Besuch in Bad Wiessee

von ChessBase
19.11.2003 – Von ihrem Wohnort Essen nach Bad Wiessee ist es für Anna Dergachova nicht eben ein Katzensprung und German Wings hat den Ort am Tegernsee auch noch nicht aufgenommen. Ein glücklicher Zufall wollte es jedoch, dass unsere Turnier-Reporterin beruflich ganz in den Nähe war und so konnte sie überraschenderweise den Offenen Internationalen Bayrischen Meisterschaften doch noch einen Besuch abstatten. Fast hätte es jedoch keine Fotos gegeben, wenn nicht der nette Herr im örtlichen Fotogeschäft selbstlos ausgeholfen hätte. Bericht und Fotos aus Bad Wiessee...

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Besuch in Bad Wiessee
Von Anna Dergachova

Das Turnier in Bad Wiessee lockt schon seit etlichen Jahren sehr viele Schachfreunde an. Auch ich habe dort vor drei Jahren mitgespielt, zwar nicht sehr erfolgreich, doch die wunderschöne Umgebung des Tegernsees ist mir ans Herz gewachsen. Die freundliche Einladung für dieses Jahr konnte ich leider nicht wahrnehmen, weil mich meine Männermannschaft brauchte und arbeiten musste ich auch noch dazu. Deshalb hatte ich mir die ganze Sache eigentlich abgeschminkt. Nächstes Jahr, dachte ich, nächstes Jahr planst du das Turnier fest in deinen Kalender ein.

Zu einem kurzen Besuch wäre es wirklich ein wenig zu weit gewesen. Von Essen aus fast 750 km. Doch wie das Leben manchmal so spielt, kam ich ganz zufällig aus beruflichen Gründen in die Nähe von Bad Wiessee, nach Metzingen. Nun konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen von dort aus die lächerlichen 300 km zu schaffen und mit eigenen Augen zu schauen, wie das Turnier dieses Jahr so läuft. Gesagt – getan.


Nur noch vier km bis Bad Wiessee

Meine Digitalkamera hatte ich eingepackt; die Videokamera war auch dabei. Es konnte nichts mehr schief gehen. So kam ich dann bei herrlichem Wetter (die Sonne schien nur an diesem einem Tag, wie mir die Teilnehmer des Turniers später berichteten) in den Ort und fing an Bilder zu schießen.


 


Sonne am Tegernsee

Erst hier merkte ich, dass meine Batterien im Fotoapparat, so wie die Ersatzbatterien in meiner Tasche leer waren. Was für ein Pech! In einer Stunde soll die Runde anfangen, und wo bitte schön finde ich in diesem kleinen Ort so schnell Ersatz? Ein einziges Fotogeschäft lag in der Fußgängerzone. Der Mann hinter der Theke lächelte freundlich, als ich ihm mein Problem geschildert hatte. „Ich werde sie schon aufladen“, sagte er, und zu meinem großen Erstauen öffnete er eine nagelneue Packung mit einem Ladegerät und lud damit meine Batterien. „Kommen Sie einfach in einer Stunde zurück und schon können Sie fotografieren. Inzwischen werde ich die anderen auch aufladen.“ „Was wird es kosten?“, fragte ich sachlich. „Kosten? Nichts.“ Im Ruhrgebiet hätte ich so etwas nie erlebt. Da hätte mir irgendein Verkäufer mit Sicherheit angeboten das Ladegerät zu kaufen und bestenfalls eine Steckdose zum Aufladen zur Verfügung gestellt.


Schiedsrichter Willi Knebel erklärt die Turnierregeln.

Danach kam ich zur Spielhalle, wo mich Winni Buchholz sehr herzlich begrüßte und mit dem jetzigen Organisator Kurt Geiß bekannt machte.


Kurt Geiß, Winnie Buchholz

Sofort wurde für meine Unterkunft gesorgt, ich durfte im Hotel Post übernachten. „Nächstes Jahr sind Sie hoffentlich dabei“, meinte Herr Geiß, nachdem ich Winni in einer Blitzpartie geschlagen hatte. Ich wollte wissen, wie das Turnier ohne Herrn Leckner, der mit seiner Familie seit Jahren dieses Schachereignis durchgeführt hat, sich aber aus beruflichen Gründen zurückzog, läuft.


FM Heinzel (re.)

Doch wie ich mit eigenen Augen feststellen konnte, lief auch in diesem Jahr alles prima. Über 400 Teilnehmer (es spielten nur wenig Jugendliche, da die Ferien schon vorbei waren und ein Zugunglück trug auch dazu bei, dass 12 Spieler, die sich vorher angemeldet hatten, nicht mitspielen konnten), darunter viele Großmeister, also ein sehr interessantes Feld.

Herr Leckner war auch dort, er verfolgte die Partien mit großem Interesse. „Jetzt bin ich beruflich sehr angespannt. Ebenso mein Sohn. Doch 2007 gehe ich in Pension und von dort an übernehmen wir wieder die Organisation dieses Turniers. Diese Vereinbarung haben wir mit den jetzigen Organisatoren getroffen.“ Finde ich toll, es bleiben immerhin ein paar Turniere in Deutschland die immer mehr an Tradition gewinnen.


Analysen

Die ersten 4 Bretter machten an diesem Tag alle Remis. Also hatte ich genügend Zeit um die drei jungen deutschen Großmeister zu interviewen. Ich wollte wissen, ob sie nun richtige Profis sind, oder spielen sie nur nebenbei so gut (wenn das der Fall wäre, habe ich insgeheim gehofft, dass ich das dann vielleicht auch schaffen kann).


Alexander Naumann

Bei Alexander Naumann wusste ich schon, dass er trotz Bundesliga und einiger anderer Turniere  in einer Apotheke arbeitet. Weil er es gelernt hat, und weil eine Profikarriere für ihn kaum in Frage kommt.


Fabian Döttling

Auch der 23-jährige Fabian Döttling, trotz seiner stolzen Zahl von 2519 und seiner erworbenen Großmeisternorm, studiert an der Uni und wird später Lehrer an einem Gymnasium werden. Schachspielen später nur in der Ferienzeit. “Mehr kann ich im Schach nicht erreichen“, seine Worte (aber nicht meine Meinung).


Roland Schmaltz

Nur Roland Schmalz könnte sich als Schachprofi bezeichnen. Aber auch er nur „ein bisschen“. „Was bedeutet ein bisschen?“ - fragte ich. „Ab und zu muss ich noch arbeiten, als Informatiker, mit meinem Bruder zusammen.“ Zur Zeit spielt er lieber im Internet als am Brett. Doch Roland möchte irgendwann 2600 erreichen und um die Welt reisen. Er bevorzugt Regionen wie China und Thailand; wo er noch nicht war. „Andere Länder, andere Sitten“.

Doch wie unterschiedlich verliefen die Partien! Ich hatte schon angefangen mir Sorgen um mein guten Freund Suat Atalik zu machen, nachdem ihn Gerald Hertneck mit einem schönen Opferzug im Mittelspiel überraschte und Material gewann.


Atalik gegen Hertneck

Doch Suat rettete sich in ein Endspiel Turm und 3 Bauern gegen die Dame und konnte eine Festung bauen. Ihn brauche ich nicht zu fragen, ob er nun Profi ist. Er ist eindeutig einer und spielt unter anderem seit diesem Jahr in Deutschland für Hamburg in der Bundesliga. Der Abend war somit gerettet und ich ging dann noch mit Suat und Thomas Luther zum Italiener. An dieser Stelle Glückwunsch an Suat Atalik zu seinem Turniersieg!   

Weitere Fotos:


"Oaazapft is": Schmaltz und Naumann


Joanna Dworakovska


Bettina Trabert


Konstantin Landa


Igor Khenkin


Henrik Teske
 

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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