Ausblick auf den Bundeskongress am 12. Juni

von André Schulz
17.05.2021 – Am 12. Juni führt der Deutsche Schachbund in Magdeburg seinen Bundeskongress durch. Neben verschiedenen anderen Themen stehen auch die Wahlen zum Präsidium auf der Tagesordnung. Ullrich Krause stellt sich zur Wiederwahl. Olga Birkholz will ebenfalls kandidieren. Christian Kuhn hat seine Kandidatur zurückgezogen.

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Am 12. Juni findet in Magdeburg der der Bundeskongress des Deutschen Schachbundes statt. Die Delegierten der Mitgliedsverbände kommen zusammen und beraten über die aktuellen Themen. Zudem wird das Präsidium gewählt.

Wer sind die Mitglieder des Deutschen Schachbundes? Das sind die Landesschachverbände, wobei das Bundesland Baden-Württemberg mit dem Badischen und dem Württembergischen Schachverband zwei Verbände stellt. Der Deutsche Schachbund hat also nicht so viele Mitglieder, wie es Bundesländer gibt, sondern einen Landesverband mehr, 17 an der Zahl. Hinzu kommen als weitere Mitglieder der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund, die deutsche Vereinigung für Problemschach Schwalbe, der Deutsche Fernschachbund, die Schachbundesliga und seit der Umgründung in einen eingetragenen Verein auch die Deutsche Schachjugend. 

Zur Vorbereitung auf seine Kongresse gibt der Deutsche Schachbund eine Kongressbroschüre heraus. Neben der Tagesordnung enthält die knapp 250 Seiten starke Broschüre die Protokolle der letzten Versammlungen und die Berichte der Funktionsträger im Deutschen Schachbund.

Die Broschüre beinhaltet zunächst das Protokoll des außerordentlichen Bundeskongresses vom 22./23. August 2020. Zu den Themen, die dort behandelt wurden, gehörten unter anderem der öffentlich ausgetragene Streit einiger Nationalspieler untereinander, der auch nach dem Kongress noch den Schachbund und das Ressort Leistungssport in Atem hielt. Der wohl wichtigste Tagesordnungspunkt auf diesem Kongress war jedoch der Prozess der Umgründung der Deutschen Schachjugend in einen eingetragenen Verein. Nach einer intensiven Diskussion stimmten die Delegierten schließlich für den Antrag der Deutschen Schachjugend. Beschlossen wurde zudem die Neuorganisation der Mitgliederverwaltung (DEWIS/MIVIS).

Der Streit im Ressort Leistungssport flammte nach dem Bundeskongress erst richtig auf und wurde auf der digitalen Sitzung des Hauptausschusses am 12. Dezember behandelt. Einige Details sind im Protokoll zu dieser Sitzung in der Kongressbroschüre aufgeführt. Wie bekannt führte ein offener Brief einer Reihe von Kaderspielern zur Entlassung von Bundestrainer Dorian Rogocenko. Der Referent für Leistungssport Andreas Jagodzinsky trat von seinem Amt zurück.

In der  Kongressbroschüre schließt sich der Bericht des DSB-Präsidenten Ullrich Krause an. Der Lübecker übernahm das Amt 2017 und listet die wichtigsten Ereignisse in den vier Jahren seiner Amtszeit aus. Dazu gehören u.a. die Neuausrichtung der Deutschen Schachamateurmeisterschaft (DSAM) (2018), die Organisation eines jährlichen Meisterschaftsgipfels (2017, erste Durchführung 2019), die Einführung einer Internetmeisterschaft (Nov. 2019, erste Durchführung 2020), die Durchführung der Deutschen Schach Online Liga (2020 und 2021) und der Relaunch der Webseite im August 2020 und die Einführung des Videokanals Schach Deutschland TV auf der Plattform Twitch. Mit dem Grand Prix-Turnier in Hamburg 2019 fand ein großes internationales FIDE-Turnier in Deutschland statt. 

In seinem Bericht verweist Ullrich Krause auf den hohen Arbeitseinsatz im Ehrenamt. In den vier Jahren seiner Amtszeit sei er mehr als 300 mal mit Bahn oder Auto zu einem Meeting gefahren oder hätte an einem solchen über das Internet teilgenommen. Hinzu kämen unzählige Telefonate oder Email-Korrespondenzen.

Aufschlussreich sind die Ausführungen des DSB-Präsidenten zu den Vorgängen im Bereich Leistungssport. Ullrich Krause beklagt, das nicht nur hier die Inhalte vertraulicher Gespräche weitergegeben oder öffentlich gemacht wurden.

In einem anderen Abschnitt seines Berichts hinterfragt der DSB-Präsident die Beziehung und die Kompetenzen des Präsidiums zum Arbeitskreis der Landesverbände (AKLV). Ausgangspunkt war die Anfrage von Arkadij Naiditsch. Der frühere deutsche Nationalspieler war vom Deutschen Schachverband in den Aserischen Schachverband gewechselt und wollte wieder in den DSB zurück wechseln. Das Präsidium hatte sich dagegen ausgesprochen.

Wie alle Kultur- und Sportorganisationen hat auch das deutsche Schachleben stark unter der Corona-Pandemie gelitten. Als Folge der fehlenden Angebote in den Vereinen verzeichnet auch der Deutsche Schachbund einen Rückgang an Mitgliedern. 3600 Schachfreunde verließen ihre Vereine. Der DSB hat jetzt noch 89.300 Mitglieder in 2330 Vereinen.

Der Vizepräsident Finanzen Hans-Jürgen Weyer berichtet, dass wegen der Corona-Pandemie 2020 ein Minus an Einnahmen, aber auch an Ausgaben zu verzeichnen ist, wobei die nicht getätigten Ausgaben (z.B. Ausfall der Schacholympiade) überwiegen. Der Schachbund konnte so die Summe seiner Rücklagen um 100.000 Euro auf nun 637.000 Euro erhöhen. Aus den Rücklagen überweist der DSB an die Schachjugend e.V einen Gründungszuschuss von 45.000 Euro und rechnet mit einigen Kosten bei der Neueinrichtung der Mitgliederverwaltung.

Olga Birkholz, Vizepräsidentin Leistungssport, verweist auf die Erfolge deutscher Spieler und Teams bei Turnieren. Frederik Svane wurde U16-Internetweltmeister, die SF Deizisau gewannen den European Online Club Cup. Die Grenek Bank gewann die Online Corporate Weltmeisterschaft.

Auch der Vizepräsident Verbandsentwicklung Boris Bruhn und besonders der Vorstand der Deutschen Schachjugend legen in ihren Berichten ihre umfangreichen Aktivitäten ausführlich dar. Bundesturnierdirektor Gregor Johann listet in seinem Tätigkeitsbericht die zahlreichen Turniere des DSB auf, darunter die Deutschen Meisterschaften, die beim Meisterschaftsgipfel in Magedburg gespielt wurden, und viele nationale Online-Turniere. Probleme bereitet wegen der Corona-Pandemie die Wiederaufnahme des Liga-Betriebs der Zweiten Bundesliga. Es ist ungewiss, wann die Saison fortgesetzt werden kann. 2021 konnte mit der Kader Challenge ein schönes Turnier mit den besten deutschen Spielern am Brett durchgeführt werden. An Gregor Johann schließen sich die Berichte der Referenten an.

Die Kongressbroschüre enthält außerdem Statistiken, Listen, Turnierergebnisse von nationalen Meisterschaften, Ergebnisse der Nationalmannschaften, nicht nur bei der Online-Schacholympiade und die Ergebnisse von deutschen Spielern bei internationalen Wettbewerben wie Welt- und Europameisterschaften.

Die Kongressbroschüre...

Die Wahlen des Präsidiums und der Referenten ist sicher der wichtigste Tagesordnungspunkt. Der amtierende Präsident Ullrich Krause kandidiert erneut. Kürzlich hat er sein "Team" vorgestellt. Krause möchte gerne mit Ralph Alt (Leistungssport), Carsten Schmidt (Finanzen) und Boris Bruhn (Verbandsentwicklung) als seine Vizepräsidenten zusammenarbeiten. 

Der Präsident des Berliner Schachverbandes Christian Kuhn hatte seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten angekündigt, diese aber aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Auch sein Amt in Berlin will er aufgeben.

Olga Birkholz hat in einer Rundmail ihre Kandidatur für das Amt der Präsidentin des Deutschen Schachbundes angekündigt.

Bewerbungen für die Ämter können auch noch auf dem Kongress abgegeben werden.

 

Pressemitteilung des Deutschen Schachbundes

Am 12. Juni 2021 findet der DSB-Kongress statt. Unter folgendem Link ist die Broschüre zum Bundeskongress abrufbar:

Kongressbroschüre

Dazu drei Anmerkungen:

Der Kongress sollte in den Jahren 2021 und 2022 einen größeren Betrag für die Neu-Entwicklung der Mitgliederverwaltung und der DWZ-Anwendung (heute: MIVIS und DeWIS) in den Haushalt einstellen. Der genaue Betrag steht allerdings noch nicht fest. Er wird bekanntgegeben, sobald sich der DSB für einen der Anbieter entschieden hat.
Der Antrag zum Verbandsprogramm basiert auf dem Beschluss des außerordentlichen Kongresses am 22.August 2020: Das Präsidium kann nach Absprache mit den Referenten Änderungen am Verbandsprogramm vornehmen, die dann durch die jeweils nachfolgende DSB-Versammlung bestätigt werden sollen. Deshalb enthält die Kongressbroschüre den aktuellen Stand des Verbandsprogramms, den wir nach dem Kongress dann auch auf der Homepage veröffentlichen werden.
Die Entscheidung über eine Durchführung vor Ort in Magdeburg oder in Form eines Online-Meetings ist noch nicht gefallen. Dazu werden in den kommenden Wochen Gespräche geführt.

Wir werden Mitte Mai alle Kandidaturen auf der DSB-Webseite veröffentlichen, die uns bis dahin vorliegen. Es ist natürlich auch zulässig, direkt auf dem Kongress für ein Amt zu kandidieren.

Meldung der Schachbundseite...

Team Krause stellt Wahlprogramm vor...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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