Beim Grand Swiss der Frauen in Riga spielte Elisabeth Pähtz sehr erfolgreich, kämpfte lange um den Turniersieg mit und wurde am Ende Zweite. Sie übersprang damit die 2500 Elomarke, holte eine GM-Norm und qualifizierte sich für die Grand Prix-Turniere. Kurz vor der Abreise zur Mannschaftseuropameisterschaft fand die deutsche Nummer Eins im Frauenschach Zeit für ein Gespräch.
How to play the Sicilian Defence!
Auf dieser DVD stelle ich die wichtigsten Systeme der Sizilianischen Verteidigung vor. Anhand eigener Partien zeigt Elisabeth Pähtz, was die typischen Pläne und Strategien sind und welche taktischen Motive eine Rolle spielen.
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Herzlichen Glückwunsch zur großartigen Leistung in Riga. Wie fühlst du dich?
Besten Dank. Ich fühle mich natürlich sehr gut. Ich habe jetzt 50 Elopunkte dazugewonnen, aber in letzter Zeit auch 5 Kilo zugenommen. Das heißt also wohl: pro Kilo mehr Gewicht kamen zehn Elopunkte dazu. Haha...
Das Geheimnis des Erfolgs liegt aber wahrscheinlich doch woanders?
Ja. Es hört sich vielleicht jetzt etwas seltsam an, aber ich habe in der Corona-Zeit sehr viel Training gegeben...
Gegeben, nicht genommen?
... ja, gegeben. Wenn man Training gibt, beschäftigt man sich aber auch selber wieder intensiv mit den ganzen Themen, die man im Training behandeln möchte. Das heißt: ich habe mir für die Vorbereitung der Lektionen die einschlägigen Lehrbücher alle noch einmal angesehen und sie durchgearbeitet. Man macht sich da auch als Profi und Turnierspieler die Dinge wieder bewusster. Das hat meinem Schach geholfen. Das Training hat mir mehr Stabilität gegeben. Einer von mehreren Gründen.
Welche noch?
Ich komme auch sehr gut mit meinem Trainer Yannick Gozzoli zurecht. Vielleicht muss man besser sagen: Er kommt mit mir gut zurecht. Wenn ich mit ihm arbeite, kann ich mich so geben, wie ich mich gerade fühle. Wenn ich ihn mit schlechter Laune, weil vielleicht etwas nicht so richtig geklappt hat, mal vor den Kopf stoße, nimmt er es mir nicht übel. Mit Yannick habe ich schon öfter zusammen gearbeitet, bei verschiedenen Grand Prix-Turnieren, beim World Cup und jetzt hier.
Gibt es noch weitere Gründe für den Höhenflug? Du bist ja bisweilen emotional anfällig?
Das ist richtig, aber im Moment stimmt alles. Mein Freund Fabio Gianandrea gibt mir viel Rückhalt. Er ist übrigens Wellnesstherapist. Er war in Riga mit dabei und dank seiner Therapien konnte ich vor wichtigen Partien emotional ruhiger werden. Ich bin auch froh, dass ich den ganzen Ärger aus dem letzten Jahr inzwischen hinter mir lassen konnte.
Im Nebeneffekt gab es ja auch noch eine GM-Norm für dich, die dritte, und damit den Titel.
Das ist nicht 100%ig sicher. Meine zweite Norm 2016 war eine Perfomance-Norm, aber es war damals nicht ganz eindeutig, ob bestimmte Ausnahmeregeln galten oder nicht. Der Hautschiedsrichter damals war der Ansicht, dass die Norm erfüllt war, aber es gab auch andere Meinungen. Die nicht eindeutige Formulierung der Regeln damals ließen unterschiedliche Auslegungen zu. 2017 wurden die Regeln umformuliert und eindeutiger gefasst. Die GM-Norm war mir aber gar nicht wichtig. Wenn ich mit einem Remis in der letzten Runde die Qualifikation für die Grand Prix erreicht hätte, hätte ich das gemacht, Norm hin oder her. Aber meine Gegnerin hatte ja schon mit La6 die Partie mehr oder weniger eingestellt. Da musste ich auf Gewinn spielen.
Wie geht es weiter?
Ich habe tatsächlich im Moment sehr viele Anfragen und viel zu tun. Als nächstes spielen wir dann mit der Nationalmannschaft bei der Europamannschaftsmeisterschaft in Slowenien. Wir haben ein sehr harmonisches Team und ich freue mich auf das Turnier.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!
Die Fragen stellte André Schulz.