ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Partiensammlungen
Geza Maroczy: Paul Morphy
Der ungarische Geza Maroczy (1870 - 1951), Anfang des 20. Jh. einer der besten Schachspieler der Welt, später Trainer von Max Euwe, hat eine Reihe von herausragenden Schachbüchern veröffentlicht, von denen dieses über Paul Morphy vielleicht das bekannteste ist. Es erschien 1909 in deutscher Sprache bei Veit & Comp. in Leipzig. Einige Exemplare werden heute ab 110 Euro noch antiquarisch angeboten. Später gab es verschiedene Nachdrucke, zuletzt 1979, bei Edition Olms. Maroczy hat hier alle Partien des US-amerikanischen Schachgenies Paul Morphy (1837-1884) gesammelt.
Morphy, der Schach im Alter von zehn Jahren angeblich wie Capablanca durch bloßes Zuschauen erlernte, hatte darin mit 12 schon beachtliche Meisterstärke erreicht und war in den USA ein bekanntes Schachwunderkind. Eine besonderer Kunstfertigkeit entwickelte er im Blindspiel. Morphy schloss sein Studium der Rechtswissenschaften ab, bevor er die Volljährigkeit erreicht hatte und konnte deshalb nicht gleich die gewünschte Tätigkeit als Anwalt ausüben. Die Wartezeit überbrückte er u.a. 1858 mit einer Schachreise nach Europa, in deren Verlauf er sämtliche europäische Meister, einschließlich Adolf Anderssen besiegte. Nur Howard Staunton wich dem Wettkampf aus. Nach der Rückkehr erklärte Morphy bald seinen Rücktritt vom Schach, scheiterte aber daran, Anerkennung als Rechtsanwalt zu gewinnen. Im Alter von 47 starb er an einem Gehirnschlag. Morphy war nicht nur das Vorbild von Bobby Fischers, sondern auch das von Geza Maroczy, der alle Partien des besten Schachspielers seiner Zeit sammelte und zu eigene Trainingszwecken sehr gewissenhaft analysierte. Es sind 396 Partien, darunter einige Fragmente, wobei Morphy in Ermangelung ernsthafter Gegner auch viele Vorgabepartien gespielt hatte. Einige weitere Partien von nicht "ganz geklärter Urheberschaft", aber Morphy zugeschrieben sind ebenfalls beigefügt. Der größte Teil der Partien ist ausführlich kommentiert, einige Partien enthalten nur kurze Anmerkungen.
Die Partien werden kapitelweise, mit einigen einleitenden Sätzen zu jedem Anlass, bei denen sie gespielt wurden, chronologisch im Rahmen der jeweiligen Turniere bzw. Wettkämpfe vorgestellt. Der Sammlung voran gestellt hat Maroczy eine kurze Biografie zu Paul Morphy.
Maroczys Buch blieb seltsamerweise unübersetzt, liegt nun erstmals in englischer Sprache vor und ist damit nun endlich, ca. 100 Jahre nach dem Erscheinen des Originals auch dem Heimatpublikum Morphys zugänglich. Die Übersetzung hat Robert Sherwood angefertigt, der das Buch bei Caissa Editions, Yorklyn in einer limitierten Auflage von 600 Exemplaren verlegt hat. Natürlich ist diese Ausgabe auch für die deutschen Schachfreunde ein guter Anlass, sich einmal mit diesem "Schachweltmeister" zu beschäftigen.
Leinen mit Goldprägung, 292 Seiten, Caissa Editions, 2012
Euro 45,95
Vishy Anand and John Nunn: Vishy Anand: World Chess Champion Life and Games
Mihail Marin und Judit Polgar: Judit Polgar teaches Chess 1 - How I beat Fischer's record
Dies ist nach dem Buch über Mihail Tal eine weitere Biografie des Autorenteams Karsten Müller und Raymund Stolze, ebenfalls erschienen bei Edition Olms. Gegenstand der Betrachtung ist die schachliche Laufbahn von Hikaru Nakamura. Als Gastautor stellt Lubomir Kavalek einige Glanzpartien Nakamuras in jungen Jahren vor. Nakamura brach dabei Bobby Fischers "ewigen" Rekord als jüngster Großmeister der USA, indem er den Titel drei Monate früher erhielt, ebenfalls mit 15 Jahren. Natürlich hatte Fischers damalige Titelverleihung anderes Gewicht, ohne dass mit dieser Anmerkung Nakamuras Leistung geschmälert werden soll.
Nakamura ist eines jener Computer-Kids der neuen Generation, die ihre Schachkenntnisse zum großen Teil im Selbststudium, bzw. im praktischen Spiel auf Schachservern erworben haben. In Osaka als Sohn eines Japaners und einer US-Amerikanerin geboren, lernte er Schach nach der Umsiedlung der Familie in die USA von seinem Stiefvater Sunil Weeramantry. Sein zweiter Trainer ist jedoch der Computer. In den einschlägigen Internetplattformen war Nakamura als einer der besten Bullit-Spieler bestens bekannt, lange bevor er auch im normalen Schach erfolgreich wurde. Aus seinen Bullitpartien stammt wohl auch der Hang zu "zweifelhaften" Eröffnungen, die aber auch im "richtigen" Schach dann doch nicht so leicht zu widerlegen sind.
Das Buch stellt Nakamuras Schachkunst und seinen Werdegang in insgesamt 47 kommentierten Partien, dazu noch einigen Fragmenten vor. Dazwischen erfährt der Leser eine Menge interessanter biographischer Details, die besonders hierzulande wenig bekannt sind, zum Beispiel, dass er einen Computerschachexperten als Eröffnungssekundanten hatte, Chris Littlejohn. Littlejohn berichtet von seiner Arbeit in einem eigenen Kapitel. Im Anhang findet man ein kleines Eröffnungsrepertoire a la Nakamura zur Königsindischen Verteidigung, mit der er auf spektakuläre Weise gegen Anand in Wijk aan Zee gewann, ein Verzeichnis von Nakamuras Turnieren und ein paar Taktiktests. Wer originelles Kampfschach spielen will, findet mit diesem Buch eine schöne Anleitung mit einem der geistreichsten Spieler unserer Zeit als Vorbild.
Karsten Müller/Raymund Stolze: Kämpfen und Siegen mit Hikaru Nakamura
Paperback, 200 Seiten, Edition Olms, 2012
Euro 19,95
Unterhaltsames
Dagobert Kohlmeyer: Schach kurios
Dagobert Kohlmeyer ist ohne Zweifel einer der bekanntesten deutschen Schachjournalisten. Sein "Debüt" in diesem Metier gab er 1981 beim Kurt-Richter-Turnier, an dem er selber teilnahm. Danach hat hat eine Reihe von Büchern aus dem Russischen übersetzt und wurde schließlich auch selber Autor von Schachbüchern. Nach 1990 reiste er zu unzähligen WM-Kämpfen und Turnieren, war zum Beispiel beim WM-Kampf 1995 Kasparov-Anand in New York oder bei den FIDE-Weltmeisterschaften in Las Vegas und Neu-Dehli, aber auch beim zweiten Match Fischer gegen Spasski, 1992 dabei. Leser der ChessBase-News-Seite kennen seine Berichte von den Dortmunder Turnieren, vielen Portraits und Interviews. Last, but not least hat Dagobert Kohlmeyer im Laufe der Zeit eine riesige Zahl von Portaitsfotos geschossen. Nach einer kleinen Pause hat Kohlmeyer mit "Schach kurios" nun wieder ein Buch veröffentlich, das auf dem Titel einen seiner Schnappschüsse zeigt.
"Schach kurios" ist zur einen Hälfte eine Sammlung kurioser, ungewöhnlicher Begebenheiten auf dem Schachbrett, zur anderen Hälfte solcher neben den 64 Feldern. In den Kapiteln wie "Geniale Momente", "Berühmte Reinfälle", "Zugzwang", "Geometrische Motive", "Königsmärsche", "Listiger Springer" und weitere mehre sind Stellungen zu finden, aus denen heraus sich die zu den Überschriften passenden Vorfälle auf dem Schachbrett ereignet haben. Manche sind bekannte Klassiker, aber es gibt auch viele neue Beispiele aus der aktuellen Turnierpraxis. Die andere Hälfte des Buches beschäftigt sich mit den Protagonisten des Schachs und stellte diese in kleinen Geschichten und Anekdoten vor. Auch hier ist belesenen Schachfreunden manches bekannt, vieles aber auch nicht. Kohlmeyer hat eine Reihe der Begebenheiten selber gesehen, miterlebt oder in Interviews erzählt bekommen. So berichtet Boris Spasski, wie er einmal in Varna als Mitglied der sowjetischen A-Nationalmannschaft bei der Schacholympiade Michael Tal durch Zufall das Leben rettete, als dieser mit brennender Zigarette im Bett eingeschlafen war. Als Spasski zufällig das Zimmer betrat, war das Bett mit Tal darinnen gerade im Begriff in Flammen aufzugehen.
Schach kurios ist ein unterhaltsames Buch, das dem Leser eine Menge Stoff zum Genießen und Weitererzählen bietet und dazu einlädt, sich noch mehr mit Schach zu beschäftigen.
Dagobert Kohlmeyer: Schach kurios
Paperback, 160 Seiten, Marlon Verlag 2012
Euro 14,95
Eröffnungen
Bologan: The Powerful Catalan - A Complete Repertoire for White
Paperback, 240 Seiten, New in Chess, 2012
Lars Schandorff: Playing 1.d4 The Indian Defences und Playing 1.d4 The Queen's Gambit
Caro-Kann-Spieler kennen den dänischen Großmeister Lars Schandorff schon als kompetenten Autor einer Monografie zu dieser Eröffnung. Nun ist der zweite Teil einer zweibändigen Reihe mit einem Repertoire nach 1.d4 erschienen. Allen 1.d4-Spielern ist sicher das umfangreiche Werk von Boris Avrukh bekannt, in dem der israelische Großmeister ein d4-Repertoire vorstellt, das zum großen Teil auf Fianchetto-Varianten basiert. Auch bei Schandorffs Repertoirevorschlag gibt es einen roten Faden: Wenn möglich, möchte der Däne im Geiste Botvinniks ein Vollzentrum mit d4 und e4 aufbauen. Dazu wird der Springer g1 häufig nach e2 entwickelt, um den f-Bauern nicht zu verstellen.
Im ersten Band, der vor zwei Jahren erschien und nun passenderweise neu aufgelegt wurde, hat Schandorff sich mit dem Damengambit beschäftigt. Gegen das Abgelehnte Damengambit schlägt der dänische Großmeister, auf den Spuren seines Vorbildes wandelnd, die Abtauschvariante vor - mit der Springerentwicklung nach e2 - Plan f3 und e4. Auch Kasparov hat gerne so gespielt. Gegen das Angenommene Damengambit gehört logischerweise die prinzipielle Variante mit 3.e4 zum vorgeschlagenen Repertoire. In der Slawischen Verteidigung ist der Zug e2-(e3)-e4 Bestandteil der Hauptvarianten - dies ist somit auch Schandorffs Repertoire-Vorschlag. Das vierte Hauptkapitel befasst sich mit der Halbslawischen Verteidigung, die der dänische GM mit 5.Lg5 bekämpft. Als Varianten mit großer eigenständiger Bedeutung werden Slawisch mit 5.a6 und die Tarrasch-Verteidigung in eigenen Kapiteln behandelt. Den Chebanenko-Slawen bekämpft Schandorff mit dem prinzipiellen 5.c5, die Tarrasch-Verteidigung mit dem Hauptzug 9.Lg5. In einem weiteren Kapitel wird die Tschigorin-Verteidigung vorgestellt, die besonders lästig ist, wenn Weiß sich nicht auskennt. Das achte und letzte Kapitel hat die übrigen Randsysteme zum Inhalt, darunter Albins Gegengambit, aber auch die beim Internetblitzen gelegentlich gespielte Keres-Verteidigung (2...Lf5).
Der zweite Band hat die Indischen Verteidigungen zum Thema und folgt im Entwurf den Repertoirevorschlägen aus Band Eins: Aufbau eines stabilen Vollzentrums, wobei hier dem beweglichen f-Bauern als Stütze des e4 oder mit aggressiveren Ideen eine besondere Bedeutung zukommt. Gegen Nimzoindisch folgt Schandorff erneut der Spur des "Patriarchen" und antwortet mit dem Rubinsteinzug 4.e3 gefolgt von 5. Sge2. Sein Vorschlag gegen Königsindisch ist die Sämischvariante. Eine ähnliche Variante kann man laut Schandorff auch gegen Altindisch spielen. Gegen Ben-Oni empfiehlt er ein flexibles System, in dem der Königsspringer ebenfalls nach g3 entwickelt wird. Und auch gegen das Wolga-Gambit ist f3, gefolgt von e4 eine interessante Möglichkeit. Bleibt noch die Grünfeld-Verteidigung als eines der indischen Hautverteidigungen. Hier ist die Russische Variante Schandorffs Empfehlung. Nicht so recht zu den indischen Systemen gehört die Holländische Verteidigung, wird aber in diesem Band behandelt. Mit 2.Lg5 demonstriert Schandorff, wie Weiß der Partie seinen Stempel aufdrückt. Auch hier ist das letzte Kapitel den Nebensystemen gewidmet, zu denen der Däne auch die Budapester Verteidigung rechnet.
Auf ca. 540 Seiten in zwei Bänden bietet Lars Schandorff eine komplettes und ziemlich ambitioniertes Weißrepertoire nach 1.d4. Der dänische Großmeister findet dabei eine gelungene Dosierung zwischen detaillierter Darstellung der vorgeschlagen Repertoirevarianten und notwendiger Straffung.
Lars Schandorff: Playing 1.d4 The Queen's Gambit
Paperback, 320 Seiten, 2. Auflage 2012, Erstauflage 2009
Euro 24,99
Lars Schandorff: Playing 1.d4 The Indian Defences
Paperback, 245 Seiten, 2012.
Euro 24,99