Zum 30sten Todestag von Ernö Gereben

von André Schulz
16.05.2018 – Heute vor 30 Jahren starb in der Schweiz Ernö Gereben, in seinem 81. Lebensjahr. Eigentlich war er gar kein Schweizer, sondern Ungar, und eigentlich hieß er auch gar nicht Ernö Gereben, sondern Ernst Grünfeld.

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Ernö Gereben kam am 18. Juni 1907 in Sopron, deutsch Ödenburg, zur Welt. Der Ort mit heute etwas über 60.000 Einwohnern liegt in Nordwestungarn, in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Grenze am Südwestufer des Neusiedler Sees auf einer uralten Siedlung, die schon in der Antike als Scharbantia bekannt war. Zur Zeit von Gerebens Geburt hatte der Ort etwa 30.000 Einwohner, zur Hälfte Deutsche bzw. Österreicher, zur Hälfte Ungarn.

Bis 1935 spielte Ernö Gereben unter eigentlichen Geburtsnamen Ernst Grünfeld. Doch da es mit dem 1893 in Wien-Josefstadt geborenen Ernst Grünfeld schon einen anderen starken Schachspieler mit diesem Namen gab, wechselte er zum ungarischen Namen Ernö Gereben. Als 19-Jähriger teilte Gereben 1926 den 1. Platz bei einem Turnier in Körmend und gewann 1928 ein Turnier in Sumperk. In den 1930er Jahren nahm er an verschiedenen Turnieren in Budapest, Györ und Sopron teil und platzierte sich meist im Mittelfeld. 1935 in Tatatovaros wurde er geteilter Zweiter hinter Laszlo Szabo. Beim Trebitsch Memorial in Wien blieb er als Achter einen halben Punkt hinter seinem österreichischen Namensvetter. Die Partie zwischen den beiden Grünfelds endete remis.

Bei der Internationalen Meisterschaft von Ungarn 1936 wurde Gereben hinter Najdorf, Lajos und Endre Steiner Vierter und spielte im gleichen Jahr in der ungarischen Mannschaft bei der nicht anerkannten Schacholympiade von 1936 in München mit, wo er am 8. Brett mit seinem Team Gold gewann (13 Pkt. aus 19). Laut chessmetrics, der Seite, auf der Statistiker Jeff Sonas historische Elozahlen berechnet, war Gereben 1935 die Nummer 35 der Welt.

Nach der Pause durch den Zweiten Weltkrieg konnte Gereben nicht mehr ganz an seine frühere Spielstärke anknüpfen, erzielte aber in einigen Turnieren noch Erfolge. 1947 in Wien wurde er Siebter. Im gleichen Jahr gewann er mit der ungarischen Mannschaft die Balkan-Meisterschaft. 1948 wurde er Fünfter in Bad Gastein.

 

1951 gewann er ein Turnier in Sopot. 1952 belegte er in Budapest den 15. Platz (Sieger: Keres). Bei den ungarischen Meisterschaften 1952, 1953 und 1954 landet er jeweils im Mittelfeld, 1965 wurde er Sechster. 1954 wurde Gereben noch einmal in die ungarische Mannschaft berufen und spielte bei der Schacholympiade in Amsterdam am 1. Reservebrett mit. Schon 1950 hatte die FIDE ihm den Titel eines Internationalen Meisters verliehen.

Infolge des niedergeschlagenen ungarischen Aufstand flüchtete Gereben im Dezember 1956 aus seinem Heimatland, zunächst nach Österreich, und entschloss sich dann, in die Schweiz zu gehen. Mit Hilfe des Chefredakteurs der Schweizerischen Schachzeitung, Paul Müller-Breil, kam Gereben in die Nähe von Basel, nach Binningen, fand ungarische Freunde in Arlesheim und dem Schachclub in Birseck an. Seine Frau holte er später aus Ungarn in die Schweiz nach. Im SK Birseck machte Ernö Gereben sich durch seinen angenehmen Charakter und seinen schlagfertigen Witz viele Freunde. Man nannte ihn dort "Le Baron tsigane". Gereben war kein Schachprofi, sondern nahm verschiedene Arbeiten durch Vermittlung der Schachfreunde im Sk Birseck an. Da er seinem Arbeitsplatz aber häufig wegen eines Schachturniers unentschuldigt fernblieb, musste ihm seine Freunde mehr als einmal eine neue Stelle suchen. 

Im SK Birseck gab er am Demobrett Schachunterricht und spielte gerne auch gegen Amateure. Sein Lieblingsspruch nach einer leicht gewonnenen Partie:

"Lieben Sie das Schachspiel?"
"Aber ja!"
" Warum lernen Sie es dann nicht?"

1957 spielte Gereben ein Turnier in San Benedetto del Tronto (Zweiter) mit. 1957/58 wurde er Dritter in Hastings. 1959 emigrierte Gereben für eine kurze Zeit nach Israel. Er spielte dort einmal die Landesmeisterschaften mit, wurde Zweiter hinter Josef Porat und hätte gerne in der israelischen Nationalauswahl für die Schacholympiade mitgespielt. Da seine Anfrage zu spät kam, das Team schon aufgestellt war, klappte das nicht und Gereben kehrte noch 1959 in die Schweiz zurück.

1961 war Ernö Gereben einer der Teilnehmer des 25. Hoogoven-Turniers in Beverwijk. Bent Larsen gewann.

Auch der Österreicher Ernst Grünfeld war noch einmal mit dabei uns spielte hier sein letztes Turnier. Die Partie der beiden Namensvetter endete erneut remis.

Dafür feierte Gereben einen schönen Sieg gegen F. Olafsson, zu der Zeit einer der besten Spieler der Welt. Später wurde er FIDE-Präsident.

 

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Auch in den nächsten Jahren war Gereben noch einige Male Gast in Bewerwijk und er gehörte auch zu den Teilnehmern des allerersten Dortmunder GM-Turniers 1973. 

Foto: 25. Hoogoven Turnier im Kennemer theater, v.l.n.r. E. Gereben, H. Pilnik, H. de Graaf, Averbach, Bronstein, Van Scheltinga, Tan en Van der Berg, Datum: 7 januari 1963, Fotocollectie Anefo

In seiner Schweizer Zeit spielte er dreimal für die Schweizer Nationalmannschaft bei Schacholympiaden mit 1970 in Siegen, 1972 in Skopje und 1974 in Nizza.

Ernö Gereben starb am 18. Mai 1988, heute vor 30 Jahren, kurz vor seinem 81. Geburtstag.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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