Alireza Firouzja, am 18. Juni 2003 in Babol, im Iran geboren, ist der weltbeste Jugendliche im Schach. Der 18-Jährige führt die Juniorenrangliste der FIDE mit Elo 2759 und einigem Vorsprung an.
Schach hat sich Firouzja mit dem Spielen im Internet quasi selber beigebracht. Mit 12 Jahren gewann er 2016 bereits die Iranische Landesmeisterschaft und wurde in die iranische Nationalmannschaft berufen. 2016 spielte er die Asiatischen Mannschaftsmeisterschaften mit und war bester Spieler am 4. Brett. 2016 und 2018 vertrat er die Farben seines Landes auch bei den Schacholympiaden. Im März 2018 wurde Firouzja zum Großmeister ernannt. Im August 2019 erreichte er als zweitjüngster Spieler nach Wei Yi die Elomarke von 2700. Inzwischen ist Firouzja in der Weltspitze angekommen und wurde auch schon zu Superturnieren eingeladen.
Alireza Firouzja gehört zu einer ganzen Reihe von iranischen Talenten, die in den letzten Jahren mit ihren Erfolgen auf sich aufmerksam gemacht haben. Die Islamische Republik Iran verbietet es allerdings ihren Sportlern, bei internationalen Sportveranstaltungen gegen Sportler aus Israel anzutreten, auch im Schach, und behindert damit die Entwicklung ihrer Talente. Bei den vielen Open, die im Schach überall auf der Welt angeboten werden, nehmen auch israelische Spieler teil. Kommt es zu einer Paarung zwischen einem israelischen Spieler und einem Spieler aus dem Iran, dann darf der iranische Spieler, oder die Spielerin, nach den Vorschriften seines Landes nicht antreten und verliert kampflos. Andernfalls drohen ihm und seiner Familie schwere Sanktionen in seinem Heimatland. Die FIDE hat diese Praxis ausdrücklich gerügt und dem iranischen Verband mit Ausschluss gedroht. In ihrer Antwort haben die Offiziellen aus dem Iran behauptet, die Spieler würden bei sportlichen Vergleichen mit Israelis freiwillig so entscheiden.
Als Folge dieses politischen Drucks haben schon viele iranische Spieler ihr Land bereits verlassen. Bei den Schnellschach- und Blitzweltmeisterschaften 2019 trat Alireza Firouzja nicht mehr unter den Farben seines Landers, sondern unter FIDE-Flagge an. Im Schnellschach wurde er hinter Magnus Carlsen Vize-Weltmeister.
Inzwischen lebt Alireza Firouzja mit seiner Familie in Chartres und wird von den Schachfreunden von C'Chartres Échecs mit ihrem Präsidenten Francois Gilles offenbar gut betreut.
Wie schon seit einiger Zeit vermutet, wird Alireza Firouzja nun dem Französischen Verband beitreten. Der Französische Verband meldete gestern, dass Firouzja zunächst in Frankreich eingebürgert wird und dankte Francois Gilles und dem Bürgermeister von Chartres Jean-Pierre Gorges für Ihre Bemühungen.
Die FIDE erlaubt einen Verbandswechsel auch dann, wenn ein Spieler schon für einen anderen Verband an internationalen Mannschaftswettbewerben teilgenommen hat. Ursprünglich war bei dieser Regelung an einen Verbandswechsel nach Einbürgerung oder Wechsel des Wohnortes in ein anderes Land gedacht worden, so wie hier im Fall von Firouzja. In der Praxis gab und gibt es aber auch zahlreiche Verbandswechsel ohne tatsächlichen, sondern nur scheinbaren Wechsel des ersten Wohnsitzes. Das wird von der FIDE stillschweigend geduldet und nicht weiter hinterfragt. Der Weltschachbund erhebt für den Verbandswechsel eine Verwaltungsgebühr (250,- Euro). Nach dem Verbandswechsel wird allerdings eine Sperrfrist von zwei Jahren für internationale Mannschaftswettbewerbe verhängt. Der aufnehmende Verband kann diese abkürzen, indem er dem abgebenden Verband eine "Ablösegebühr" überweist. Diese kann je nach Spielstärke des wechselnden Spielers einige Tausend Euro betragen. Einige Verbände, wie der US-Verband, zahlen grundsätzlich keine solche Ablösegebühren und überlassen es dem Spieler, die Sperrfrist zu verkürzen.
Im Fall von Firouzja weist der Französische Verband daraufhin, dass bist zur Teilnahme des Spitzenspielers für Frankreich an Mannschaftsturniere noch einige Zeit vergehen kann. Offenbar hat man mit dem Iranischen Verband noch keine Einigung erzielt.
Meldung beim FFE...