Berliner Klubs holten wichtige
Punkte
Von Dagobert Kohlmeyer
Die
Hauptstadt erlebte ein Bundesliga-Wochenende, das für die Berliner Klubs
erfreuliche Punktgewinne brachte. Nachdem sich der SC Kreuzberg und der SK
Zehlendorf am Freitag im Lokalderby nach spannendem Kampf 4:4 getrennt hatten,
machten sie an den nächsten beiden Tagen weiteren Boden im Abstiegskampf gut.
Der
Kreuzberger Vereinsvorsitzende Norbert Sprotte freute sich über die „Wende“ in
der laufenden Saison und Reinhard Müller, Mannschaftsleiter der Zehlendorfer,
vor allem über seine jungen Ungarn im Team, die alle Erwartungen erfüllten.
Müller und Sprotte
Gespielt
wurde im Georg Knorr-Gewerbepark in Marzahn, einem neu gestalteten, historischen
Industriegelände.
Das Areal
ist nach dem Berliner Erfinder und Unternehmer Georg Knorr betitelt, der vor ca.
100 Jahren die nach ihm benannte Bremse erfunden hat. Gebremst wurde an den
Schachbrettern nicht, es ging voll zur Sache.
Hinter diesen Fenstern...
Nachdem
Schiedsrichter Uwe Bade die einzelne Dame (Elisabeth Pähtz)
Elisabeth Pähtz im "Femme Fatale" -Look
und alle
Herren begrüßt sowie an das Handyverbot erinnert hatte, vertieften sich die vier
Teams ins Spiel. Der SC Kreuzberg hatte es am Samstag mit dem SC Remagen zu tun,
der SK Zehlendorf mit dem Godesberger SK.
Zehlendorf (re.) gegen Godesberg
Wer gehofft
hatte, die beiden Giganten Wassili Iwantschuk (Ukraine) und Levon Aronian live
zu erleben, wurde enttäuscht. Beide Supergroßmeister, vorige Woche noch beim
Weltcup in Sibirien beschäftigt und frühzeitig ausgeschieden, fehlten diesmal.
An Brett 1 der Kreuzberger spielte Aronians Landsmann Gabriel Sargissjan, der
eine Niederlage gegen Remagens Boris Avruch bezog.
Avruch-Sargissian
Vielleicht
lag es daran, dass sich der israelische Großmeister vor der Partie gemeinsam mit
seiner Ehefrau Margarita ausgiebig mit Kaffee und Kuchen stärkte.
Dennoch
gewann der SC Kreuzberg das Match mit 4,5:3,5, wozu Elisabeth Pähtz mit ihrem
Sieg am 7. Brett gegen Juri Boidman nicht unwesentlich beitrug.
Luther gegen Popovic
Socko (re.) gegen Goloschapow
Mainka gegen Tischbierek
Slim Belkhodja, Remagen
Karsten Volke
Das
Spitzenbrett der Godesberger besetzte wie gewohnt Exweltmeister Rustam
Kasimdschanow.
Er bezwang
Borki Predojevic, konnte aber damit die 2,5:5,5-Schlappe seines Klubs nicht
verhindern, weil es der einzige Bonner Sieg blieb. Christopher Lutz verlor gegen
den Ukrainer Andrej Maximenko, und die Bretter 6-8 der Süd-Berliner konnten alle
punkten.
Großmeister
Sergej Kalinitschew, der am Samstag bei Kreuzberg nicht zum Einsatz kam,
vertrieb sich die Zeit mit der russischen Ausgabe von Kasparows Buch „Die
Eröffnungsrevolution der 70er Jahre“.
Am Sonntag
hielt der positive Trend der beiden Berliner Schach-Bundesligisten an. Die
Kreuzberger gewannen gegen Godesberg mit 5,5:2,5 und Zehlendorf spielte gegen
Remagen 4:4 unentschieden. Elli Pähtz punktete wieder und ist mit ihrer guten
Bilanz von plus 3 in der laufenden Saison der 1. Herren-Bundesliga noch
unbesiegt! Weder die Großmeisterin selbst, noch der SC Kreuzberg müssen den
Umzug der Thüringerin in die Hauptstadt vor einem guten Jahr bereuen. Die
anderen vollen Punkte für Kreuzberg holten Bartosz Socko und Karsten Volke. Bei
Zehlendorf war zuletzt noch mehr drin als ein Remis, denn man führte schon mit
zwei Punkten, aber die Gäste aus Remagen konnten den Rückstand noch wettmachen.
GSK
gescheitert
Von Günter Poell
Der Godesberger SK
hat wie befürchtet beide Schlüsselspiele gegen die Tabellennachbarn aus der
Bundeshauptstadt jeweils mit 2.5 : 5.5 verloren. Damit ist der Klub von der
Godesburg mit bisher nur einem Punkt aus vier Runden zunächst einmal Träger der
‚Roten Laterne’.
Gegen den in
Bestbesetzung antretenden SK Zehlendorf konnte beim ersatzgeschwächten GSK nur
GM Rustam Kasimdzhanov gewinnen. Je ein Remis erkämpften GM Aloizas Kveinys, GM
Tomas Likavsky und IM Thomas Jackelen.
Godesberger Urgestein aus Litauen: Aloyzas Kweinys
Alle übrigen
Partien gingen verloren. Am zweiten Spieltag bot der Gegner SC Kreuzberg
ebenfalls fast die Standardbesetzung auf. Gegen diese Übermacht konnten die
Vertretung aus der Bundesstadt nur fünf Unentschieden durch GM Rustam
Kasimdzhanov, GM Aloizas Kveinys, GM Tomas Likavsky, IM Thomas Jackelen und FM
Bode Schmidt erkämpfen.. Es gab keine Gewinnpartie. Offensichtlich war das
Fehlen von IM Jan Sprenger, GM Florian Jennis, IM Dennis Breder und des soeben
zum Großmeister ernannten Jeninn Steingrimsson selbst gegen die ebenfalls um
den Klassenerhalt kämpfenden beiden Berliner Vertreter nicht zu verkraften.
Auch die Reise des
Nachbar SC 1919 Remagen in die Hauptstadt stand unter keinem guten Stern. Am
Samstag unterlag man gegen den SC Kreuzberg nach dramatischem Verlauf durch eine
Fehlentscheidung des Schiedsrichters mit 3.5 : 4.5. Am Sonntag gelang dann
immerhin nach zunächst deutlichem Rückstand noch ein wertvolles 4 : 4. gegen den
SK Zehlendorf. Auch der SC Remagen musste erneut wichtige Stammspieler ersetzen.
Gegen den SC Kreuzberg siegten GM Boris Avrukh und GM Romuald Mainka. Gegen den
SK Zehlendorf waren erneut GM Mainka und IM Robin Swinkels siegreich. Mit je
zwei Unentschieden gehörten auch GM Alexander Goloshchapov und GM Slim Belkhodja
zu den Leistungsträgern beim SC Remagen, der mit erst zwei Punkten auf dem
vorletzten Tabellenplatz liegt, aber, ebenso wie der GSK, noch zwei
Nachholspiele hat. Denn schon am kommenden Wochenende müssen beide zum
amtierenden Deutschen Meister OSC Baden-Baden reisen und dort auch gegen den
Konkurrenten im Abstiegskampf Turm Trier antreten.