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In seinem jüngsten Buch „Schachköniginnen“ möchte Dagobert Kohlmeyer eine Lanze für das Frauenschach brechen. Schach ist ein Sport, in dem alle im gleichen Turnier antreten können und tatsächlich spielen auch viele Frauen gerne bei den Open mit. Im Vergleich der besten Frauen mit den besten Männern im Schach schneiden die Frauen allerdings deutlich schlechter ab, weshalb das Frauenschach immer etwas im Schatten steht. Woran das liegt, weiß niemand so recht zu sagen. Möglicherweise hat es rein statistische Ursachen, vielleicht möchten sich Mädchen oder Frauen aber auch nicht so sehr auf eine einzige Sache konzentriere, wie manche Jungen oder Männer es bisweilen machen. Die Aussage „Männer spielen besser Schach als Frauen“ ist allerdings oberflächlich und falsch. In Wirklichkeit spielen die besten Frauen viel besser Schach als der überwiegende Teil der Männer, die im Turnierschach antreten. Dennoch: Elisabeth Pähtz beispielsweise, die vielleicht beste deutsche Schachspielerin der Geschichte, nimmt in der deutschen Rangliste „nur“ etwa Platz 100 ein.
Die erste und einzige deutsche Großmeisterin hat das Vorwort für Dagobert Kohlmeyers Buch „Schachköniginnen“ geschrieben. Sie weist daraufhin, dass im Mittelalter, als sich das Schach in den europäischen Fürstenhäusern verbreitete, Frauen ebenso gerne und oft Schach spielten wie Männer. Dann wurde aus den Schachkünsten eine Profession. Frauen hatten aber nicht die Möglichkeiten, lange Reisen zu unternehmen oder viel Zeit für ein intensives Studium des Spiels aufzubringen. So wurde das Turnierschach immer mehr zu einer eher männlichen Domäne, erklärt Elisabeth Pähtz die Entwicklung.
Dagobert Kohlmeyer stellt in seinem Buch 15 herausragende Schachspielerinnen vor, die das Spiel in ihrer Zeit dominiert haben. Vera Menchik war vor dem Zweiten Weltkrieg die mit Abstand beste Spielerin und trug bis zu ihrem tragischen Tod den Weltmeistertitel. Die einzige Spielerin, die ihr überhaupt gefährlich werden konnte, war die Deutsche Sonja Graf. Nach dem Krieg dominierten die Spielerinnen aus der Sowjetunion das Turnierschach der Frauen. Die Weltmeisterin Jelisweta Bykowa steht stellvertretend für eine Generation von begabten sowjetischen Spielerinnen. Die Deutsche Edith Keller-Herrman, im Osten Deutschlands aufgewachsen, war nach dem Krieg lange die beste deutsche Spielerin und spielte um die Weltmeisterschaft mit.
Die US-Amerikanerin Lisa Lane, Zeitgenossin von Bobby Fischer, war der erste weibliche Schach-Popstar und wurde von der US-Boulevard-Presse gefeiert. In der Sowjetunion wurde Georgien zur Hochburg des Frauenschachs mit den Weltmeisterinnen Nona Gaprindaschwili und Maja Tschiburdanidze. Die Schwedin Pia Cramling eiferte ihrem schachbegeisterten Bruder Dan nach und wurde so die beste westliche Schachspielerin. Während viele andere Frauen vor allem in den extra eingerichteten Frauenwettbewerben antraten, suchte Pia Cramling von Anfang an den Vergleich zu den Männern.
Mit der ersten chinesischen Weltmeisterin Xie Jun beginnt die chinesische Ära im Frauenschach. Ihr folgte Zhu Chen als chinesische Weltmeisterin nach. Die Ungarin Judit Polgar hätte vermutlich über Jahrzehnte den Titel der Frauenweltmeisterin getragen, doch das Schach gegen Frauen interessiert sie nicht. Judit Polgar spielte stattdessen um den absoluten Weltmeistertitel mit und war in ihrer besten Zeit in der Lage, jeden männlichen Spieler zu besiegen, Kasparov inklusive
Antoaneta Stefanova und Alexandra Kosteniuk nahmen ebenfalls gerne an Open teil, gewannen beide aber auch den Weltmeistertitel bei den Frauen, den die FIDE eine Zeitlang in K.o.-Turnieren ausspielte. Elisabeth Pähtz nahm an diesen Frauen-Weltmeisterschaften ebenfalls regelmäßig teil, konnte den Titel aber nie gewinnen. In ihrer Jugend erkämpfte sie sich aber den U18- und den U20-Weltmeistertitel bei den Mädchen und jüngst wurde sie die einzige deutsche Schachspielerin, die den Titel eines Großmeisters erhielt.
Als 15te Spielerin stellt Dagobert Kohlmeyer Yifan Hou vor. Die Chinesin gewann den Frauen-Weltmeistertitel mehrfach und in verschiedenen Formaten. Obwohl sie inzwischen als Professorin an einer Universität in China doziert, führt sie die Frauenweltrangliste mit Vorsprung weiter an.
Auf 265 Seiten portraitiert Dagobert Kohlmeyer diese 15 Spielerinnen mit ihren Biografien und herausragenden Partien oder Kombinationen. Viele exklusive Fotos dürfen auch nicht fehlen. Die meisten Spielerinnen kennt Dagobert Kohlmeyer persönlich von seinen unzähligen Turnierbesuchen.
Ein lesenswertes Buch, das die Leistungen der hier vorgestellten Spielerinnen würdigt, stellvertretend für viele andere Schachspielerinnen, die es auch verdient hätten, hier aufgenommen zu werden.
Dagobert Kohlmeyer: Schachköniginnen
Chaturanga 2024, 265 Seiten, Kartoniert.
28 Euro
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