38. Magistral Ciudad de Leon: Faustino Oro zwingt Ex-Weltmeister Anand in den Tiebreak

von Stefan Liebig
05.07.2025 – Am Freitag kam es im spanischen León zu einem ganz besonderen Schachduell: Der ehemalige Weltmeister Viswanathan Anand traf im Halbfinale des 38. Magistral Ciudad de León auf das argentinische Supertalent Faustino Oro. Der erst elfjährige Internationale Meister aus Argentinien, der von vielen bereits als „Messi des Schachs“ bezeichnet wird, forderte den erfahrenen Großmeister in einem spannenden Schnellschach-Wettkampf heraus – und verlangte ihm dabei alles ab. | Fotos: Magistral de León

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Spanische Schachtradition mit Ex-Weltmeister und Supertalent

Vom 4. bis 6. Juli findet mit dem Torneo Magistral de Ajedrez Ciudad de León eines der traditionsreichsten Schachturniere Spaniens statt. Und bot gleich zum Auftakt das Highlight: Der elfjährige Faustiono Oro traf auf die indische Schachlegende Viswanathan Anand. Die Ausgabe 2025 folgt dem traditionellen Format: ein Knockout-Turnier mit vier Spielern. Jede Partie besteht aus vier Schnellschachpartien mit einer Zeitkontrolle von 20 Minuten plus 10 Sekunden Aufschlag pro Zug. Bei Gleichstand spielen die Spieler 5+3 Blitzpartien, bis ein Sieger feststeht.

Und tatsächlich gelang es dem Nachwuchsstar, den erfahrenen Ex-Weltmeister in die Verlängerung zu zwingen. Alle vier Schnellschachpartien endeten unentschieden. Doch Langeweile kam trotz fehlender Entscheidung nicht auf: Weil beide Spieler auf Augenhöhe kämpften, konnte keine Seite entscheidend durchbrechen – was aber nicht heißt, dass es nicht spannende Gewinnversuche gab. Besonders beeindruckend war die Spielreife von Faustino Oro, der trotz seines jungen Alters in jeder Partie ruhig, durchdacht und positionell sauber agierte.

Als Viswanathan Anand auf der europäischen Schachbühne erschien, hatte er in Indien schon einige Erfolge erzielt, die indischen Jugendmeisterschaften und als Jugendlicher auch die Landesmeisterschaften der Erwachsenen gewonnen. Mit gerade einmal 14 Jahren wurde Anand 1984 für die Schacholympiade in die indische Nationalmannschaft berufen. 1987 wurde er Juniorenweltmeister, 1988 verlieh die die FIDE dem 19-jährigen den Titel eines Großmeisters.

Spannender Moment 1: Mutiger Zentrumsbruch in Partie 2

In der zweiten Schnellpartie suchte Anand mit Schwarz im Mittelspiel aktiv den Bruch im Zentrum. Oro hatte zunächst gutes Gegenspiel aufgebaut, aber Anand zeigte, warum er zu den besten Spielern der Welt zählt: Mit einem präzisen Bauernvorstoß entwirrte er seine Stellung und zwang Oro in die Defensive. Doch der junge Argentinier verteidigte sich stark und hielt das Remis.

Spannender Moment 2: Verpasste Mattchance im ersten Blitzspiel

Da alle Schnellpartien remis endeten, ging es in den Blitz-Tiebreak. Und hier wurde es dramatisch: Im ersten Blitzspiel verpasste Oro eine taktische Möglichkeit, die bei korrekter Fortsetzung vermutlich zum Matt geführt hätte. Stattdessen konnte Anand sich befreien und die Partie zu seinen Gunsten drehen. Diese verpasste Chance war der Wendepunkt im Match.

Spannender Moment 3: Kontrolle in Zeitnot

Im zweiten Blitzspiel genügte Anand ein Remis zum Gesamtsieg. Trotz knapper Bedenkzeit zeigte er seine ganze Routine: Er spielte ruhig, sicher und hielt die Stellung ausgeglichen, ohne unnötige Risiken einzugehen. Oro versuchte, Druck aufzubauen, fand aber kein Durchkommen. Mit dem Remis sicherte sich Anand den 3,5:2,5‑Gesamtsieg und den Einzug ins Finale.

Trotz der Niederlage war der Auftritt von Faustino Oro beeindruckend. Er zeigte, dass er nicht nur mit Großmeistern mithalten kann, sondern auch in kritischen Momenten über das nötige taktische Gespür verfügt. Anand wiederum bewies, dass Erfahrung, strategisches Feingefühl und Nervenstärke auch gegen junge Ausnahmetalente den Unterschied machen können.

IM Faustino Oro (ARG) und GM Vishy Anand analysieren ihre Partien mit dem beliebten spanischen Moderator GM Jose Fernando Cuenca Jimenez (ESP) | Foto: Magistral de León

Das Duell zwischen einem etablierten Weltklassespieler und einem aufstrebenden Talent hätte kaum spannender verlaufen können – und bleibt als eines der faszinierendsten Generationenduelle der letzten Jahre in Erinnerung.

Das zweite Halbfinale findet am 5. Juli um 16:30 Uhr (MESZ) statt, das Finale ist für den 6. Juli zur selben Uhrzeit angesetzt. Großmeister Jaime Santos, der die Gastgeberstadt vertritt, möchte seinen Erfolg von 2023 wiederholen, muss jedoch zunächst heute Le Quang Liem aus dem Weg räumen, um dann gegen Anand antreten zu dürfen – eine schwierige Aufgabe!

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Neben dem Hauptturnier umfasst das Turnierprogramm das 10. Open Magistral und das 5. Blitz-Turnier. Außerdem findet eine Reihe von Bildungs- und Kulturaktivitäten statt, die die übergeordnete Mission des Turniers, Schach in der Gemeinde zu fördern, unterstreichen. Laut dem Bürgermeister von León, José Antonio Diez, unterstreicht die Veranstaltung das Engagement der Stadt für Schach durch lokale Sportschulen und ihre Rolle bei der Wertevermittlung an junge Spieler.

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Vorstellung der Spieler und des Turniers


Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.
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