Souverän: Paul Keres
Paul Keres lieferte beim Jubiläumsturnier in Bamberg eine souveräne Vorstellung ab und gewann das Turnier verdient eine Runde vor Schluss. In keiner seiner Partien geriet er ernsthaft in Gefahr und immer wieder überzeugte er durch kraftvolles und kreatives Spiel – so auch gegen Roman Toran.
Weltmeister Tigran Petrosian liegt mit 9½/14 auf dem alleinigen zweiten Platz und ist wie Keres bislang ungeschlagen, aber stand in Bamberg in mehr als nur einer Partie am Rande einer Niederlage. Gegen Ivkov und auch gegen Lothar Schmid entwischte Petrosian nur mit Mühe ins Remis und auch gegen den Bamberger Jürgen Teufel, der mit 3½/13 vor der Partie am unteren Tabellenende rangierte, hätte Petrosian leicht verlieren können.
Petrosian hatte die Partie nachlässig behandelt und wäre dafür fast bestraft worden. Denn hier spielte Teufel 28...Sxh2 und nach diesem Opfer steht Schwarz auf Gewinn, denn nach 29.Kxh2 hxg3+ 30.Kxg3 Dd6+ 31.f4 Oder 31.Kf3 g5 mit vernichtendem Angriff. 31...Sf5+ 32.Kh2 Se3 ist der schwarze Angriff zu stark. Als Petrosian das gesehen hatte, bot er schnell Remis an, ohne noch vorher einen Zug zu machen. Wie Teufel nach der Partie erzählte, "begann der Weltmeister dabei zu zittern und auf dem Sitz zu schaukeln. Das Schlimmste befürchtend, ergriff ich die ausgestreckte Hand und willigte in das Remis ein." ½–½
Mit diesem sehr glücklichen Remis könnte Petrosian den zweiten Platz gerettet haben. Vielleicht war Petrosian auch abgelenkt, weil parallel zum Turnier in Bamberg der Kandidatenwettkampf zwischen Boris Spassky und Efim Geller begonnen hat. In den Kandidatenwettkämpfen wird ermittelt, wer im kommenden Jahr, 1969, gegen Petrosian um die Weltmeisterschaft spielen darf.
Als man Petrosian gefragt hat, welchen Herausforderer er am liebsten sehen würde, meinte er mit leichtem Fatalismus: "Wenn ich gut spiele, ist es mir gleich, wenn ich schlecht spiele, ebenfalls."
Auch Keres befragte man nach der kommenden Weltmeisterschaft: "Wer glauben Sie, wird Herausforderer?" Seine Antwort fiel knapp, lapidar und bitter aus: "Ich jedenfalls nicht." Denn das erste Mal seit vielen Jahren hat Keres die Qualifikation für die Kandidatenwettbewerbe verpasst und damit wohl auch die letzte Chance, einen Kampf um die Weltmeisterschaft zu spielen.
In der Partie der beiden Bamberger Hans-Günter Kestler und Helmut Pfleger kam es zu einem kuriosen Fall gegenseitiger Schachblindheit. Doch Kestler wurde als erster wieder gesund und gewann die Partie.
Wolfgang Unzicker gelang gegen Klaus Klundt mit einem überraschenden Abtausch seines Schwarzfelders ein überzeugender positioneller Sieg.
Rudolf Teschner ist weiter gut in Form. Er gewann mit Schwarz gegen Heikki Westerinen, den er aus der Eröffnung heraus überspielte.
Auch Lothar Schmid liegt weiter gut im Rennen und teilt sich mit 9.0/14 Platz drei mit Unzicker und Teschner. In Runde 14 spielte Schmid gegen Andreas Dückstein Remis, allerdings war für Schmid durchaus noch mehr drin.
Gar nicht gut läuft das Turnier für den ungarischen Großmeister Laszlo Szabo. In Runde 14 wurde er mit Weiß von seinem bulgarischen Großmeisterkollegen Milko Bobotsov überspielt.
Kurios verlief die Partie zwischen Borislav Ivkov und Jan Hein Donner. Donner stand zwischenzeitlich auf Gewinn, aber in Zeitnot verlor er die Übersicht und verdarb die Partie zum Verlust.
38...g5? Nach 38...Dc4 39.Dd2 Dd3 sollte Schwarz gewinnen, z.B. 40.Dxd3 (Nach 40.Dc1 Tbxa7 41.Txa7 Txa7 42.Dxb2 Dd1+ 43.Kh2 Ta1 wird Weiß Matt gesetzt.) 40...Sxd3 41.Td1 Sb2 42.Td2 Taxa7 43.d7 Txd7 44.Txb2 mit gewonnenem Endspiel für Schwarz. 39.Kh2 Dc4 40.Dd2 Db5 Besser war 40...Db3. 41.Ta5 Dd3 42.Lb6! Jetzt verliert Schwarz sogar noch. 42...Txa5 43.Dxa5 Tf7 44.Sd4 Dc4 45.Da8+ 1–0
Ergebnisse der 14. Runde
Tabelle
Partien
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