Publikum
Immer in Mikheils Nähe: sein Kumpel David Baramidze, der ebenfalls aus Georgien
stammt (hinter dem Plakat)
Die Entscheidung fällt im Blitzen, höchste Konzentration für die Herren am Brett
und die Helfer am Demobrett
Robert Kempinski hat soeben diese Stellung mit Schwarz aufgegeben!
Aber vor diesem Finale galt die volle
Konzentration aller anderen Spieler den eigenen Partien. Die einen trennten sich
schnell remis:
Völlige Symmetrie, Khenkin tritt gegen Graf voll auf die Bremse
Die anderen landen noch einmal wichtige
Siege, so Baramidze gegen Markowski und auch der junge Atilla Figura gegen den
Berliner Stadtrivalen IM Yakov Meister ...
Figura rundet ein erfolgreiches Turnier mit einem Sieg gegen Meister ab
... durchaus skurrile Stellungen waren
allerdings schon das ganze Turnier über zu bewundern:
Das nennt man dann wohl den Gegner „anspringen“.
Die Siegerehrung ist auch durch die vielen
Ratingpreise immer ein eine große Zeremonie. Aber die Bestplatzierten stehen
natürlich im Vordergrund.
Die ersten Drei: Kempinski (2.), Mchedlishvili (1.) und Khenkin (3.)
Stärkste Frau des Turniers wurde, wie schon
im Vorjahr Anna Zozulia, die in Runde 8 Baramidze auf der Schippe hatte. Einen
Tag zuvor hatte Zozulia gemeinsam mit ihrem Ehemann Vadim Malakhatko ihren Titel
als Deutsche Familienmeister verteidigt
Eine Weltklassefamilie: Vadim Malakhatko und Anna Zozulia
Dass Dresden auch neben dem Schachturnier
immer wieder eine Reise wert ist, stellten die Hamburger jeden Tag auf ihrem Weg
zum Spiellokal
Klassisch: das Dresdner Schloss
Hamburger im Zwinger
Führung in korrekter Garderobe
Timo Daedrich, Arne Bracker, Jascha Kolster und Frank Bracker
vor der wieder aufgebauten Frauenkirche
Modern: die gläserne Manufaktur der Volkswagen AG
Unweit des Spiellokals findet man eine
kleine Ruine voller Geheimnisse
Was kann man hier wohl finden?
Ostalgie! Einmal die Woche Eier.
Gibt's auch noch: Den Trabi
Bei der Stretchlimousine dauert das Waschen länger. Das muss nicht immer lästig
sein. (s.u.)