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Der englische Schachmeister, Autor und Journalist Harry Golombek wurde am 1. März 1911 im East End von London, im Ortsteil Lambeth, in einer polnischen-jüdischen Einwandererfamilie geboren. Seine Eltern waren Emma und Avraham Golombek.
Schach lernte er schon zu Schulzeiten und nahm für die Wilson's Grammar School 1928 erstmals an den Londoner Schulmeisterschaften teil. Ein Jahr später konnte er diese in seiner Altersgruppe gewinnen und im folgenden Jahr gewann er auch die höchste Gruppe.
Nach der Schule begann Golombek ein Studium der Sprachwissenschaften am King's College in London, doch es ist nicht bekannt, ob er dieses abschloss. Sprachbegabt war Golombek aber ohne Zweifel und es wird berichtet, dass er das Wort für Eiscreme in 13 Sprachen kannte. In einigen dieser Sprachen wird er auch ein paar Wort mehr gekannt haben.
1931 nahm Golombek in der Hauptgruppe der 24. Britischen Meisterschaften teil und belegt im 12-köpfigen Feld einen Platz in der Mitte der Tabelle. Vera Menchik gewann das Turnier und dabei auch ihre Partie gegen Harry Golombek.
In den folgenden Jahren findet sich sein Name regelmäßig in der Meistergruppe der Britischen Meisterschaften. 1932 in London belegte Golombek einen der hinteren Plätze, bei 12 Teilnehmern. 1933 und 1934 hatte er sich ins Mittelfeld vorgearbeitet, während Sultan Khan beide Male den Titel gewann. 1935 erreicht Golombek den 3. bis 5. Platz und gehört bei den folgenden Meisterschaften vor dem Krieg stets zur Spitzengruppe, ohne den Titel gewinnen zu können. Neben den Britischen Meisterschaften spielte er auch einige andere Individualturniere mit, vor dem Krieg zumeist in England.
1935 wurde Golombek erstmals für eine Schacholympiade in die englische Nationalmannschaft berufen. Mit seinen Kollegen, William Winter, George Alan Thomas, Conel Hugh Alexander und Henry Ernst Atkins, belegte Golombek mit dem englischen Team beim Turnier in Warschau den 12. Platz. Auch bei den beiden folgenden Schacholympiaden ist Golombek im englischen Team am Start. Zwischen 1935 und 1962 nahm er an insgesamt neun Schacholympiaden teil.
Während der Schacholympiade in Buenos Aires 1939 begann der Zweite Weltkrieg.
Das englische Team reiste sofort ab, während die meisten anderen Mannschaften die Schacholympiade noch zu Ende spielten. Viele Spieler blieben danach während der Kriegszeit in Argentinien, manche kehrten nie in ihre Heimat zurück. Zusammen mit anderen englischen Schachspielern wurde Harry Golombek nach der Rückkehr von der Schacholympiade für die britische Codeknacker-Abteilung, die Government Code and Cipher School, rekrutierte und war während des Krieges maßgeblich an der Entschlüsselung der deutschen Nachrichtencodes beteiligt.
Während sein Kollege aus der Nationalmannschaft Conel Hugh O'Donel Alexander nach dem Krieg sogar die Leitung der Code-Abteilung des britischen Geheimdienstes MI5 übernahm, ging Golombek zurück ins Zivilleben. 1946 spielter er beim Karel Treybal Memorial in Prag mit und belegte einen Platz im guten Mittelfeld.
Das Gruppenfoto zeigt ihn mit den Teilnehmern der Britischen Meisterschaften von 1946.
Hinten: Gabriel Wood, Reginald Broadbent, Philip Milner-Barry, Andrew RB Thomas, Baruch H Wood. Vorne: Bob Wade, Frank Parr, William Winter, Robert Combe, Hugh Alexander, Harry Golombek, Gerald Abrahams. | Foto: BritBase
1947 konnte Golombek erstmal die Britischen Meisterschaft gewinnen, ein Erfolg, den er 1949 und noch einmal 1955 wiederholen konnte. Bis 1968 nahm Golombek noch regelmäßig an den Britischen Meisterschaften teil. 1950 ernannte die FIDE ihn zum Internationalen Meister und 1995 zum Großmeister ehrenhalber.
Golombek-Steiner, rechts, Venedig 1950 | Foto: Douglas Griffin
Nachdem Golombek schon von 1938 bis 1940 das British Chess Magazin herausgegeben hatte, übernahm er 1945 von Stuart Millner-Barry die Schachkolumne der Times und führte diese über 40 Jahre lang bis 1989. Von 1955 bis 1979 schrieb Golombek auch die wöchentliche Schachkolumne für den Observer. Für die Times war er als Korrespondent bei einer Reihe von Turnieren und Wettkämpfen vor Ort, unter anderem beim spannungsgeladenen WM-Kampf zwischen Karpov und Kortschnoj, 1978 in Baguio City. Eine Tages kam er dort während einer Partie in den überfüllten Presseraum und murmelte. "Jetzt hat er einen groben Fehler gemacht. Das war's für Kortschnoj." Alle Journalisten stürmte aus dem Presseraum in die Spielsaal. Nur Golombek blieb, macht sich einen Tee und kommentierte trocken: "Nur so kann man hier in Ruhe mal einen Tee trinken"
Neben seiner Karriere als aktiver Spieler, die er noch bis Anfang der 1970er Jahre verfolgte, verfasste Golombek über 30 Schachbücher, Lehrbücher, Turnierbücher und Monographien. Außerdem leitete er als Internationaler Schiedsrichter zahlreiche Turniere und Wettkämpfe, auch Weltmeisterschaftkämpfe. Unter anderem war Harry Golombek auch der Schiedsrichter beim Kandidatenwettkampf zwischen Tigran Petrosian und Robert Hübner, 1971, an den Robert Hübner allerdings keine gute Erinnerung hat, weder an den Wettkampf, noch an Golombeks Rolle dort. Auch beim berühmten Kandidatenturnier Zürich 1953 war Golombek einer der Schiedsrichter vor Ort.
Golombek, links, Foto: SG Zürich
Für seine Leistungen während des Krieges verlieh die Britische Regierung Golombek den Order of the British Empire (OBE).
Golombek wohnte zuletzt in einem Vorort im Nordwesten von London, in 35 Albion Cres, Chalfont Saint Giles.
Er starb heute vor 25 Jahren, am 7. Januar März 1995.