Nach Wiederaufnahme der Schacholympiaden nach dem Zweiten Weltkrieg war die jugoslawische Mannschaft dreißig Jahre lang hinter der UdSSR-Mannschaft eines der besten Teams in der Welt, auf Augenhöhe mit Argentinien und später Ungarn, wobei die Erfolge der Jugoslawen länger anhielten. Die Bilanz bei Schacholympiaden ist sehr bemerkenswert:
1950 Dubrovnik: Gold (Die UdSSR nahm noch nicht teil, Bronze für die BRD
1952 Helsinki: Bronze hinter der UdSSR und Argentinien
1954 Amsterdam: Bronze hinter der UdSSR und Argentinien
1956 Moskau: Silber hinter der UdSSR
1958 München: Silber hinter der UdSSR
1960 Leipzig: Bronze hinter der UdSSR und er USA (erstmals mit Fischer)
1962 Varna: Silber hinter der UdSSR
1964 Tel Aviv: Silber hinter der UdSSR (Bronze für die BRD)
1966 Havanna: Vierter
1968 Lugano Silber hinter der UdSSR
1970 Siegen: Bronze hinter der UdSSR und Ungarn
1972 Skopje: Bronze hinter der UdSSR und Ungarn
1974 Nizza: Silber hinter der UdSSR
1976 Haifa (nicht teilgenommen)
1978 Buenos Aires: 15ter
1980 La Valetta: Bronze hinter der UdSSR und Ungarn
Danach riss die Erfolgsserie ab. Aber: einmal Gold, sechsmal Silber, sechsmal Bronze in dieser Zeit kann sich sehen lassen. Nur zweimal bleib die jugoslawische Mannschaft bei ihren Teilnahmen ohne Medaille.
Es ist sicher kein Zufall, dass das die Wiederaufnahmen der Tradition der Schacholympiaden in Dubrovnik, Jugoslawien, erfolgte, wobei ernsthafte politische Schwierigkeiten zu überwinden waren. Inzwischen war Europa durch den "eisernen Vorhang" in zwei ideologische Lager geteilt. Und als Jugoslawien sich 1948 um die Ausrichtung der ersten Schacholympiade bewarb, stimmt die UdSSR dagegen. Jugoslawien mit Tito als Staatschef hatte sich nicht so verhalten, wie die UdSSR es erwartete und wollte sich nicht recht in die Rolle eines Vasallenstaates einfügen. Die sowjetische Verstimmung war auch der Grund dafür, dass die UdSSR diese Schacholympiade boykottierte. So endete die Schacholympiade von Dubrovnik genau heute vor 50 Jahren, am 11. September 1950, mit der Vergabe der Goldmedaille an die jugoslawische Mannschaft.
Mijo Udovcic gehörte zwar zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft, vertrat sein Land aber nur einmal bei einer Schacholympiade. 1964 in Haifa spielte er am ersten Reservebrett, kam in der Vorrunde zweimal zum Einsatz (zwei Siege) und in der Finalrunde fünfmal (zwei Siege, zwei remis, eine Niederlage).
Die Begegnung mit Wolfgang Unzicker beim Match Jugoslawien gegen BRD war der Kampf zweier Juristen. Der bärenstarke Unzicker behielt die Oberhand.
1961 in Oberhausen und 1965 in Hamburg hatte Udovcic in der jugoslawischen Mannschaft auch bei Europamannschaftsmeisterschaften teilgenommen.
Geboren am 11. September in dem kroatischen Dörfchen Stara Josava, gehörte Udovcic zu der Generation, die in ihrer Entwicklung durch den Zweiten Weltkrieg besonders getroffen wurden. Als die Deutsche Wehrmacht 1941 das Königreich Jugoslawien angriff, war Udovcic noch keine 21 Jahre alt. Seine Schachkarriere begann kriegsbedingt mit einer Verzögerung von mehreren Jahren.
Sein erstes in der Mega Database verzeichnetes Turnier nach dem Krieg ist die 4. Jugoslawische Landesmeisterschaft von 1948. Bei 18 Teilnehmern erreichte der 28-Jährige nur Platz 16 (Gligoric und Pirc teilten den ersten Platz). 1951 spielte Udovcic aber schon bei einem Vergleichskampf Jugoslawien gegen Italien mit (1:1 gegen Gino Fletzer) und bei der 6. jugoslawischen Landesmeisterschaft im gleichen Jahr wurde er bei ebenfalls 18 Teilnehmern schon Sechster (Sieger: Gligoric). Udovcic nahm auch in den folgenden Jahren regelmäßig an den Meisterschaften teil und erreichte fast immer gute Plätze im oberen Tabellenbereich. 1961 wurde er geteilter Zweiter. Im Jahr davor hatte er die kroatische Meisterschaft gewonnen. 1963 beendete er die Landesmeisterschaft als geteilter Erster mit Borislav Ivkov und erhielt den Titel nach Stichkampf.
Die FIDE hatte Mijo Udovcic schon 1957 den Großmeistertitel verliehen, womit er der erste kroatische Großmeister der Geschichte war.
Matijevic-Udovcic, 1960
1961 wurde Udovcic zum Turnier anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Schachbundes NRW nach Dortmund eingeladen, wo er einen sehr beachtlichen geteilten zweiten Platz erreichte, hinter Tajmanov, punktgleich mit Smyslov. Larsen wurde Fünfter.
Anfang der 1960er Jahre befand sich Udovcic, inzwischen schon über 40 Jahre alt, auf dem Zenit seines Könnens.
beim großen Turnier in Bled 1961 wurde Udovcic zwar Letzter, konnte aber Bobby Fischer einen halben Punkt abnehmen.
Im Verlauf der 1960er Jahre nahm Udovcic noch an einigen Turnieren teil, doch seine Leistungen ließen allmählich nach. Man kann vermuten, dass der gelernte Jurist sich inzwischen mehr auf seine berufliche Karriere konzentriert hatte. Udvocic wurde Richter in Zagreb.
Udovcic 1963 | Foto; Durch National Archive
Zum großen internationalen Turnier in Rovinj/Zagreb wurde er als einer der Vertreter aus Zagreb eingeladen und war dort mit 50 Jahren der Turniersenior. Immerhin konnte er als Vorletzter Nicevski die rote Laterne überlassen. Gegen den jungen Fischer stand Udovcic allerdings nun auf verlorenem Posten.
Udovcic bei einem Simultan
Folgende Anekdote ist inhaltlich recht bekannt, weniger bekannt ist, dass die Geschichte Mijo Udovcic zugeschrieben wird. Udovcic hatte ein Blindsimultan an zehn Brettern in einem Dorf in Jugoslawien zugesagt. Die dörflichen Schachfreunde hatten sich aber eine gemeine Strategie überlegt. Mit den weißen Steinen spielte Udovcic verschiedene Anfangszüge. Zu seiner Überraschung antworteten alle Gegner mit 1...b6. Er setzte mit unterschiedlichen Zügen an den einzelnen Brettern fort und nun spielte die Hälfte der Gegner 2...Lb7 und die andere Hälfte 2...La6. Udovcic war nun schon etwas verwirrt, führte unterschiedliche dritte Züge aus, worauf die Spieler, die 2...Lb7 gespielt hatten, nun 3...La6 spielten, und die, die 2...La6 gezogen hatte, nun 3...Lc8 ausführten. Nun hatte der Meister endgültig die Übersicht verloren. Er entschuldigte sich, besuchte die Toilette und soll dort aus dem Fenster geklettert sein, um nach Zagreb zurückzukehren.
Mijo Udovcic starb am 8. September 1984, zwei Tage vor seinem Geburtstag.