09.02.2016 – Wenn am Freitag im Züricher Hotel Savoy Baur-en-Ville die Zurich Chess Challenge beginnen, dann kehrt das Schach, besonders das Schach mit sowjetischer Tradition, in gewissem Sinne an einen seiner Ausgangspunkte zurück. Unweit des Hotels, in der Spiegelgasse lebte einst Schachliebhaber Lenin und dachte über die Revolution nach. Und auch im benachbarten Cabaret Voltaire war Schach ein Thema - wenn auch auf andere Weise. Mehr...
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Am Wochenende, vom 12.- 15. Februar, findet in Zürich das Turnier "Zurich Chess Challenge" statt. Mit Vladimir Kramnik, Alexey Shirov und Levon Aronian nehmen drei Spieler teil, die noch in der Sowjetunion geboren wurden. Anish Giri wurde in St. Peterburg geboren, doch zum Zeitpunkt seiner Geburt, im Juni 1994, war die Sowjetunion bereits Geschichte. Aronian startet unter der Flagge des inzwischen unabhängigen Armenien, Shirov stammt aus einer russischen Familie, ist aber Lette. Kramnik ist zwar in Russland geboren und spielt auch noch unter russischer Flagge, lebt aber inzwischen in der Schweiz.
Austragungsort der Zurich Chess Challenge ist das mondäne Hotel Savoy Baur-en-Ville, mitten in Zürich gelegen, an der Poststraße, in unmittelbarer Nähe zum Paradeplatz. Von hier ist es nicht weit zu einem anderen Flecken von Zürich, wo fast auf den Tag genau vor 100 Jahren weltbewegende Dinge vorbereitet wurden. Wer die Poststraße Richtung Limmat geht, den Fluss auf der Münsterbrücke überquert, am Limmatquai dem Flusslauf folgt und sich dann rechts hält, gelangt bald zur Spiegelgasse. Der ganze "Marsch" dauert kaum zehn Minuten.
Vom Savoy zur Spiegelgasse
Gleich am Anfang, an der Spiegelgasse 1, findet man das "Cabaret Voltaire". Es ist die Heimat der Dada-Bewegung. Eröffnet wurde die Kneipe, gleichzeitig Galerie und Aufführungsort für Theater, Rezitation und Musik, am 5. Februar 1916 von Huga Ball und Emmy Hennings. Das Cabaret Voltaire feierte also kürzlich seinen 100sten Geburtstag und es existiert immer noch. Ball stammte aus Pirmasens und hielt sich zeitweilig als Schauspieler und Dramaturg in Berlin auf, wo er die Schauspielerin Emmy Hennings kennengelernt hatte und den Schriftsteller Richard Huelsenbeck. 1915 gingen Ball und Hennings in die Schweiz, Huelsenbeck kam 1916 nach.
Viele Künstler flohen vor dem Ersten Weltkrieg, der seit 1914 im übrigen Europa tobte, und fanden in der Schweiz eine Reihe von Gleichgesinnten, die, wie sie, dem industrialisierten Krieg fassungslos gegenüber standen. Die zu dieser Zeit ins Leben gerufene "Dada-Bewegung" war eine Antwort auf den massenhaften und automatisierten Tod auf den Schlachtfeldern Europas. Anfang Februar 1916 nahm also das Cabaret Voltaire sein Programm auf, stieß aber bei den recht bodenständigen Züricher Bürgern mit seinen zur Kunst erklärten, auf den ersten Blick sinnfreien Motiven und Texten auf reichlich Unverständnis.
Wenn man die alten Aufnahmen sieht, ist das heute wirklich nur schwer nachzuvollziehen:
In der Spiegelgasse befindet sich ein paar Häuser weiter eine andere, historisch noch bedeutsamere Adresse. Etwas mehr als ein Jahr später, am 21. Februar 1917 bezog nämlich Wladimir Uljanow, genannt Lenin, zusammen mit seiner Frau Nadeschda Krupskaja, als Untermieter ein Quartier in der Spiegelgasse 14. Nebenan, in der Spiegelgasse 12, hatte Georg Büchner die letzten Monate seiner kurzen Lebens verbracht, bevor er am 19. Februar 1837 im Alter von 23 Jahren starb. Lenin lebte in der Spiegelgasse bis zum 2. April 1917, vollendete hier sein Werk "Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus" und reiste dann nach Russland ab, wo er zusammen mit seinen Kampf- und Parteigenossen die Russische Revolution in die Wege leitete, die schließlich 1922 zur Gründung der Sowjetunion führte. Eine am Haus Nr. 14 angebrachte Gedenktafel erinnert heute an Lenins Aufenthalt in Zürich.
Beides, Dada und Lenin, haben auch etwas mit Schach zu tun.
Soweit ist es nun tatsächlich mit dieser Welt gekommen
Auf den Telegraphenstangen sitzen die Kühe und spielen Schach
So melancholisch singt der Kakadu unter den Röcken der spanischen
Tänzerin wie ein Stabstrompeter und die Kanonen jammern
den ganzen Tag
...
und beschreibt auf diese Weise den Wahnsinn seiner Zeit.
Die Schach spielenden Kühe sind in dieses Gedicht wohl eher zufällig reingeraten. Das Schachspiel war aber bei den Künstlern und Kunstschaffenden jener Zeit, auch in der Dada-Bewegung, die nicht nur in Zürich verbreitet war, durchaus ein Thema. Der bekannteste Vertreter mit Bezug zum Schachspiel war der Franzose Marcel Duchamp. Er verwandelte alltägliche Gebrauchsgegenstände durch Verfremdung in Kunstobjekte, gab seine Karriere als Künstler aber später auf, um Schachprofi zu werden. Auf mehreren Schacholympiaden trat er in der französischen Nationalmannschaft an. Berühmt ist ein Bild eines Filmausschnitts, das ihn über den Dächern von Paris beim Schach mit dem Fotografen Man Ray zeigt.
Filmausschnitt "Entr'acte" von René Clair (1924). Musik: Erik Satie. Die Geschwindigkeit wurde gegenüber dem original hier fünffach verlangsamt.
Am Anfang spielen Man Ray und Marcel Duchamp Schach.
Noch berühmter ist das Foto von Julian Wasser, das Duchamp mit der nackten Eve Babitz beim Schach zeigt. Von Duchamp stammt der Satz: "Nicht jeder Künstler kann Schach spielen, aber alle Schachspieler sind Künstler."
Aber auch Lenin und seine russischen Mitexilanten in der Schweiz spielten gerne Schach. Ein bekanntes Bild zeigt Lenin beim Schachspiel mit dem Arzt, Philosophen, Ökonomen und Schriftsteller Alexander Bogdanov anlässlich eines Besuchs im April 1908 bei Maxim Gorki in Capri. Die Begegnung und die Schachpartie, vielleicht waren es mehrere, fand in der Villa Krupp statt und ist in mehreren Fotos festgehalten.
Bogdanov und Lenin, Gorki schaut zu
Noch eine Partie in der Villa Krupp über Capri mit weiteren Zuschauern
Aus anderer Perspektive
Lenin wird gerne mit dem Satz zitiert: "Schach ist Gymnastik des Geistes." Später, so wird berichtet, spielten Lenin und Trotzki, mit bürgerlichem Namen Lev Bronstein, auch Schach im Wiener Café Central. Besonders Trotzki soll sich hier hervorgetan haben.
Spätestens nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachten sich auch viele Russen in der Schweiz in Sicherheit oder befanden sich hier schon vorher, da sie zuhause als Revolutionäre verfolgt wurden, im Exil. Zu diesen Exilanten gehörte Alexander Ijin-Schenewski, ein Bruder des Revolutionärs und späteren Diplomaten Fjodor Raskolnikow. Iljin-Schenewski wurde wegen Sympathien für die Bolschewiki 1912 der Schule verweisen und ging nach Genf (Iljin Schenevski = Iljin aus Genf). Hier fing er mit dem Schachspiel an. Später wurde er ein recht erfolgreicher Turnierspieler, konnte sogar einmal Capablanca auf hübsche Art besiegen, und war maßgeblich am Aufbau der Schachorganisation nach der Revolution in Russland beteiligt.
Noch näher an Lenin dran war Nikolai Krylenko. Er war schon am Revolutionsversuch von 1905 beteiligt und setzte seine Untergrundtätigkeit in den folgenden Jahren fort. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte Krylenko sich ebenfalls in Schweizer Exil zu Lenin begeben, war aber zur Fortsetzung des Untergrundkampfes nach Russland zurückgeschickt worden. Nach der Revolution war Krylenlo noch Volkskommissar der sich zersetzenden alten Russischen Streitkräfte und dann am Aufbau der neuen Roten Armee beteiligt. 1922 wurde er stellvertretender Justizkommissar, 1931 Leiter dieses Kommissariats. 1938 wurde Krylenko zusammen mit vielen anderen Kampfgefährten Lenins im Zuge der von Stalin initiierten Schauprozesse hingerichtet. Krylenko war ein begeisterter Schachspieler, weniger stark als Iljin-Schenewsky, aber beim Aufbau der "Sowjetischen Schachschule" noch einflussreicher.
Wenn also die Supergroßmeister mit sowjetischen oder russischen Wurzeln ab Freitag im Savoy Baur-en-Ville auf so virtuose Weise die Steine setzen werden, dann hat das viel damit zu tun, wie ein paar hundert Meter weiter und etwa 100 Jahre zuvor über eine gesellschaftliche Neuordnung nachgedacht wurde und was sich daraus entwickelte. "Chess is coming home" - in gewissem Sinne. Und wenn die Partie völlig misslungen ist, kann man sich ja im Cabert Voltaire trösten und an Schach spielende Kühe denken.
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