Zu Tarraschs 159ten Geburtstag

von André Schulz
05.03.2021 – Die Liste großer deutscher Schachspieler ist lang. Einer von den ganz Großen war Siegbert Tarrasch. Zeitweise war er der weltbeste Spieler, doch den Weltmeistertitel konnte er nicht erringen. Heute jährt sich Tarraschs Geburtstag zum 159ten Mal. | Auf dem Gemälde (Ausschnitt) von Antti Faven, das eine Szene aus dem Café der la Regence zeigt, steht Tarrasch ganz hinten links.

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Siegbert Tarrasch wurde am 5. März 1862 in Breslau geboren. Mit 15 Jahren wurde als Gymnasialschüler auf das Schachspiel aufmerksam und steckte mit seiner Begeisterung auch die Mitschüler an. Schließlich befand man sich für so stark, dass die Schüler in die Konditorei Fischer & Busch am Königsplatz einfielen und sich in diesem Schachcafé mit den erwachsenen Schachfreunden maßen. Tarrasch war bald einer der besten Spieler von Breslau.

Zum Medizinstudium zog Siegbert Tarrasch nach Berlin und freundete sich mit Berthold Lasker, ebenfalls Medizinstudent und sehr guter Schachspieler, an. Bertold Lasker brachte irgendwann auch seinen jüngeren Bruder Emanuel mit.

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Alle spielten sie regelmäßig in den zahlreichen Berliner Schachcafés. Tarrasch war wohl der beste Spieler dieser Dreigestirns, doch Emanuel Lasker holte schnell auf. 

Seine Turnierkarriere begann Tarrasch um 1881 und nahm in den 1890er Jahren vor allem an den Kongressen des Deutschen Schachbundes teil. Er gewann das Meisterturnier des Bayrischen Schachbundes 1888, das Meisterturnier des 6. DSB-Kongresses 1889, 1890 das Meisterturnier des 6. Kongresses der British Chess Association, 1892 das Meisterturnier des 7. DSB-Kongresses und 1894 auch noch das Meisterturnier des 9. DSB-Kongresses. Das Superturnier des Hastings Chess Congress 1895 schloss Tarrasch als Vierter hinter Pillsbury, Tschigorin und Lasker ab. Die Einladung zum Meisterturnier nach St. Petersburg schlug Tarrasch aus. 

Spätestens mit Beginn der 1890er Jahre war Tarrasch einer der besten Spieler der Welt zweitweise sicher der beste. Emanuel Lasker, Weltmeister seit 1894, löste ihn dann ab, aber Tarrasch gehörte noch bis zum Ersten Weltkrieg zur Weltelite.

Eine Einladung zu einem WM-Kampf gegen Steinitz 1892 in Kuba hatte Tarrasch ausgeschlagen. Nachdem Lasker Weltmeister wurde, forderte Tarrasch ihn heraus, doch Lasker lehnte erst einmal ab. 1904 nahm Lasker die Herausforderung schließlich an, doch der Wettkampf platzte, weil Tarrasch sich beim Schlittschuhlaufen verletzt hatte. Viele Schachfreunde, auch Lasker, hielten diese Begründung für vorgeschoben und vermuteten, dass Tarrasch die Preisbörse nicht aufbringen konnte. Schlussendlich kam es 1908 dann doch noch zum Wettkampf der beiden deutschen Spitzenspieler um die Weltmeisterschaft, doch Tarrasch hatte seinen Zenit schon deutlich überschritten und verlor das Match klar. Tarrasch konnte drei Partien gewinnen, verlor aber acht, bei fünf Remis.

Nach dem Studium zog Siegbert Tarrasch nach Nürnberg und praktizierte dort von 1887 bis 1914 als Arzt. Dann ging er nach München. 

Tarrasch starb am 17. Februar 1934 im Alter von 71 Jahren an einer Lungenentzündung. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet sein Grab auf dem Münchner Nordfriedhof in Vergessenheit, bis es 1995 von Alfred Schattmann an der Parzelle 128-3-73, wiederentdeckt wurde. Zusammen mit den Schachfreunden vom SK Tarrasch-München und Tarraschs Enkel Rudolf Gall sorgte Alfred Schattmann für eine Wiederherrichtung des Grabes. In Kürze wird es noch einmal renoviert.

Tarraschs neuer Gedenkstein

Partien aus Siegbert Tarraschs Karriere

Wettkampf Tarrsch-Tschigorin 1893

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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