Ruhetag in Biel
Bericht und Fotos: André Schulz

Wer holt die Kuh vom See?
Die Neuheit des Bieler
Schachfestivals, das von der Kulturstiftung Accentus gesponserte Frauenturnier
erregt in der Tagespresse für große Aufmerksamkeit. Einem - natürlich:
französischen - Journalisten ging gleich die Fantasie durch, indem er
seinen Artikel mit "Lolitas d'Echecs" übertitelte. Auch wenn die jungen Damen
meist weniger introvertiert sind als ihre männlichen Kollegen, ist es vielleicht
nicht unbedingt das, was sie lesen möchten. Dennoch ist auch solcherart
Aufmerksamkeit für das Schach natürlich willkommen. Warum soll etwas Sexappeal,
in Sportarten wie Beach Volleyball oder Tennis längst und fast schon übertrieben
Gang und Gäbe, nicht auch im Schach Gesprächsstoff liefern und für einen
Blickfang sorgen?
Die Presse biss jedenfalls in der ganzen Schweiz gerne an und produzierte
mehrere Seite-1-Meldungen. Im Mittelpunkt stand einmal mehr Alexandra Kosteniuk,
von der es Im Internet seitenweise Glamourfotos gibt. Sie spielt im Meisteropen,
das von der Kulturstiftung gesponserte Frauenturnier wird von Eva Repkova,
Elisabeth Pähtz, Monika Seps, Iweta Radziewicz, Kateryna Lahno und der frisch
gebackenen russischen Meisterin Tatiana Kosintseva bestritten. Deren ein Jahr
ältere Schwester Nadeshda spielt im Meister-Open mit und hält sich dort gut. Mit einem
Durchschnittsalter von etwa 20 Jahren stehen die jungen Damen noch am Anfang
ihrer Karriere und sind gleichzeitig Beweis für einen kleinen Schachboom bei den
Mädchen. Früher war Schach reine Jungen- und Männersache, doch die Zeiten sind vorbei
und dem Schach tut das gut. Etwas überraschend wird das Accentus-Turnier von
"Seniorin" Eva Repkova (29) aus der Slowakei angeführt. Schwer hat es die Schweizerin
Monika Seps, die noch keinen Punktgewinn verbuchen konnte. Dennoch war es es von
den Oraganisatoren und eine richtige Entscheidung teilzunehmen. Wo sonst als bei
einem solchen Turnier könnte man besser lernen. Yannick Pelletier wurde auf
diesem Weg auch an die Spitze heran geführt.
Bei der Eröffnungsfeier spielte Elisabeth Pähtz auf dem MobiCat, dem grösstem
Solarboot der Welt, simultan.

Mobi Cat
GM-Turnier
Stand nach fünf Runden

1. Alexander Morozevich (RUS,
2743) 3.5 points
2. Krishnan Sasikiran (IND, 2666) 3
3. Ruslan Ponomariov (UKR, 2722), Yannick Pelletier (SUI, 2597), Etienne Bacrot
(FRA, 2712) 2.5
6. Luke McShane (ENG, 2643) 1
GM_Turnier: Runde 1 bis 5 zum Nachspielen...

Accentus-Turnier
Stand nach fünf Runden
1. Repkova Eva (SVK 2411) 3.5 pts
2. Radziewicz Iweta (POL 2431), Pähtz Elisabeth (GER 2396), Kosintseva Tatiana (RUS
2462) 3
5. Lahno Kateryna (UKR 2472) 2.5
6. Seps Monika (SUI 2097) 0
Ausflug nach St. Peter

Peter Bohnblust bewirbt sich um einen Platz im Gemeinderat...

...und führt den Ausflug an.

Bohnenblust mit Tatiana und Nadeshda Kosintseva
Am heutigen Samstag war Ruhetag, denn viele
Spieler zur Teilnahme am Blitzturnier nutzten. Einige beteiligten sich jedoch
lieber an dem angebotenen Ausflug auf die St. Peter Insel. Früher war es eine
richtige Insel mit einer kleinen vorgelagerten Vogelinsel. Dann wurde die Aare,
die im Seenland häufig für Überschwemmungen sorgte, umgeleitet und in Folge dieser
Maßnahme der Wasserspiegel des Bielersees um etwa zwei Meter abgesenkt.

Die alte Uferbefestigung liegt jetzt mitten im Wald
So wurde aus St. Peter eine Halbinsel. Die
Schweizer stören sich aber an der Änderung nicht, betrachten sie einfach
weiter als richtige Insel und besuchen sie demgemäß auch mit dem Schiff von der Seeseite
her.


Der einflussreiche französische Philosoph Jean-Jaques Rousseau verbrachte 1765
zwei Monate in dem Kluniazenser-Kloster auf der Insel. Sein Slogan "Zurück zur
Natur" ist schon vorher entstanden, wenn nicht, wäre ihm die Idee wohl hier
gekommen. In Briefen äußerte er seine Begeisterung über den Bieler See und das
unentdeckte St. Peter.


Rousseaus Brief, in dem er die St. Peter Insel als schönsten Fleck der Welt
lobt.

Hier schlief der Meister

Gesammelte Werke
Auch Goethe, der auf seiner Reise nach Italien in Biel Station machte, soll
seine Fuß auf St. Peter gesetzt haben. An diesem Samstag folgten ihm einige
wenige Schachspieler, deren Fahrt zuvor an malerischen Weinbergen und Orten
vorbei führte.

Hohle Gasse auf St. Peter


Die Schweizer zeigen gerne Flagge.

Schweizer Panorama:






Wenn Sie den Fluss umgelenkt und den
See abgelenkt habe, haben sie die Berge vielleicht auch aufgeschüttet, wer weiß?

Die Bootsfahrt führt vorbei an Schwimmern und endet in Biel eigentlich mitten im
Freibad.

Tatiana und Nadeshda Kosintseva...

... mit Peter Bohnenblust und Vater.

Die Schwestern kommen aus Archangelsk und studieren Jura.

Krishnan Sasikiran gibt...

einem Fan ein Autogramm.
Die St. Peter Insel

Fischerhütte


Das ehemalige Klunianzenser-Kloster beherbergt heute einen Gasthof


Der bronzezeitliche Grabdeckel wurde als Tränke genutzt, ehe man seine Bedeutung
erkannte.



v.l.: Mihail Brosky, Kateryna Lahno, Zahar Efimanko, Kosintsev, André Schulz,
Tatiana und Nadeshda Kosintseva
Foto-Shootings:


Kateryna Lhano mit Zahar Efimenko und ihrem Trainer Mihail Brodskij

Zahar Efimenko
Rückfahrt:


Peter Bohnenblust mit dem Kapitän, der das Schiffe ebenso sicher im Griff hatte,
wie sonst zu Hause seine Märklin Eisenbahn.


Auf dem Bielersee machen die Schiffe mit ihrem Anstrich Werbung für Firmen und
Produkte. Unser Boot hatte eine Kuh auf dem, "Kühlergrill" und warb für Milch.