40 Jahre European Chess Union

von André Schulz
15.10.2025 – Nach einer Neuausrichtung der FIDE, weg von Europa, in der Amtszeit von Florencio Campomanes, gründeten die europäischen Schachverbände 1985 die Europäische Schachunion. Diese hat neben der FIDE bei der Organisation von Schachturnieren in Europa inzwischen große Bedeutung erlangt und freut sich in diesem Jahr über ihr 40-jähriges Bestehen. Ein Überblick.

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Nachdem 1982 mit dem Philippinen Florencio Campomanes (rechts) der erste Nicht-Europäer zum Präsidenten der FIDE gewählt wurde, befürchtete und beobachtete man in den Europäischen Schachverbänden eine politische Verlagerung der FIDE nach Asien und Afrika. Immer mehr Verbände aus diesen Kontinenten traten der FIDE bei und Europa, wo die meisten Turniere stattfanden, verlor an Einfluss in der FIDE. Zudem gab es einige Alleingänge des neuen FIDE-Präsidenten, mit dem man in Europa nicht einverstanden war, so die Vergabe der Schacholympiade 1986 nach Dubai, wodurch Israel nicht teilnehmen konnte. Campomanes wurde auch Missmanagement beim Abbruch der FIDE-Weltmeisterschaft 1984 vorgeworfen.

Als Gegengewicht wurde deshalb auf dem FIDE-Kongress 1985 in Graz die European Chess Union als zusätzlicher Dachverband der europäischen Schachverbände gegründet. Federführend war dabei auch der österreichische Politiker und langjährige Präsident des österreichischen Schachbundes (von 1971 bis 2017) Professor Kurt Jungwirth, der allerdings zugleich auch Vizepräsident der FIDE war. Zum ersten Präsidenten der ECU wurde 1985 der schwedische Rechtsanwalt und begeisterte Sammler - mit einer riesigen Schachbibliothek, aber auch einer bedeutenden Whiskeysammlung - Rolf Littorin gewählt. Ihm folgte 1986 Kurt Jungwirth nach, der das Amt bis 1998 bekleidete. 

Der Weltschachbund betrachtete die ECU zunächst als Konkurrenzverband und hatte wenig Interesse an einer Kooperation. Insbesondere gab es auch vom sowjetischen Schachverband, der in der FIDE großen Einfluss hatte, starken Widerstand.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 traten bald viele Nachfolgestaaten, auch Russland, mit ihren Schachverbänden in die ECU ein, wodurch der europäische Kontinentalverband an Bedeutung gewann und nach und nach viele internationale Wettbewerbe in Europa ins Leben rief und regelmäßig zu organisieren begann.

1998 wurde als Nachfolger von Kurt Jungwirth (Mitte, Foto: chessdom) der Slowene Boris Kutin (links) zum Präsidenten der ECU gewählt.

Von 2010 bis 2014 war der Bulgare Silvio Danailov Präsident der ECU. Seit 2014 übt Zurab Asmaiparashvili (Georgie) das Amt aus.

Neben den europäischen Schachverbänden sind außerdem die Türkei, Israel und als Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion die Kaukasusländer Aserbaidschan, Armenien und Georgien mit ihren Schachverbänden Mitglieder der ECU. Der russische Schachverband wurde als Reaktion auf den kriegerischen Angriff von Russland auf die Ukraine innerhalb der ECU mit Sanktionen belegt und von der Teilnahme an Wettbewerben ausgeschlossen. Daraufhin verließ Russland 2022 die ECU und trat 2023 dem Asiatischen Schachverband bei. Die Mitgliedschaft von Weißrussland ruht ebenfalls seit 2022.

Der Bulgarische Schachverband wurde nach finanziellen Unregelmäßigkeiten in der Amtszeit von Silvio Danailov 2015 aus der ECU ausgeschlossen. Nach einer Neuorganisation gehört der Bulgarische Schachverband inzwischen aber wieder der ECU an.

Eine Zeitlang spielte auch der Deutsche Schachbund eine nicht unbedeutende Rolle innerhalb der ECU. Der langjährige Geschäftsführer des Deutschen Schachbundes Horst Metzing vertrat den DSB auch bei der FIDE und war ebenso an den Verhandlungen zur Gründung eines Europäischen Kontinentalverbandes beteiligt.

Horst Metzing | Foto: Deutscher Schachbund

Der damalige Präsident des Deutschen Schachbundes Egon Ditt (rechts) wurde 1998 zum Schatzmeister der FIDE gewählt und der Geschäftsführer des DSB Horst Metzing zum Generalsekretär. Das ECU-Sekretariat hatte zudem einige Zeit seinen Sitz in den Räumen der Geschäftsstelle des DSB in Berlin.

Einmal im Jahr tritt die ECU Generalversammlung zusammen. Alle vier Jahre wird das Präsidium gewählt. Das amtierende Präsidium ist noch bis 2026 im Amt, mit folgenden Personen und Aufgaben:

ECU-Präsidium

Zurab Azmaiparashvili – Präsident
Dana Reizniece-Ozola – Stellvertretende Präsidentin
Gunnar Bjornsson – Vizepräsident
Malcolm Pein – Vizepräsident
Alojzije Jankovic – Vizepräsident
Eva Repková – Vizepräsident
Jean-Michel Rapaire – Vizepräsident
Theodoros Tsorbatzoglou – Generalsekretär
Ion-Serban Dobronauteanu – Schatzmeister
Vanja Draskovic – Ehrenvizepräsident
Johann Poecksteiner – Ehrenvizepräsident

Tagung des Präsidiums 2023 | Foto: ECU

Lander und Mitgliedsverbänden der ECU

Albanien – Albanischer Schachverband
Andorra – Andorranischer Schachverband
Armenien – Schachverband Armeniens
Österreich – Österreichischer Schachverband
Aserbaidschan – Aserbaidschanischer Schachverband
Weißrussland – Weißrussischer Schachverband (suspendiert)
Belgien – Königlich-Belgischer Schachverband
Bosnien und Herzegowina – Schachverband von Bosnien und Herzegowina
Kroatien – Kroatischer Schachverband
Zypern – Zyprischer Schachverband
Tschechische Republik – Schachverband der Tschechischen Republik
Dänemark – Dänischer Schachverband
England – Englischer Schachverband
Estland – Estnischer Schachverband
Färöer – Färöischer Schachverband
Finnland – Finnischer Schachverband
Frankreich – Französischer Schachverband
Georgien – Georgischer Schachverband
Deutschland – Deutscher Schachverband
Griechenland – Griechischer Schachverband
Guernsey – Schachverband von Guernsey
Ungarn – Ungarischer Schachverband
Island – Isländischer Schachverband
Irland – Irische Schachunion
Israel – Israelischer Schachverband
Italien – Italienischer Schachverband
Jersey – Schachverband von Jersey
Kosovo – Schachverband von Kosovo
Lettland – Lettischer Schachverband
Liechtenstein – Liechtensteinischer Schachverband
Litauen – Litauischer Schachverband
Luxemburg – Luxemburgischer Schachverband
Malta – Maltesischer Schachverband
Moldawien – Moldawischer Schachverband
Monaco – Monegassischer Schachverband
Montenegro – Montenegrinischer Schachverband
Niederlande – Königlich-Niederländischer Schachverband
Nordmazedonien – Schachverband Mazedoniens
Norwegen – Norwegischer Schachverband
Polen – Polnischer Schachverband
Portugal – Portugiesischer Schachverband
Rumänien – Rumänischer Schachverband
San Marino – Schachverband San Marino
Schottland – Chess Scotland
Serbien – Schachverband Serbiens
Slowakei – Slowakischer Schachverband
Slowenien – Slowenischer Schachverband
Spanien – Spanischer Schachverband
Schweden – Schwedischer Schachverband
Schweiz – Schweizerischer Schachverband
Türkei – Türkischer Schachverband
Ukraine – Ukrainischer Schachverband
Wales – Walisische Schachunion

Die European Chess Union richtet folgende europäische Meisterschaften aus:

Europäische Einzelmeisterschaft
Europäische Einzelmeisterschaft der Frauen
Europäische Jugendmeisterschaften
Europäische Seniorenmeisterschaften
Europäische Amateurmeisterschaften
EU-Einzelmeisterschaft
EU-Jugendmeisterschaft
Europäische Schulschachmeisterschaften
Europäische Schnellschachmeisterschaften
Europäische Schnellschachmeisterschaften der Frauen
Europäische Blitzschachmeisterschaft
Europäische Blitzschachmeisterschaft der Frauen
Europäische Hochschulfußballmeisterschaft
Europäische Mannschaftsmeisterschaft
Europäische Mannschaftsmeisterschaft der Frauen
Europäische Jugendmannschaftsmeisterschaften
Europäische Seniorenmannschaftsmeisterschaften
Europäischer Vereinscup
Europäische Mannschaftsmeisterschaft der kleinen Nationen

Grußwort der FIDE...

Webseite der European Chess Union...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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