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Berkeley International
Fotos: Dejan Bojkov & Turnierseite
Das Berkeley International fand Anfang Januar (2.bis 8. Januar) in der Berkeley
Chess School statt, die oberhalb der Stadt auf einem Hügel liegt.
Das Turnier war ein zehnrundiges Open mit
einem strammen Zeitplan, der drei Doppelrunden zum Auftakt vorsah. Gespielt
wurde mit FIDE-Bedenkzeit, allerdings führte das Klingeln des Handys nicht
automatisch zum Partieverlust.
Berkeley ist eine kleine Stadt in der Nähe von San Francisco, die vor allem
berühmt ist, weil die renommierte University of California dort ihren Sitz hat.
Tatsächlich ist einer der Turnierorganisatoren, Arun Sharma, Mathematikprofessor
in Berkeley. Er hat eine Elo-Zahl von ungefähr 2300 und hat vor kurzem beim
North American Open in Las Vegas sehr gut abgeschnitten und einen Rating-Preis
gewonnen. “Das war wahrscheinlich mein bislang bestes Turnier”, stellte er mit
Befriedigung fest. Der andere Organisator ist David Pruess, IM und großer
Förderer des Schachs in den USA. Auch bei den vorherigen drei Berkeley-Open
2005, 2006 und 2008 war er Organisator.
In der Tat war das Turnier sehr gut
organisiert. Die Spielsäle boten viel Platz und waren leicht zu erreichen und
die Spieler erhielten während der Partien kostenlos Getränke und Snacks.
Das Teilnehmerfeld war recht stark und von Beginn an gab es Überraschungen. So
musste der Ratingfavorit Loek van Wely das Spitzenbrett räumen, nachdem er in
der ersten Runde gegen Keaton Kiewra, ein Spieler mit Elo 2337, über ein Remis
nicht hinauskam.
Keaton Kiewra
Ich habe mich immer gefragt, warum die Leute den holländischen GM King Loek
nennen, doch als ich sah, wie er nach dem Rückschlag in der ersten Runde mit
fünf Punkten in Folge, darunter Siege gegen die starken GMs Magesh Panchanathan,
Josh Friedel und Robert Hess zu alter Form auflief, verstand ich seinen
Spitznamen besser. Dieser Siegesserie ließ Van Wely drei Remis folgen, um
schließlich mit einem Sieg in der entscheidenden letzten Runde das Turnier
souverän für sich zu entscheiden.
Sein Gegner aus der ersten Runde spielte ebenfalls ein gutes Turnier und
sicherte sich bereits eine Runde vor Schluss eine IM-Norm. Danach spielte er
eine phantastische Partie gegen seinen Landsmann Hess und holte so seine erste
GM-Norm. Ohnehin wurden in diesem Turnier zahlreiche Normen erzielt. Sam
Shankland holte seine letzte GM-Norm und sicherte sich im Alter von 19 den
GM-Titel, während Denys Shmelov, der nicht einmal IM ist, seine erste GM-Norm
holte. Außerdem machte der 14-jährige Daniel Naroditsky die entscheidende Norm,
die ihm den IM-Titel sicherte, während Conrad Holt und Roman Yankovsky sich
jeweils über ihre zweite Norm freuen durften und Abrahamyan eine Frauen-GM-Norm
erzielte.
Der zweite Platz im Turnier ging übrigens an Sergey Erenburg, der seinen
Konkurrenten Timur Gareev in einer brillanten Partie überlisten konnte. Die
Bronzemedaille gewann Magesh Panchanathan, der sich an Josh Friedel vorbei
schob.
Ich war immer noch in Weihnachtsstimmung und verschenkte so viele Punkte wie
möglich. Bemerkenswert fand ich, dass es keine Abschlussfeier gab. Die
Preisträger nahmen ihre Schecks in alle Ruhe in Empfang und verabschiedeten sich
dann – all das ohne bombastische Reden oder langen Applaus.
Conrad Holt
Daniel Naroditsky
Denys Shmelov
Axel Bachmann
Endstand nach 10 Runden
1 | GM Loek van Wely | 2676 | D16 | W49 | W26 | W3 | W5 | W17 | D2 | D4 | D6 | W9 | 8.0 |
2 | GM Sergey Erenburg | 2600 | W10 | W20 | W12 | D5 | D17 | W8 | D1 | W6 | L9 | W4 | 7.5 |
3 | GM Magesh Panchanathan | 2537 | W53 | W8 | D24 | L1 | D7 | W26 | D16 | D14 | W13 | W5 | 7.0 |
4 | GM Timur Gareev | 2605 | W51 | L33 | W52 | D24 | W32 | W9 | W19 | D1 | D5 | L2 | 6.5 |
5 | GM Josh Friedel | 2508 | W46 | W9 | W33 | D2 | L1 | D11 | W15 | W13 | D4 | L3 | 6.5 |
6 | IM Sam Shankland | 2498 | W37 | W15 | D17 | D22 | W14 | D19 | W11 | L2 | D1 | D7 | 6.5 |
7 | FM Daniel Naroditsky | 2419 | W48 | L17 | W53 | D16 | D3 | L15 | W52 | W34 | W23 | D6 | 6.5 |
8 | FM Conrad Holt | 2388 | W55 | L3 | W50 | W12 | W22 | L2 | L13 | D33 | W26 | W16 | 6.5 |
9 | SM Denys Shmelov | 2357 | W50 | L5 | W41 | W20 | W24 | L4 | W22 | D17 | W2 | L1 | 6.5 |
10 | WFM Tatev Abrahamyan | 2327 | L2 | L40 | D31 | W57 | D30 | W54 | D25 | W20 | W33 | W18 | 6.5 |
11 | GM Axel Bachmann | 2548 | D28 | D41 | D35 | W42 | W25 | D5 | L6 | D26 | D19 | W29 | 6.0 |
12 | IM Lev Milman | 2467 | W38 | W39 | L2 | L8 | W51 | L13 | L26 | W37 | W41 | W25 | 6.0 |
13 | IM Daniel Rensch | 2393 | W30 | D23 | L22 | D28 | W53 | W12 | W8 | L5 | L3 | W32 | 6.0 |
14 | IM Dmitry Zilberstein | 2386 | W31 | D19 | W23 | H--- | L6 | W24 | D17 | D3 | H--- | D15 | 6.0 |
15 | SM Roman Yankovsky | 2359 | W56 | L6 | W30 | W33 | L19 | W7 | L5 | W24 | D18 | D14 | 6.0 |
16 | FM Keaton Kiewra | 2337 | D1 | W42 | D19 | D7 | D23 | W32 | D3 | D18 | W17 | L8 | 6.0 |
17 | GM Robert Hess | 2572 | W36 | W7 | D6 | W32 | D2 | L1 | D14 | D9 | L16 | D21 | 5.5 |
18 | GM Jesse Kraai | 2516 | H--- | H--- | W51 | H--- | D26 | H--- | W20 | D16 | D15 | L10 | 5.5 |
19 | GM Anatoly Bykhovsky | 2510 | W29 | D14 | D16 | W21 | W15 | D6 | L4 | D23 | D11 | U--- | 5.5 |
20 | IM Robert Ris | 2418 | W40 | L2 | W39 | L9 | W28 | D22 | L18 | L10 | W48 | W35 | 5.5 |
21 | IM Max Cornejo | 2413 | L49 | W44 | W37 | L19 | D52 | W38 | L23 | D41 | W34 | D17 | 5.5 |
... 58 Spieler
Brett mit den Unterschriften aller Teilnehmer
Leider zog das Turnier nur wenig
Zuschauer an und ich erlitt einmal einen kleinen Schock, als mich jemand fragte,
ob es erlaubt wäre, in den Turniersaal zu gehen, um einen Blick auf die Partien
zu werfen.
Dafür gab es ein umfangreiches Schach-Rahmenprogramm: Simultan mit dem jüngsten
Nationalen Meister der USA, Kayden Troff, sowie GM Timur Gareev, einen
kostenlosen Vortrag von IM Daniel Rensch und ein Blitzturnier, das von Robert
Hess gewonnen wurde.
Die amerikanischen Turniere unterscheiden sich übrigens deutlich von denen in
Europa. Das System der Auszeiten ist mir immer noch nicht ganz klar. Wie viele
Auszeiten und kampflose halbe Punkte darf man denn nun eigentlich in Anspruch
nehmen? Und wann sollte man das ankündigen? Manche Spieler nahmen sich vier
Auszeiten, manche keine. Es ist ein vollkommen freies Land.
Und zwar nicht nur was Schach betrifft. Als wir am nächsten Tag durch San
Francisco bummelten, kamen uns aus der BART (eine Art S-Bahn) Leute in
Unterwäsche entgegen. Wie sich herausstellte, zelebrierte man in San Francisco
den “No pants day”, und wer Spaß daran hatte, konnte in Unterwäsche durch die
Gegend laufen. Die Außentemperatur lag bei 10° Celsius, aber niemand scherte
sich darum. Das ist Amerika!
Natürlich haben wir uns auch mit großem Vergnügen ein paar Sehenswürdigkeiten:
Baseball Field
Den Golden Lake Park, den japanischen Garten, Chinatown und den Mechanics Chess Club.
Der Japanische Garten
Spaziergang durch den Japanischen Garten
Der Mechanic Chess Club
Im Mechanic Chess Club
Ein Simultan
Außerdem ist es einfach schön, in San
Francisco herumzubummeln.
Spaziergang durch San Francisco
Oakland Bay Bridge
Offizielle Seite: http://dotq.org/chess/
GM Dejan Bojkov- www.dejanbojkov.blogspot.com