Zum Abschluss: M-tel Masters in Sofia

von ChessBase
23.05.2007 – Mit 5,5 Punkten und +1 wurde Veselin Topalov zum dritten Mal Sieger bei "seinem" Turnier, dem M-tel Masters in Sofia. Der Erfolg kam eher zufällig: "Im letzten Jahr hätte dieses Ergebnis höchstens zum dritten Platz gereicht", bekannte der frühere Fide-Weltmeister. Der Anfang des Turniers stand ganz im Zeichen von Shakhryar Mamedyarov. Doch dann patzte der Aserbaidschaner und gab Krishnan Sasikiran Gelegenheit, sich in Szene zu setzen. Zum Glück für Topalov blieb das Feld stets dicht bei dicht und in der letzten Runde nutzte der Bulgare in der direkten Begegnung gegen den Spitzenreiter seine Chance zum Turniersieg. Dejan Bojkov schickt einen Abschlussbericht aus Sofia und sprach mit dem Präsidenten des bulgarischen Verbandes Dr. Stefan Sergiev (Bild) u.a. über Topalovs Chancen, vielleicht doch noch am WM-Turnier in Mexiko teilnehmen zu können. Turnierseite...Mehr...

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M-Tel Schlussbericht
Von Dejan Bojkov

Bis eine Runde vor Schluss war der Ausgang des Turniers schwer vorherzusagen. Praktisch alle Spieler (außer Adams) hatten noch Chancen auf den Turniersieg. Höchstwahrscheinlich würde es zum ersten Mal in der Geschichte des M-Tel Masters zu einem Tie-Break kommen.

Topalov kam in der letzten Runde nach dem frühen Bauernvorstoß b4-b5 am Damenflügel etwas besser aus der Eröffnung heraus; er tauschte seinen schwarzfeldrigen Läufer und verbesserte die Stellung seines weißfeldrigen Läufers. Mit seinem schlecht stehenden Läufer auf b7 konnte Sasikiran nur abwarten. Kurz vor der Zeitkontrolle gab Topalov der Partie eine dramatische Wendung: Er opferte eine Figur für unangenehmen Angriff.



Sasikirian erklärte auf der Pressekonferenz, dass er dieses Läuferopfer gesehen hatte, aber den unerfreulichen Trend der Partie irgendwie ändern wollte. Mit nur wenig Zeit auf der Uhr übersah der Inder die remisträchtige Möglichkeit 38…Dd4, wonach die Stellung nach 39.Kg3 Kh6! Remis zu sein scheint. Doch plötzlich und anstatt Bauern auf dem Damenflügel einzusammeln tauschte Topalov die Damen, was ihm ein Endspiel einbrachte, dass nicht ganz so klar schien. Dem Publikum bescherte er damit ein paar spannende Momente, aber am Ende erwies sich Topalovs Einschätzung des Endspiels als richtig und er beendete die Partie stilvoll.



“Mit dem gleichen Ergebnis wäre ich letztes Jahr nur Dritter geworden”, bekannte der Ex-Weltmeister, “Es ist unglaublich, ein Turnier mit diesem Ergebnis zu gewinnen. Ich erinnere mich nur an ein Turnier, das ich mit einem +1-Ergebnis zusammen mit Judit Polgar gewonnen habe, aber damals waren nur vier Spieler dabei.”

Ich fragte Lev Psakhis, den Trainer von Sasikiran, ob er mit dem Ergebnis seines Schützlings zufrieden ist. “Es ist noch zu früh, um irgendetwas Endgültiges zu sagen. Den Großteil des Turniers hat er gut gespielt, aber am Ende hat er den Sieg verschenkt. Aus den letzten drei Partien hätte er 2 bis 2,5 Punkte holen können. Ein solches Finish hinterlässt unangenehme Gefühle, aber ich bin sicher, er wird, wenn er nach einigen Monaten zurückblickt, erkennen, dass das M-Tel Masters ein gutes Turnier für ihn war. Alle Spieler wurden am Ende sehr müde.”

Nisipeanu und Mamedyarov strengten sich beide an, ihre Partie zu gewinnen, aber nach Massenabtausch standen die Könige beider Seiten ungeschützt dar und Remis durch Dauerschach war unvermeidlich. Beide Spieler zeigten sich zufrieden über ihr kreatives Spiel im Turnier, aber der aserbaidschanische Großmeister haderte mit seinem Ergebnis.

Nisipeanu erklärte, dass er sich wünschen würde, seine Eröffnungsvorbereitung wäre auf einem höheren Niveau als in diesem Turnier war.

Mamedyarov räumte ein, das gleiche Problem mit seiner Eröffnungsvorbereitung gehabt zu haben. Er erklärte, dass Adams das beste Schach gespielt hätte, aber bei der Verwertung seiner Stellungen sehr unglücklich agiert hätte.



Kamsky spielte die Eröffnung in der Schlussrunde schlecht. GM Ermenkov, der die Partien fürs Publikum kommentierte, zählte mit, und stellte fest, dass 10 der ersten 18 Züge von Kamsky Bauernzüge waren.



“Das ist nie ein gutes Zeichen” erklärte er und behielt damit Recht. Adams gelang es, eine typische Stellung herbeizuführen, in der sein Springer dem gegnerischen Läufer weit überlegen war. Später gewann Adams einen Bauern, aber sein amerikanischer Gegner verteidigte sich hartnäckig. Einmal mehr demonstrierte Kamsky seine Kampfkraft und rettete den halben Punkt. “Ein Albtraum” war sein einziger Kommentar zu seinem Spiel in der Schlussrunde. “Es war eine seltsame Partie” stimmte Adams höflich zu.

So blieb der Tie-Break aus.

Einer der Schiedsrichter, Boris Postovsky, erklärte, das das einzige Problem, das sie hätten lösen müssen, in der neunten Runde aufgetaucht sein, als alle Uhren plötzlich nicht mehr liefen und ersetzt werden mussten. “Zum Glück geschah das unmittelbar nach der Zeitnotphase und hatte keine großen Folgen.”

Zum Abschluss lobten alle Spieler die Turnierorganisation und brachten ihren Wunsch zum Ausdruck, hier wieder spielen zu können.


Silvio Danailov eröffnet die Preisverleihung


Alle Spieler erhalten Karikaturen ihrer selbst


Topalov mit der Ikone für den Sieger

Bilder von der Abschlussfeier:


Veselin Topalov freut sich über den Turniersieg


Die frühere Weltmeisterin Antoaneta Stefanova


Das neue Talent Berbatov zwischen Ivanov und Cheparinov


Psakhis und Mamedyarov


Sasikiran gibt Autogramme


Stefanova und Topalov


Topalov im Interview


Cathy und Ian Rogers im Pressecenter

Interview mit Dr. Stefan Sergiev, Präsident des Bulgarischen Schachverbandes



Mr. Sergiev, Sie haben einen offenen Brief an die FIDE geschrieben, in dem es um die Teilnahme von Veselin Topalov an der Weltmeisterschaft in Mexiko geht.

Ja, ich habe diesen Brief im Namen des Bulgarischen Schachverbands geschrieben. Wir versuchen, Topalovs Interessen zu wahren und ihm die Teilnahme an diesem Turnier möglich zu machen. Es würde einen Präzedenzfall darstellen, wenn der Ex-Weltmeister im WM-Zyklus bei Null startet.

Haben Sie eine Antwort erhalten?


Leider nein. Aber ich habe nicht mit einer Antwort gerechnet. Das Problem mit der FIDE besteht darin, dass sie für gewöhnlich erklären: “Es wurde beschlossen, dass…” Aber wer hat die Entscheidung gefällt? War es Präsident Kirsan Illumzhinov oder stammt sie aus irgendeiner Kommission? Wer trifft denn tatsächlich die Entscheidungen der FIDE? Dies ist ein wirkliches Durcheinander.

Glauben Sie, die FIDE gibt Topalov eine Chance, um den Titel zu spielen?

Im Moment sieht es so aus, als würden sie ihm diese Chance nicht geben. Aber wir müssen es weiter versuchen.

Was sagen Sie zu dem Umstand, dass der Zeitplan für die FIDE Kandidatenturniere mit dem Zeitplan für das M-Tel Masters Turnier kollidiert?

Ich hoffe, dass es dafür keine heimlichen Gründe gibt.

Der bulgarische Präsident Georgi Parvanov ist jetzt schon das dritte Jahr Schirmherr des Turniers. Ist er Schachfan?

Ja, er hat sogar eine Zeit lang Schach studiert und es ist ein merkwürdiger Zufall, dass ich sein Trainer war.

Was ist der Grund dafür, dass es dieses Jahr kein offenes Turnier gibt?



Wir wollten einen Interessenkonflikt vermeiden. Der bulgarische Schachverband hat einen Vertrag mit dem Unternehmen Bulgarian Telecommunication geschlossen, das ein Konkurrent von M-Tel ist. Deshalb haben wir uns entschieden, dass offene Turnier zu verschieben.

Vielen Dank für das Gespräch.
 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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