Judit Polgar: Interview mit dem Playboy
Der ungarische Pädagoge Laszló Polgar vertrat seinerzeit, beeinflusst durch die Schriften des US-amerikanischen Psychologen John B. Watson die Meinung, dass Begabung nicht angeboren ist, sondern dass herausragende Leistungen auf einem bestimmten Gebiet durch systematische Förderung und Training erzielt werden. Er nahm sich vor, mit seinen Kindern diese Theorie zu beweisen, indem diese auf einem bestimmten Gebiet von früher Kindheit förderte. Polgar entschied sich für das Schach als Betätigungsfeld, weil es eine geistige Beschäftigung ist, einfach zu unterrichten, und weil die Leistungen dort gut und objektiv messbar sind. Außerdem war seine älteste Tochter Zsuzsa als Vierjährige von den Figuren des Schachspiels fasziniert.
Laszlo und Klara Polgar
Gemäß Polgars Theorie konnte jeder zum Genie auf einem bestimmten Gebiet werden, wenn die Erziehung vor dem dritten Lebensjahr beginnt und die Spezialisierung auf ein bestimmtes Fachgebiet vor dem sechsten Lebensjahr einsetzt. Polgar begann das Experiment in den frühen 1970er Jahren, erreichte bei den ungarischen Behörden, dass seine Töchter von der Schulpflicht befreit wurden und er sie zuhause unterrichten durfte. Die nicht allzu große Wohnung der Polgars in Budapest verwandelte sich allmählich in eine Art Schachtempel, mit tausenden von Büchern, Bildern von Schachturnieren aus verschiedenen Jahrzehnten und Pokalen und Auszeichnungen, die die drei Töchter Zsuzsa, Zsofie und Judit schon bald gewannen. Ein Karteikastensystem mit Eröffnungsvarianten, Analysen und den Partien möglicher Gegner belegte eine ganze Wand.
Beim gemeinsamen Schachtraining
Polgars älteste Tochter Zszsua, geboren 1969, wurde seit ihrem vierten Lebensjahr im Schach trainiert. Judit, geboren 1976, konnte schon mit fünf Jahren ihren Vater im Schach besiegen. Zsusza, die heute in den USA lebt und ihren Namen als Susan angepasst hat, wurde Schachweltmeisterin. Judit spielte nur im Männerschach mit und war mehr als 20 Jahre lang mit großem Abstand die beste Frau der Welt und stieß als erste Frau bis in den Berich der Supergroßemister mit Elo 2700 und mehr auf. Die mittlere Schwester Szofie, geboren 1974, war zu ihren besten Zeiten die Nummer sechs der Frauenweltrangliste, blieb aber im Vergleich zu ihren herausragenden Schwestern mit ihren Leistungen etwas zurück, da sie sich früh mehr für Kunst interessierte und sich später auf ihr Design-Studium konzentrierte.
Judit Polgar (Foto: Playboy)
Auf der letzten Schacholympiade in Tromsö erklärte Judit Polgar als letzte der drei Schwestern ihren Rücktritt vom Turnierschach. Zsofie hat sich schon lange vom Schach zurück gezogen, Susan ebenfalls, kämmert sich aber innerhalb der Webster University um die Förderung von Schachspielern.
Inzwischen hat Judit Polgar drei Bücher veröffentlicht, ist mit ihrer Schachstiftung sehr beschäftigt und bleibt dem Schach auf andere Weise erhalten.
Kürzlich wurde sie zu einer der besten Sportler in der Geschichte Ungarns gewählt. Anlässlich dieser Auszeichnung führte der ungarische Playboy ein Interview mit der besten Schachspielerin der Welt.
Interview mit Judit Polgar in der ungarischen Playboy Ausgab (Januar/Februar 2015)
Zum Interview (in ungarischer Sprache, mit Video)...
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