08.10.2018 – Viele werden den Namen von Viacheslav Ragozin vor allem als Namensgeber der Ragozin-Variante kennen. Ragozin war in den 1930er bis 1950er Jahren ein erfolgreicher Turnierspieler, wurde 1958 der 2. Fernschachweltmeister und er war als Journalist, Schiedsrichter und Funktionär aktiv. Heute jährt sich sein Geburtstag zum 110ten Mal.
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Den Namen von Viacheslav Ragozin kennen die meisten Schachspieler heute wohl nur noch in Verbindung mit der nach ihm benannten Variante des Damengambits. In dieser verknüpfte er die Ideen von Nimzowitsch mit dem Läuferausfall nach b4 mit der Struktur des Damengambits. Meist enstehen sehr lebendige, dynamische Position.
Ragozin wurde am 8. Oktober 1908 in St. Petersburg geboren, heute vor 110 Jahren. Nach der Schule absolvierte er ein Ingenieurstudium. In den frühen 1930er Jahren, Ragozin war Anfang 20, machte er durch einige Erfolge im Schach auf sich aufmerksam - unter anderem gewann er einen Wettkampf gegen Alexander Ilyen-Zhenevsky, bei der 9. UdSSR-Meisterschaft 1934 belegte er den geteilten 4. bis 8. Platz. Daraufhin wurde zum großen internationalen Moskauer Turnier von 1935 eingeladen. Dort belegte er den geteilten 8. bis 10. Platz, was für den jungen Meister im stark besetzten 20er Feld eine gute Leistung war.
Auch bei der Neuauflage ein Jahr später, beim Internationalen Moskauer Turnier von 1936, diesmal doppelrundig mit zehn Teilnehmern gespielt, war Ragozin wieder dabei und belegte erneut einen Platz im Mittelfeld. Er wurde Fünfter und konnte dabei in einer Partie Emanuel Lasker besiegen, der nach seiner Flucht aus Deutschland 1933 eine Zeit lang in Moskau im Exil lebte.
Ragozin gewann 1937 die Meisterschaft der Jungen Meister in Leningrad und wurde bei der 10. UdSSR-Meisterschaft 1937 in Tiflis geteilter Zweiter. Zwischen 1934 und 1956 nahm er insgesamt elfmal an den Meisterschaften der UdSSR teil, mit unterschiedlichem Erfolg. Ebenfalls 1937 wurde er zum großen internationalen Turnier auf dem Semmering eingeladen, belegte hier aber nur den siebten Platz bei acht Teilnehmern. Paul Keres gewann. 1939 beim Turnier von Leningrad und Moskau lag Ragozin am Ende aber diesmal vor Keres. Ragozin wurde bei 18 Teilnehmern geteilter 3.-6. Keres belegte Platz 13. Seinen größten Erfolg im Turnierschach feierte Ragozin nach dem Zweiten Weltkrieg, 1947 beim Tschigorin Memorial, als er mit nur einem halben Punkt Rückstand auf den Sieger Mikhail Botvinnik Zweiter wurde.
In den 1930er bis 1950er Jahren arbeitete Ragozin eng mit Mikhail Botvinnik zusammen und spielte mit diesem, auch zur Vorbereitung auf Weltmeisterschaften, mehrere Wettkämpfe, von denen einige lange geheim blieben.
Auch auf anderen Gebieten des Schachlebens war Ragozin aktiv. Von 1946 bis 1955 war er Herausgeber des Schachmagazins des UdSSR-Schachverbandes, "Shakhmaty v SSSR" (vormals Shakhmatny listok). Auflage: 55.000 Exemplare (!). 1950 erhielt Ragozin von der FIDE den Titel eines Internationalen Großmeisters. 1951 wurde er auch Internationaler Schiedsrichter. Von 1950 bis 1961 war vertrat Ragozin den UdSSR-Schachverband als Vizepräsident bei der FIDE.
Im Fernschach war Viachislav Ragozin sogar noch erfolgreicher als im Turnierschach. Er erhielt den Freiplatz der UdSSR bei den 2. Fernschachweltmeisterschaften, die von 1955-1958 dauerten, gewann das Turnier und wurde damit der Zweite Fernschachweltmeister.
"Im Schach war Ragozin ein furchtloser Kämpfer, mehr noch, in seinem kreativen Anspruch war er ein Künstler, ein Forscher (und ein sehr erfolgreicher) der Wahrheit und der Schönheit. Er war kein Erbsenzähler, dachte nie nur an das Material und auch sonst im Leben war er kein Geschäftsmann." (Salo Flohr)
"Tal bewegte die Figuren nicht mit seinen Händen. Er nutze einen Zauberstab." (Ragozin)
Ausschnitt aus einem Trainingswettkampf mit Mikhail Botvinik
Viacheslav Ragozin starb am 11. März 1962 wahrend der Arbeit an seiner Autobiografie "Izbrannyie partii Ragozina". Er wurde nur 53 Jahre alt.
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