Zwei Crore für Vidit, Pragg und Vaishali

von André Schulz
21.11.2023 – Die Begeisterung in Indien für das Schach kennt keine Grenzen und wird mit den Erfolgen der indischen Schachstars noch größer. Nach Praggnaanandhaa hat sich auch Vidit für das Kandidatenturnier qualifiziert. Praggnaanandhaas Schwester Vaishali spielt im Kandidatinnenturnier mit. Allen dreien greift der Indische Schachverband für die Vorbereitung mit 2 Crore Rupien unter die Arme. Was sind Crore?

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Das Schach wurde in Indien erfunden, wanderte nach Europa und Amerika, wo es zur Blüte reifte und nun ist es offenbar wieder an seinen Ursprungsort zurückgekehrt, in seiner ganzen Schönheit, und erfährt am Ort seines Ursprungs eine Popularität, die man sich kaum vorstellen konnte.

Auslöser des Schachbooms in Indien war sicher Viswanathan Anand mit seinen großen Erfolgen. Manche meinen, dass sich mit ihm der Olymp der indischen Gottheiten um eine weitere Person erweitert hat. Noch weilt Anand aber unter den Menschen und gehört auch im "fortgeschrittenen" Alter von über 50 Jahren immer noch zu den besten Spielern der Welt. Mehr und mehr betätigt sich Anand aber auch als sympathischer Schachbotschafter und unterstützt dabei auch den indischen Nachwuchs. Wenn Anands Name genannt wird, öffnen sich überall die Türen. Letztlich ist Nachwuchsförderung eine Frage des Geldes. 

Der Marsch der jungen indischen Talente in die Spitzen der Weltranglisten ist nicht zu übersehen und inzwischen sind Anands Epigonen so gut, dass sie auch die Turniersiege in den internationalen Topevents einfahren.

Beim World Cup in Baku war Praggnanandhaa - es steckt viel Anand im Namen - auf seinem Weg nach oben nur vom Weltranglistenersten Magnus Carlsen zu stoppen. Der 18-Jährige ergatterte aber als Finalist einen Platz im nächsten Kandidatenturnier, könnte sich also mit einem Turniersieg dort als Herausforderer von Weltmeister Ding Liren qualifizieren. Bei den kürzlich beendeten Grand Swiss Turnieren auf der Isle of Men gab es sogar einen indischen Doppelsieg. Vidit Gujrathi gewann das offene Turnier.

Vidit Gujrathi | Foto: Anna Shtourman

Master advanced Tactics and Calculations like a super Grandmaster

The Indian chess grandmaster Vidit Gujrathi with an ELO of over 2700 (June 2023) is one of the best 20 players in the world. For the first time, the sympathetic top player presents himself in a video course. Let a world-class player show you tactical moti

Mehr...

Vaishali Rameshbabu, Praggnanandshaas ältere Schwester, siegte im Grand Swiss der Frauen. Vidit wird als als zweiter Spieler neben Praggnanandhaa beim Kandidatenturnier spielen und Vaishali nimmt den Kampf im Kandidatinnenturnier auf. Beide Turniere werden parallel im April 2024 in Montreal gespielt.

Die goldenen Geschwister des indischen Schachs | Foto: Maria Emelianova

Zur Belohnung für ihrer Erfolge, aber auch zur Unterstützung für die Vorbereitung auf Kandidatenturniere wird die All Indian Chess Federation den drei indischen Kandidaten einen Betrag von insgesamt "2 Crore" Rupien zukommen lassen. In Indien rechnet man beim Geld in "Lakh" (= 100.000 Rupen) und "Crore". 1 Crore sind 10 Mio Rupien, etwa 111.000 Euro, 2 Crore sind also ca. 222.000 Euro. Die drei Spieler teilen sich das Geld auf. 30 Lakh sollen für Trainingsmaßnahmen und einen Trainer verwendet werden, der Rest der Unterstützung für Sekundanten, Reisekosten, Mentaltrainer und alle anderen Ausgaben.

Präsident Sanjay Kapoor erklärte im Namen der AICF: "Wir erkennen das immense Potenzial von Praggnandhaa, Vidit und Vaishali, um in der Schachwelt Geschichte zu schreiben. Unsere finanzielle Unterstützung ist ein strategischer Schachzug, um diese Ausnahmespieler zu fördern und sicherzustellen, dass sie die Unterstützung erhalten, die sie brauchen, um den Sieg zu erringen und ihre Namen in die Annalen der Schachgröße einzutragen."

Bharat Chauhan, Vorsitzender des FIDE-Beirats, kommentierte die Initiative mit den Worten: "Das Engagement der AICF für die Unterstützung und Förderung von Schachtalenten ist lobenswert. Diese mutige Initiative wird zweifelsohne zum Wachstum und zur Entwicklung des indischen Schachs auf der globalen Bühne beitragen. Die Reformen in der indischen Schachlandschaft zeigen sich nicht nur in ihren übergreifenden Erfolgen, sondern auch in der effektiven Organisation von Turnieren, die Indien in die vorderste Reihe der internationalen Schachgemeinschaft bringen."

Von links nach rechts: Vipnesh Bharadwaj (Interimssekretär, AICF), Vidit Gujrathi, Bharat Singh Chauhan (Vorsitzender des FIDE-Beirats), Sanjay Kapoor (Präsident, AICF), Praggnanandhaa, R. Vaishali, Naresh Sharma (Schatzmeister)

Praggnanandhaa und Vaishali und auch Vidit waren vor allem für die schnelle Reaktion des indischen Verbandes dankbar.: "Ein großes Dankeschön an den indischen Schachverband für die große Unterstützung, die wir alle drei in so kurzer Zeit erhalten haben. Der FIDE Grand Swiss ist erst vor wenigen Tagen zu Ende gegangen und wir sind heute hier in Delhi. Das hilft uns beiden, unsere Trainingseinheiten zu planen. Ich bin der AICF sehr dankbar für ihre Unterstützung," gaben die Geschwister bekannt. In die gleiche Kerbe schlug Vidit: "Ich war kaum vom Grand Swiss zurückgekommen und auf dem Weg nach Nasik, als ich einen Anruf von Bharat Uncle erhielt, der mir mitteilte, dass sie uns Kandidaten finanziell unterstützen werden. Ich weiß diese Geste wirklich zu schätzen. Sie zeigt, dass sie sich so sehr um uns bemühen. ich werde jetzt mit dem Aufbau eines Teams beginnen."

All Indian Chess Federation...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.