
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan.
Einem unsichtbaren Pferd die Sporen geben
Der
siebenjähriger Johnny Linh Vu Dieu und Großmeisterin Almira Skripchenko
"Wir möchten vor allem den Frauensport und den Breitensport fördern", so
begründete ND-Verlagsgeschäftsführer Olaf Koppe das Engagement seiner Zeitung
für das Denkspiel. Das wollte er ausdrücklich auch als Bildungsauftrag
verstanden wissen, deswegen freute es ihn besonders, dass die Agentur Dorland,
das Druckhaus Schöneweide und die Firma Mediaservice das Turnier gesponsert
hatten. Von dem er "hofft, dass es eine Tradition begründet" habe, die auf jeden
Fall auch über das Schachjahr 2008 mit WM und Olympiade in Deutschland hinaus
fortgesetzt werde.
Bevor die Titelanwärterinnen zur ersten Runde antraten, stellten sie sich einem
speziellen Warm-up. Die Schachkids durften die Profifrauen zu Schnellpartien
fordern. "Eine gute Idee", lobte die Favoritin des Turniers, Anna Muzychuk
aus dem westukrainischen Lviv, in ihrer Altersgruppe U-20 immerhin die Nr. 2 der
Welt. "Das ist eine ausgezeichnete Motivation für die Jugendlichen. Sie haben ja
nicht so oft Gelegenheit, gegen gute Gegnerinnen zu spielen." Diese Chance
nutzten auch Jenny Linh Vu Dieu (12) und ihr Bruder Johnny (7), die in
Friedrichshain-Kreuzberg wohnen. Die Geschwister duellierten sich mit Anna
Zatonskih beziehungsweise Almira Skripchenko, während Mutter Ha Vo Thi, deren
Elternhaus in Saigon steht, stolz fotografierte. Klar, am Ende triumphierte
Routine über unbekümmerte Frische, aber niemand nahm das tragisch. "Das war
interessant", resümierte Jenny Linh Vu Dieu selbstbewusst. "Eigentlich war ich
mit meiner Stellung ganz zufrieden, aber ich habe einfach zu lange überlegt und
meine Bedenkzeit überschritten."
Das knappe Limit, um Aufgabe oder Kapitulation zu erzwingen - 15 Minuten plus 5
Sekunden Bonus pro ausgeführtem Zug in der Vorrunde, 20 Minuten plus 10 Sekunden
Zugbonus im Finale - , das wurde auch das prägende Motiv im anschließenden
Kräftemessen der Galadamen. Wieder einmal mehr demonstrierte Anna Zatonskih, wie
sie die aktuelle Nr. 1 der US-Girls geworden ist. Dort hatte sie nämlich im
nervenzerfetzenden Tie-Break nach dem berüchtigten "Armageddon-Modus" mit einem
Abstand von Millisekunden ihre schärfste Verfolgerin Irina Krush abgehängt, und
wie sich das anfühlt, das musste gleich zum Turnierauftakt Almira Skripchenko
erfahren. Die Wahlfranzösin und Pop-Queen der Schachszene, hatte schon mehr
Material erobert und dazu ausreichend Zeit auf der Uhr, als Anna Zatonskih
plötzlich aufdrehte. Sie fixierte die Stellung, die Beine angewinkelt, als ob
sie einem unsichtbaren Pferd die Sporen gab. Die Absätze ihrer Stiefel
trommelten den Boden, oben hämmerte sie die Figuren auf den 64-Felder-Plan - und
plötzlich war es aus, Anna Zatonskih hatte das Treffen gedreht.
In den nächsten Runden ein ähnliches Bild, Anna Zatonskih stürmte furchtlos ins
Finale, für das sich die nach Elo-Rating mit 2508 Punkten hoch favorisierte Anna
Muzychuk erwartungsgemäß ebenfalls qualifiziert hatte.
Das Pausen-Match gegen jene ND-Leser, die das Schachrätsel gelöst und damit ein
Spiel gegen die Meisterinnen gewonnen hatten, war nicht mehr als eine
Fingerübung für die Spitzenfrauen. Die Schlusstabelle des Turniers zeigte dann
das Bild, das die meisten Experten vorausgesagt hatten: Ungeschlagen marschierte
Anna Muzychuk durch (3,5 Punkte) und distanzierte Anna Zatonskih (2,5 P.).
Almira Skripchenko legte einen Schlussspurt hin und überholte mit zwei Siegen
(2,5 P.) Deutschlands Elisabeth Pähtz, die im Trostfinale zwei ehrenhafte, aber
unglückliche Niederlagen kassierte (1,5 P.).
"Ein kämpferisches Finale", freute sich Paul Werner Wagner, Vorsitzender der
Emanuel Lasker Gesellschaft: "So etwas hätte ganz sicher auch dem einstigen
deutschen Weltmeister Lasker gefallen."
Stimmen zur 3.
Internationalen ND-Damen-Schachgala
aufgezeichnet von Dr. René Gralla
Gala-Siegerin Anna Muzychuk (18):
"Die Atmosphäre bei der Schach-Gala hat mir sehr gut gefallen. Ich bin zwar mit der höchsten Elo-Zahl - 2508 - in den Wettkampf gegangen, aber das war kein Selbstgänger. Es ist nicht leicht gewesen, das Turnier zu gewinnen: In einigen Partien kriegte ich richtige Schwierigkeiten, und ich habe dann manchmal auch einfach mehr Glück gehabt als meine Gegnerinnen. Ich freue mich schon auf die ND-Schachgala im nächsten Jahr."
Anna Zatonskih (25), Platz 2:
"Ich möchte viel mehr solcher Turniere spielen, die liegen meinem Stil. Ich gehe immer bis zum Äußersten, ich will meine Fans nicht enttäuschen. Allerdings hätte ich mich heute wohl etwas mehr konzentrieren sollen, deswegen habe ich nicht durchgängig gut gespielt. Vielleicht hat mir am Ende auch bloß einfach die Kondition gefehlt, schließlich ist Schach ein Sport, und dafür musst du topfit sein."
Almira Skripchenko (32), Platz 3:
"Am Anfang hatte ich richtige Schwierigkeiten, in das Turnier reinzukommen, obwohl ich in allen Partien gewonnene Stellungen hatte. Das passiert mir oft: Je länger ein Turnier dauert, um so besser spiele ich, und so ist das auch heute gewesen. An Turnieren wie der ND-Schachgala werde ich immer teilnehmen. Weil sie eine wunderbare Promotion für Schach sind, insbesondere wenn wir auch mit Kindern spielen wie heute."
Elisabeth Pähtz (23), Platz 4:
"Die ND-Schachgala hat mir wieder großen Spaß gemacht, wie auch in den vorausgegangenen Jahren. Und für die Kinder ist das ganz toll gewesen, dass sie gegen uns spielen durften, das war eine sehr nette Idee. Was meine persönliche Form betrifft, so glaube ich, dass ich zur Zeit in keiner optimalen Verfassung bin. Taktisch habe ich einige Dinge einfach nicht gesehen, daher überrascht mich mein Abschneiden eigentlich nicht."