Zum Valentinstag: Die Liebe zur Liebe

von André Schulz
14.02.2021 – Heute ist Valentinstag, der Tag der romantischen Liebe. Ein großer Romantiker war Serge Gainsbourg, der den Auftrag zur Liebe aber auch sonst ernst nahm. Sein Lied "Je t'aime..." war eindeutig und zeitweise indiziert. Gainsbourg liebte den Skandal - und auch das Schachspiel. | Foto: Serge Gainsbourg (Roger Kasparian)

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Der 14. Februar ist der Festtag für die Liebe, Valentinstag genannt und nach dem Hl. Valentin benannt einem mythischen römischen Märtyrer. Papst Gelasius erklärte im Jahre 469 den 14. Februar als Gedenktag für den Hl. Valentin. Geoffrey Chaucer brachte im 14. Jh. den Valentinstag mit der romantischen höfischen Liebe in Verbindung. In England entwickelte sich dann im 18. Jh. um den Valentinstag ein Brauchtum, dass später dann auch in den USA und anderen Ländern übernommen wurde.

Ein großer Romantiker war der französische Künstler Serge Gainsbourg, eigentlich Lucien Ginsburg. Er wurde 1928 in Paris geboren. Seine seine Eltern waren nach der Revolution aus Russland geflohen und über die Türkei nach Frankreich emigriert. Sein Vater stammte aus Charkov, seine Mutter von der Krim. Von seinen Eltern, beide Musiker, erbte Serge Gainsbourg das künstlerische Talent. Er studierte zunächst Malerei und lernte dabei unter anderem Salvador Dali kennen. Über seine Bekanntschaft mit dem Autor Boris Vian kam Serge Gainsbourg mit dem Chanson in Berührung, komponierte und schrieb Texte. In späteren Jahren unternahm Gainsbourg auch viele Ausflüge in andere Musikrichtungen und wurde einer der einflussreichsten Musiker Frankreichs.

1965 gewann die junge französische Sängerin France Gall mit einer Komposition von Serge Gainsbourg (Poupée de cire, poupée de son") den Eurovision Song Contest. 1969 veröffentlichte Serge Gainsbourg zusammen mit Jane Birkin das Stück "Je t’aime…", das wegen unverhohlener Anspielungen auf den Liebesakt für einen weltweiten Skandal sorgte. Zeitweise war das Lied indiziert. Schon 1966 hatte Serge Gainsbourg für einen ersten Skandal gesorgt, als er der 18-jährigen France Gall ein Lied über einen Dauerlutscher schrieb, deren Text doppeldeutig war. Im Laufe seiner Karriere provozierte Gainsbourg mit vielen weiteren Skandalen, so, als er bei Konzerten die französische Nationalhymne in einer Reggae-Version vortrug. Gainsbourg schrieb auch zahlreiche Drehbücher für Filme und betätigte sich selber als Schauspieler und Regisseur.

Gainsbourg wurden zahlreiche Affären nachgesagt, zweimal war er auch verheiratet. Charlotte Gainsbourg, aus der Verbindung mit Jane Birkin hervorgegangen, setzt als Schauspielerin und Sängerin das künstlerische Vermächtnis ihre Vaters fort. 

Serge Gainsbourg mit seiner Tochter Charlotte beim Schach

Serge Gainsbourg war Zeit seines Lebens ein starker Raucher mit einer Vorlieben für die Zigaretten der Marke Gitanes. Außerdem war er Alkoholiker. Am 2. März 1991 starb er an einem Herzinfarkt und ist auf dem Friedhof Montparnasse begraben. 

Serge Gainsbourg beim Schach | Foto: Carl Bruin

Serge Gainsbourg Leben wurde 2010 von Joann Sfar auf ganz besondere Weise verfilmt.

Trotz seines intensiven Lebens fand Serge Gainsbourg noch Zeit für andere Leidenschaften, oder er fand dort Ruhe. Es gibt eine Reihe von Fotos, in denen man Serge Gainsbourg beim Schach sieht. Bei seinem familiären Hintergrund ist dies vielleicht nicht verwunderlich.

Im Foto links sieht man ihn zusammen mit France Gall vor einer Reihe von Schachfiguren, offenbar aus mehreren Spielsätzen, aufgebaut wie eine Armee von Zinnsoldaten. 

Es existiert aber auch ein Fotos, auf dem man Serge Gainsbourg und France Gall vor einem richtigen Schachspiel sieht, einem kleinen Reiseschach. Dieses befand sich offenbar im Besitz von Gainsbourg, denn es taucht noch auf anderen Bildern auf. Gainsbourg scheint sich tatsächlich für die Position auf dem Brett zu interessieren, France Gall eher nicht so sehr.

Das gleiche Spiel ist auch auf einem Bild zu sehen, das der Fotograf Roger Kasparian 1963 aufnahm. 

Die Liebe zur Musik und zum Schach teilt mit Serge Gainsbourg der französische Musiker Jason Kouchak. Er hat mit seiner Interpretation von "Je t'aime..." eine Hommage auf Serge Gainsbourg, die Liebe und das Schachspiel aufgenommen, passend zum Valentinstag.

Die Aufnahme entstand schon vor einigen Jahren, als noch niemand an eine weltweite Pandemie dachte, auf dem großen Schachbrett im Holland-Park in London.

Der französische Musiker Jason Kouchak verbindet seinen beiden großen Leidenschaften, Musik und Schach, regelmäßig und arbeitet zur Zeit an eine Schachshow in Anlehnung an Lewis Carrols "Alice hinter den Spiegeln".

Jason Kouchaks Webseite...

Portrait von Serge Gainsbourg bei Arte... 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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schachkwak schachkwak 15.02.2021 05:37
Meine Trainingsstätte ist eine Kneipe. Da gab es vor Corona durchaus viele Leute, die gut kombinieren konnten und auch gerne Schach gespielt haben, aber nie in einem Verein. Da passierte es auch häufiger mal, dass die Aufstellung nicht 100%ig passte - was solls, wenn die Leute Spaß hatten. Ist mir übrigens auch schon mal passiert, dass ich sowas vor Beginn der Partie nicht korrigiert hatte.

Einige Jahrzehnte eher gab es solche Kneipen öfters, da war das in Paris sicher nichts besonderes. Die Zeit war langsamer und Schach hatte auch noch einen anderen gesellschaftlichen Stellenwert in intellektuellen Kreisen.

Und bei Pressesymbolfotos, wozu ich die Fotos 1 und 3 zähle, sollte man schon garnicht so genau hinschauen. Siehe Helmut Schmidt. Zugegeben - auf dem Foto 1 und den beiden letzten ist er ungefähr gleich alt. Auf allen ist das selbe Schachspiel zu sehen. Das Hemd vom ersten Foto trägt er vermutlich auch auf dem letzten.

Aber Foto 2 sieht nach einer weißen Gewinnstellung aus. Wenn er die Partie wirklich gegen seine Tochter gespielt hat, dann wird er sich im nächsten Zug auf g2 Mattsetzen lassen. Wahrscheinlicher ist aber, dass gegen einen Erwachsenen spielt und einige wenige genaue Züge finden muss, um zu gewinnen. Für mich sieht das real aus - und zwar nach Kaffeehausschach. Beide Rochaden verdorben, Einschläge auf beiden Seiten ...

PS:
Sorry, dass ich überlesen hatte, dass der Film schon erwähnt wurde. Bis auf die Schachkomponente war mir das andere ja eigentlich schon bekannt - daher hatte ich nur schnell drübergelesen. Den Film habe ich vor ein paar Jahren gesehen und fand ihn interessant.
GrobiGermany GrobiGermany 15.02.2021 11:48
Vom hohen Schachverständnis zeugt, dass sowohl auf dem ersten Foto von Kasparian als auch auf dem Foto von Bruin in einer vermeintlichen Eröffnungsstellung Dame und König verkehrt herum aufgebaut sind. Zudem hat Schwarz auf dem Foto von Bruin zwei schwarzfeldrige Läufer. Im Je t'aime Video sind offenbar die Felder der Anfangsstellung markiert, allerdings so, dass rechts unten ein schwarzes Feld wäre, also um 90 Grad gedreht.
Vielleicht sollten ihm die Schachfotos eher eine intellektuelle Note verleihen als dass er sich wirklich damit beschäftigt hat.
schachkwak schachkwak 14.02.2021 03:25
Was fehlt: Serge Gainbourg war Jude und musste als Jugendlicher den Holocaust überleben. Es gibt auch mindestens einen Film über ihn:
Gainsbourg - Der Mann, der die Frauen liebte (2009)
http://www.filmstarts.de/kritiken/133757/kritik.html

Eventuell ist das mit ein Ansatz für seine teilweise selbstzerstörerischen Eskapaden. Vermutlich gehörte seine zumindest zeitweise recht kaputte Jugend neben wahrscheinlich auch glücklichen Tagen zu seiner Persönlichkeit (sonst wäre er wahrscheinlich nicht (dieser) Poet geworden). Jedoch habe ich mich nicht genauer mit ihm beschäftigt.
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