54.
Russische Frauenmeisterschaft
Kasan, 28.6-11.7.2004
Stand nach 6 Runden
Die Partien der Runden 1 bis 6 zum Schachspielen...
Nadezhda Kosintseva
Nadezhda Kosintseva
Kasan
Kasan (tartarisch für "Kessel"), etwa 800 km von Moskau
entfernt, ist die Hauptstadt Tartastans. Von den 4 Mio. Menschen in Tartastan
leben 1.1 Mio. in Kasan. Etwa die Hälfte der Einwohner Tartastan sind Tartaren,
40% sind Russen, außerdem leben hier Tschuwaschen, ein Volk der Wolga und
Ukrainer. Kasan wurde im 10.Jh von Wolgabulgaren gegründet, im 13.Jh. wurde es
von den Mongolen erobert, die im Chanat von Kasan einen Handels - und
Miltärstützpunkt bildeten, von hier die Wolgahandelsstraße beherrschten und
angrenzende Länder und Städte, darunter auch Moskau bedrängten und zu
Tributzahlungen zwangen.
Seit 1547 versuchte das Russische Reich unter Ivan dem Schrecklichen sich von
dieser Bedrohung zu befreien und eroberte schließlich nach drei Feldzügen im
Jahr 1552 mit starken Kräften die Festung Kasan, wobei das russische Heer auf
dem Zug nach Kasan noch einen Angriff der Krimtartaren abzuwehren hatte. Während
der mehrwöchigen Belagerung der Stadt wurden die Festungsmauern von 150
Geschützen beschossen, von denen 10 auf einem 13 Meter hohem hölzernen
Belagerungsturm stationiert waren. Außerdem hatten die Russen vier Stollen unter
die Mauern getrieben und dort unter strategisch wichtigen Punkten Sprengsätze
gezündet. Gleichzeitig mussten sich die Belagerer tatarischen Angriffen in ihrem
Rücken erwehren. Am 2.Oktober begann der mehrtägige Sturm auf die Stadt. Am 11
Oktober zog das russische Heer wieder nach Moskau zurück.
Die Eroberung Kasans brachte für Russland große wirtschaftliche und politische
Vorteile mit sich. Zum Einen wurde die Gefahr der Überfälle der Kasantartaren
gebannt. Außerdem bekammen die Russen die Wolgastraße in ihre Hand, die ihnen
Handel mit Aserbeidschan, Persien, Indien, Sibirien und Mittelasien ermöglichte.
Die Sicherung der Ostgrenze gaben den Russen außerdem freie Hand und
Handlungsspielraum im Westen und waren der Ausgangspunkt für die Bildung des
russischen Nationalstaates.
Nach der Eroberung Kasans begann die Russifizierung, die dazu führte, dass
in Folge der russischen Zwangschristianisierung im 18.Jh. viele muslimische
Tartaren nach Mittelasien und Sibirien flüchteten. Hunderte Moscheen wurden in
dieser Zeit zerstört, doch heute ist das Stadtbild Kasans durch das
Nebeneinander von insgesamt noch 23 Moscheen und 16 orthodoxen Kirchen geprägt.
Wirtschaftlich gehört Tartastan zu den best entwickelten
Gebieten Russlands. Haupteinnahmequellen sind Erdöl- und Ergasförderung,
Textilindustrie und Landwirtschaft. Bereits im 19. Jh. hatte sich in
Tartastan eine hoch gebildete muslimische Bürgerschicht entwickelt. Neben
anderen studierten Leo Tolstoj und Lenin an der Universität von Kasan studierten
unter anderem.
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