Gennadi Nesis –
willkommen im Klub!
Von Dagobert Kohlmeyer

Gennadi Nesis
Der bekannte russische
Schachspieler und Trainer Gennadi Nesis feiert heute, am 22. Mai, in St.
Petersburg seinen 60. Geburtstag. Wir gratulieren! Der Jubilar stammt aus
Leningrad und lernte das Schachspiel mit sieben Jahren von seiner Mutter. Erst
mit 13 Jahren kam er zum aktiven Wettkampfschach. Sein erster Trainer war der
bekannte Schachpädagoge Andrej Batujew, der einst auch Viktor Kortschnoi
betreute. Nesis ist bis zum heutigen Tag auf vielen Feldern aktiv, was es
schwierig macht, alle lückenlos aufzuzählen.
Seine größten sportlichen
Erfolge erzielte Gennadi Nesis im Fernschach. In seinem ersten Fernturnier
1971 qualifizierte er sich für die 12. UdSSR-Fernschachmeisterschaft, wo er
1975/76 den zweiten Rang belegte. Diese Platzierung erreichte er auch bei der
13. UdSSR-Meisterschaft 1977/78. Mit dem Team von
Leningrad
gewann er die 5. Mannschaftsmeisterschaft des Landes. Ebenso siegte Gennadi
Nesis mit der Sowjetunion in der 1. Europa-Mannschaftsmeisterschaft. 1983
beendete er sowohl das 2. Weltpokalturnier als auch das
Keres-Memorial
als Gewinner. Im gleichen Jahr verlieh ihm der Weltfernschachverband
ICCF den
Titel Internationaler Fernschachmeister. Im Finale der 11. Weltmeisterschaft
belegte er 1989 hinter dem Berliner
Fritz Baumbach
den zweiten Platz. Beide erreichten 10,5 Punkte, aber die bessere Feinwertung
sprach für Baumbach, der Nesis im direkten Vergleich auch besiegt hatte. Bei
der 12. Fernschach-WM kam Gennadi Nesis auf Rang 7.
Nesis ist
Doktor der Pädagogischen Wissenschaften und promovierte an der Universität in
St. Petersburg zum Thema Schach. Er ist Seniortrainer der FIDE und hat sich
auch seit langem als Buchautor einen Namen gemacht. Allein in Deutschland
erschien etwa ein Dutzend Bücher aus seiner Feder, vor allem im Beyer Verlag.
Zu den
bekanntesten zählen „Die Kunst der Vereinfachung“ und „Übergang ins Endspiel“
sowie „Khalifman - Life and Games“, das in mehreren Sprachen herauskam, aber
auch Eröffnungsbücher. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Swetlana hat der Jubilar
seit etlichen Jahren einen Zweitwohnsitz in Saarbrücken. Stets kehrt der
unermüdliche Schachautor, -trainer und -organisator aber regelmäßig in seine
Heimatstadt St. Petersburg zurück, wo das Schachleben pulsiert und ohne ihn
undenkbar ist.

Mit Alexander Khalifman
Der
Name Gennadi Nesis ist für immer mit dem Namen des FIDE-Exweltmeisters
Alexander Khalifman verbunden. Sein berühmtester Schüler aus St. Petersburg
holte 1999 im Spielerparadies Las Vegas den WM-Titel. Nachdem Khalifman in dem
K.-o.-Turnier das Halbfinale erreicht hatte, flog Nesis über den Atlantik und
stand seinem Zögling von da an sowie im Finale gegen den Armenier Wladimir
Akopjan zur Seite. Aber auch andere Koryphäen wie die Großmeister Wladimir
Jepischin oder Konstantin Sakajew hatte Nesis früher unter seinen Fittichen.
Ende der 90er Jahre entdeckte der Schachpädagoge den kleinen Iwan Somow aus
dem Petersburger Gebiet. Wanja hatte viel Talent und reiste mit seinem
väterlichen Freund Nesis schon frühzeitig in der Schachwelt umher, nicht nur
zu Welt- und Europameisterschaften seiner Altersklasse. So war er 1999 mit in
Las Vegas und erlebte dort Khalifmans Triumph, er kam mit Nesis mehrmals zu
Schachevents nach Budapest und auch zum Dortmunder Chess Meeting. Im Sommer
2002 besuchte Wanja das WM-Kandidatenturnier in der Westfalenhalle und setzte
im Open selbst die Figuren. Es sollte sein letztes Turnier sein. Kurz darauf
kam der aufgeweckte und stets fröhliche Junge mit 12 Jahren zu Hause bei einem
tragischen Verkehrsunfall ums Leben.

Mit Wanja Somow in Dortmund
Seither organisiert Gennadi Nesis in Kirishi in der Nähe von St. Petersburg
das Wanja-Somow-Gedenkturnier, mit dem an seinen Zögling erinnert wird und wo
junge hochbegabte Spieler gefördert werden. In den vergangenen Jahren trugen
sich dort solche Nachwuchsstars wie der Ukrainer Sergej Karjakin oder Jan
Nepomniatchi aus Russland in die Siegerliste ein. Vor wenigen Tagen ging das
5. Somow-Memorial über die Bühne, das immerhin die Kategorie 11 hatte und bei
dem unter anderen die jungen Großmeister Juri Kusubow (Ukraine), Parimarjan
Negi (Indien), Jan Nepomniatchi (Russland) und Falko Bindrich aus Deutschland
mitspielten. Zu Gennadi Nesis 60. Geburtstag (nach Redaktionsschluss) trugen
seine Schüler Alexander Khalifman, Konstantin Sakajew, Jewgeni Alexejew (alle
Russland), Dmitri Komarow (Ukraine) und andere bekannte Großmeister in St.
Petersburg ein zweitägiges Schnellturnier aus.

Mit Dmitri Komarow,

Diplom für Sergej Karjakin
Ein Ende von Nesis’
unermüdlicher Tätigkeit für das Schach ist noch lange nicht abzusehen.
„Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Klub, Gennadi Jefimowitsch!“, sagt
dir einer, der bereits 60 Jahre alt ist.
Wir zeigen einige Partien
des Schachveteranen:
Nesis gegen
Tischbierek...
Nesis gegen
Blocker...