Während in einer Reihe europäischer Ligen Regelungen mit
einem festgelegten Anteil einheimischer Spieler, sogar mit
Frauen- und Jugendbrettern, einvernehmlich möglich ist,
trudelt die Bundesliga mit vielen divergierenden Kräften ohne zentrale Steuerung in einem sich
verselbständigten Trend hier ebenso vor sich hin, wie in anderen Fragen des Spielbetriebs (Gruppeneinteilung,
zentrale Endrunden, Anzahl der Auf- und Absteiger,
Spieltermine, etc.) auch.
Das Phänomen von Sportmannschaften, die außer dem Namen
und vielleicht der Führung immer weniger lokale Identität
besitzen, ist bekanntlich flächendeckend. Einige
Sportverbände haben deshalb Regelungen für ihren
Geltungsbereich durchgesetzt (ohne übrigens juristisch
bedroht worden zu sein).
In der deutschen Fußball-Bundesliga ist der Ausländeranteil
zumindest in den Kadern von 60% (2003) auf 37% (2007) zurück gegangen, nachdem die
Liga beschlossen hat, dass jede Mannschaft mindestens acht "Local
Players" in ihrem Kader haben soll. FIFE-Präsident Blatter
hat kürzlich angekündigt, eine Quote von 6:5 pro Mannschaft
auch gegen die EU durchsetzen zu wollen, also 6 nationale
Spieler in jeder Mannschaft zur Pflicht zu machen. Damit
soll laut Blatter u.a. eine höhere Identifikation zwischen
Klubs und Fans gewährleistet und die Chancen für Talente
erhöht werden. "Auch die Nationalmannschaften profitieren
davon, wenn weniger Ausländer in der Liga spielen," so
Blatter. Im Fußball werden zudem die Finanzen der Klubs
entlastet, wenn der eigene Nachwuchs vermehrt zum Zuge
kommt. Gilt das nicht alles auch fürs Schach?
Tatsächlich hat Deutschland in Bezug auf das
Spitzenschach seit Langem den Anschluss verloren. Dr. Robert
Hübner, inzwischen bald 60 Jahre alt, führt nach wie vor als
bester in Deutschland geborene Spieler die nationale
Rangliste an. Während im Jugendschach deutsche Talente noch
einigermaßen mit der Spitze mithalten können, geben die
meisten beim Übergang in ein mögliches Profitum mangels
finanzieller Perspektive auf. Nationale Spitzenspieler und
Idole hätten jedoch ohne Zweifel große Auswirkungen auf die
Popularität des Schachsportes in Deutschland.
Umfrage:
Wir fragen:
Sind Sie als Schachfan mit der gegenwärtigen Situation in
der Bundesliga zufrieden? Finden Sie es richtig, dass
ausländische Spieler Deutschen vorgezogen werden, weil sie
entweder kostengünstiger spielen oder aber spielstärker
sind? Oder würden Sie sich lieber mehr einheimische Spieler
oder deutsche Talente in den Mannschaften wünschen? Soll die
Bundesliga mit ihren Vereinen der Förderung des deutschen
Nachwuchses dienen, indem sie Spielmöglichkeiten und
finanzielle Angebote bietet? Gibt es noch andere wichtige
Aspekte, die in der Einleitung nicht zur Sprache kamen?
Ihre Meinung zählt!
Schicken Sie uns ihre Argumente Pro oder Contra per eMail
zu - Adresse:
umfrage@chessbase.de
Eine repräsentative Auswahl der eingegangenen Leserbriefe
zu diesem Thema werden wir in Kürze hier veröffentlichen
(Kürzungen vorbehalten)
Unter allen namentlich gekennzeichneten Einsendungen, die
bis zum 20.Oktober 2007 eingegangen sind, verlosen wir drei
Fritz9-Programm mit Kasparov-Autogramm. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen.
Statistik 2007/2008:
1.Liga: Top acht Vergleich
0 deutsche Spieler in den Top
acht |
Baden-Baden, Remagen,
Trier |
1 deutschen Spieler |
Wattenscheid, Mülheim-Nord,
Eppingen, Zehlendorf |
2 deutsche Spieler |
Bremen, Tegernsee |
3 deutsche Spieler |
Solingen, Godesberg,
Katernberg |
4 deutsche Spieler |
Hamburg, Kreuzberg |
5 deutsche Spieler |
Bindlach, Erfurt |
35 deutsche Spieler von 128 in den Top Acht
1.Liga: Top 14 Vergleich
2 deutsche Spieler in den Top
14 |
Trier |
4 deutsche Spieler |
Baden-Baden, Remagen |
5 deutsche Spieler |
Mülheim Nord, Bremen |
6 deutsche Spieler |
Zehlendorf |
7 deutsche Spieler |
Wattenscheid, Solingen,
Katernberg, Tegernsee, Eppingen |
8 deutsche Spieler |
Bindlach,
Godesberg |
9 deutsche Spieler |
Kreuzberg, Hamburg |
11 deutsche Spieler |
Erfurt |
106 deutsche Spieler von 224 Spielern der Top 14
Zweite Liga
Die Vereine mit weniger als 50% Deutsche in den Top acht in den Zweiten Ligen.
1 deutscher
Spieler in den Top acht |
Bann (2.BL Süd), Schwegenheim
(2.BL. Süd), Emsdetten (2.BL West), Plettenberg (2.BL West), Gerresheim
(2.BL West), Passau (2. BL Ost) |
|
|
3 deutsche
Spieler
|
Baden-Baden II (2.BL. Süd),
Griesheim (2.BL West), Nickelhütte (2.BL Ost), Preetz (2.BL Nord) |
|
|
Literatur:
Riedl, L. /Cachay, K.
Bosman-Urteil und Nachwuchsförderung
Auswirkungen der Veränderung von Ausländerklauseln und
Transferregelungen auf die Sportspiele
Hofmann Verlag: Schorndorf 2002
ISBN: 3778009117
Preis: 25,80
http://www.uni-bielefeld.de/sport/arbeitsbereiche/ab_iii/literatur/bosman.html?__xsl=/templates/print.xsl