VI Festival Internacional d'Escacs "Vila de Platja d'Aro"
Auf der Seite des Russischen Schachverbands wird mitgeteilt, dass der Sieg in Platja d'Aro Anatoly Karpovs 184ster Turniergewinn gewesen sei. Die älteste Turnierpartie des 1951 geborenen Exweltmeisters, die sich in der ChessBase-Onlinedatenbank findet, datiert aus dem Jahr 1961 - weit mehr als 50 Jahre hat Karpov inzwischen an bedeutenden internationalen Turnieren teilgenommen. Alleine diese Zahlen würden schon ausreichen, um diesen Mann zur Legende zu stempeln, doch hatte seine Karriere natürlich zahlreiche Höhepunkte aufzuweisen. Nachdem Bobby Fischer 1972 den Weltmeistertitel gegen Boris Spasski gewonnen hatte, setzte Karpov sich in dem darauf folgenden Kandidatenzyklus gegen Polugajewski, Spasski und Kortschnoi durch. Zu dem für das Jahr 1975 vorgesehenen WM-Kampf trat Fischer dann bekanntlich nicht an, so dass der Titel kampflos an Karpov ging. Es folgten die legendären (sic!) Wettkämpfe um die Weltmeisterschaft gegen Viktor Kortschnoi, titanische Schlachten, die viel länger dauerten, als heutige WM-Kämpfe. 1985 verlor Karpov seinen Titel dann an Garry Kasparov - und bekam ihn auch in den diversen Revanchekämpfen nicht mehr zurück. Von 1993 bis 1999 folgte schließlich noch Karpovs Zeit als "FIDE-Weltmeister", bevor es deutlich ruhiger um ihn wurde. In der Schachbundesliga tritt der Exweltmeister aber bis heute immer noch gelegentlich für seine SV Hockenheim zu einem Mannschaftskampf an. Einfach legendär!
Anatoly Karpov (Foto: David Llada)
Am wenigsten in Deutschland bekannt ist wohl Anatoly Vaisser. Vielleicht liegt dies auch daran, dass der ehemalige Sowjetbürger die Schreibweise seines Namens änderte, als er nach Frankreich emigrierte. Aus "Waisser" wurde "Vaisser" - klingt ähnlich, aber sieht nach einem raschen Blick zuerst so aus, als handelte es sich um zwei verschiedene Personen. Vaisser nahm 1971 zum ersten Mal an der "Meisterschaft der UdSSR" teil - damals noch als "Waisser". Auch das sind natürlich legendäre Turniere, und wer daran teilnehmen durfte, lange schon vor dem Zerfall des Warschauer Pakts, der ist wohl auch eine Legende. In der jüngeren Vergangenheit wurde Vaisser mehrfach Seniorenweltmeister. Dieser Mann ist mit 69 noch voll im Saft - in Platja d'Aro wurde er von Karpov nur hauchdünn um einen halben Punkt geschlagen!
Anatoly Vaisser (Foto: David Llada)
Nun zu Ljubomir Ljubojevic: Der in Spanien lebende Serbe ist inzwischen 67 Jahre alt. In den Siebzigern und Achtzigern war er einer der stärksten Spieler der Welt. Auch wenn er nie in die Nähe eines WM-Kampfes kommen konnte, so glänzte er während dieser Phase doch mit zahlreichen Siegen in stark besetzten Turnieren. Man konnte in jener Zeit kaum ein Schachbuch erwerben, in dem nicht eine seiner Partien besprochen wurde. Aber verglichen mit Karpov und Vaisser ist er aufgrund längeren Nicht-Spielens offenbar etwas zurückgefallen - jedenfalls legen die Ergebnisse von Platja d'Aro diesen Schluss nahe.
Ljubomir Ljubojevic (Foto: David Llada)
Und noch eine Legende: Eugenio Torre von den Philippinen wurde 1974 (und da muss man sich aus heutiger Sicht wirklich die Augen reiben!) der erste asiatische Großmeister überhaupt (der kein Sowjetbürger war). Inzwischen ist er 66 (ebenso wie Karpov Jahrgang 1951) - und immer noch dabei! Torre ist übrigens auch Rekordteilnehmer an Schacholympiaden - 23 mal hat er inzwischen für sein Heimatland daran teilgenommen. Die Gegenwart in Platja d'Aro war für ihn aber leider etwas trist, wie der - abgeschlagene - letzte Platz dokumentiert.
Eugenio Torre spielt gegen Anatoly Karpov (Foto: David Llada)
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