Jerusalem Masters ohne Gelfand: Streit mit dem Verband

von André Schulz
25.11.2025 – Ab 26. November wird in Jerusalem ein großes Schnellschachfestival durchgeführt. Auf ein zweitägiges Open mit über 400 Teilnehmern folgt ein Topturnier mit erstklassiger Besetzung. Leider fehlt wie im letzten Jahr Boris Gelfand. Der beste israelische Spieler und die Verbandsführung befinden sich seit langem im Streit, der inzwischen auch öffentlich ausgetragen wird. | Foto: ChessBase India

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Ende November/Anfang Dezember organisiert der Israelische Schachverband in Jerusalem ein großes internationales Schachevent, das erste seit dem Massaker am 7. Oktober und dem Beginn des Krieges mit Gaza. Das Schachfest beginnt mit einem großen Schnellschach-Open am 26. und 27. November. Vom 30. November bis 3. Dezember folgt ein stark besetztes Einladungsturnier. Dieses wird zunächst mit 12 Spielern im Modus jeder gegen jeden ausgetragen. Die besten vier spielen eine Finalrunde im K.-o.-Format.

Für das Schnellschach-Einladungsturnier, das Masters, stehen zehn Spieler fest. Die zwei besten Spieler des Opens werden ebenfalls teilnehmen und das Feld des Masters auf 12 Spieler erweitern.

Das Preisgeld des Opens beträgt 30.000 USD (5.000 USD für den Sieger). Im Masters kommen 140.000 USD zur Verteilung – die höchste Summe, die jemals in Israel für ein Schachturnier ausgegeben wurde.

Die Organisatoren des Turniers sind das Ministerium für Kultur und Sport mit seinem Minister Miki Zohar, die Stadtverwaltung von Jerusalem unter Bürgermeister Moshe Leon und der Israelische Schachverband. Das Turnier steht unter dem Motto „Toleranz und Einheit“. Das Open wird im Ramada Hotel in Jerusalem gespielt, das Masters im „Museum der Toleranz“ in Jerusalem.

Das Teilnehmerfeld des Masters ist erlesen, mit fünf prominenten internationalen Spielern, darunter der mehrfache Weltmeister Viswanathan Anand, der zweifache Vizeweltmeister Ian Nepomniachtchi und der indische Top-Großmeister Arjun Erigaisi. Die internationale Elite trifft auf fünf einheimische Großmeister. Die besten israelischen Spieler erhalten Sonderpreise in Höhe von 26.000 USD.

Ein Name, den man unter den israelischen Vertretern erwartet hätte, fehlt allerdings. Boris Gelfand, inzwischen 57 Jahre alt, mehrfacher WM-Kandidat und Vizeweltmeister von 2012, bester Spieler des Landes, seit er aus Weißrussland nach Israel ausgewandert ist, ist wie bei der Erstauflage im letzten Jahr auch dieses Jahr bei diesem Topturnier nicht dabei.

Foto: World Chess

Erfolge von Boris Gelfand

Sechsmaliger WM-Kandidat
(1991, 1994–95, 2002, 2007, 2011, 2013).
World Cup Sieger 2009.
Gewinner des Kandidatenturniers 2011
Vizeweltmeister 2012. Gelfand erreichte gegen Anand ein Unentschieden mit 6:6 in der klassischen Zeitkontrolle, bevor er im Schnellschach mit 1,5:2,5 verlor.
Sieger großer Turniere in Wijk aan Zee, Tilburg, Moskau, Linares und Dos Hermanas.
Teilnehmer bei elf Schacholympiaden
Januar 1990 bis Oktober 2017 unter den Top 30 der  FIDE-Rangliste. 

Die Ursache ist ein handfester und inzwischen öffentlicher Streit mit dem Schachverband von Israel, genauer mit seinen Repräsentanten. Wie so oft ist es ein persönlicher Streit, hier zwischen Boris Gelfand und dem Vater des jungen Schachspielers Avital Borukhovsky, der inzwischen ebenfalls zum Großmeister aufgestiegen ist. Der Streit begann offenbar schon vor zehn Jahren, nachdem Gil Borukhovsky Geschäftsführer des Israelischen Schachverbandes geworden war. 

In einem Interview für das Portal ICE-Sport hat sich Boris Gelfand kürzlich dezidiert zu diesem Konflikt geäußert.

Nach der Darstellung von Gelfand habe Avital Borukhovsky den Verband "gekapert" und inzwischen auch einige Gefolgsleute im Verband untergebracht, so seit 2019 den amtierenden Präsidenten Zvika Barkai.

Zwar gäbe es nun mehr Geld für das Schach in Israel, doch die Atmosphäre sei vergiftet, sagt Gelfand. Die Verbandsführung habe keine Ahnung vom Schach und würde die Spieler nicht angemessen fördern. Gelfand führt die Platzierung der israelischen Mannschaft bei der letzten Schacholympiade an, Platz 57 hinter Simbabwe. Statt sportlicher Erfolge gehe es der Verbandsführung nur noch um Macht und Kontrolle, so Gelfand.

ICE-Sport veröffentlichte im Anschluss an Gelfands Ausführungen eine Stellungnahme des israelischen Verbandes, in der die Anschuldigungen zurückgewiesen werden. Gelfands Nichtberücksichtigung zum Beispiel für die Nationalmannschaft liege an seinen Geldforderungen, behauptet der Verband. Gelfand bestreitet dies. Auch Boris Gelfands Frau Maya hat auf ihrem Facebook Account zu diesem Streit Stellung genommen.

So muss das Jerusalem Masters auch in diesem Jahr ohne den besten israelischen Spieler stattfinden.

Teilnehmer Masters

Nr. Name Elo
1 Nepomniachtchi, Ian 2762
2 Fedoseev, Vladimir 2740
3 Anand, Viswanathan 2727
4 Erigaisi, Arjun 2708
5 Svidler, Peter 2669
6 Rodshtein, Maxim 2600
7 Sutovsky, Emil 2586
8 Boruchovsky, Avital 2487
9 Gorshtein, Ido 2449
10 Sokolovsky, Yahli 2397
11 TBD, 0
12 TBD, 0

Schnellschach Open Teilnehmerliste Top 15

Nr. Name Elo
1 Fridman, Daniel 2561
2 Plat, Vojtech 2560
3 Alekseev, Evgeny 2557
4 Nesterov, Arseniy 2556
5 Mirzoev, Azer 2509
6 Oleksiyenko, Mykhaylo 2503
7 Ginsburg, Gennadi 2496
8 Chatalbashev, Boris 2493
9 Kunin, Vitaly 2492
10 Boruchovsky, Avital 2487
11 Nikolov, Momchil 2485
12 Solodovnichenko, Yuri 2483
13 Romanov, Evgeny 2481
14 Van Foreest, Lucas 2471
15 Dimitrov, Radoslav 2463

440 Teilnehmer

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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