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Jens Beutel wurde am 12. Juli 1946 in Lünen geboren. Nach der Schule und einem freiwilligen zweijährigen Wehrdienst begann er 1968 ein Jurastudium in Mainz. 1976 schloss er das Studium mit dem Zweiten Staatsexamen ab und wurde Richter am Landgericht Frankfurt, später in Koblenz und Mainz mit den Schwerpunkten Zivil- und Handelsrecht und Strafrecht. In den 1990er Jahren war er Vorsitzender Richter am Landgericht Mainz. Mit Beginn seines Stdiums war Jens Beutel in die SPD eingetreten. Von 1974 bis 1989 war er Mitglied im Ortsbeirat des Mainzer Ortsteils Mombach. 1989 wurde Jens Beutel in den Mainzer Stadtrat gewählt. 1995 wurde er im Stadtrat Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion und kandidierte 1996 als Oberbürgermeister. Nachdem er die Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Norbert Schüler gewonnen hatte, trat er im Mai 1997 das Amt an und behielt es bis 2011. Beutel wurde 2004 und 2009 wiedergewählt. Erst konnte er sich auf eine große Mehrheit aus SPD, CDU und FDP-Abgeordnete stützen, den so genannten Mainzer Konsens, später führte er eine Ampelkoalition, zusammen mit den Grünen und der FDP.
In Jens Beutels Amtszeit fallen zahlreiche bedeutende Projekte der Stadtentwicklung, darunter die Wiederbelebung und Umgestaltung des Rheinufers, eine neue Nutzung des Zollhafens, die Umgestaltung der Grünanlagen am kurfürstlichen Schloss und einer Erweiterung der Rheingoldhalle. Zu den wichtigen städtebaulichen Projekten in seiner Zeit gehörten außerdem die Sanierung des Großen Hauses des Staatstheaters, der Umbau der südlichen Altstadt, der Neubau der neuen Mainzer Synagoge, der Bau der Opel Arena und der Bau des Hechtsheimer Messegeländes, sowie der Umbau des Mainzer Hauptbahnhofes, des Bahnhofs Römisches Theater und die Verlegung der City Meile.
Während der Amtszeit von Jens Beutel feierte die Stadt Mainz das Gutenberg-Jahr 2000 und wurde als Weinstadt in die Great Wine Capitals aufgenommen. 2011 erhielt Mainz eine Auszeichnung als Stadt der Wissenschaft.
Nach 2001 hatte sich Jens Beutel im Rahmen der "Zukunftsinitiative Rhein-Main" gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens und den damit ansteigenden Fluglärm eingesetzt
Jens Beutel war seit seiner Jugend ein sehr guter Schachspieler. Er spielte in der Oberliga, war zweifacher Rheinhessenmeister und mehrfacher Stadtmeister von Mainz.
Nachdem die ChessClassic von ihrem ursprünglichen Gastgeber Frankfurt nicht mehr unterstützt wurden und vor dem Ende standen, bot Jens Beutel seine Unterstützung an und holte das Turnier in die Mainzer Rheingoldhalle.
"Ohne Jens Beutel hätte es die Chess Classic nach 2000 nicht mehr gegeben. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken," sagte Hans-Walter Schmitt.
Von 2001 bis 2010 sorgte das Schachfestival in Mainz für internationales Flair und war in dieser Zeit das bedeutendste Schnellschachturnier der Welt. Organisator Hans-Walter Schmitt und seine "Chesstigers" trugen im Rahmen des Festivals zudem Wettkämpfe mit den weltbesten Spielern und eine Chess-960-Weltmeisterschaft aus. Jens Beutel wurde Ehrenmitglied der Chesstigers und blieb Hans-Walter Schmitt und seinen Mitstreitern bis zum Schluss freundschaftlich verbunden.
Schon in Frankfurt hatte Jens Beutel gerne Einladungen zu Simultanvorstellungen der weltbesten Spieler angenommen und erwies sich als gefährlicher Gegner.
Jens Beutel, hier beim Simultan gegen Anand
2000 gab Kasparov eine Simultanvorstellung gegen 40 Spieler, die von Brett 1 bis 40 nach Spielstärke aufgereiht waren. An Brett 40 saß FM René Wendt. Jens Beutel saß an Brett 33, neben Hans-Walter Schmitt. Kasparov war bei Simultanvorstellungen ohnehin nie entspannt, bei dieser aber ganz besonders nervös, da einige Partien nicht gut liefen. Gegen Jens Beutel stand er nach der Eröffnung einfach schlecht und wurde immer nervöser. Als Beutel sich mit einem Zuschauer unterhielt (der gar kein Schach spielte) wies Kasparov ihn verärgert zurecht. Der Mainzer Oberbürgermeister hatte zurecht einen ganz guten Eindruck von seiner Stellung und meinte zus einem Nebenmann Hans-Walter Schmitt: "Ich biete ihm Remis an!" "Das kannst du nicht machen", antwortete Schmitt, "nur der Simultanspieler bietet Remis an." Beutel hörte nicht auf seinen Ratgeber und bot das Unentschieden an, worauf Kasparovs Hand zur Einwilligung geradezu angeflogen kam.
Auch anderen Sportarten war Jens Beutel zugetan, darunter Fußball und Handball, und förderte die Sportvereine der Stadt nach Kräften.
Im Zuge der Finanzkrise um die Mainzer Wohnbau GmbH 2009 wurden dann mehrere Untersuchungsverfahren eingeleitet, von denen sich einige auch gegen die Stadt Mainz und ihren Oberbürgermeister richtete. Obwohl sich später die Vorwürfe größtenteils als haltlos erwiesen, wurde der politische Druck gegen Jens Beutel so stark, dass er 2012 von seinem Amt zurücktrat und in den Ruhestand ging. Unter dem großen Druck hatte Jens Beutel auch schon bald die Förderung des Schachs aufgeben müssen. Die letzten Mainzer Chess Classic fanden 2010 statt.
Jens Beutel, Hans Walter Schmitt | Foto: Hartmut Metz
In ihrem Nachruf zitiert die Allgemeine Zeitung den Vorsitzenden der Mainzer SPD, Marc Bleicher: "Mit Jens Beutel verliert Mainz eine Persönlichkeit, die das Wohlergehen der Menschen und der Stadt Mainz stets in den Mittelpunkt seines Handelns gestellt hat. Er hat auf einer Ebene politisch gewirkt, auf der die Demokratie ihren Ausgang nimmt: auf der kommunalen. Wer sich in der Kommunalpolitik engagiert, muss eine große Nähe und ein Gespür für die Menschen haben. Beides hatte Jens Beutel Zeit seines Lebens."
Jens Beutel starb am 8. Mai 2019 im Alter von 72 Jahren. Das deutsche Schach verliert einen starken Spieler und einen großen Förderer. Jens Beutel hat mit dafür gesorgt, dass die Stadt Mainz über zehn Jahre eine Woche im Jahr zur Welthauptstadt des Schachs wurde.