Zum 70sten Geburtstag von Ulf Andersson

von André Schulz
28.06.2021 – Ulf Andersson ist der beste schwedischen Schachspieler in der Geschichte des Landes und war in seiner besten Zeit die Nummer vier in der Welt. Andersson ist aber auch Fernschachgroßmeister und einer der besten Fernschachspieler der Welt. Gestern feierte er seinen 70sten Geburtstag

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Die älteren Schachfreunde, die noch mit dem Schachinformator gearbeitet haben, erinnern sich. In den 1970er und 1980er Jahren gab es zwei Spieler, die immer sehr viel Platz in den einzelnen Bänden beanspruchten: Robert Hübner, weil er si genau analysierte. Und Ulf Andersson, weil er so lange Partien spielte. Etwa so wie diese hier:

 

Ulf Andersson haftet der Ruf an, dass er besondere Freude am Endspiel habe, insbesondere an Turmendspielen, und auch da noch auf Gewinn spiele, wo andere Profis schon lange die Partie remis gegeben hätten. Das gelang ihm Laufe der Karriere Häufig. Sehr viele seiner Partien endeten aber auch remis, was nicht zuletzt daran liegt, dass Ulf Andersson ein sehr sicherer, positionell ausgerichteter Spieler ist, der taktisches Gift früh aus seinen Partien nimmt.

Ulf Andersson wurde 27. Juni 1951 in Västerås geboren. Gestern feierte er seinen 70sten Geburtstag. Schach lernte Ulf Andersson von seinem Vater. Mit 13 Jahren trat er in den örtlichen Schachclub ein und blieb dort, bis er 1970 beschloss, Profi zu werden.

Am Rande der Schacholympiade Siegen 1970 spielte Ulf Andersson eine Schaupartie gegen Bobby Fischer.

 

1970 erhielt Ulf Andersson den Titel eines Internationalen Meisters, 1972 den Großmeistertitel.

1974 nahm Andersson am Jubiläumsturnier des Norwegischen Fernschachverbandes teil und gewann das Turnieren vor allen Fernschachspezialisten. Der Internationale Fernschachverband verlieh ihm daraufhin den Fernschach-Großmeistertitel. Nach einigen weiteren Turnieren in den 1990er Jahren  führte Ulf Andersson die Fernschach-Weltrangliste zwischenzeitlich mit einer Rekordwertung von 2805 an. Er zog sich dann vom Fernschach zurück, weil man dort als Profi kein Geld verdienen kann. Auch jetzt noch ist Ulf Andersson mit 2737 Elo der beste Spieler der Fernschachweltrangliste, ist dort aber nur als inaktiv gelistet.

1969 gewann Ulf Andersson die Schwedische Landesmeisterschaft. Im Laufe seiner "Nahschach"karriere gewann Ulf Andersson eine Reihe weiterer Turniere, darunter als Sieger oder geteilter Sieger Göteborg 1971, Dortmund 1973, Camagüez 1974, Cienfuegos 1975, Belgrad 1977, Buenos Aires 1978, Hastings 1978-79, Phillips & Drew 1980, Johannesburg 1981, Phillips & Drew 1982, Turin 1982, Wijk aan Zee 1983, Reggio Emilia 1985, Rom 1985 und Rom 1986. 

1983 erreichte Ulf Andersson mit 2630 seinen ersten Peak in der Elowertung und wurde damit in der Welrangliste als viertbester Spieler hinter Karpov, Kasparov und Ljubojevic geführt. 1997 überbot Andersson mit 2656 seinen bis dato besten Elowert noch einmal. 1984 vertrat der schwedische Spitzenspieler im Wettkampf UdSSR gegen den Rest der Welt die Weltauswahl an Brett eins. Von den vier Partien gegen Anatoly Karpov endeten drei Remis, Karpov gewann eine. Bei anderer Gelegenheit musste Karpov aber auch eine Niederlage gegen den Schweden hinnehmen.

Andersson-Karpov

 

 


Zwischen 1970 und 2004 nahm Ulf Andersson für Schweden an 16 Schacholympiaden teil, mit Ausnahme seiner letzten Teilnahme immer an Brett 1. Sein bestes persönliches Ergebnis war eine Bronzemedaille in der Einzelwertung bei der Schacholympiade 1978 in Buenos Aires hinter Viktor Kortschnoi und Orestes Rodríguez Vargas

Das Turnierschach betrachtet Ulf Andersson nicht als Sport, auch wenn es nützlich sei, wenn man als Turnierspieler eine gute Konstitution habe. Andersson sieht Schach auch nicht als Zuschauersport. Er selber schaue sich lieber Fußballspiele an, gab er einmal in einem Interview zu.

2009 erschien auf Schwedisch seine Schachbiografie "Schackets mästare - I huvudet på Ulf Andersson" (Der Schachmeister - Im Kopf von Ulf Andersson).

Ulf Andersson lebt in Arborga und gehört zu den schwedischen Künstlern, die vom schwedischen Kulturrat eine Einkommensgarantie zugesprochen bekommen haben.

Interview beim Tata Steel Turnier 2013


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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