"Ich wäre gerne wie Carlsen!"

von ChessBase
06.04.2009 – Die neue Ausgabe von Schachmagazin 64 (Probeabo mit drei Ausgaben für 5,40 Euro bestellen...) besticht wieder einmal durch ihre große Aktualität. Nur wenige Tage nach der erfolgreichen Titelverteidigung des OSG Baden-Baden lässt die Redaktion die vergangene Saison bereits Revue passieren und veröffentliche spielerische Highlights und Statistiken. In weiteren Beiträgen wird über die ebenfalls abgeschlossen österreichische Bundesliga, das Moskauer Aeroflot Open, den Kandidatenkampf Topalov gegen Kamsky oder das Superturnier von Linares berichtet. Die Artikelserien "Der beste Zug", "Test und Training" von Daniel King, "Erfolgreich im Endspiel" mit Ian Rogers und "Raus aus dem Schlamassel" bieten dem Leser reichlich Trainingsmaterial zur Verbesserung des eigenen Schachverständnisses. Auch Rezensionen kommen nicht zu kurz. Unter anderem wird Fritz&Fertig 4 vorgestellt: "Der weltweite Erfolg dieser Lernsoftware (inzwischen in über zwanzig Ländern lizenziert!) beruht auf der ausgezeichnet umgesetzten Grundidee, dass Kinder möglichst spielerisch an das Schachspiel heranführt werden sollen." Und in einem Interview mit dem einstigen philippinischen Wunderkind Wesley So gibt dieser zu: "Ich wäre gerne wie Magnus Carlsen."Schachmagazin 64...Interview mit Wesley So...

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Allein auf dem steinigen Weg zur Weltspitze
Wesley So im Gespräch

Noch vor kurzem war Wesley So der jüngste Großmeister auf dem Planeten, doch die „Wunderkinder-Karawane“ zieht weiter. Nichtsdestoweniger ist der Philippino, der im Januar in überzeugender Manier das C-Turnier in Wijk aan Zee gewann, trotz einer Elo-Zahl von 2627 noch relativ neu in der europäischen Schachszene. Man erinnere sich, dass Magnus Carlsens Sturmzug anno 2004 ebenso begann. Am Rande des Aeroflot-Open hatte SM64-Mitarbeiterin Anna Burtasowa Gelegenheit, mit dem 15-Jährigen nach der Schlussrunde über seinen Werdegang und seine Perspektiven zu sprechen.

Frage: Es ist ein weiter Weg aus Deiner Heimat nach Moskau. Warum hast Du Dich für das Aeroflot-Open entschieden?

So: Es ist mein erster Aufenthalt in Moskau. Das Aeroflot-Open ist das stärkste Turnier, welches ich bisher gespielt habe. Man bekommt starke Gegner, egal wo man in der Tabelle gerade liegt. Mein bestes Ergebnis war der Gewinn des C-Turniers beim Corus-Schachfestival, und die philippinische Föderation entschied, mich nach Moskau zu schicken. Daher zahlen sie meinen Aufenthalt als Zeichen ihrer Unterstützung.

Frage: Welches Ziel hattest Du Dir für das Moskauer Turnier gesteckt?

So: Ich hatte nicht zu große Erwartungen, denn ich war bei weitem nicht der beste Spieler im Turnier. Daher wollte ich einfach nur gutes Schach zeigen und das Bestmögliche versuchen. Aber vielleicht war ich nach dem Turnier in Wjik zu müde, denn ich spielte hier in Moskau nicht so gut. (Anm. mit 5 Punkten und einer Turnierperformance von 2577 landete So knapp unter seiner Erwartung).

Frage: Wann hast Du mit Schach angefangen?

So: Ich erlernte es mit sieben Jahren und habe mit acht Jahren das erste Turnier gespielt.

Frage: Wie bist Du zum Schach gekommen?

So: Mein Vater spielt, aber er ist kein besonders starker Spieler. Und er entschied, dass ich im Schach erfolgreich sein könnte. Daher habe ich zu trainieren begonnen.

Frage: Du bist sehr schnell zu einem starken Spieler herangewachsen. Wie war das möglich?

So: Ich weiß nicht so recht, vielleicht weil ich einfach hart arbeitete. Ich begann mit dem Schachstudium als ich ungefähr zehn Jahre alt war. Und als ich Großmeister wurde, fand ich einige Sponsoren. Ich trainierte stets alleine und mache es immer noch so. Aber ich denke, dass ich bald einen guten Coach brauche, wenn ich weitere Fortschritte machen will.

Frage: Und wer sind die Sponsoren, die Du erwähntest?

So: Es sind einige Privatpersonen und unser Sportausschuss. Aber die Unterstützung ist nicht so gewaltig wie Sie vielleicht vermuten mögen.

Frage: Was sind Deine Ziele für die nächste Jahre?

So: Ich will die Rating-Marke von 2700 erreichen.
 

Frage: Wie schnell glaubst Du, dass es machbar ist?

So: Ich weiß nicht, vielleicht ist es vor 2010 erreichbar. Aber natürlich ist mir klar, dass es ein steiniger Weg ist.

Frage: Würdest Du Dich mit anderen Wunderkindern wie Magnus Carlsen oder Sergej Karjakin vergleichen?

So: Die Medien vergleichen mich mit Carlsen, aber ich denke, er war in diesem Alter viel stärker. Ich wäre gerne so wie er. Als er 13 Jahre alt war, hatte er eine Wertungszahl um Elo 2580, während meine nur um die 2400 lag.

Frage: Deine Turniere finden hauptsächlich in Europa statt, oder?

So: Nein, für gewöhnlich spiele ich sechs bis sieben Turniere, vorwiegend in Asien. Auch auf den Philippinen haben wir bisweilen Turniere.

Frage: Ist Schach auf den Philippinen populär?

So: Leider nicht. Nur wenige Leute spielen Schach. Basketball ist die populärste Sportart. Selbst als ich ein internationales Turnier gewann, bekam ich keine Medienbeachtung. Das mag sich ändern, wenn ich vielleicht mal ein bedeutendes internationales Turnier gewinne. Aber jetzt ist es nicht der Fall.

Frage: Kann man dann damit auf den Philippinen seinen Lebensunterhalt bestreiten?

So: Nicht wirklich. Wenn ich Elo 2700 hätte, könnte ich unter Umständen genug verdienen. Aber ich glaube, diese Situation ist überall ähnlich.

Frage: Du gehst noch zur Schule? So: Ja, ich bin jetzt auf dem Gymnasium und es ist mein letztes Jahr. Aber momentan gehe ich nicht in die Schule, da ich Turniere spiele und abwesend bin. Wenn ich zurück bin, muss ich meine Prüfungen ablegen.

Frage: Was planst Du nach dem Schulabschluss?

So: Dann werde ich in der Ausbildung eine Pause einlegen und mich voll auf Schach konzentrieren. Ich will sehen, welche Fortschritte ich mache und dann entscheiden, ob ich Schachprofi werde oder mit einem Universitätsstudium beginne.

Frage: Was interessiert Dich außer Schach?

So: Eigentlich nicht so viel. In meiner knappen Freizeit schaue ich Filme oder beschäftige mich mit Computerspielen.

Frage: Hast Du zuhause Freunde, die Nicht- Schachspieler sind?

So: Meine Freunde sich meist Schachspieler, da ich nicht oft in der Schule bin und meine Schulkameraden nicht so häufig sehe.

Frage: Hast Du Geschwister? So: Ich habe zwei Schwestern, aber sie spielen kein Schach. Meine ältere Schwester ist 17 Jahre alt und nicht interessiert. Meine kleinere Schwester ist drei Jahre alt, und vielleicht findet sie ja Gefallen, eines Tages mit dem Schach zu beginnen. Zum jetzigen Zeitpunkt liebt sie es, mit den Figuren herumzuziehen. Wir haben Schachschulen auf den Philippinen, aber es sind nur wenige. Ich begann auch in einer solchen Schule als ich neun Jahre alt war. Die Trainer waren für gewöhnlich Internationale Meister.

Frage: Was sind Deine nächste Turnierpläne?

So: Im März haben wir die nationale Einzelmeisterschaft, und ich will spielen. Frage: Bist Du bereits Meister gewesen? So: Ja, ich gewann das Turnier letztes Jahr. Also warum das nicht einfach wiederholen? Zwei Partien des jungen Großmeisters, redaktionell kommentiert, runden das Porträt ab. Die erste wurde beim Aeroflot-Open gespielt:

Interview: Anna Burtasowa. Übersetzung: Harald Fietz. Nachdruck aus Schachmagazin 64 (4/2009). Mit freundlicher Genehmigung.

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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