
ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Die Gewinner der Verlosung: Ulf Engel, Michael Busch, Bernd Schuller (die Gewinner wurden benachrichtigt).
Umfrage zur Bundesliga:
Wir fragen:
Sind Sie als Schachfan mit der gegenwärtigen Situation in
der Bundesliga zufrieden? Finden Sie es richtig, dass
ausländische Spieler Deutschen vorgezogen werden, weil sie
entweder kostengünstiger spielen oder aber spielstärker
sind? Oder würden Sie sich lieber mehr einheimische Spieler
oder deutsche Talente in den Mannschaften wünschen? Soll die
Bundesliga mit ihren Vereinen der Förderung des deutschen
Nachwuchses dienen, indem sie Spielmöglichkeiten und
finanzielle Angebote bietet? Gibt es noch andere wichtige
Aspekt, die in der Einleitung nicht zur Sprache kamen?
Ihre Meinung zählt! Schicken Sie uns ihre Argumente Pro oder Contra per eMail
zu - Adresse:
umfrage@chessbase.de
Bisher eingegangene Meinungen:
Ich glaube, dass ich gerade zu dieser Umfrage einiges sagen kann. Es ist allerdings nicht mit einigen Sätzen getan; ist das Problem zu komplex und liegt viel tiefer.
Bevor ich zu meinem Anliegen komme, möchte ich mich zuerst kurz vorstellen. Ich bin 56 Jahre alt und habe drei Kinder. Unser Sohn Falko wurde erst vor kurzem jüngster deutscher Großmeister (aller Zeiten!) und hat den Deutschen Schachbund bei zahlreichen internationalen Meisterschaften vertreten. Seit meiner Jugendzeit bin ich ehrenamtlich im Schachsport tätig; viele Jahre arbeitete ich im Präsidium des Schachverbandes Sachsen als Referent für Leistungssport (mehr als zwanzig Deutsche Meister) aktiv mit. Immer noch bilde ich sächsische Trainer aus und gewinne an Schulen Kinder für unseren Schachsport; betreue zwei Arbeitsgemeinschaften an einer Grundschule und an einem Gymnasium in Zittau.
Meine Antwort beruht auf wissenschaftlich begründete Erfahrungen unserer östlichen Nachbarn; untermauert sind diese durch zahlreiche Gespräche mit ausländischen Trainern und Funktionären (insbesondere aus Polen, Russland und Ukraine) und dem Studium der Organisationsform dieser Länder und vieler Trainingsunterlagen. Trotz gewisser Fortschritte, die im Wesentlichen durch die Weltmeistertitel von Elisabeth Pähtz, Lara Stock und Arik Braun bestimmt sind, zählt Deutschland nicht zu den Spitzenländern im Schach. Daran können auch die anderen Erfolge junger Spieler (Jugendolympiamannschaft) und vereinzelt erreichter Erfolge der Nationalmannschaft nichts ändern. Das war einmal anders, als vor 100 Jahren Lasker, Tarrasch, Paulsen, Schlechter, Spielmann und viele andere das Niveau der Weltspitze mitbestimmten oder waren. Die „Unsterbliche“, die „Immergrüne“ und siebenundzwanzig Jahre deutscher Weltmeister zeugen von deutscher Schachspielkunst.
In der Weltrangliste liegt unser Bester Arkadij Naiditsch (lettischer Nationalität) an Platz 52. Danach kommen Igor Khenkin (94), Alexander Graf (106) und immer noch Altmeister Robert Hübner (133) ehe mit Platz 182 der durch das Fördersystem gelaufene Jan Gustafsson gesetzt ist. Immerhin liegen 22 Länder vor Naiditsch und mehr als dreißig vor unseren nächsten Spielern
Antwort:
Deutsche Schachtalente haben gar keine Chance als Nachwuchsspieler (bis 20 Jahre) in die Nähe von Bundesligamannschaften zu kommen. Bisher sind diese Talente an einer Hand abzuzählen.
Die Ergebnisse der Nachwuchstitelkämpfe zeigen, dass immer mehr Spieler Länder, und nicht nur die besten, immer frühzeitiger mit dem Schachspielen beginnen. Der Vorsprung sehr vieler Länder vor Deutschland in fast allen Altersklassen ist (mit den genannten Ausnahmen) sehr groß.
1. Der Hauptgrund ist der verspätete Beginn der schachlichen Betätigung. Der DSB und seine Führungsorgane interessieren sich nicht für den Nachwuchsleistungssport. Der Referent für Leistungssport und die KL (sind zwar aktiv) haben keine Möglichkeit etwas zu verändern; werden als „Feigenblatt“ verwendet.
2. Die Verantwortung für die Arbeit mit der Jugend einschließlich der Meisterschaften wird der Deutschen Schachjugend überlassen. Die Verantwortlichen der DSJ lehnen eine organisierte Arbeit mit Kindern unter acht Jahren (U8) ab. („Der Bock zum Gärtner gemacht!“)
3. Es gibt keinen einheitlichen Plan zur langfristigen Entwicklung junger Schachtalente; immerhin dauert eine solche Entwicklung (es liegen Erkenntnisse vor!) bis zum Großmeister rund zehn und bis in die Weltspitze sechzehn Jahre. Der entscheidende Schritt muss bis zum 18.Lebensjahr geschehen sein. (Und die Psychologie ist absolut „unterentwickelt“; ein vierter Punkt.)
Erläuterungen:
· Alle Länder um Deutschland herum führen U8-Meisterschaften durch. Vor einigen Jahren brachte der Erfahrungsaustausch mit Frankreich auch nicht die erhoffte Schlussfolgerung, wie eine U8-Meisterschaft (und auch die Mannschaftsmeisterschaften) zu organisieren sind. Ein Spiegelinterview (2002) mit Kasparov, der mit fünf Schach erlernte (ist ja selbstverständlich), indem der weltbeste Spieler Schach als Schulfach forderte, und das Interview des Nachwuchsverantwortlichen von Russland, GM Yanovsky, der eine vierstufige U8-Meisterschaft als Grund für das rasche Nachwachsen von starken Talenten angibt, beweisen, dass wir noch viel Nachholbedarf haben. (Das Interview als Word-Dokument...).
· Ich meine folgenden Satz nicht negativ gegen junge Menschen bezogen, ich übergebe auch gern jungen Menschen Verantwortung. Aber Rechenschaft und Kontrolle sind dabei wichtige Hilfsmechanismen. In unserem Schachbund dürfen also junge noch unerfahrene Schachfunktionäre (zumindest für das Problem des Leistungssports) entscheiden, wann Kinder eines Landes in einer U8-Meisterschaft antreten dürfen, wie die Deutschen Meisterschaften ausgetragen werden oder auch welche Mannschaftsmeisterschaften es gibt.
· Ein gleichartiges Problem ist das der Meisterschaft selbst. Einer der in Russland beliebtesten ausländischen Schachmeister vergangener Jahre ist Rudolf Spielmann. Er hat sich nach dem 1.Weltkrieg über das Gebaren zur Organisation von Meisterturnieren öffentlich aufgeregt. (R.Spielmann, Portrait des Schachmeisters in Text und Partien, „Die Meisterei“ S.44 ff, Verlag H.-W. Fink) Leider auch damals ohne großen Erfolg. Unsere Meisterschaften (Nachwuchs- Einzel und Mannschaften- aber auch die der Erwachsenen) haben dieses Wort nicht unbedingt verdient. Die Qualifikation zur Meisterschaft und die Qualität der Turniere ist aufgrund der Größe ungenügend. Die Austragungsart ist für Jugendspiele sehr imposant, für eine Meisterschaft nur ablenkend auf das Niveau der Partien.
In den Mannschaftsaufstellungen der Bundesliga sind vor allem junge ausländische „Talente“, die bereits im jugendlichen Alter den Großmeistertitel errungen haben. Dass diese nicht nur aus Russland oder der Ukraine kommen, zeigen auch solche Länder wie Polen und Tschechien. Die Ursache ist, dass die meisten Talente in den anderen Ländern schon in sehr jungen Jahren auf nationalen Meisterschaften ihre Kräfte messen können. In einigen der Länder gibt es sogar schon Bestenermittlungen im Vorschulalter. Und dann treffen Sie bereits auf die besten Trainer. Das wäre ein weiteres Thema ...
Schlussfolgerung:
Mir ist sehr wohl klar, wie schwer es ist, eingefahrene Gleise „abzubauen“, ein über Jahre gewachsenes bewusstes oder unbewusstes „Zusammenspiel“ von DSB-Funktionären aufzulockern und dem schachlichen Ansehen Deutschlands wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Bestimmt gehört auch eine Veränderung der Bundesliga dazu (50/50 und Pflicht-Jugendbrett). Vielleicht gelingt dem neuen Präsidenten eine Änderung?! Das Beispiel von Jürgen Klinsmann zeigt die Möglichkeiten neuer Ideen!
Oswald Bindrich
Wir fragen: Sind Sie als Schachfan mit der gegenwärtigen Situation in
der Bundesliga zufrieden?
Nein. Ich erwarte, dass die höchste Liga einer Sportart zur Talentförderung
beiträgt.
Finden Sie es richtig, dass ausländische Spieler Deutschen vorgezogen
werden, weil sie entweder kostengünstiger spielen oder aber spielstärker
sind?
Nein. Ich finde ein, maximal zwei Spieler mit Wohnsitz nicht in der BRD
angemessen.
Oder würden Sie sich lieber mehr einheimische Spieler oder deutsche
Talente in den Mannschaften wünschen?
Ja, vor allem deutsche (d.h. Wohnsitz in der BRD, die Herkunft ist egal)
Talente. Es ist eine Schande, wie wenig Topspieler der Deutsche Schachbund
in einem Land mit über 80.000.000 Einwohnern und über 100.000 organisierten
Schachspielern hervorbringt.
Soll die Bundesliga mit ihren Vereinen der Förderung des deutschen
Nachwuchses dienen, indem sie Spielmöglichkeiten und finanzielle Angebote
bietet?
Ja. Spielmöglichkeiten sind wichtig. Aber auch die Möglichkeit, zumindest
teilweise von seiner Sportart leben zu können. Ein intelligenter Mensch kann
sicher fast immer anderswo mehr Geld verdienen. Aber um IM oder GM werden zu
können, auf Hartz IV oder wohlhabende Eltern angewiesen zu sein, verlangt
etwas viel Idealismus.
Gibt es noch andere wichtige Aspekt, die in der Einleitung nicht zur
Sprache kamen?
Ein Großteil des Geldes sollte in die Förderung des Nachwuchses fließen.
Dieses Geld kann durch Startgebühren für Erst- und Zweitliga-Mannschaften
erhoben werden. Es sind Vollzeittrainer für den Nachwuchs einzustellen, egal
ob aus Osteuropa oder Deutschland. Diese sollen erfolgreich arbeiten, d.h.
talentierte junge Spieler und Spielerinnen so weit wie möglich an die
Weltspitze heran führen. Dazu brauchen diese Trainer für sich selbst eine
Perspektive, sprich einen zumindest mittelfristig sicheren Arbeitsvertrag.
Zu meiner Person:
47 Jahre, gelegentlicher Verbandsligaspieler für Möhnesee (NRW).
Matthias Seibt
Eine Quote von mindestens drei Spielern aus Deutschland in der eingesetzten Mannschaft in der Bundesliga halte ich für wünschenswert. Sonst kommen einheimische Spieler zu kurz. Schachfans dürften rein ausländische Mannschaften auch wenig interessieren.
Nicht besonders überraschend haben hehre bis radikale
Forderungen und Patent-Lösungen Hochkonjunktur bei Umfragen wie der
aktuellen von ChessBase, insbesondere wenn es sich um Fragen aus der
Kategorie: „Sind Sie für Regen oder Sonnenschein?“ handelt („Soll die
Bundesliga mit ihren Vereinen der Förderung des deutschen Nachwuchses
dienen, indem sie Spielmöglichkeiten und finanzielle Angebote bietet?“)
Kommt hinzu, dass Lösungsvorschläge dann besonders leicht fallen, wenn sie
zwar mit Ausgaben verbunden sind, für die man aber selber nicht aufzukommen
hat.
Angelpunkt dieser Umfrage wie der schon seit Jahren geführten Diskussion ist
die Behauptung, die steigende Zahl der Ausländer in der Bundesliga behindere
die Entwicklung deutscher Talente. Dass alte Bundesliga-Haudegen diese
Behauptung besonders gerne aufstellen, verwundert nicht, denn für sie geht
es natürlich nicht so sehr um Nachwuchs- als um Eigenförderung – und
deswegen verändern sich Stellungnahmen wie die von Gerald Hertneck über die
Jahre so wenig, dass sie vermutlich als Textbaustein im Laptop zur
allfallsigen Versendung abgespeichert sind.
Erstaunlicher ist da schon, wie hartnäckig Fakten und Entwicklungen
ignoriert werden von denjenigen, die solche Eigeninteressen nicht haben.
Halten wir also zunächst fest: Bindrich, Braun, Huschenbeth, Kritz, Meier
sind erstens doch wohl zweifelsfrei deutsche Talente, sie spielen zweitens
alle bei Bundesligisten und drittens hat es in den letzten Jahren junge
Spieler von solcher Qualität und in solcher Zahl selten gegeben. Dass
trotzdem unverdrossen behauptet wird, die Bundesliga tue nichts für den
Schachnachwuchs, ist jedenfalls rational nicht zu erklären.
Für mich erfreulich ist hingegen die wenn auch nur sachte Bewegung, die in
die Diskussion um die Definition gekommen ist, wer denn nun im Schachsinn
„Deutscher“ ist. Dass der Sitz der Meldebehörde nicht ganz der Weisheit
letzter Schluss ist, scheint sich allmählich herumgesprochen zu haben. Doch
auch die Variante „fester Wohnsitz“ ist nun so definitionsstark nicht, wie
sie lässig benutzt wird. Nehmen wir als Beispiel Levon Aronian: Der wäre
dank seines Wohnsitzes Berlin also Schachdeutscher. Wenn es nun aber eine
armenische Bundesliga gäbe, wäre er dann nach diesem Kriterium dort
Ausländer? Wie man es auch dreht und wendet – Pass- oder Schachdeutscher ist
einfach eine unbrauchbare Kategorie und lädt nur zu miefigen Diskussionen
ein. (Am 34. Spieltag der letzten Saison der Fußballbundesliga trat der VfB
Stuttgart mit einer Mannschaft an, der nur drei Deutsche angehörten. Ich
habe aber von niemandem gehört, die Stuttgarter seien nicht Deutscher
Meister geworden.)
Für viel wichtiger halte ich die Frage der Mehrfachspielberechtigungen.
Damit wird unleugbar die Vereinszugehörigkeit gelockert, gar unkenntlich
gemacht. Dass Werder Bremen sich zwar nicht für den diesjährigen Europapokal
qualifiziert hat, trotzdem aber dort beinahe unsere halbe Mannschaft
mitspielte, ist weder der Öffentlichkeit noch Journalisten zu erklären. Nur
sind auch hier Vorschläge wie: Verbot von Mehrfachspielberechtigungen von
bemerkenswerter intellektueller Schlichtheit. So etwas praktiziert, würde
natürlich die „Ausländer“ vertreiben – aber eben auch die starken deutschen
Spieler, die dann in den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Kroatien etc.
spielen würde – es sei denn, die Bundesliga-Vereine würden schlagartig ihre
Etats vervierfachen können. Denn dass der durchschnittliche Bundesliga-Profi
vom durchschnittlichen Bundesliga-Partiengehalt seinen Lebensunterhalt
bestreiten könnte, kann doch niemand im Ernst behaupten. Der -
wünschenswerte – Status: ein Spieler, ein Verein kann nur dadurch erreicht
werden, dass der Verein dem Spieler so viel bietet (und das müssen nicht
ausschließlich Euros sein), dass selbst der Verzicht auf den einen oder
anderen Euro für ihn attraktiv ist. Dann allerdings, wenn die Spielrei nur
ums Geld zumindest eingeschränkt wird, hat man auch schon ein Stück
Förderung erreicht, kann doch die Zeit für das Turnier X z.B. für gezieltes
Training verwendet werden.
Eine solche Situation zu erreichen, erfordert aber eine gänzlich andere,
unendlich solidere wirtschaftliche Struktur der Schachvereine und würde, eng
damit verwoben, zwingend zu einer – ebenfalls sehr wünschenswerten –
Reduzierung der Anzahl der Erstligavereine führen. Wir bei Werder Bremen
prüfen dazu im Augenblick einige Ideen, von denen wir annehmen, dass sie
sich per Attraktivität und Ausstrahlung durchsetzen werden.
Insgesamt lautet mein Fazit der Debatte, dass es ein bisschen Bewegung gab
und neben aller sachfremden Besserwisserei durchaus anregende Beiträge.
Till Schelz-Brandenburg (SV Werder Bremen)
Ich bin der Meinung, dass bei der vielleicht zu hohen Zahl an ausländischen Spielern auch nach den tieferen Ursachen geforscht werden muß. Man hat diese Spieler ja geholt, weil nicht genug deutsche Spieler von Weltniveau zu haben waren. Dies hat seine Ursache darin, dass Schach in Deutschland nicht so populär und verwurzelt ist wie in z. B. osteueropäischen Ländern. Das Reservoir an Talenten und Begabungen ist sicherlich vorhanden, es kommt aber dem deutschen Schach nicht zugute. Langfristig wird der DSB und auch die Schachbundesliga nicht drum herum kommen, den Schwerpunkt in den Kinder- und Jugendbereich zu legen. Kurzfristig bin ich auch für eine 50:50 Lösung bei den Mannschaften. Wenn genug gute deutsche Spieler da sind, wird sich von selbst ein Gleichgewicht einpendeln.
Markus Heiden
Es ist doch egal, ob der Spieler einer Mannschaft für die er spielt Ausländer ist im Sinne eines nicht deutschen Passes, oder aus Bayern kommt und in Norddeutschland spielen will. Von einer Zugehörigkeit zum Verein kann allein durch einen deutschen Paß noch lange keine Rede sein.
Als Lübeck in der 1. Liga gespielt hat, haben sich auch deutsche Großmeister aller Orten bei uns beworben und Gehaltsforderungen gestellt die den ausländischen Spitzenspielern nahe kamen. Daß da die Entscheidung dann nach Spielstärke gefallen wurde ist doch nicht verwunderlich. Das Problem ist also nicht der ausländische Spieler selbst, sondern auch die Hohe Forderung deutscher Spieler die einen höheren Lebensstandard finanzieren wollen und müßen. Ein Lübecker Angebot an einen (...) Spieler wurde dankend abgelehnt, da er keine 15 Spiele zugesichert bekam und dann auf Turnieren mehr verdienen würde. Wie viele Turniere der Spieler gewonnen hat seit dem, kann an einer Hand abgezählt werden.
Ein Vergleich aus der Automobilindustrie sei mir gestattet. Deutschland ist einer der größten Automärkte der Welt in dem Japaner, Franzosen und Italiener mit ihre Hauptmärkte haben. Warum, weil fürs gleiche Geld mehr geboten wird, im Vergleich zu deutschen PKW's.
Unberührt bleibt natürlich das Problem der Jugendförderung. Meiner Meinung nach würde aber eine Ausländerbeschränkung hier evt. sogar negativ wirken. Immerhin sind es die ausländischen Stars, die Publikum und "Sponsoren" anziehen, so daß Geld überhaupt nur dann fließt, wenn die Sache durch diese Spieler interessant wird. Von diesem Geld für die "Stars" sollte dann allerdings auch etwas für die Förderung übrig sein. Alles in allem eine schwierige Diskussion die nun schon lange Jahre dauert. Jegliche Reglementierung der Nationalitäten würde aber das Schach in der öffentlichen Wahrnehmung wieder zurückwerfen, wenn es diese überhaupt gibt.
Und damit auch wieder Förderungsmöglichkeiten verschlechtern...
Torben Denker
Ich bin prinzipiell der Meinung, dass die Anzahl der
Nicht-Deutschen-Spieler nicht begrenzt werden sollte. Dieser Satz zieht aus
meiner Sicht allerdings einige ABER nach sich.
Zum einen halte ich es nicht für sinnvoll und sportlich für vollkommen
uninteressant, wenn Spieler in mehreren Landesligen gleichzeitig spielen
können. Diese Regelung hebelt in meinen Augen den Begriff "Mannschaft" aus.
Bei einer Spielberechtigung für nur einen Verein weltweit müßten sich starke
Spieler entscheiden, ob sie in der Bundesliga spielen möchten oder doch
einen Verein im Ausland vorziehen, der ggf. besser zahlt. Folglich wären
dann viele deutsche Spieler mehr in den Stammmannschaften.
Ein weiterer Punkt, ist, dass die momentane Kaderregelung zu einer weiteren
Konzentration nicht-deutscher Spieler führt. Von der Tatsache einer starken
Wettbewerbsverzerrung abgesehen führt die Kaderregelung dazu, dass
Bundesligavereine Spieler in der zweiten Mannschaft "parken" können, die zum
Einsatz kommen, wenn die hochdotierten ausländischen Spitzenspieler nicht
greifbar sind.
Wenn dies endlich abgeschafft würde, müßten die Vereine sich entscheiden, ob
sie einen ausländischen GM melden, der ggf. nicht zum Einsatz kommt oder
einen ggf. deutschen Spieler, der alle Runden spielen würde.
Thomas Berens
Wir fragen: Sind Sie als Schachfan mit der
gegenwärtigen Situation in der Bundesliga zufrieden?
Nein. Ich erwarte, dass die höchste Liga Deutschlands auch anstrebt die
beste Liga der Welt zu sein.
Finden Sie es richtig, dass ausländische Spieler Deutschen vorgezogen
werden, weil sie entweder kostengünstiger spielen oder aber spielstärker
sind?
Na klar, weil mir das "Bezirksklasse-Ost-Denken" am A... vorbei geht.
Oder würden Sie sich lieber mehr einheimische Spieler oder deutsche
Talente in den Mannschaften wünschen?
Ja, wenn es denn Talente sind. Es ist eine Schande, wie wenig Topspieler der
Deutsche Schachbund in einem Land mit über 80.000.000 Einwohnern und über
100.000 organisierten Schachspielern hervorbringt. (-> siehe
"Bezirksklasse-Ost-Denken".)
Soll die Bundesliga mit ihren Vereinen der Förderung des deutschen
Nachwuchses dienen, indem sie Spielmöglichkeiten und finanzielle Angebote
bietet?
Ja. Aber ich befürchte in Deutschland will sich niemand auf die unsichere
Variante sich in die Top Ten der Welt zu kämpfen einlassen. Siehe
Tennis...Welche Rolle spielt die deutsche Nationalmannschaft in der Welt?
Genau, eine drittklassige - wenn nun alle ausländischen Spieler die
Bundesliga verlassen, dann hat man jetziges Oberliga-Niveau. Und wenn
deutsche Schachspieler nur gegen deutsche Schachspieler spielen, dann glaubt
zu Schluß der beste deutsche Schachspieler, das er sehr gut schachspielen
kann...
Gibt es noch andere wichtige Aspekt, die in der Einleitung nicht zur
Sprache kamen?
Im Moment kann man in der Bundsliga den Weltmeister sehen, aber das ist ja
uninteressant, weil er kein Deutscher ist.
Aber natürlich ist hier einiges überspitzt formuliert.
Werte deutsche Schachfans! Bei unserem Verein (SV
Ybbs Nieder-Österreich) hat sich dieses Thema von selbst erledigt.
Wir spielten vor 20 Jahren in der höchsten österr. Spielklasse (damals ohne
Ausländer) u. später mit einem Slowaken einige Jahre in der 2.Bundesliga.
Dann konnten wir mit dem Ausländerboom finanziell nicht mehr mithalten u. so
spielen wir heute in einer unteren Klasse mit eigenen Leuten u. Freude u.
statt des jährlichen Defizits haben wir jetzt Geld für eine
Meisterschaftsfeier im Sommer u. eine Weihnachtsfeier.
Wir haben wieder talentierte Jugendliche u. viele andere Spieler, die früher
nicht mehr zum Zuge gekommen sind, spielen wieder am Vereinsabend. Hätten
wir weiter hochgestapelt, wären wir vielleicht schon aufgelöst.
Fazit: Wer sich die Legionäre leisten will, bitte schön, aber der Nutzen davon steht selten im Vergleich zum Schaden für den Verein, wenn Sponsoren abspringen.
Hubert Koller
Die Mehrfachspielberechtigung kann nicht damit begründet werden, dass Schach ein Einzelsport ist oder dass Profi-Schachspieler mehrfache Verdienstmöglichkeiten benötigen.
Zunächst einmal ist Schach in Mannschaften kein Einzelsport, jedenfalls nicht in den unteren Klassen und in den Vereinen, in denen ich gespielt habe bzw. spiele. Es wird mit dem Mitspieler mitgefiebert, es wird teilweise anders gespielt (mannschaftsdienlich), und es wird später analysiert. Wenn das die Profis und ihre Fürsprecher anders sehen, dann zeigt das nur deren "merkwürdiges Verhältnis" zum Mannschaftssport Schach. Warum spielen die Profis dann überhaupt in Mannschaften?
Es geht daher einzig und allein und nur ums Geld. Dann - liebe Profis - sagt es auch einmal selbst so deutlich. Und versteckt euch nicht hinter fadenscheinigen Begründungen und Funktionären.
Dabei sind mir die Verdienstmöglichkeiten von Schach-Profis herzlich egal. Wer "nur" ein mittelmäßiger GM ist, muss eben, wenn seine Leistungen nicht zum Broterwerb reichen, seine Profikarriere beenden und arbeiten gehen. Wie in jeder anderen Sportart auch.
Und warum darf ich als Amateur nicht das, was die Profis dürfen? Nämlich auch in mehreren Mannschaften spielen. Wenn ich in Rheinland-Pfalz spiele, warum kann ich dann nicht zusätzlich noch in Hessen oder in Berlin oder sonstwo spielen? Wettbewerbsverzerrungen gibt es da weniger, als beim Profi. Denn in den Klassen, in denen ich spiele, sind Spiele zwischen Vereinen verschiedener Landesverbände eher selten. Nicht so beim Profi!
Eine solche Mehrfachspielberechtigung ist aber im Schachbund grundsätzlich verboten. Mit welcher Begründung? Weil ich von meinen Spieleinsätzen nicht leben muss?
Michael Savoric
Glücklicherweise, meine Frau sagt leider, bin ich ein, wie einige Poster meinen, von Ehrgeiz zerfressener Sponsor, der in der 1. Österr. Bundesliga mit meiner Mannschaft " Holz- Dohr" um den Titel mitspielen will. Nur so einfach ist das auch wieder nicht zu sehen.
Schon vor ca. 20 Jahren spielte ich noch selbst in der 1.Bundesliga. Unser Mannschaft, die sich im guten Mittelfeld hielt, würde heute mit Bomben und Granaten absteigen. Das Niveau hat sich also deutlich gesteigert. Sicher nicht zum Nachteil des österreichischen Schachs. Gab es damals einen Großmeister Robatsch und einige handverlesene IM, so hat sich die Spitze wie auch die Breite wesentlich verbessert. Meine Mannschaft beschäftigt Spieler aus 7 Nationen. Was kann besser den Leitspruch "Gens una sumus" unterstreichen?
Österreichischen Spitzenspielern wird sicher kein Platz weggenommen. Von den Top 20 Spielern finden sich gerade 7 (sieben) in den Startaufstellungen der 1. Bundesliga! Es ist halt leichter, wahrscheinlich nicht schlechter bezahlt, sich in der 2. Liga oder in noch tieferen Klassen zu messen und seinen Ruhm zu mehren. Auch darf man nicht vergessen, daß Schachspieler in Österreich (und auch wahrscheinlich anderswo) von einem Auftritt in einem Verein einfach nicht leben können. Sie sind als Profis gezwungen, sich ihren Lebensunterhalt in mehreren Förderationen zu verdienen.
Einige meiner Spieler kenne ich seit vielen Jahren und habe dadurch mehr als eine sportliche Beziehung aufbauen können. Es wäre ausgesprochen unfair und gegen bestehendes Erwerbsrecht diese Menschen einfach vor die Türe zu setzen. Abgesehen davon hat sich noch immer im Leben auf Dauer Klasse durchgesetzt.
Mit künstlichen Beschränkungen verstärken wir meiner Meinung nach nur Inzucht.
Alexander Dohr
Ich stimme nicht in allen Punkten mit Raimund Klein vom SV Werder Bremen (veröffentlicht am Freitag 12.10.) überein. Aber seinen Argumenten zur internationalen Vereinsbindung ist kaum etwas hinzuzufügen. Nur soviel: In meinem Verein spielen einige deutsche Spieler, die auch in den Schweizer Ligen aktiv sind. Wenn diese bei sich überschneidenden Terminen wegen finanzieller oder die Spielstärke betreffender Anreize lieber in der Schweiz spielen, schlägt das im Verein wegen des Aufrückens bis in die letzte Mannschaft durch. Damit ist es eben nicht mehr nur ein Problem der Bundesligen...
Wolfgang Schmidt
Dienstag, 16.10. veröffentlicht:
Es darf einfach nicht sein, dass Spieler in mehreren Mannschaften gemeldet werden und somit für mehrere Vereine spielen. Zusätzlich würde ich eine Ausländerquote von 50% pro Mannschaft befürworten. Das müsste ausreichen um wieder eine "richtige" Bundesliga miterleben zu können. Bei der deutschen Einzelmeisterschaft dürfen doch auch nur Spieler mitspielen, die für Deutschland gemeldet sind und spielen. Das ist nach meiner Meinung auch vollkommen richtig. Deswegen gehören in die Bundesligamannschaften auch mindestens 50% "deutsche" Spieler pro Mannschaft.
Die Schachvereine sollten als oberstes Ziel haben, die "eigene" Jugend (Damit sind Jugendliche Wohnhaft in der Region des Vereines gemeint. Nationalität unwichtig) zu fördern. Da sollte das Geld rein gesteckt werden. Hier muß und kann noch sehr viel bewegt werden und wir nutzen noch zu wenig von all diesen Möglichkeiten. Auf der einen Seite wird gejammert, dass es keine deutschen unter den Top 20 gibt aber auf der anderen Seite tut man in Richtung Jugendarbeit noch viel zu wenig. Das vorhandene Geld der Vereine wird nach meiner Meinung falsch eingesetzt und deswegen tut sich im Schach, was deutsche Top Spieler angeht, noch viele Jahre lang nichts. Schade!
Vincenzo Giacopelli
Eigentlich habe ich keine Beziehung zum Fußballclub Karlsruhe. Es freut mich
aber sehr, dass Sie
(zumindest zur Zeit noch) groß aufspielen und den 2. Platz in der Tabelle
belegen. Ich freue mich
deshalb so sehr, weil der Verein sich (fast) ausschließlich für deutsche
Spieler ausgesprochen hat.
Die Vereinsführung des KSC sieht dies auch als besondere Förderung des
deutschen Fußballs.
Dem deutschen Schach würde des m.E. auch sehr gut tun, wenn man die Zahl der
Ausländer auf
50 % beschränken würde. Sicherlich muss dann klar definiert werden, wer
unter dem Begriff Ausländer fällt. Wenn sich dann erst mal die Verhältnisse
normalisiert haben, werden sicherlich noch
mehr Zuschauer (trotz Fehlens vieler Weltklassespieler) zu den Wettkämpfen
kommen, weil sie nun
ja "Ihre Leute" sehen können.
Hans Lotzien, Mitglied des Godesberger SK
Zuerst will ich hier auf den Vergleich zum Fußball eingehen: der hinkt aus zwei Gründen. Erstens hat ein Fußballprofi 34 Saisonspiele + DFB-Pokal, Europapokal und Länderspiele (vermutlich sind etwa 50% der Bundesligaprofis Nationalspieler), also insgesamt die Spitze so etwa 50 Spiele, die zeitlich nicht vereinbar sind. Der Schachbundesligaspieler hingegen hat 15 Spiele, die an 8 Wochenenden stattfinden. Zweitens ist Schach, auch wenn in Mannschaften gespielt, immer noch Individualsport.
Ein Anand kann sich auf sein nächstes Bundesligaspiel gegen Aronian in Baden-Baden kaum besser vorbereiten als in Neu-Delhi, Moskau oder Timbuktu, so lange er seinen Trainer dabei hat. Beim Fußball hingegen müssen Lauf- und Passwege einstudiert werden, so dass ein Engangement in verschiedenen Ligen aufgrund des Trainingsaufwandes fast unmöglich ist.
Bei der Diskussion über Ausländerbeschränkung muß ich mich doch erst einmal fragen, wo das Problem überhaupt herkommt. Ich denke, es handelt sich dabei um ein gesellschaftliches Problem: Das 13-jährige brasilianische Kind spielt mit seinen Kumpels Fußball, das 12-jährige russische Kind Schach, genau das, was ich vor 25 Jahren in dem Alter auch gemacht habe. Das gleichaltrige deutsche Kind spielt Nintendo, PS-2 (...)
Doch nun zur gestellten Frage: ich denke, eine Ausländerregelung würde hier einen Run auf deutsche Passämter hervorrufen, viele Titelträger aus der ehemaligen Sowjetunion würden sich an ihre deutschen Großeltern erinnern. Ist auch nicht das, was wir wollen. Außerdem zeigen doch gerade die jüngsten Erfolge, sowohl von Georg Meier und Sarah Hoolt bei der Jugend-WM als auch das hervorragende Auftreten des 15-jährigen Niclas Huschenbeth bei der Vereinseuropameisterschaft, der hintereinander zwei Großmeister umgelegt hat, dass auch hier Potenzial vorhanden ist.
Eine Reglementierung wäre ein Hohn, weil dann deutsche Spitzenspieler derart umworben wären, dass ein Deutscher mit 2600 höher bezahlt wäre als ein ausländischer 2700er.
Zum Schluß möchte ich mich als 2. Vorsitzender einer der "gebranntmarkten" Vereine äußern: Wir, der SC Schwegenheim, haben tatsächlich unter den ersten acht Brettern nur einen deutschen Spieler gemeldet; die Bretter 9-14 sind jedoch komplett mit deutschen Spielern besetzt. Wenn man nun das schon häufig zitierte Argument bringt, dass Spieler in mehreren Ligen spielen, so kann man davon ausgehen, dass bei uns ständig mindestens drei deutsche Spieler im Einsatz sind, und das ist ja das, was zählt.
Wir sind ein kleiner Verein in der Südpfalz, der vor acht Jahren mit der ersten Mannschaft in der Bezirksklasse gespielt hat und seitdem durch konsequente Verstärkung und sieben Aufstiege in der 2. Bundesliga angekommen ist. Hierbei ist recht schwierig, deutsche Spieler für Einsätze in den unteren Klassen zu bewegen.
Was hat sich bei uns verändert? Durch die erhöhte Medienpräsenz haben wir natürlich einen erhöhten Fokus in der Öffentlichkeit, der uns den einen und anderen Schachspieler zugespült hat, so dass wir statt 2 Mannschaften vor 8 Jahren inzwischen 5 Mannschaften an die Bretter bringen. Weiterhin haben wir natürlich auch einen Bekanntheitsgrad bei Nicht-Schachspielern erreicht, so dass wir in Zusammenhang mit unserem an Allerheiligen stattfindenden Jugendturnier (zu dem alle wieder herzlich eingeladen sind) eine 10-15-köpfige Jugendabteilung aufbauen konnten.
Fazit: Sollte unser Konzept, mit ausländischen Spielern zu arbeiten, irgendwann mal auseinanderfallen, was durchaus passieren kann, wie man zuletzt wieder bei Plettenberg gesehen hat, so hat sich der Einsatz doch dahingehend gelohnt, dass wir neben dem Bemühen um den Spitzensport nicht vergessen haben, unseren Verein auf eine breitere Basis zu stellen, was ohne den Spitzensport höchstwahrscheinlich nicht gelungen wäre.
Richard Sommer
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Mehrheit sich für eine begrenzte Ausländerzahl einsetzt, die um die 50% liegt. Starke ausländische Spieler machen die Liga schlicht und einfach attraktiv und bieten den deutschen Spielern Möglichkeiten, sich mit ihnen zu messen und ihre Spielstärke zu verbessern. Man sollte die letzten beiden Punkte allerdings nicht überbewerten, da es nur eine handvoll Spiele sind – auf internationalen Turnieren spielt man insgesamt gegen eine deutlich größere Anzahl von guten Spielern. Ich persönlich würde eine Begrenzung bei fünf Nichtdeutschen ziehen, da damit der ‚Glanz’ der Liga erhalten bleibt und dennoch deutsche Talente gefördert werden können - inwiefern das rechtlich möglich ist, kann ich leider als Nichtjurist nicht beurteilen. Dadurch würden die Vereine allerdings gezwungen werden, ausreichend Jugendarbeit zu betreiben.
Die Beschränkung der Spieler auf einen Verein wie z.B. im Fußball halte ich nicht für sinnvoll, da finanziell komplett andere Zustände vorliegen. Einen Anand oder Bacrot wird es weniger stören für ausschließlich einen Verein zu spielen, aber ein durchschnittlicher GM mit 2500-2550 ist mehr oder weniger auf diese ‚Multinationalität’ angewiesen. Für Osteuropäer mag so ein einzelner Verdienst möglicherweise reichen (+ Turniergewinne und Training), aber es gibt auch genug mittel- und westeuropäische Profis, die sich deutlich höheren Lebenshaltungskosten gegenübersehen. Diese Regelung würde meines Erachtens das Profitum in Deutschland eher beschränken als fördern, da es sich für die Spieler noch weniger lohnen würde.
Schach hat leider einen relativ niedrigen Stellenwert in der Gesellschaft und sollte eher durch viel Pressearbeit und Schulschach AGs populär gemacht werden als durch drastische Ausländerbegrenzungen.
Thomas Trella
Wir fragen: Sind Sie als Schachfan mit der gegenwärtigen Situation in der Bundesliga zufrieden?
Nein. Ich erwarte, dass die höchste Liga einer
Sportart zur Talentförderung beiträgt.
Finden Sie es richtig, dass ausländische Spieler Deutschen vorgezogen
werden, weil sie entweder kostengünstiger spielen oder aber spielstärker
sind?
Nein. Ich finde ein, maximal zwei Spieler mit Wohnsitz nicht in der BRD angemessen.
Oder würden Sie sich lieber mehr einheimische Spieler oder deutsche Talente in den Mannschaften wünschen?
Ja, vor allem deutsche (d.h. Wohnsitz in der BRD, die Herkunft ist egal) Talente. Es ist eine Schande, wie wenig Topspieler der Deutsche Schachbund in einem Land mit über 80.000.000 Einwohnern und über 100.000 organisierten Schachspielern hervorbringt.
Soll die Bundesliga mit ihren Vereinen der Förderung des deutschen Nachwuchses dienen, indem sie Spielmöglichkeiten und finanzielle Angebote bietet?
Ja. Spielmöglichkeiten sind wichtig. Aber auch die Möglichkeit, zumindestens teilweise von seiner Sportart leben zu können. Ein intelligenter Mensch kann sicher fast immer anderswo mehr Geld verdienen. Aber um IM oder GM werden zu können, auf HartzIV oder wohlhabende Eltern angewiesen zu sein, verlangt etwas viel Idealismus.
Gibt es noch andere wichtige Aspekt, die in der Einleitung nicht zur Sprache kamen?
Ein Großteil des Geldes sollte in die Förderung des Nachwuchses fließen. Dieses Geld kann durch Startgebühren für Erst- und Zweitliga-Mannschaften erhoben werden. Es sind Vollzeittrainer für den Nachwuchs einzustellen, egal ob aus Osteuropa oder Deutschland. Diese sollen erfolgreich arbeiten, d.h. talentierte junge Spieler und Spielerinnen so weit wie möglich an die Weltspitze heran führen. Dazu brauchen diese Trainer für sich selbst eine Perspektive, sprich einen zumindest mittelfristig sicheren Arbeitsvertrag.
Matthias Seibt, 47 Jahre, gelegentlicher Verbandsligaspieler für Möhnesee (NRW).
(Gute) Argumente sind schon genug genannt, ich bin für 4:4 ! (inkl. mind. 1 Nachwuchs = U23 oder so ähnlich, egal ob deutsch oder nicht).
Niko Dichter
Mich interessieren die Ergebnisse der Bezirksklasse Ost wesentlich mehr als die der 1. Bundesliga.
Rainer Serfling
M. E. ist unter allen bisher genannten Gesichtspunkten das Problem der internationalen Mehrfachspielberechtigung mit Abstand der relevanteste. Wenn man diese sportlich völlig widersinnige Regelung abschaffen würde, könnte man sich einige Jahre in Ruhe anschauen, ob sich das Problem nicht ohne weitere regulative Eingriffe von selbst erledigt.
Ulf Engel
Ich habe 3 Jahre in der 2. Bundesliga Ost in Österreich
gespielt
Es ist schon ein Genuß wenn man starken internationalen Spielern zusehen
kann.
Aber jedes von einem "Ausländer" besetztes Brett hindert einen Inländer zu
spielen.
Das größte Problem ist, viele Vereine können ohne Ausländer nicht eine
Klasse höher spielen ohne ebenfalls Ausländer zu kaufen = Teufelskreis weil
eben gleichstarke Vereine solche Leute einsetzen...
Ein Verein mit nur oder vielen Ausländern hat eben garnix mehr mit der
Ortsbezeichnung des Vereins zu tun...
Martin Zwettler
Freitag, 12.10, veröffentlicht:
Eine interessante Umfrage!
Generell finde ich es sehr traurig welches Dasein die Schach-Bundesliga fristet und selbst an mir als Schachspieler geht die Berichterstattung völlig vorbei, obwohl ich mir die Berichterstattung über internationale Turniere gerne anschaue. Bei der Bundesliga fehlen mir einfach Spannung, Dramatik und ein Verein, mit dem ich mich identifizieren könnte. Oder wie schon Alexander Fuchs schreibt: Nichts ist uninteressanter als die Schach-Bundesliga.
Deutschen-, Frauen-, Kinder- oder sonstige Quoten helfen uns hier nicht weiter. Als Kaufmann habe ich sogar Verständnis dafür, dass kostengünstigere ausländische Spieler vorgezogen werden. Und wenn an den unteren Bretten der Mannschaften dann Deutsche Spieler gegeneinander sollten, hat das auch nicht wirklich etwas mit Nachwuchsförderung zu tun. Eine wirkliche Farce finde ich es dagegen, wenn Spitzenspieler für mehrere internationale Clubs spielen und dann auch nur bei ein oder zwei Spitzenspielen antreten. Da rennt man dann zu einer Veranstaltung und der erhoffte Star ist leider nicht da.
Viele Kinder in meinem Bekanntenkreis begeistern sich dank Fritz und Fertig für das Schachspiel. Auf eine Idee, dass Schach im Verein auch Spaß machen könnte, kommen dagegen die Wenigsten. Weiterhefen würde eine professionelle Berichterstattung über die Bundesliga in der Tagesspresse. Vielleicht durch professionelle journalistisch aufbereitete Pressemitteilungen zu jedem Spieltag, die auch ein „Normalsterblicher“ versteht. Also eine viel größere Inszenierung mit Bildern und sprachlicher Dramatik.
Mein Vorschlag: keine Quoten, aber mehr Geld fürs Marketing und die Jugendförderung, dann kommen auch gute deutsche Spieler, damit auch mehr Sponsoren, was wieder mehr Jungendförderung ermöglicht usw. Das dauert aber Jahre. Kurzfristig sehe ich hier leider gar keine Möglichkeiten.
Michael Busch
Ich möchte als Betroffener zu der Umfrage Stellung nehmen. Mein Name:
Großmeister Hertneck - ich spiele seit 1985/86 in der Bundesliga. Wenn man die Entwicklung Revue passieren lässt, so waren die Verhältnisse in der BL vor 20 Jahren ebensowenig zufriedenstellend wie die heutigen.
Damals war das Bundesliga-Niveau relativ schwach, und lange Zeit durften pro Mannschaftskampf maximal zwei Ausländer (sowie ggf.
"Schachdeutsche") eingesetzt werden. Heute ist es gerade andersrum, sodass man sich z.B. fragt, wieso ein so starker Spieler wie Philip Schlosser sich überhaupt noch im Kader von Baden-Baden nominieren lässt, wenn er nur mit ein paar Einsätzen rechnen kann. Alles fing mit dem unseligen Bosman-Urteil des EUGH an - damals hat man völlig das Augenmaß verloren. Erinnern wir uns: es ging um die Frage, ob ein EU-Profi den heimischen Spielern gleichgestellt wird oder nicht. Aus systematischer Sicht ist nichts dagegen zu sagen, dass freie Berufsausübung innerhalb der EU herrscht. Genau diese hat man dann aber aus politischen Gründen bei der EU-Osterweiterung eingeschränkt (innerhalb gewisser Fristen, die erst kürzlich zum Schutz des westlichen Arbeitsmarkts wieder verlängert wurden). Mit anderen Worten: der normale Berufstätige steht in der EU unter Schutz, der Schachgroßmeister natürlich nicht, denn diese unbedeutende Minderheit hatte noch nie eine Lobby! Die größte Fehlkonstruktion des Urteils war aber die, dass man nicht sauber zwischen "Profis" und "Amateuren" abgegrenzt, und die sportlichen Auswirkungen nicht berücksichtigt hat. Freie Berufsausübung ist eine Sache, Identifikationswert und gesunde Nachwuchsförderung sowie das finanzielle Ausbluten der Vereine im Sport eine ganz andere.
Nun hätte sich der Deutsche Schachbund, der in den 90er Jahren noch die volle Gestaltungshoheit über die Bundesliga hatte, aufgerufen fühlen müssen, zum Schutz der deutschen Spieler und der Bundesligavereine (!) eine vertretbare Ausländerbegrenzung in die Regeln zu schreiben. Das ist natürlich nicht passiert, weil die Schachprofis und leider auch die BL-Vereine beim DSB noch nie eine starke Position hatten, sondern die Profi-Szene in ehrenamtlichen Kreisen oft nur als lästiges Anhängsel gelten. Man schmückt sich zwar gerne mit dem Titel "stärkste Liga der Welt", tut aber nicht allzu viel dafür. Außerdem wollte man das Prozessrisiko nicht tragen, hieß es damals. Wo käme man denn da hin, wenn man zum Schutz der Spieler und Vereine, die man zu vertreten hat, auch noch Prozesse führen müsste? Wie immer lief die Entscheidung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus: einfach die Sache laufen lassen, und die Entwicklung dem Markt überlassen. Diese Position hat dem Image des DSB bei den deutschen Spitzenspielern sehr geschadet, und man muss sich daher nicht wundern, dass viele deutsche Großmeister dem Schach inzwischen mehr oder weniger den Rücken gekehrt haben.
Schließlich ist auch den Bundesligavereinen ein Vorwurf zu machen, da sie sich nie zu einer freiwilligen Selbstbeschränkung der Art "mindestens 50 % deutsche Spieler" durchgerungen haben (vergleichbar zum Beispiel der langjährigen Regelung in Österreich). In dieser Frage stand immer sofort die Drohung der Legionärsteams im Raum "dann ziehen wir unsere Mannschaft zurück". Vielleicht hätte man dies einfach in Kauf nehmen sollen, aber auch dann wäre natürlich eine Klage möglich gewesen, abgesehen davon, dass die Entscheidung wohl gar nicht die DSB-Instanzen passiert hätte. Insofern kann man hier dem langjährigen BL-Vorsitzenden Christian Zickelbein kaum einen Vorwurf machen, dass er das Thema bisher nicht forciert hat. Es gab ja auch andere Sorgen, wie die höchst vordringliche Gründung des Bundesliga e.V., die 14 von 16 Mannschaften befürwortet haben ...
Um die Sache kurz zu machen: gegen eine starke Liga ist sicher nichts zu sagen, solange ein ausgewogenes Verhältnis von deutschen und nichtdeutschen Spielern besteht. Dies ist auch im Sinne einer gesunden Nachwuchsförderung, sowie im rein ökonomischen Interesse, das Geld der Vereine nicht zum großen Teil ins Ausland zu tragen. Solange bei den Verantwortlichen aber keine Vernunft einkehrt, ist es wohl illusorisch, auf Besserung zu hoffen. Ich jedenfalls habe die Hoffnung aufgegeben, aber was zählt schon ein deutscher Großmeister, der seit über 20 Jahren in der Bundesliga spielt!
G. Hertneck
Die gegenwärtige Regelung ist optimal. Die Nationalität der Spieler ist mir völlig gleichgültig. Ich möchte das bestmögliche Schach erleben können und wenn mir dies in Deutschland nicht mehr möglich ist, dann verfolge ich halt die interessanteren Ligen im Ausland, was dem Internet sei Dank, heutzutage kein wirkliches Problem mehr ist.
Wirklich gute Deutsche Spieler wird man nur bekommen, wenn diese sich der stärksten Konkurenz stellen müssen. Das war Teil des Erfolgsgeheimnises des Sowjetischen Schachs, wo sich der Nachwuchs immer gegen härteste Mitbewerber durchsetzen mußte und das ist ein Teil des Mißerfolgsgeheimnisses im Frauenschach, wo die "inzestöse" und widernatürliche Beschränkung auf "niveauniedrigere" fraueninterne Wettbewerbe eine wirkliche Entwicklung vielversprechender Talente verhindert.
Lutz Pinkus
Alle Jahre wieder... wird die Diskussion zur Ausländerregelung (bzw.
gerade eben der nicht vorhandenen) zu Beginn einer neuen Bundesligasaison
angestoßen. Dabei sind die Argumente eigentlich immer dieselben.
Fassen wir erst mal ein paar Fakten zusammen:
1. Die Bundesliga sieht sich selbst gern als stärkste Schachliga der Welt.
Alleine bei der Betrachtung des Baden-Badener Kaders schnalzt der geneigte
Fan ähnlich mit der Zunge wie bei den Fußballern des FC Bayern (um gleich
mal den unumgänglichen Vergleich zu erledigen).
2. Es gibt nicht viele deutsche (= "schachdeutsche") Spieler, die mit dieser
Stärke mithalten können. Abgesehen vom derzeit vereinslosen Hübner sind
diese allesamt in der Bundesliga bzw. einer der 2. Ligen aktiv.
Damit ist bereits klar: Jede Beschränkung des Ausländeranteils bedingt eine
Einbuße bei der Spielstärke.
Damit stellt sich die Frage, welchen möglichen Gewinn man durch eine solche
Regelung hätte.
Das erste Standardargument ist die höhere Identifikation mit dem Verein.
Nur macht ein deutscher Pass niemanden automatisch zu einem Ortsansässigen.
Ein Spieler, der im Ruhrgebiet wohnt, aber für einen Berliner oder
süddeutschen Verein spielt, hat ungefähr den gleichen Bezug zu ebenjenem
Verein wie ein im Ausland lebender. Umgekehrt identifiziert sich ein
Spieler, der zwar einen festen Wohnsitz in der Stadt seines Vereins, aber
z.B. aufgrund bürokratischer Hürden keinen deutschen Pass besitzt,
sicherlich wesentlich stärker mit dem Verein (und dieser sich auch mit ihm).
Das zweite Standardargument ist die Förderung des deutschen Schachs.
Hilft es dem deutschen Schach wirklich, wenn weniger Schachausländer in der
Liga aktiv sind? Wie gesagt, ginge dies zu Lasten der Spielstärke.
Dementsprechend wäre ein Platz in der Liga leichter zu ergattern. Damit
droht der "Island-Effekt": Bekanntermaßen besitzt die skandinavische Insel
die höchste Großmeisterdichte weltweit - wegen der staatlichen Förderung.
Trotzdem gibt es zumindest derzeit keinen Isländer mit einer Elo von über
2600. Warum? Weil das eigentliche Ziel bereits mit dem GM-Titel erreicht
ist.
Wer sich verbessern will, muss sich mit den Besten messen. Erleichtert man
den deutschen Spielern das Erlangen eines Platzes in einer
Bundesligamannschaft, so hilft das bestimmt eben diesen SchachSPIELERN,
jedoch nicht notwendigerweise dem SchachSPORT.
Auch mit dem immer wieder geforderten Pflichtjugendbrett ließe sich
vermutlich wenig erreichen. Die Vereine, die bereits Nachwuchsförderung
betreiben, würden eben ihren besten Jugendspieler dorthin setzen, der aber
an sich eher noch zu schwach für die Liga wäre. Die übrigen würden sich
anderswo einen Spieler herholen. Ob das nun zur Attraktivität der Liga
beitrüge, wage ich zu bezweifeln.
Solange die ausländischen (und im Ausland ansässigen!) Spieler trotz mit
teilweise großer Distanz verbundenen Reisekosten deutlich billiger sind als
die in Deutschland lebenden mit vergleichbarer Spielstärke, solange kann man
keinem Verein einen Vorwurf machen, der diese Sparmöglichkeit wahrnimmt.
Meiner Ansicht nach gäbe es eine verblüffend einfache Lösung, die nur leider
nicht alleine auf nationaler Ebene erreicht werden kann: die internationale
Vereinsbindung. Ein Spieler, der nur noch für einen Verein in entweder
Frankreich oder England oder Deutschland oder etc. spielen darf, verteuert
sich automatisch gegenüber einem, der in allen diesen Ligen gleichzeitig
aktiv sein kann. Somit könnten auch die Stars jeweils nur in einer dieser
Ligen spielen, was mehr als genug Kapazitäten für inländische Kräfte
freimachen dürfte. Damit wäre ganz nebenbei auch der widersinnige Zustand
erledigt, dass ein Verein, der sich national für den Europapokal
qualifiziert hat, ebendort nicht teilnimmt, weil sein komplettes Team bei
anderen Mannschaften in Europa aktiv ist.
Nur bleibt diese Idee leider eine Wunschvorstellung, da keine Seite wirklich
Interesse an einer solchen Beschränkung hat:
1.) Die Spieler fürchten Einkommenseinbußen.
2.) Die Vereinsfunktionäre (und insbesondere -mäzene) fürchten die höheren
Kosten für die Mannschaft und den damit verbundenen Qualitäts- und
Attraktivitätsverlust.
3.) Die nationalen Verbände vermögen keinen Bedarf an einer solchen Maßnahme
zu erkennen.
4.) Und somit setzen sich ECU oder gar die FIDE gar nicht erst damit
auseinander. Was kein nationaler Verband beantragt, wird logischerweise
international auch nicht verhandelt.
Schlussendlich bleibt die Tatsache, dass Stars die Attraktivität einer Liga
steigern. Wer das anders sieht, sollte einfach mal bei den Schatzmeistern
der Fußballbundesliga nachfragen, bei welchem Gegner das Stadion denn immer
(auch bei höherem Eintrittspreis) ausverkauft ist. Und eine attraktive Liga
hilft dem Sport insgesamt.
Raimund Klein, SV Werder Bremen
Dass Mannschaften, die unter Ihren Top acht keinen deutschen Spieler haben, Deutscher Meister werden können, hat nichts mehr mit deutschem Schachsport sondern ausschließlich etwas damit zu tun, dass Sponsoren bereit sind, leider auch noch steuerbegünstigt, Wochenendflüge aus aller Welt zu finanzieren. Wenn ich die besten Spieler der Welt live sehen will, fahre ich gerne nach Dortmund oder Mainz. Bei einer deutschen Mannschaftsmeisterschaft sollten aber auch regionale Spitzenspieler oder jugendlicher Nachwuchs eine Chance haben !
Es wäre verdienstvoll, wenn einmal die Regelungen unserer Nachbarländer genannt würden. Das Bosmann-Urteil und die Frage, ob es für den Schachsport ohne das Vorliegen echter Arbeitsverhältnissen überhaupt bindend ist, wird m.W. von den meisten europäischen Schachverbänden zu Recht anders bewertet, als es im Deutschen Schachbund der Fall ist. So wie ich unseren neuen Präsidenten einschätze, habe ich die Hoffnung, dass er im Interesse einer vernünftigen Nachwuchsarbeit hilft, dass es hoffentlich bald zu einer Ausländerquote kommt. Dass dabei ausländische Mitbürger, die schon länger in Deutschland leben, nicht diskriminiert werden dürfen, ist für mich selbstverständlich.
Persönlich bin ich für eine Regelung, die für Mannschaftskämpfe des Deutschen Schachbundes den Ausländeranteil (= nicht in Deutschland 'gemeldet') auf maximal 50 % begrenzen würde.
Horst Geuer
Zuerst einmal Anerkennung zu der Umfrage.
Das Thema ist sehr kompliziert und die Frage wird nicht besser, wenn man Sie
x-Mal und jedes Jahr wiederholt oder thematisiert.
Was wollen wir mit einer protektionistischen Bundesliga-Vereinsauswahl – wollen wir das Kind Bundesliga mit dem Bade ausschütten? Warum gibt es in Deutschland – nach Dr. Robert Hübner – keine Weltklassespieler, jemand mit Elo +2700. Das deutsche System ist faul – Leistungsunwillen überall, Bequemlichkeit und Konzeptlosigkeit vor allem bei der Hochtalentsuche und deren Förderung, keine Sponsoren – nur Mitgliedsbeitragserhöhungen und 1.Bundesligadisziplinierungenen – die Antwort des Bundestrainers spricht für sich.
In der 1.Bundesliga geht es um Geld, es geht um eine Liga, die attraktiv
sein muss, damit sie bestehen kann. Viele Top-Ausländer, wie Anand, Ivanchuk,
Aronian, Carlsen, Svidler, Gelfand, usw. erhöhen den Wert und die
Einschaltquote im „Live-Übertragungs-Modus“ ungemein – auch im Herkunftsland
dieser Spieler - und damit wird das Geschäft für Sponsoren á la „GRENKELEASING
AG“ noch attraktiver.
Auch die Ausrichtung der ganzen Ligen Europas von den Terminen her, so dass
möglichst alle Mittelklassespieler alle Ligen spielen können, ist für die
Spieler selbst und für die nationalen Ligen unattraktiv. Dieser
Ligentourismus der Titelträger lässt das Einkommen der Gleichen bei mehr
Arbeit nur insgesamt sinken, bei Ermittlung der Werte in Summe für die
ganzen Ligen Europas – Termin-Korridore für die Gesamtheit der Ligen müssten
eingerichtet werden, damit die Turnierveranstaltungswelt einen vernünftigen
jährlichen Rhythmus bekommen kann
In einer globalisierten Welt geht es im internationalen Bundesligageschäft nur bedingt um deutsche Spieler, es geht vielmehr um gute Spieler und da spielt die Herkunft, Geburtsort, Nationalität, Geschlecht, Alter, Hautfarbe, usw. keine, aber überhaupt keine Rolle. Bei der Auswahl eines Unternehmens spielt auch keine Rolle, ob es ein deutscher Ingenieur oder ein polnischer oder ein indischer ist – zählen darf man nur die Leistung und die Team- bzw. Entwicklungsfähigkeit!
Wer sich in dem hierarchischen System der Ligen durchsetzt, wie Falko Bindrich, Arik Braun oder Niclas Hutschenbeth, wird sich auch in der 1.Liga finden, ob die Vereinsbosse ihn dann anständig bezahlen ist eine andere Sache – die meisten deutschen Vereine finden es ja noch nicht einmal für nötig Geld in die Hand zu nehmen, um einen anständigen Trainer zu bezahlen! Manchmal übertreiben Sie auch ein bisschen den „Hang“ zur Optimierung ihrer Kader ohne daran zu denken, dass Sie „Typen“ brauchen, anstatt „Ware von der Stange“.
Hans-Walter Schmitt, Chesstigers
Eine Bundesliga, in der andere Nationalitäten
dominieren, ist, genau besehen, gar keine Bundesliga, sondern ein Konstrukt,
für das man einen neuen Namen suchen müßte. Aus diesem Grunde stellt sich
die Frage, ob mehr einheimische Spieler eingesetzt werden sollen, eigentlich
gar nicht. Die identitätsstiftende Wirkung sportlicher Ereignisse steht und
fällt mit der Authentizität der Akteure.
Markus Rüther, Bonn
Interesse an der Bundesliga: Als Dr. Hübner noch für Porz spielte, konnte ich mich noch identifizieren: ich bin in Porz aufgewachsen, und Dr. Hübner kannte ich von der Uni Köln vom Sehen. Aber dann spielte er plötzlich für Solingen und Bremen und ich weiß nicht, für wen noch... Die Identifikation mit dem jeweiligen Verein ist also nicht unbedingt ein Problem der Nationalität der Spieler.
Vermeidung
einer Ausländer- Quote:
Das Prinzip "Ein Verein pro Spieler" würde vielleicht schon ausreichen, um
die Ausländeranzahl spürbar zu vermindern. Oder würden sich die Meister alle
gegen ihre ausländischen Clubs für die gutbezahlte Bundesliga entscheiden?
R. Kellerwessel, SC Bad Soden
Diese Frage ist m.E. sehr zweischneidig. Wir haben im
Schach eine relativ kleine Zahl von Profis, die hiervon wirklich leben
können. Einsätze in möglichst vielen Mannschaften machen hierbei den
Spielern das "Schachleben" erst möglich. Wer heute in Deutschland spielt und
nächste Woche in Frankreich verdient halt mehr, als jemand der nur in einem
Land zum Einsatz kommt. Wenn man also die ausländischen Profis von den
deutschen Futtertöpfen abschneidet wird es weniger Profis geben können und
die Spitze kleiner.
Auf der anderen Seite ist es natürlich witzlos zwei Profimannschaften mit
nur Ausländern die deutsche Meisterschaft ausspielen zu lassen. Deshalb
sollte man sich überlegen, wie man auch deutsche Spieler dazu bringt
zumindest über das Profitum nachzudenken, den das Halbprofitum bringt wenig,
da es einen einerseits normalberuflich andererseits schachlich begrenzt.
Diese "Förderung" von deutschen Spielern darf aber dann nicht nur auf die
Schachbundesliga begrenzt sein, denn niemand wird für die paar
Bundesliga-Scheine alleine einen sicheren geregelten Beruf drangeben,
oder seine Karriere aufs Spiel setzen,
Somit kann wenn man den deutschen Schachsport fördern will eine Änderung in
der Schachbundesliga nur als begleitende Maßnahme dastehen. Dazu wäre
es gut, wenn man eine gewisse Festschreibung macht, z.B.: mindestens die
Hälfte der antretenden Spieler sollte Deutscher sein, oder seinen festen
Wohnsitz in Deutschland haben. Weiterhin sollte man mindestens ein
Jugendbrett festschreiben.
Dazu müßten aber, wie gesagt, auch flankierende Maßnahmen unternommen
werden, sonst spielt an Brett 1 der Supergroßmeister mit 2700 während am
untersten Brett der Jugendliche mit 1700 den obengewonnenen Punkt wieder
zurückgibt, denn solche Beschränkungen haben natürlich auch einen
Niveauverlust für die Bundesliga zur Folge, der aber möglichst klein
gehalten werden sollte.
Da man mit Förderung auch was erreichen kann sieht man daran, daß es einige
sehr gute deutsche Nachwuchspieler gibt, wie Baramidze,Meier, Kritz, Braun
oder ganz aktuell Daniel H. aus Hamburg. Durch einen Umbau mit
Unterstützung/Aufbau der jugendlichen Spieler könnte man die Lücke klein
halten, aber dann müßten halt auch Sponsoren für die Jugend gefunden werden.
Rudolf Rohs, Düren
Ich denke das hier wie auch in vielen anderen Sportarten der Profit mal wieder an erster Stelle steht denn wenn ein ausländischer Spieler billiger und obendrein noch etwas Spielstärker ist warum sollte man denn dann teurere etwas schwächere Spieler einsetzten und somit die Meisterschaft aufs Spiel setzen. Aus sicht der Vereinsvorstände ist das vollig verständlich allerdings Gift für die Förderung guter einheimischer Spieler und noch schlimmer für den Nachwuchs der garnicht erst die Chance bekommt sich weiterzuentwickeln weil man erst garnicht in die Manschaft kommt wenn man nicht mindestens ein Rating von 2500 Elo hat. Also wenn man irgendwann mal wieder einen deutschen Spieler unter den Top Ten der Weltrangliste sehen will dann sicherlich nicht so. Meiner Meinung nach sollten wenigstens 6 von 8 Spielern auch deutsche sein.
Wissen Sie, wenn Baden Baden wirklich den Europacup geholt hätte dann hätte man doch nicht wirklich sagen können herzlichen Glückwunsch Deutschland oder ?
Armin Hessedenz
Bei der gestellten Thematik ist zwischen einer Wunschvorstellung und der
aktuellen Rechtslage zu unterscheiden.
Als Vertreter eines Schachbundes wünsche ich mir eine ausgewogenen
Beteiligung heimischer Spieler an einer Mannschafts-Staatsmeisterschaft.
Leider schwebt über den Schachorganisationen und Vereinen das
Damoklesschwert des EU-Rechts, das ganz klar keine Beschränkungen erlaubt
(siehe u.a. das Rechtsinfosystem des DSB). Da dies nicht nur im Schach
sondern auch in vielen anderen Sportarten ein unerwünschter Nebeneffekt
einer arbeitsrechtlich durchaus vernünftigen Bestimmung ist, muss die
rechtliche Situation verändert werden.
Es ist dringend notwendig, dass nationale Verbände, nationale
Sportorganisationen und die Sportsektionen der Regierungen in Brüssel
vorstellig werden und gemeinsam mit den Verantwortungsträgern neue, für den
Sport sinnvolle, Bestimmungen erarbeiten, die dem nationalen Charakter des
Sports Rechnung tragen. Denn der Sport lebt vor allem vom Wettstreit der
Nationen.
Erlaubt man Beschränkungen, dann drohen Meisterschaften am grünen Tisch
entschieden zu werden. Konsenslösungen halten kaum. Es reicht, wenn einer
ausschert und eine gerichtliche Entscheidung erzwingt. Bei der großen Anzahl
an ehrgeizigen Individualisten ist dieses Szenario kein unwahrscheinliches.
Walter Kastner, Generalsekretär des Österreichischen Schachbundes
Geschätzte Schachfreunde!
Als derjenige, der in Österreich vor einem Jahr den Stein ins Rollen brachte, der ebenfalls zur vollständigen Aufhebung der Ausländerbeschränkung führte, möchte ich einige Gedanken zum angesprochenen Thema beitragen.
1. Das immer wieder hervorgekramte Bosman-Urteil ist für die bestehende Rechtslage und die zur Diskussion stehende Ausländerfrage nicht von Bedeutung. Rechtlich relevant sind einzig Artikel 39 bzw. 49, sowie eventuell Artikel 12 EG.
http://eur-lex.europa.eu/de/treaties/dat/12002E/htm/C_2002325DE.003301.html
2. Die bestehende Rechtslage muss fortwährend als Ausrede für Mängel in der Nachwuchsförderung und die schwindende Anzahl heimischer Spieler in den höchsten Spielklassen herhalten. Heimische Talente kommen immer wieder hervor und werden sich durchsetzen oder auch nicht, unabhängig von der Beschränkung der Ausländerzahl. Dies kann nicht durch ein (rechtswidriges) Regulativ beeinflusst werden, sondern liegt einzig und allein in der Verantwortung der Vereinsfunktionäre und im Potenzial der Spieler.
3. Durch eine Beschränkung der Ausländerzahl ist für den Nachwuchs nichts zu gewinnen, ganz im Gegenteil: Gesetzt den Fall, man beschränkte auf 2, 3, 4 „Ausländer“ (Nicht-Deutsche) so ist mit großer Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass diese 2, 3, 4 auf den vordersten Brettern gegeneinander spielen. Die (jungen) Einheimischen spielen dann auf den weiteren Brettern gegeneinander. Sollte ein Einheimischer dann die Spielstärke oder den Ehrgeiz haben, weiter vorne gegen die „Ausländer“ zu spielen, so hat er sich möglicherweise „durchgesetzt“, hätte aber ohne Beschränkung viel eher Gelegenheit gehabt, solche Erfahrungen zu sammeln.
4.Effektives Sponsoring ist nur durch Attraktivität und Erfolg einer (Bundesliga) -Mannschaft zu realisieren und sollte dazu genutzt werden, den eigenen Nachwuchs zu fördern.
Abschließend möchte ich festhalten, dass es jeder Verein mit entsprechenden Strukturen und Potenzial selbst in der Hand hat, heimische Spieler nach oben zu bringen! zB.: (Auf unserem Einserbrett spielt unser Nachwuchstrainer!) Ein Großteil unserer Mannschaft (2. Bundesliga West, Österreich) besteht aus deutschen Staatsbürgern, aber ich kann und will sie nicht als „Ausländer“ bezeichnen oder gar in der Schachsportausübung durch vorgeblich „nationale Interessen“ beschränkt wissen!
Gens una sumus in einem gemeinsamen Europa
Arnold Endthaler, SC INTER SALZBURG
Diese ganze Debatte würde sich vermutlich sofort in Luft auflösen, wenn wieder die bis zu Beginn der 90er Jahre geltende Regelung eingeführt würde, dass Spieler grundsätzlich nur für eine einzige Mannschaft startberechtigt sind und nicht wie zur Zeit, in beliebig vielen Ländern.
Natürlich würden dadurch die Verdienstmöglichkeiten der Schachprofis beeinträchtigt, allerdings stellt sich die Frage, ob dies denn das Mass aller Dinge sein sollte und nicht viel mehr das Interesse der "Schachallgemeinheit". In keiner anderen Sportart gibt es schliesslich ein derartiges Kuriosum, dass Spieler für den Einsatz etwa in Europawettbewerben, wie soeben in Kemer (Türkei) beendet, in mehreren Mannschaften startberechtigt wären.
Hans-Dieter Müller (Köln)
eine lösungwie im profi-fußball wäre wünschenswert. ausländische spieler bereichern die bundesliga. jedoch sollte auch daran gedacht werden, den einheimischen eine chance zu geben. daher plädiere ich für eine lösung ähnlich der im fußball.
otto kleehammer
Es sollte im jeden Fall eine Quote geben.
Schach wird in Deutschland nur dann wieder populär und attraktiv, wenn es mal wieder deutsche Spitzenspieler gibt. Ohne Entwicklungsmöglichkeiten in der Bundesliga sind die Chancen dafür sicherlich gering, was sehr schade ist.
Berthold Huber
Solange noch genug deutsche Spieler für die
Nationalmannschaft übrig bleiben; - ist das doch noch zu akzeptieren. Die
Ausländer heben ja auch das Niveau. Gleiches Problem haben wir ja beim
Fußball. Also dann sage ich mal..." wir sollten eine max. Anzahl von
Ausländern pro Team zulassen. Z.B. 2,-3, oder max. 4Spieler. Genial jetzt
können mehr deutsche Talente eingesetzt werden.
Manfred Barthel
Die Anzahl der ausländischen Spieler pro Team einzuschränken kann, wenn es sich um EU-Ausländer oder Ausländer mit vergleichbarem Status handelt, kaum durchgesetzt werden. Es gibt aber eine einfache Lösung, die schon von mehreren Umfrage-Teilnehmern genannt worden ist: ein Spieler darf im gesamten FIDE-Bereich nur in einer Mannschaft gemeldet und spielberechtigt sein. Alles andere - auch die Ausländer-"Problematik" in der 1. und 2. BL - regelt sich dann von selbst. Im übrigen ist es ein Gebot der Fairness, und zwar in jeder Klasse, "eingekaufte" Spieler nicht nur in vereinzelten, den aus welchen Gründen auch immer vermeintlichen wichtigen Kämpfen, einzusetzen und ansonsten mit einer völlig anderen Mannschaft anzutreten. Bis sich diese Erkenntnis aber bei den mit diesen fragwürdigen Mitteln arbeitenden Mäzenen oder Mannschaftsführern durchsetzt, bis dahin dürfte noch sehr viel Zeit vergehen. Leider.
Michael Savoric
Ich bin in der just begonnenen Saison selbst als
einziger deutscher Spieler unter den Top 8 meines Vereins gemeldet, sehe
aber eine Ausländerbeschränkung sehr kritisch. Viele Spieler ohne per
Geburtsort und Eltern deutschen Pass sind - um im Sportlerjargon zu bleiben
- naturalisierte Deutsche, die nicht nur von besonders liberalen Kreisen
sondern einer breiten Mehrheit als unserer Gesellschaft zugehörig gesehen
werden und insofern unter derlei Repressalien unnötig zu leiden hätten.
Desweiteren kann man von Weltklassespielern, auch der erweiterten Elite,
sicherlich mehr lernen als ausschliesslich von den nationalen
Spitzenspielern. Negativ bleibt in meinen Augen nur eine "Entfremdung" des
Sportlers von seinen Fans, wobei auch das angesichts von der deutschen
Sprache mächtigen Stars wie etwa Anand oder Aronian und der Lingua Franca
Englisch heutzutage selten wird.
Abgesehen von diesen Gedankengängen halte ich in jeglicher Sportart gerne zu jenen Vereinen, die deutsche Spieler fördern und einsetzen. Aber - bei aller Antipathie gegenüber manchen Fussballbundesligisten - was wäre eine Sportschau ohne Ribery, Diego, van der Vaart und dergleichen? Und weiter: Was wäre eine Schachbundesliga ohne all die grossen Spieler?
Ich persönlich bin froh und stolz eine solche starke Liga sehen zu dürfen mit grösstenteils sympathischen Spielern und bezahle auch gerne den Preis, eine oder mehrere Klassen niedriger spielen zu müssen als in vergleichbaren Ländern und Ligen.
Sebastian Gramlich (einziger "GER"-Spieler unter den ersten 8 des SC Schwegenheim, 2. BL Süd)Der deutsche Meister nennt sich Meister, weil er noch hier im Lande ermittelt wird…? Quoten helfen da alleine nicht. Erst sollte das Korn gesaet werden. Schach als Regelfach beginnend in den Grundschulen. Es muss sich durch den "Druck" von unten selber regulieren. Die dann nachströmenden Jungen und Mädchen werden dann IHREN Platz in den Top Teams bekommen.
Bernhard KaczmarekIch halte die Entwicklung mit immer mehr Ausländer für problematisch. Es ist zwar interessant, die Stars am Brett oder auch online spielen zu sehen, aber wenn nur noch Ausländer am Brett sitzen hat es mit der deutschen Bundesliga nicht viel zu tun. Es ist beim Fußball nicht gut, und auch nicht in anderen Sportarten wie Basketball oder Handball. Der Schachsport sollte sich seine Talente aufbauen und mal aus der eigenen Entwicklung heraus Spitzenspieler formen. Ich halte eine Begrenzung auf max. 4 Ausländer für sinnvoll, Varianten wie Jugendbrett oder Frauenbrett sind aber m.E. nicht erforderlich.
Peter Schell, Schachverein Walldorf
Maximal 3 ausländische Spieler müssten reichen, deutsche Talente gibt es
bestimmt genug die Gelder die für die Legionäre bezahlt werden lieber zur
Förderung der jungen Spieler verwenden langfristig zahlt sich dies aus.
k. durth
1) Sind Sie als Schachfan mit der gegenwärtigen Situation in der Bundesliga zufrieden?
Die Liga ist stark besetzt, damit interessant. Was die Umstrukturierung letztlich zum e.V. bringt, beschäftigt mich dagegen weniger, wobei ich den Rückzug von Portz sehr unglücklich fand.
2) Finden Sie es richtig, dass ausländische Spieler Deutschen vorgezogen werden, weil sie entweder kostengünstiger spielen oder aber spielstärker sind?
Hier herrschen freie Kräfte des Marktes, die im Zuge der Globalisierung durchaus sinnvoll reguliert werden sollten.
3) Oder würden Sie sich lieber mehr einheimische Spieler oder deutsche Talente in den Mannschaften wünschen?
Ja, auch das.
4) Soll die Bundesliga mit ihren Vereinen der Förderung des deutschen Nachwuchses dienen, indem sie Spielmöglichkeiten und finanzielle Angebote bietet?
Definitiv ja. Als 41-jähriger Amateur spreche ich mich für die Jugendförderung aus.
5) Gibt es noch andere wichtige Aspekte, die in der Einleitung nicht zur Sprache kamen?
A) Vielleicht könnte man einen Nachwuchsplatz (m/w;
Brett 8) festschreiben. Dies vielleicht auch nur bei Heimspielen. Bei einer
Quotenregelung 4:4 dürfte der jeweilige Verein bei einem zweiten
zusätzlichen deutschen U 20 Spieler (Brett 7 oder freie Wahl) deutscher
Herkunft die Quote 4:4 per Ausnahmeregelung auf 3:5 reduzieren - sozusagen
mit Anreiz Nachwuchs zu fördern - kompensativ einen starken Ausländer mehr
einzusetzen. Die Gefahr liegt natürlich darin, dass es alles viel zu
kompliziert wird! Im Fussball gibt es andererseits auch keine
Reglementierung (Energie Cottbus ohne Deutschem im Aufgebot - glaube ich mal
gelesen zu haben) der Ausländerfrage.
B) Vielleicht sollte(n) mindestens 1 oder 2 Deutscher Spiele(r) im Achter
pro Spieltag eingesetzt werden müssen, so dass 100% Ausländeranteil
ausgeschlossen wird. Quote 2:6.
Günter Idaczek
Grundsätzlich geht die Identifizierung "lokaler Anhänger" eines Vereins
mit dem Einsatz von Profispielern, die keinen Bezug zum Vereinsleben haben,
zurück. Insbesondere ist das der Fall, wenn es sich um Ausländer handelt,
die nur zu den Spielen eingeflogen werden. Oftmals ist die erste "echte"
Vereinsmannschaft die "Zweite" oder gar "Dritte". Für das Vereinsleben
dürfte es uninteressant sein, ob irgendwelche Mäzene sich den Luxus einer
eigenen Schachtruppe unter dem geliehenen Namen des Vereins leisten.
Insofern stehe ich der gesamten Praxis der "Profi-Schachtruppen" skeptisch
gegenüber. Wie schnell so etwas zerbrechen kann, ist an den Beispielen
Lübeck oder erst kürzlich Porz zu sehen.
Noch skeptischer sehe ich den überwiegenden Einsatz von Ausländern in den
Ligen, wenn diese lediglich für die Mannschaftskämpfe eingeflogen werden.
Daher halte ich eine Beschränkung der Ausländeranzahl für sinnvoll.
Allerdings muß hier aus meiner Sicht differenziert werden, was aber in der
Praxis schwierig sein dürfte. Wenn Ausländer ihren Wohnsitz im Vereinsumfeld
haben, sollte nichts dagegen stehen, daß diese auch über eine sonstige Quote
von vielleicht zwei Spielern hinaus eingesetzt werden können. Ich weiß
allerdings nicht, wie das umgesetzt werden soll, denn eine beliebige
räumliche Abgrenzung (+ 50 KM ???) müßte getroffen werden. Zumindest bliebe
eine praktische Möglichkeit, Ausländer mit Hauptwohnsitz in Deutschland
ungeschränkt einsetzen zu können.
Für noch nötiger halte ich aber international eine Beschränkung des
Einsatzes auf eine nationale Liga. Heute ist es zumindest in den höchsten
Ligen üblich, daß Spieler in vielen Ligen im Einsatz sind - ein Unding!
Stellen Sie sich das mal bitte im Fußball vor. (Das war offenbar nicht immer
und in allen Ligen so; ich selbst war einmal Leidtragender, als ich als
Student 1988 in Schweden ein Praktikum machte, nach Fehlinformationen
seitens Kamraterna Göteborg und eines Funktionärs meines damaligen Vereins
PSV-Turm Duisburg für den schwedischen Verein zwei Mannschaftskämpfe spielte
und nach meiner Rückkehr nach Deutschland Anfang Januar 1989 feststellen
mußte, daß ich in der NRW-Liga besser nicht mehr eingesetzt werden
sollte...)
Interessant sind natürlich die Partien, die inzwischen teilweise im Internet
verfolgt werden können. Da zählt sicher Qualität, und die ist eher über
starke und spielwillige Ausländer zu bekommen. Andererseits ist es auch
wieder frustrierend, wenn die gesetzten und eingeflogenen Großmeister nach
12-13 oft gespielten Zügen (den vorher vereinbarten) Frieden schließen -
aber das ist ein anders Problem.
Quintessenz: Eine Beschränkung auf maximal zwei Ausländer, die ihren
Wohnsitz außerhalb Deutschlands haben, sollte angestrebt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Schubert
Ich denke man muß Schach global und international betrachten, auch wenn
es hierbei selbstverständlich um eine nationale Liga geht. Bei der
Profilierung im internationalen Schach steht nunmal der Leistungsaspekt an
erster Stelle, d.h. wenn es viele Spieler aus anderen Ländern gibt, die
einfach besser spielen als die Deutschen (besseres Rating haben etc.), dann
spricht meines Erachtens auch nichts dagegen, das man diese Spieler
bevorzugt bzw. das diese dann die Plätze in den Aufstellungen der
Bundesligavereine einnehmen.
Ich denke auch, das das Interesse der Liga unter den Schachfreunden primär
dadurch gebildet wird, welche Spieler dort spielen, egal aus welchem Land
sie kommen. D.h. es gehen mit Sicherheit mehr Zuschauer zu den Ligaspielen,
wenn dort Anand, Iwantschuk, Topalov, Grischuk usw. usf. spielen, als wenn
dort überwiegend nur Deutsche spielen würden, die jedoch in der
Weltrangliste weit unter den Top100 stehen. Um im Schach zu lernen und sich
inspirieren zu lassen, will man halt die Partien der besten Spieler der Welt
(und nicht der besten Deutschen) zum Maßstab und als Lernobjekt betrachten.
Um junge deutsche Talente, oder generell deutsche Spieler zu fördern, ist
man nicht unbedingt auf deren Einsatz in der Bundesliga angewiesen, hierbei
wäre es viel eher entscheidend, wenn man diesen Spielern (z.B. mit
Unterstützung des DSB) die Teilnahme an höherrangigen Turnieren ermöglichen
würde, so daß diese dann die direkte Möglichkeit haben, sich mit besseren
Spielern aus dem Ausland
zu messen.
Fazit:
Der Leistungsgedanke steht an erster Stelle, d.h. der bessere Spieler, egal
aus welchem Land er kommt, soll ein Brett in der Bundesliga bekommen, es
spielt hierbei keine Rolle, ob dann 8 Russen oder 8 Chinesen ohne Deutsche
Beteiligung in einem Team spielen, wenn diese eben besser spielen, haben
diese es auch verdient dort zu spielen und man muß dies dann auch
akzeptieren und respektieren. Daß die Deutschen seit über 60 Jahren mit der
Weltspitze nicht mehr mithalten können (mit Ausnahme von Robert Hübner, der
wirklich ein genialer Spieler ist), liegt ja wie gesagt nicht daran, ob
jemand in der Bundesliga spielt oder nicht, sondern ist vielmehr dadurch
begründet, das die anderen Ländern, wie z.B. Russland oder China es einfach
besser verstanden haben, ihre Potenziale auszuschöpfen, ihre Talente
explizit zu fördern und ihren Spielern generell mehr leistungsorientierte
Unterstützung zukommen zu lassen, das muß man hier einfach mal so sagen und
auch anerkennen.
Jan-Daniel Wierzbicki (aus Berlin)
ALLE deutschen Ligen reformieren.
Schach ist kein Mannschaftssport wie Fussball, Handball etc.
Schach ist ein Einzelsport und wird als klassischer Zweikampf zwischen 2 einzelnen Spielern ausgetragen. Es macht also keinen Unterschied ob nun 10, 8, 6 oder 4 Spieler in einer "Schachmannschaft" zum Einsatz kommen. Je mehr Spieler eingesetzt werden, desto mehr werden groessere Vereine beguenstigt, das ist klar.
Wenn ich nun die berechtigte Forderung nach Foerderung des deutschen Nachwuchses beruecksichtige, so koennte ich mir beispielsweise gut vorstellen, in ALLEN deutschen Schachligen (Bundesliga bis hinunter zur Zweiten Kreisliga) von insgesamt 8 Brettern nicht nur ein, sondern sogar ZWEI Juniorenbretter einzufuehren. Damit wuerden alle die Vereine beguenstigt, die gute Nachwuchsarbeit betreiben und die besten deutschen Junioren erhielten gleichzeitig ausreichend Spielmoeglichkeiten auf hoechster Ebene. Juniorenarbeit muss sich lohnen und muss gefoerdert werden. Es ist doch voellig klar: wer nicht unter 18 Jahren schon GM wird, der schafft es spaeter nicht mehr bis an die Spitze, daher:"Klotzen, nicht kleckern!" wenn wir jemals einen deutschen Weltmeisteranwaerter sehen wollen.
Was den Einsatz von Auslaendern anbetrifft: ich denke, 2 Auslaender (von 8 Spielern gesamt) pro Mannschaft reicht voellig aus (egal ob an einem Senioren- oder Juniorenbrett) und zudem waere die Umsetzung der Regel "Ein Spieler - ein Verein" im deutschen und europaeischen Schach wuenschenswert.
Hubert R.
Hier kurz mein Votum:
PRO: - Topspieler sind Puplikumsmagneten,
CONTRA: - einheimische Spieler sind Lokalmatadoren und somit in jedem Fall
besser werbewirksam als relativ unbekannte Schachspieler von außerhalb (das
bezieht sich nicht einmal nur auf Ländergrenzen)
- Kinder und Jugendliche identifizieren sich eher mit dem Spieler, der aus
dem gleichen Ort kommt, wie sie selbst, also wäre ein Einsatz einheimischer
Sieler "Jugendförderung".
Ich fände ein 2:6 oder 3:5 Verhältnis optimal. Hier könnte allerdings
lediglich ein öffentlicher Druck auf die Vereine etwas verändern. Na ja,
vielleicht bewirkt ihre Umfrage ja etwas... Viel Glück!
Erich Bartholomé
Donnerstag, 11.10, veröffentlicht:
Ein paar unsortierte Gedanken:
Ganz klar: Es sollten in jedem Wettkampf mind. 4 Bretter mit deutschen
Spielern besetzt sein. Ich bin begeisterter Schach-Anhänger, kaufe mir
Schach-Publikationen, ChessBase CDs, verfolge mit großem Interesse und trotz
der Remisschiebereien das Spitzenschach usw.
ABER: Wenn es für mich einen Wettbewerb gibt, dem ich aber auch wirklich
nichts Interessantes abgewinnen kann, so ist es die Schach-Bundesliga. Fast
nur ausländische Akteure, die kaum wissen, für welchen Verein sie spielen,
die samstags Gegner sind und sonntags für den gleichen Verein spielen, die
den Amateuren der Vereine keinerlei Mehrwert in Form von Training usw.
bringen... Wer braucht das wirklich?
Hier wird doch einzig und alleine das Ego der Funktionäre und Sponsoren gestärkt. Ich kenne Leute, die sind Fan von Kramnik, Topalow, Morozevich, Anand usw, aber niemanden, der Fan von Baden-Oos, Aktionär XY oder wie auch immer ist. Gibt es wirklich Leute, die sich damit identifizieren?
In anderen Sportarten gibt es ja ähnliche Probleme, allerdings handelt es sich dort in der Regel um Mannschaftssportarten, d.h. man kann nicht planlos Spieler kaufen, sondern man muß sie auch zum Zusammenspielen bringen, was einen gewaltigen Unterschied zum Schach ausmacht, wo 8 gute Einzelspieler per se auch eine gute Mannschaft formieren.
Was hat das ganze mit *Deutscher* Mannschaftsmeisterschaft zu tun?
Um nicht mißverstanden zu werden: Ich will keine Oase für minderbegabte deutsche (Halb-) Profis schaffen, aber in der jetzigen Form interessiert die Schach-BL doch "keine Sau".
Alexander Fuchs
Ich bin zwar kein Deutscher, aber aus verschiedene Grunde bin mit Deutschland verbunden und das ganze Thema kommt mir bekannt vor. Meiner Meinung nach, man muß nicht in Extreme fallen. 2 Ausländer sind zu wenig; gar ohne Beschränkungen wie jetzt ist schon ein anderes (möglicherweise noch grösseres) Extrem. Wahrscheinlich wäre es gut, etwas mittleres zu finden, wie z.B mindestens die Hälfte von jeder Mannschaft muss aus Deutsche Spielern sein. Vielleicht auch wichtig für Deutschland wäre, daß jede Mannschaft (sowohl in Männer-, als auch in Frauenbundesliga) einen Deutschen Nachwuchsspieler hat (als Pflicht).
Ich möchte auch sagen, daß die Umfragen, die Nationalethemen betreffen, ziemlich gefährlich sein können. In solche Sachen es ist am besten wenn die Leute, die im Schachbund dafür verantwortlich sind, einfach eine kluge Entscheidung treffen. Ohne Extreme. Obwohl, früher oder später die Geschichte wiederholt sich: "drum lud er sich zum Osterfest neun Jägermeister ein...".
GM Dorian Rogozenko
Ich will die Stars sehen insbesondere auch einmal live!
Aber ich will auch die deutschen Spitzenspieler sehen, am besten auch im
direkten Vergleich gegen die Weltklassespieler.
Die Hollaender machen uns vor wie es gemacht wird indem Sie in Turnieren wie
Wiyk aan Zee auch immer einheimischen Talenten eine Chance geben zu wachsen.
Sie haben jetzt 3-4 Junioren untern 22 Jahren mt ELO >2600; In Deutschland
bis auf Naiditsch Fehlanzeige.
Deshalb bin ich fuer 4+4 bei den eingesetzten Spielern, d.h. 4 Auslaender
und 4 einheimische Spieler, die fuer die deutsche Nationalmannschaft
spielberechtigt sein muessten.
Torsten Warnk
Ich bin der
Meinung, dass man eine Mindestanzahl von zwei oder drei deutschen Spielern
pro Mannschaftskampf vorschreiben sollte - sofern dies rechtlich zulässig
ist. Bei reinen Söldner-Mannschaften frage ich mich, was das dann noch mit
"deutscher Bundesliga" zu tun hat...
Mathias Zehring
Ausländische Spitzenspielen sind wichtig für die Qualität der Schachbundesliga. Zudem ziehen sie viele Zuschauer an. Positive Marketingaspekte sollten auch erwähnt werden. Anand, Carlsen & Co. sind enorm wichtig. Aber...
Sobald eine Erstligamannschaft zu mehr als der Hälfte aus Ausländers besteht, kommen mir Zweifel. -Erfolg um jeden Preis? Talenförderung geht ja gegen Null! Sehr schade. Ach ja, dieser Spieler mit 2650 spielte doch letzte Saison noch dort und dort, na dass ist ja interessant... Der aktuelle Club muss also bessere Konditionen bieten als der letztere Verein. Drum scheint es mit Loyalität wohl doch nicht zu doll bestellt zu sein. Was soll das Fan davon halten? Wann hoppt der Kerl denn weiter? Werden Ablösesummen gezahlt? Scheint ja bei manchen fast so zu sein...
Ich erinnere mich gern an meine Jugend bei den SF Brackel 30. Da spielte der Razuwajev an Eins, Smagin an Zwei. Ab Brett 3 kamen unsere lokalen Kings: Schmittdiel, Maika usw. Manchmal wurden sogar Spieler meiner Jugendmannschaft eingesetzt. Das gab allen Jugendspielern enormen Auftrieb!. Ich konnte mich mit der Mannschaft identifizieren.
So sollte es sein!
Momentan spielen zu viele Ausländer in den oberen dt. Ligen. Eine 50:50-Quote wäre eine Lösung.
Karsten Klanert
Das Problem existiert auch in anderen Staaten. Der Grund ?
Ganz einfach: manche Spieler spielen gleich für 10-15 Vereine in ganz Europa, und nehmen so in 9-14 Ländern einem einheimischen, aber schlechteteren Spieler den Platz im Kader eines Erstligisten weg.
WARUM erlaubt der DSB bzw. die ECU oder die FIDE so etwas ?
Ganz einfach: Diese Organisationen sind eben doch NICHT mit Fragen der Ökonomie oder der Gerechtigkeit beschafft, sondern sind oft gerade durch die Interessen der berufsmässigen Spieler und ihren Lobby in den Schachzeitschriften und großen Internetservern und pfosessionellen Websites bestimmt, wenn auch vornehmlich von denen bestimmter Förderationen...
Auf diese Weise wird der Nachwuchs bzw. der einheimische Bestand an Spielern in der ersten Liga jedenfalls dauerhaft minimiert!
Ohne Ausweg!
Ich schlage vor: Der DSB verbietet Spielern, die auch im Ausland dort in einer Mannschaft gemeldet sind, den Start in einer Deutschen Liga. Das würde zwar die Anzahl der ("ausländischen") Profis in der Spitzenliga reduzieren, aber anders wird es nicht gehen. Wir müssen uns entscheiden: ein Spieler = ein Verein weltweit als aktives Mitglied erscheint mir als Formel der einzige Weg!
Ich werde dafür jetzt bestimmt mit Schelte über"zuckert", und es wird gesagt werden, was ein Alleingang bringt, aber ich frage noch etwas: Warum besteht der DSB bei seiner Nationalmannschaft darauf, das JEDER Nationalspieler auch die Deutsche Staatsbürgerschaft hat bzw. beantragt hat, wenn hier auch die meisten Verbände weltweit anders handeln ?
Ein Alleingang wäre möglich und wünschenswert, und WARUM soll die höchste deutsche Liga eigentlich das Ziel anstreben "die beste Liga der Welt" zu sein ? Etwas mehr Bescheidenheit, eine gerechte Formel für die Startberechtigung, und das Problem wäre gelöst. Dann wären nur die "Ausländer" in der Liga, die auch weitere Interessen als rein finanzielle haben, und die Anzahl der "Inländer" wäre rasch vergrößert.
Ingo Zachos
Vielen Dank für Ihre Umfrage. Ich möchte mich kurz fassen.
Meiner Meinung nach sollte man in den Bundesligen ein Juniorenbrett
einführen und außerdem vorschreiben, dass mindestens 3 deutsche Spieler
eingesetzt werden müssen. Dabei darf diese Brett auch von einem
ausländischen Nachwuchstalent besetzt werden.
Die Nachwuchsarbeit der Vereine würde wesentlich höher bewertet werden und diese Regelung würde den Talenten und deutschen Spielern insgesamt mehr Spielpraxis und eine höhere Nachfrage bringen.
Meines Erachtens nach wäre es eine sinnvolle Unterstützung des Schachs in Deutschland und eine enorme Steigerung der Attraktivität des deutschen Schachsports für junge ausländische Spieler, auch in Hinsicht auf deren mögliche langfristige Bindung an die Vereine.
Wenn so eine Regelung rechtlich nicht durchzusetzen ist, sollten die Vereine eine gemeinsame Ehrenerklärung abgeben.
Ingo Muschalek
Aus
meiner Sicht hat sich die Bundesliga in ihrer Funktion verselbständigt. Eine
Förderung des deutschen Schachs, respektive deutscher Talente, Jugendspieler
etc. kann ich nicht feststellen.
Die Bundesliga hat ihre Berechtigung – ohne Frage. Ich erinnere mich
beispielsweise an den Mannschaftskampf SG Porz gegen Statthagen (1994). Für
die Statthagener trat Anatoli Karpow gegen Christopher Lutz an. An diesem
Tag drohte das Spiellokal der SG Porz wegen Überfüllung geschlossen zu
werden. Hunderte Zuschauer waren angereist, um das Spektakel hautnah zu
verfolgen. Ein tolles Event und viel Werbung für Schach. Gleiches gibt es
heutzutage in Baden-Baden zu sehen.
Doch wo bleibt der Nutzen für den deutschen Nachwuchs? Darüber hinaus sind
diese v. g. Effekte in der Regel auf den persönlichen Einsatz bzw. die
Motivation vereinzelter Sponsoren oder Mäzene zurückzuführen. Sobald das
Engagement dieser Personen nachlässt, bricht der jeweilige Verein sofort
auseinander. In der Bundesliga gab und gibt es etliche Beispiele, aber auch
in den tieferen Klassen. Förderung der Jugend? Fehlanzeige. Es geht nur um
den sportlichen Erfolg, und dieser lässt sich aus Sicht der handelnden
Personen eben nur durch „Zukäufe“ ausländischer Spieler sichern, da diese
gemeinhin eine höhere Spielstärke aufweisen. Ein mittel- bzw. langfristiges
Konzept zur Förderung deutscher Spieler? Fehlanzeige.
Ich selbst (DWZ 2120) spiele in der Regionalliga Mittelrhein (5. Liga) und bekomme es auch dort teilweise mit bezahlten IM´s und FM`s zu tun. Scheinbar reicht die Spielstärke der regionalen einheimischen Spieler nicht mehr aus, um die sportlichen Ziele der Vereine abzudecken. Viele Vereine sind gekommen und gegangen. Nach kurzfristigen finanziellem Engagement sind die stärkeren Spieler wieder verschwunden, die Vereine mussten Zwangsabsteigen. Aus meiner Sicht ist dies ein ganz kurzfristiges Denken. Schnelle Erfolge müssen her, jährlicher Aufstieg. Langfristige Entwicklung der eigenen Jugendspieler über Jahre hinweg fehlt bei diesen Vereinen. Ein Phänomen, das weit verbreitet ist.
Zurück zur Bundesliga. Wie bereits gesagt, die Liga hat ihre Berechtigung. Ich freue mich persönlich auch, wenn ich beispielsweise Vishi Anand „hautnah“ beim Mannschaftskampf erleben kann.
Doch sehe ich die Bundesliga als selbständigen Wirtschaftsfaktor mit eigenen Interessen der jeweiligen Vereine und Sponsoren. Hier steht nicht das Ziel der Förderung des Schachsports und des deutschen Nachwuchs im Vordergrund. Ihr berechtigter Verweis auf die deutsche ELO-Liste mit Dr. Robert Hübner an der Spitze der in Deutschland geborenen Spieler ist nur ein Zeichen dafür.
Und was passiert nach Einführung einer Quotenregelung? Haben potenzielle Sponsoren dann noch Interesse, sportlich mittelmäßige Veranstaltungen ohne „Aushängeschilder“ zu unterstützen? Was ist wichtiger? Förderung oder sportlicher Erfolg? Hier fehlt mir persönlich einfach das Bindeglied zwischen dem „Aushängeschild Bundesliga“ und der notwendigen Förderung der eigenen Spieler.
Die Ausbildung der Jugend findet in den Vereinen vor Ort statt. Hier leisten viele ehrenamtliche Helfer sehr gute Arbeit - bis zu einem gewissen Grad. Unter hunderten von talentierten Jugendlichen schaffen dann nur ganz Wenige den Absprung in höhere Gefilde. Und hier wird ihnen der weitere Weg durch die vielen Schachlegionäre verbaut, die wiederum notwendig sind, um sportliche Erfolge zu erzielen, um wiederum notwendige Sponsorengelder zu sichern. Die Katze beißt sich in den eigenen Schwanz.
Mein Fazit daher: Die Bundesliga hat „Gesamtschachlich“ ihren Reitz durch die vielen ausländischen Großmeister. Mit der Förderung deutscher Schachspieler/Talente hat die Liga aber schon lange nichts mehr zu tun. Ob eine zwangsweise Verpflichtung zur Aufstellung deutscher Spieler (mit welcher Quote auch immer) hier wirkliche Besserung bringen wird, wage ich zunächst zu bezweifeln. Es sollte m. E. aber auf jeden Fall ausprobiert werden. Die ausländischen Ligen zeigen schon lange, wie es geht. Doch wie so oft, hinken wir Deutschen immer hinterher und tun uns in Bezug auf Änderungen sehr schwer.
Marco Bär (Schachclub Bayer Leverkusen)
"Wir fragen: Sind Sie als Schachfan mit der gegenwärtigen Situation in der Bundesliga zufrieden?"
Diese Legionärsduelle sind vollständig uninteressant und befriedigen höchstens geltungssüchtige Sponsoren.
"Finden Sie es richtig, dass ausländische Spieler Deutschen vorgezogen werden, weil sie entweder kostengünstiger spielen oder aber spielstärker sind?"
Einfach nein!
"Oder würden Sie sich lieber mehr einheimische Spieler oder deutsche Talente in den Mannschaften wünschen?"
Mit deutschen Spielern wäre es wesentlich interessanter! So, wie es heute ist, bleibt Schach im Mediendunkel! Kein Sport von medialer Bedeutung kommt ohne Erfolge von Deutschen Spielern aus. Man schaue sich die Entwicklung der Leichtathletik an, wenn die so weiter machen, sind die bald weg vom Fenster.
"Soll die Bundesliga mit ihren Vereinen der Förderung des deutschen Nachwuchses dienen, indem sie Spielmöglichkeiten und finanzielle Angebote bietet?"
Ja! Möglichkeiten sind ein Juniorenbrett, ggf. U18 Brett! Ohne Erfolgsperspektive fehlt für unseren Nachwuchs eine essentielle Motivationslinie.
"Gibt es noch andere wichtige Aspekte, die in der Einleitung nicht zur Sprache kamen?"
Diese Ausländerunwesen färbt ab und hat auch schon
tiefste Ligen erreicht. Letzten Sonntag hat ein Gegner in der 2. Pfalzliga
(!) zwei IM´s aus Bulgarien und Frankreich eingeflogen, um mit einem
glücklichen Remis nach Hause zu fahren (;-)). Ein Verein, der schon seit
Jahren keine Jugendlichen auf die Landesmeisterschaften gebracht hat.
Besonders abstrus ist das Mehrfachspielrecht! Ein AL-GM könnte in fünf oder
mehr Ländern gleichzeitig spielen. Mann stelle sich das im Fußball vor und
Ronaldo spielte in Rom, Madrid, London und in Sao Paulo! Abwegig?! Warum
dann im Schach?
Ein Kompromiss könnte sein: Ausländer ja, aber dann nur mit alleinigem
Spielrecht in der Deutschen Liga und nirgendwo sonst.
Apropos Mehrfachspielrecht: Im Volleyball gibt es ein Zeitspielrecht für Jugendliche! Sinn: Talentierte Jugendliche verbleiben länger im eigenen (kleinen) Verein und sammelen in höheren Ligen Erfahrungen. Ein Modell auch für das Schach?!
Jürgen Wortmann
Ich bin selbst ein Ausländer, aber kein Aussiedler
oder Flüchtling, sondern ein ganz normaler Arbeitnehmer nach Einladung. Ich
habe die ganze Bürokratie für Arbeitsaufnahme und Aufenthaltserlaubnis
erlebt, niemand sprach damals von Gleichstellung. Als mein Sohn mit
Schachspielen angefangen hat (ich kann auch spielen, aber nicht so gut),
habe ich gesagt: "die Deutschen spielen nicht viel Schach", ich kenne nur
einen Dr. Hübner. Aber als wir bei einem Turnier waren, da waren über 500
Leute. Da hat mein Sohn gesagt: Papa siehst Du, die Deutschen spielen doch
Schach. Später habe ich einen leidenden Artikel gelesen, leider war beste
Deutscher (nach Staatsangehörigkeit) in diesem Turnier nur 7.
Kasimdzhanov wurde Weltmeister. Als ich gewusst habe, er spielt in
Deutschland, aber in der 2. Liga, habe ich die erste Liga angeschaut und ich
war ein wenig verwirrt: fast alle bekannte Grossmeister, vor allem aus
ehemaligen Soviet Union.
Wenn eine Sportart unter der Bevölkerung eine breite Unterstützung haben
möchte, dann muss auf jeden Fall eine bestimmte Quote für Nationalspieler
gewährleistet werden. Ansonsten stirbt diese Sportart irgendwann in diesem
Land, obwohl die Bundesliga mit Besten der Besten besetzt ist
Das muss sofort gemacht werden für das Schach in Deutschland, noch ist
Interesse da, aber es wird leider mit jedem Tag weniger.
Ich habe irgendwo gelesen, dass die Radiosender in Frankreich ausländische
Lieder nur mit einer bestimmte Quote senden durften: niemand sprach von
Diskriminierung.
K.N.
Es sollten wieder mehr Deutsche in den BL spielen. Die Bundesliga hat für mich eher den Eindruck eines "Geldesels" für ausländische Schachspieler, die sich nicht mit den Vereinen identifizieren. Damit stimme ich dem Bericht in der Oktober-Ausgabe von "SCHACH" zu (-> Profis = winzige Spitze des Eisberges, die keiner braucht).
Selbst in den anderen Klassen ist die Anzahl der Ausländer nach oben geschnellt, zum Teil bei den niedrigsten Amateurklassen, nur damit das Team endlich auch mal aufsteigt. Das kann nicht sein!
Gruß Markus Müller
Mannschaftsführer SG Kaiserslautern 1905, Oberliga Südwest
Ich würde es begrüßen, wenn in allen Bundesligavereinen (1. und 2. Liga) mindestens 50% der Bretter mit "deutschen" (deutscher Pass) Spielern besetzt sein müssten. Für die unteren Spielklassen ist keine vergleichbare Regelung notwendig. Das Hauptargument sehe ich in der Förderung von Talenten, die es eigentlich zu genüge gibt.
Gerhard Lohmann
1) Spielstarke ausländische (Weltklasse-)Profis
heben das Niveau und sind ein Zuschauermagnet (Anand, Shirov, Ivanchuk,
Carlsen, ....)
2) Die Bundesliga soll deutschen Top-Spielern die Möglichkeit eröffnen, mit
Schach ihren Lebensunterhalt zu verdienen
Daher ist eine "paritätische" Lösung anzustreben: die Quote der ausländischen Spieler (im Kader und an den ersten acht Brettern) sollte auf 50% begrenzt werden.
Bernd Schuller
Die Spielstärke der Liga ist nicht alleiniges Kriterium für ihre Attraktivität. Die Mischung macht's: Große Namen wie die Anand & Co, dazu deutsche Spitzenspieler und Nachwuchskräfte, die die Berichterstattung auch für kleine Regionalzeitungen interessant machen, wären aus meiner Sicht der Königsweg. Man spart also an den hinteren Brettern Reisekosten, die an den vorderen so investiert werden, dass ein Ligaverbleib möglich wird. Im Prinzip also das Modell Tegernsee aus vergangenen Jahren. Mag sein, dass so kein Titel gewonnen werden kann - aber ist das wirklich wichtig?
Robert Klenk
Eine Begrenzung von max. 2 Ausländern pro Team wäre sinnvoll, um die Identifikation zur deutschen BL zu erhalten... Die Begrenzung von "EU-Ausländern" dürfte rechtlich jedoch extrem problematisch sein...
Jan-Hendrik Schöne
Ich selbst spiele seit ca. 50 Jahren in einem
Nürnberger Verein (Noris-Tarrasch) Mannschaftskämpfe etc. und finde es ein
Unding bzw. sehr beschämend wenn eine deutsche Mannschaft "Deutscher
Meister" wird ohne einen einzigen deutschen Spieler in der Mannschaft zu
haben.
Helmut Süß
meiner meinung nach ist der trend ok. warum? "ausländische topspieler sind für das schach insgesamt zugpferde und bereichern diesen sport gerade in unserem Land" deutsche talente sollten darum von frühester jugend beginnend von meistern geschult werden damit sie eines tages gleichfalls über unsere grenzen hinaus berühmt werden. beispielsweise einer persönlichkeit wie helmut pfleger würde solches gelingen.
hermann gosewisch
Ich sehe nicht den geringsten Sinn darin, dass eine Mannschaft deutscher Meister werden kann, ohne einen deutschen Spieler einzusetzen. M.E. sollte mindestens die Hälfte der gemeldeten Spieler die heimatliche Nationalität haben. Dies sollte aber auch für den Vereinseuropapokal gelten. Ihre aktuelle Berichterstattung zeigt doch, welch absurde Ergebnisse entstehen.
Thomas W.Falk, SV Oberursel
In der Tat keimt die Frage, ob die deutsche Liga zu
viel an ausländischem Personal beschäftigt, immer wieder auf. Die bisherige
Argumentation einiger Schachjournalisten bzw. Funktionäre ist mir aber zu
oberflächig. Stört es uns, dass ein Vishy Anand, Peter Svidler oder Luke
McShane in der Bundesliga spielen und sich in den Vereinen gut etabliert und
integriert haben? Stört es tatsächlich dass Spieler, die nicht den
Bundesadler auf dem Pass haben, sich sonst aber von uns Deutschen kaum
unterscheiden, in unserer Liga spielen?
Nein, mich stört es nicht und ich würde im falschen Land leben, wen dem so
wäre!
Mich stört es vielmehr wenn Menschen am Brett sitzen, die unsere Mentalität
und das uns bekannte Miteinander nicht akzeptieren. Mich stört es wenn
zwischen Verein und Spieler keine Beziehung heranreifen kann, weil nur der
Mammon zählt, aber die Belange und die Mühen der Vereine mit Füssen getreten
wird. Da wäre mein Ansatz zu sagen: „Nicht willkommen“, egal welcher
Abstammung.
Die Schachbundesliga e.V. ist ein Produkt was es gilt in den nächsten Jahren
so gut zu vermarkten, dass Ziele oder vielleicht sogar Visionen Wirklichkeit
werden. Dieses Produkt muss einiges leisten, damit der Kunde – oder eben
einfach nur Fan – dieses Angebot akzeptiert und „kauft“.
Attraktivität, Beziehungsmanagement zwischen Liga und Fan und eben Spieler
aus verschiedenen Nationen sind unumgängliche Zutaten einer zukünftigen
Spitzenliga. Dazu noch mindestens 4 Spieler mit deutschen Pässen wäre für
mich ein salomonischer Kompromiss.
Bernard Verfürden - Deep Chess!!! -
Meiner Meinung nach ist es kompletter Unsinn analog den Fussball Bundesliga Vereinen tw. überhaupt keine deutschen Spieler mehr einzusetzen, in Deutschland ist es diesbezüglich noch viel schlimmer als in Österreich. Deshalb ein klares Nein zu "deutschen" Vereinen mit ausnahmslos ausländischen Spielern
D. BLASL, Ternberg b. STeyr, Österreich
Ich bin für eine ausgewogene Zusammenstellung einer Mannschaft. Damit meine
ich 3 Ausländer + 5 Deutsche. Die deutschen Talente hätten so die
Möglichkeit mit spielstarken Spielern ihr Können zu messen.
H. J. Meffert