Blitz-WM Open: Drei Spitzenreiter nach 13 Runden

von Johannes Fischer
29.12.2025 – 19 Runden stehen bei der Blitz-WM im Open auf dem Programm, die besten vier spielen anschließend im K.o.-System um den Titel. Nach 13 Runden liegen Arjun Erigaisi, Maxime Vachier-Lagrave (Bild) und Fabiano Caruana mit jeweils 10 aus 13 punktgleich an der Spitze. Magnus Carlsen kommt auf 9 aus 13 und benötigt einen guten zweiten Tag, um seine Chancen auf den Titel zu wahren. Vincent Keymer liegt mit 8,5 aus 13 einen halben Punkt hinter Carlsen und braucht ein noch besseres Finish, um unter die ersten vier zu kommen. | Foto: Lennart Ootes

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Die Blitzschach-Weltmeisterschaft ist das letzte große Turnier des Jahres und ein Schachspektakel. Die besten Spieler der Welt treten in Doha an und sorgten mit Positionspartien, taktischen Einfällen, aber auch mit Fehlern, Patzern und Kuriositäten für 13 unterhaltsame Runden.

Turnierfavorit war natürlich Magnus Carlsen. Er ist die Nummer eins der FIDE-Weltrangliste im klassischen Schach, im Schnellschach und im Blitzschach und hatte sich einen Tag zuvor seinen sechsten Weltmeistertitel im Schnellschach gesichert. Insgesamt hat Carlsen bereits 19 Weltmeistertitel gewonnen, achtmal war er Blitz-Weltmeister.

Doch sein Siegeswille und sein Ehrgeiz sind weiterhin ungebremst, und er war entschlossen, in Doha im Blitzschach seinen 20. Titel zu gewinnen. Entsprechend konzentriert startete er ins Turnier und holte 6 Punkte aus den ersten 7 Partien. Danach kam jedoch Sand ins Getriebe: In den folgenden sechs Partien erzielte er nur noch 3 Punkte.height="1"

Carlsen beeindruckte in etlichen Partien mit starkem technischem Schach, geriet aber auch ungewöhnlich oft in Zeitnot, was ihn Punkte kostete.

Magnus Carlsen | Foto: Lennart Ootes

So stellte er gegen Fabiano Caruana in aussichtsreicher Stellung in Runde 12 einzügig einen ganzen Turm ein, und in Runde 9 verlor er gegen Arjun Erigaisi auf Zeit, weil er in der Zeitnotschlacht seinen König versehentlich vom Tisch warf. Beim Versuch, den König wieder aufs Brett zu stellen, überschritt Carlsen dann die Bedenkzeit.

Carlsen vs Erigaisi, Runde 9

Caruana vs Carlsen, Runde 12

Wenn Schwarz hier den naheliegenden Zug 29...Txa7 spielt, steht er besser und hat gute Chancen, die Partie zu gewinnen. Aber Carlsen zog 29...Ld3?? und gab nach 30.Sxc7 sofort auf.

Fabiano Caruana startete mit 2,5 Punkten aus 4 Partien verhalten ins Turnier, holte dann aber 7,5 Punkte aus den nächsten 9 Partien und liegt nach 13 Runden mit 10 aus 13 gemeinsam mit Maxime Vachier-Lagrave und Arjun Erigaisi an der Tabellenspitze.

Fabiano Caruana | Foto: Lennart Ootes

Gegen Carlsen gewann Erigaisi nicht auf dem Brett, sondern dank Carlsens Zeitnot. Wie gut er rechnet und wie scharf sein Blick für taktische Möglichkeiten ist, bewies Erigaisi bei seinem Sieg gegen Nodirbek Abdusattorov in Runde 10.

Arjun Erigaisi | Foto: Lennart Ootes

Maxime Vachier-Lagrave gehört seit langer Zeit zur absoluten Weltspitze; 2021 gewann er die Weltmeisterschaft im Blitzschach. In Doha verlor er in Runde 2 überraschend gegen GM Pablo Salinas Herrera aus Chile, fing sich danach aber wieder und wahrt weiterhin seine Chancen auf den zweiten Blitzweltmeistertitel.

Bester Deutscher ist Vincent Keymer, der mit 8,5 Punkten aus 13 Partien auf Rang 32 liegt. Keymer startete mit 2 Punkten aus 5 Partien, gewann anschließend jedoch vier Partien in Folge und könnte mit einem starken Finish sogar noch unter die ersten vier kommen.

Vincent Keymer | Foto: Lennart Ootes

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen die jungen Talente. Eines davon ist der 12-jährige Argentinier Faustino Oro, der hofft, der jüngste Großmeister aller Zeiten zu werden. In Doha kommt er nach 13 Runden auf 7 Punkte, sorgte aber gleich in der ersten Runde für Aufsehen, als er mit Schwarz gegen Levon Aronian gewann.

Faustino Oro (rechts, mit Weiß) sorgte gleich in der ersten Runde für eine Überraschung. | Foto: Lennart Ootes

Der 14-jährige türkische Großmeister Yagiz Kaan Erdogmus, der bereits bei der Schnellschach-WM für Aufsehen gesorgt hatte, kommt auf 7,5 Punkte aus 13 Partien. Er gewann dabei gegen renommierte Gegner wie Kirill Alekseenko und Leinier Dominguez.

Natürlich gab es im Verlauf der 13 Runden auch zahlreiche kuriose Momente. So hatte der kasachische GM Kazybek Nogerbek in den Runden 12 und 13 zweimal hintereinander das Endspiel Turm und Springer gegen Turm auf dem Brett. Beide Partien endeten remis, doch die Begegnung gegen den russischen GM Maxim Matlakov, der in Doha unter FIDE-Flagge spielt, wurde nur deshalb unentschieden, weil Matlakov kurz vor dem Matt die 50-Züge-Regel reklamierte.

Der letzte schwarze Bauer war im 62. Zug verschwunden, und Matlakov hatte im weiteren Verlauf der Partie nicht aufgepasst und seinen König an den Rand drängen lassen. Die Diagrammstellung ist für Schwarz verloren: Weiß droht mit 123.Th8+ und 123.Tc7#, und gegen diese Drohungen ist Schwarz hilflos. Matlakov spielte jedoch 122...Tb2, und nach 123.Sa7+ (123.Txb2 führt zu Patt) rief er den Schiedsrichter, um die Züge zählen zu lassen und Remis zu reklamieren – mit Erfolg.

In Runde 13 hatte Nogerbek das Endspiel gegen GM Nikolas Theodorou erneut auf dem Brett, doch dieses Mal endete die Partie problemlos und mit deutlich weniger Aufregung remis.

Stand nach 13 von 19 Runden

Rg. Snr Name Land Elo Pkt.  Wtg1   Wtg2   Wtg3  Rp
1 10
GM Erigaisi, Arjun IND 2749 10 101 107 2692 2888
2 12
GM Vachier-Lagrave, Maxime FRA 2745 10 101 106 2638 2828
3 8
GM Caruana, Fabiano USA 2751 10 98 104 2643 2843
4 4
GM Dubov, Daniil FID 2795 9,5 101 108 2643 2807
5 30
GM Lu, Shanglei CHN 2657 9,5 97,5 103 2652 2813
6 19
GM Yu, Yangyi CHN 2704 9,5 95,5 101 2593 2752
7 34
GM Jobava, Baadur GEO 2649 9,5 93 98,5 2583 2739
8 5
GM So, Wesley USA 2790 9,5 92,5 97,5 2572 2728
9 28
GM Grischuk, Alexander FID 2665 9,5 92,5 97 2629 2786
10 7
GM Abdusattorov, Nodirbek UZB 2768 9 100 106 2637 2763
11 1
GM Carlsen, Magnus NOR 2881 9 97 101,5 2651 2772
12 15
GM Bu, Xiangzhi CHN 2719 9 96 101,5 2613 2737
13 95
GM Pranesh, M IND 2553 9 96 101 2583 2698
14 208
IM Goutham, Krishna H IND 2336 9 95 101,5 2645 2779
15 20
GM Praggnanandhaa, R IND 2703 9 95 100,5 2612 2737
16 35
GM Sadhwani, Raunak IND 2649 9 93 98,5 2584 2710
17 3
GM Nepomniachtchi, Ian FID 2801 9 92,5 98,5 2587 2713
18 52
GM Narayanan, S L IND 2619 9 92 96,5 2597 2723
19 26
GM Martirosyan, Haik M. ARM 2679 9 89 95 2535 2666
20 18
GM Sarana, Alexey SRB 2704 9 87,5 92,5 2539 2668
21 2
GM Firouzja, Alireza FRA 2813 8,5 99,5 105 2641 2733
22 9
GM Duda, Jan-Krzysztof POL 2750 8,5 95 99 2574 2673
23 14
GM Artemiev, Vladislav FID 2733 8,5 94 99,5 2594 2697
24 196
GM Mamedov, Edgar KAZ 2388 8,5 94 99 2621 2724
25 40
GM Sindarov, Javokhir UZB 2632 8,5 91 96 2620 2714
26 47
GM Gukesh, D IND 2628 8,5 91 95 2595 2689
27 6
GM Aronian, Levon USA 2774 8,5 90,5 95 2581 2656
28 45
GM Pichot, Alan ESP 2629 8,5 90 95,5 2519 2615
29 25
GM Nihal, Sarin IND 2681 8,5 88 93,5 2544 2643
30 53
GM Lazavik, Denis FID 2617 8,5 86,5 92 2534 2627
31 46
GM Rapport, Richard HUN 2629 8,5 85,5 91 2536 2635
32 62
GM Keymer, Vincent GER 2599 8,5 85 90 2510 2611
33 39
GM Robson, Ray USA 2632 8,5 82,5 86,5 2541 2643
34 74
GM Hakobyan, Aram ARM 2581 8,5 82 87 2503 2593
35 56
GM Amar, Elham NOR 2610 8,5 79,5 85 2496 2597
36 37
GM Radjabov, Teimour AZE 2646 8 102 107 2660 2722

Partien

Turnierseite

Chess-results


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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