
Video von der Veranstaltung...
Bei der Fußball-WM 2006 sorgten verschiedene
Partnerschaftaktionen, darunter eine Schulinitiative, für
freundschaftliche Interaktion zwischen Fans und Sportlern und somit für zusätzliche
Werbung für diese Sportveranstaltung. Björn Lengwenus, den viele Kinder als
Mitautor der Fritz&Fertig-Reihe kennen, griff die Idee auf und initiierte
zusammen mit der Deutschen Schachjugend die Aktion "Partnerschulen für die
Schacholympiade Dresden 2008. Jedes Mitgliedsland der
FIDE, damit jeder
potentielle Teilnehmer der Schacholympiade, sollte von einer Schule
partnerschaftlich betreut werden. Die Schulen thematisieren das Land im
Unterricht, fertigen eine Schautafel mit Informationen zu "ihrem" Land, die
während der Schacholympiade von zwei Schulbotschaftern präsentiert wird und
spielen außerdem ein großes Schulschachturnier mit Schulmannschaften, dessen
Qualifikationsrunden in den bisherigen deutschen Schacholympiadestädten Hamburg,
München, Leipzig und Siegen und dessen Finalrunde in Dresden ausgetragen wird.
162 Schulen wurden benötigt, um die Aktion umfänglich mit Leben zu erfüllen und
für jedes FIDE-Land eine Schule zu finden. Es meldeten sich aber sogar knapp
180 Schulen, die an der Aktion teilnehmen wollten. Auf diese Weise werden sich 60.000
Schüler mit dem Schachturnier, von dem man hofft, dass es das größte und beste
sein wird, dass es in Deutschland in den letzten Jahren gegeben hat. Da Schach
ohnehin an immer mehr Schulen in AGs und nun zum Teil auch schon
im Unterricht angeboten wird, werden vielleicht viele Schüler auch den Weg zum
Verein und zum organisierten Schach finden.
Als Schirmherr der Aktion wurde niemand Geringeres gefunden, als der Schachweltmeister selbst. Die schüchterne Anfrage beantwortete Vladimir Kramnik umgehend mit einer positiven Antwort.
Mehr noch, und damit hatten die Organisatoren der Aktion überhaupt nicht rechnen können: Kramnik ließ es sich nicht nehmen, auch zur Auslosung der Schulen und Länder selbst dabei zu sein. Diese Gelegenheit ergab sich, da der Weltmeister für die Zeit nach dem Turnier in Dortmund, Anfang Juli, einen Besuch in Hamburg eingeplant hatte, um bei ChessBase Aufnahmen für eine DVD zu machen, die im Herbst erscheinen wird.
Die Auslosung der Partnerschulen für die Schacholympiade am vergangenen Donnerstag fand daher mit dem Schachweltmeister statt, der sich mit viel Freude beteiligte. In seiner kurzen Ansprache betonte er die Rolle, die das Schachspiel für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben kann und erklärte, weshalb er sich so gerne für die Aktion als Schirmherr zur Verfügung gestellt hat:
"Als Jugendlicher war ich in meiner Heimat selbst in einem ähnlichen Schulprogramm. Das hat mir viel gegeben und ich erinnere mich noch heute gerne daran."
Als weiterer prominenter Gast war die Musikerin und Schaupielerin Vaile anwesend.
Vaile
Vaile, eigentlich Karolin Fuchs, war von den Dresdnern Organisatoren seinerzeit gefragt worden, ob sie sich als Botschafterin der Schacholympiade zur Verfügung stellen würde. Die gebürtige Hamburgerin nahm diese Aufgabe gerne an und nahm bereits an einer Werbeveranstaltung in Berlin vor der Dresdner Europameisterschaft teil. Auch sonst lässt die junge Hamburgerin sich gerne vom Schach vereinnahmen.
Schirmherr und Botschafterin
Im letzten Jahr spielte sie bei den Chess Classic in Mainz gegen Aronian beim einer Blindvorstellung des Armeniers mit, musizierte spontan mit der Schachabteilung der finnischen Rockgruppe HIM und ließ sich gerade zu einem Musikerwettstreit auf 64 Feldern gegen den Deutsch-Rapper Smudo von den Fantastischen Vier überreden, den der Neues Deutschland-Reporter René Gralla mit Hilfe der SG HHUB (Schachgruppe Heinrich Hertz Uhlenhorst Barmbek) in der Hamburger Villa Finkenau initiiert hat.
Vaile und René Gralla
Als ihr Gegner Smudo von der geplanten Auslosung erfuhr, sagte er spontan ebenfalls seine Kommen zu. "Mensch, einmal dem Weltmeister die Hand schütteln. Das darf ich mir nicht entgehen lassen."
Vladimir Kramnik und Smudo
Na, was geworden?
Im Interview nach dem Match gegen Vaile hatte Smudo noch einmal eine Lanze für das Schach gebrochen. "Die Backgammon-Leute und Pokerspieler machen immer so ein Bohei um ihr Spiel und wie schlau man dafür sein muss. Ich will nicht abstreiten, dass man auch dort bestimmte Qualitäten einbringen muss. Aber das sind nur Berechnungen von Wahrscheinlichkeiten. Nur das Schach ist wirklich logisch und frei von Zufällen!"
Smudo und Vaile
Matthias Wüllenweber, Erfinder von ChessBase und Ludwig und Smudo: Schach
verbindet
Also erschien auch Smudo am Donnerstag, brachte
seinen Fotoapparat mit und erwies sich im Laufe der Veranstaltung als wichtige
Stütze für die Technk, als er in einem wichtigen Moment den gelockerten Stecker
am Projektor entdeckte, wieder fixierte und somit dafür sorgte, das die
Bühnenshow weiter gehen konnte. Der Rapper vermittelte den Eindruck, als hätte
er bei den Fanta 4-Konzerten früher auch noch den Aufbau selbst besorgt. Technik
ist ihm jedenfalls nicht fremd und der Hobbypilot, Hobbyrennfahrer und
Hobbyschachspieler erzählte, wie er in seiner Jugend Basic-Programme für seinen
Atari geschrieben hat.
Figurenjongleur Smudo
Smudo erzählt Helmut Pfleger, wie sehr er ihn bewundert
Witzigerweise kannten sich Smudo und Kramniks Manager Carsen Hensel von einer Veranstaltung, die vor vielen Jahren in Dortmund stattgefunden hat, als Hensel noch im Sportmanagement der Stadt tätig war.
Carsten Hensel und Smudo
Doch noch wichtiger als Kramnik, Vaile und Smudo waren die Schulen, um die es ja
bei dieser Aktion geht. Viele Lehrer und Schüler hatten den Weg nach
Hamburg gefunden, um beim offiziellen Start der Aktion, der Auslosung, anwesend
zu sein. Neben diesen waren noch eine Reihe weiterer Gäste anwesend und so war
der ehemalige Gymnastiksaal der Villa Finkenau mit 160 Gästen sehr gut gefüllt.
Voller Saal, rechts: Drei Zeit-Autoren: Wolfram Runkel, Johannes Fischer, Ulrich
Stock.
Wolfram Runkel und Carsten Hensel
Jörg Schulz, Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend, traut dem Wetter nicht
Vaile erklärt Frederic Friedel und Vladimir Kramnik
Keyboard-Griffe
Die drei Großmeister sprechen über Endspiele. Kramnik hat gerade
Karsten Müller erzählt, dass er ihn für den größeren Spezialisten hält.
Interview mit dem NDR
André Schulz und Vaile konspirativ
Die Auslosung der Partnerschulen fand in der
berühmten Villa Finkenau statt. Dort residiert nun die "SG". Die
Schachgruppe war eigentlich im Gymnasium Uhlenhorst-Barmbek zuhause. Als die
Schließung der Schule amtlich wurde, sorgte die Hamburger Schulsenatorin
Alexandra Dinges-Dierig dafür, dass die Schachgruppe hier eine neue Heimat fand.
Frau Dinges-Dierig hatte für die Veranstaltung ihr Kommen unter Vorbehalt in
Aussicht gestellt, musste dann aber wegen einer Bürgerschaftssitzung kurzfristig absagen. Sie hätte sicher mit Freude gesehen, wie sich das von ihr
persönlich unterstütze Projekt mit dieser Aktion präsentierte.
Die Auftaktveranstaltung der Partnerschulaktion in die Villa Finkenau der SG zu legen hatte nicht nur symbolischen Charakter.
Kramnik trägt sich ins Gästebuch der SG ein, rechts Pascal Simon
Zwar ist die SG die älteste noch bestehende Schulschachgruppe Deutschlands und bei den Partnerschaften für die Schacholympiade handelt es sich letztlich um eine Schulschachaktion, aber noch wichtiger waren die vielen helfenden Hände der partyerprobten Mitglieder der SG. So sogte die Deutsche Schachjugend zusammen mit der SG und ChessBase, das den Abend auch finanzierte, für eine gelungene Auftaktveranstaltung.
Jojo und Sören
Jannik mit Freundin (li.), Nele
Grillmeister Ruben sorgte dafür, dass im Laufe des Abends viele Steaks den Besitzer
wechselten
Tatsächlich war die Auslosungsveranstaltung weniger als steifes Pflichtprogramm, sondern als "Party" geplant, an die sich sogar noch ein richtiger Musikteil anschließen sollte. Wir haben gesehen, dass Musiker zum Schach drängt, und wir werden noch sehen, dass es Schachspieler umgekehrt zur Musik zieht. Offenbar sind Schach und Musik tatsächlich zwei Seiten einer Medaille.
Die Modertoren: SG-Chefin Anna Hilberg und Björn Lengwenus
Dr. Helmut Pfleger stellt Vladimir Kramnik vor
Die Auslosung beginnt
Für Vaile bedeutet Schach "Ruhe, Konzentration und
Besinnung in einer immer hektischeren Welt". Bei der Auslosung wurden ihr die Länder
zugewiesen während Kramnik den Part mit den Schulen zu übernehmen hatte.
Schulnamen wie Sachsen BIP Kreativitätsgrundschule Dresden ("sähsen
kriätiveitatsgrandschale...) gehen Nicht-Muttersprachlern der deutschen Sprache
nicht eben leicht von der Zunge und der Schachweltmeister hatte einige
hochkomplizierte phonetische Kombinationen zu lösen.
Nach einigen schwierigen Aufgaben, gab es aber auch leichte Übungen. So sprach er "Meck-Pom" mit großer Erleichterung und wie aus der Pistole geschossen, was für große Heiterkeit beim Publikum sorgte.
Als erstes Land hatte Vaile Wales. "Na, das passt ja: Vaile zieht Wales," kommentierte die Schauspielerin mit Sinn für Wortspiele. Im Folgenden wurden im offiziellen Teil die Schulen zu den Ländern gelost, deren Vertreter bei der Auslosung anwesend waren. Vaile hatte viel Sinn für die "Kleinen", denn die Mehrzahl waren Exoten, darunter Burundi, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Nigeria.
"Nigeria!"
Die Idee, Schüler mit den Gästen der Schacholympiade
zu verbinden, funktionierte schon bei der Auslosung in der erhofften Weise. So
war eine Vertreterin des finnischen Konsulats anwesend und Frau Sinemus-Ammermann kam sofort mit den Vertretern der zugelosten Schule, der
Grundschule Eggerstorf aus
Brandenburg, ins
Gespräch und bot Zusammenarbeit an. Spannend war die Auslosung des Schachlandes
Nummer Eins - Russland. Augelost wurde passenderweise die Hamburger Schule
Frohmestraße, die gerade ein Stunde Mathematik durch eine Stunde Schach als
Unterrichtsfach ersetzt hatte. Kramniks erste Frage an die Vertreter der Schule:
"Wann wollt ihr nach Moskau kommen?"
Zum Abschluss der Verlosung spielte der Schulbotschafter von Nigeria gegen sein
Pendant von Russland eine Blitzpartie. Bei der Schacholympiade wird es wohl
nicht passieren, aber hier schlug Nigeria Russland.
Kramnik und Vaile machen den ersten Zug für die Fotografen
Andrang bei Blitzpartie
Moderator Björn Lengwenus kommentiert im Stil eines Fußball-Radioreporters
Autogramm vom Weltmeister
Nach einer ausgiebigen Pause, die Gelegenheit zur Stärkung gab, folgte ein musikalischer Teil, der hauptsächlich von Matthias, Jan-Peter und Ludwig bestritten wurde. Während Matthias Wüllenweber (Querflöte) und Jan-Peter Klöpfel (Trompete) für die Zuhörer als Musiker gut erkennbar waren, musste Ludwig (Gitarren, Streicher, Keyboards, Drums, etc.), der als Notebook auf dem Notenständer herumlag, dem Publikum erklärt werden.
Matthias Wüllenweber, Ludwig und Jan-Peter Klöpfel
"Ludwig" ist das jüngste
Programm-Kind von Matthias Wüllenweber. Nach dem ChessBase-Programm und dem
Physiksimulationsprogramm "Albert" hat der Diplom-Physiker, Hobbyschachspieler
und Musikliebhaber ein drittes seiner Interessengebiete mit einem
richtungsweisenden Computerprogamm versehen.
Ludwig wurde tatsächlich aus Routinen des Fritzschachprogramms entwickelt, ist
aber ein Musik-Komponier-und Übungsprogramm. Auf die gleiche Weise, wie Fritz
nach dem besten Zug sucht, errechnet Ludwig die nach seiner Auffassung beste
Melodie nach bestimmten Vorgaben. Hier übernahm das Programm alle Instrumente
eines Orchesters, um Matthias Wüllenweber und Jan-Peter Klöpfel musikalisch zu
begleiten.
Vladimir Kramnik gefiel die Aufführung so gut, dass er sich spontan beteiligte und die Schlagzeug- und Percussion-Gruppe von Ludwig verstärkte.
Drei Virtuosen
Musik macht Spaß
Schach verbindet! Musik aber auch...